Kapitel 53

Es waren nur wenige Stunden vergangen da flog meine Gefängnistür mit einem lauten Schlag auf. Im Türrahmen stand Ava. Ein diabolisches Grinsen breitete sich über ihrem Gesicht aus.

"Wie ich erfahren musste, schaffst du es sogar von hier unten meinen Mann um den Finger zu wickeln. Er lässt dich hier wie eine kleine Prinzessin wohnen, bekommst fantastischen Essen vom Koch und dann redest du ihm noch ein wie er später mit deiner Familien umgehen soll!", brüllte sie los.

"Es geht nicht nur um meine Familie!", antwortete ich ganz ruhig, "Was denkst du was später mit deinem Bruder passiert? Oder mit dir? Er braucht dich dann nicht mehr."

Wütend funkelte Ava mich an.

"Jetzt versuchst du auch noch mich gegen Mickey aufzubringen. Dich zwischen uns drängen, bringt dir auch nichts, du Miststück!

Ihre Faust, die mit einem kräftigen Schlag in meinem Gesicht landete, erinnerte mich wieder daran, dass Michele sie zu sehr in seiner Gewalt hatte. Trotzdem versuchte ich es.

"Er wird dich umbringen, das hat er mir gesagt. Wenn er dich nicht mehr braucht, wird er sich dir entledigen, wie einer löchrigen Socke", versuchte ich meiner besten Freundin wieder Verstand einzubläuen.

"Du hast dich schon immer für was besseres gehalten, aber das hier ist sogar für dich armselig. Denkst du ernsthaft ich würde dich laufen lassen, nur weil du mir solche Lügen auftischst? Mickey liebt mich und wir werden zusammen die Nummer eins leiten. Wir werden heiraten und unsere Kinder werden noch über dich und deine bedauernswerte Familie, die wir zerstört haben, lachen."

Ein weiterer Schlag landete in meinem Gesicht. Wütend schlug ich zurück. Erschrocken über meinen heftigen Schlag taumelte Ava von mir zurück.

"Hörst du dir eigentlich selbst zu? Er liebt dich nicht! Warum nennt er mich wohl anima mia? Hast du das nie mitbekommen? Es heißt meine Seele. Er wird mich nicht umbringen. Aber dich ganz bestimmt! Er braucht dich nicht. Aber mich ganz bestimmt!", brüllte ich jetzt ihr entgegen.

Verletzt sah sie mich an. Kurz dachte ich, dass sie mir zuhörte, mich verstand und mir vielleicht sogar glaubte. Aber da lag ich falsch. Sie holte zwei mir unbekannte Wachen rein. Es mussten zwei neue sein, denn eigentlich durften die Wachen nur Michele zu mir rein lassen. Sie hielten mich an meinen Armen zurück, während Ava auf mich einprügelte, als wäre ich ihr Boxsack. 

Wie hatte ich sie nur für so viele Jahre als meine engste und beste Freundin ansehen können. Und wie hatte ich nie bemerken können, dass sie mich so sehr hasste. Das ich sie so verletzt hatte und das sie so fürchterlich über mich dachte.

Salzige Tränen liefen meine Wangen hinunter. Nicht nur durch die Schmerzen, die sich in meinem Gesicht ausbreiteten, sondern auch durch den Verlust dieser eigentlich wundervollen Freundin.

"Niemand wird dich mehr schön finden, wenn ich mit dir fertig bin", zischte Ava mir zu. Jetzt verstand ich auch warum sie mir nur ins Gesicht schlug.

"Alex meinte immer, wie hübsch du bist. Jeder meinte das immer. Aber niemand hat mich gesehen. Sondern immer nur dich. Die wunderschöne Nonne, haben dich schon die Typen an der Uni genannt. Alle wollten dich haben, aber keiner hat dich bekommen. Aber was war mit mir?", weinte Ava. 

"Niemand wollte mich. Sie wollten immer nur dich. Sogar die Typen, mit denen ich ausgegangen bin, haben immer nur nach dir gefragt", zischte sie mir, wieder wütend, zu.

"Du bist nichts besonderes. Langweilige braune Haare. Diese schwarzen Löcher, die du braune Augen nennst. Und dann deine Figur! Du bist so verdammt klein. Ein Zwerg. Aber das fanden alle sooo süß. Was soll daran bitte süß sein?", brüllte sie jetzt wie eine Irre.

Sie hatte anscheinend genug vom Gerede und schlug nur noch auf mich ein. Ich konnte mich glücklich schätzen, dass sie anscheinend so schwach war, denn bei den vielen Schlägen von einer kräftigeren Person wäre ich wahrscheinlich schon längst bewusstlos gewesen.

So aber bleib ich wach und bekam mit, wie Michele brüllend den Raum betrat.

"Was zum Teufel ist hier los?!", stieß er hervor. Ohne viel Bedenkzeit zog er seine Waffe und erschoss die beiden Wachen, die mich festhielten. Kraftlos fiel ich zu Boden. Nur mit Mühe konnte ich mich aufrappeln und beobachtete aus meiner sitzenden Position, was sich vor mir abspielte.

Gereizt packte Michele Ava an ihrer Kehle. 

"Was denkst du, was du hier tust? Habe ich dir nicht verboten hier runter zu kommen? Habe ich dir nicht gesagt, dass wir Aurora kein Haar mehr krümmen werden?! Habe ich dir nicht gesagt, wie wichtig sie für mich ist?!!", mit jeder sarkastischen Frage wurde seine Stimme immer lauter und bedrohlicher. 

"Vita mia", flüsterte ich mit rauer Stimme, um Michele von Ava abzulenken. Als hätte er sich verbrannt, ließ er meine Freundin los. Nach Luft schnappend fiel sie auf den Boden. Als ich versuchte zu sprechen durchzog mein Gesicht nur noch mehr Schmerzen.

"Anima mia, es tut mir so leid. Ich habe es versäumt dich zu beschützen. Kannst du mir verzeihen?", flüsterte Michele und strich mir dabei sanft übers verunstaltete Gesicht. Andere Wachen, die durch die Schüsse aufgeschreckt wurden, kamen in den Keller gerannt.

"Holt einen Arzt und schafft die Leichen weg!", trieb Michele seine Leute mit eiserner Stimme an. 

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Ava sich aus dem Raum schaffte. Aber in ihrem Blick konnte ich erkennen, dass ich ihrem Hass mir gegenüber nur noch angeschürt hatte. Wieder hatte ein Mann sie links liegen lassen, um zu mir zu kommen. Dass ich ihr bloß das Leben retten wollte, konnte sie in ihrer blinden Wut auf mich und das Leben an sich, gar nicht sehen. 

Ein Arzt kam auf uns zu und während Michele mich auf mein Bett legte, fing der Arzt schon an mein Gesicht abzutasten und mich zu untersuchen.

"Der Kiefer ist gebrochen und ich muss das operieren. Die Nase ist angebrochen und muss gerichtet werden. Ihr Gesicht wird noch weiter anschwellen, dass wird sie wahrscheinlich für eine Weile ihre Sicht kosten", erklärte der Arzt Michele und beachtete mich dabei gar nicht.

"Tun Sie, was Sie tun müssen", meinte Michele.

"Wissen Sie von irgendwelchen Allergien, die eine normale Betäubung unmöglich machen würden?"

Michele schüttelte nur den Kopf.

"Dann werden wir das erst überprüfen. Bringen Sie sie hoch in meinen Behandlungssaal", meinte der Arzt zu einem der Wachen.

"Ich werde mich um Ava kümmern, bis du wieder wach bist", meinte Michele. Er drückte mir noch einen Kuss auf den Haaransatz und ließ mich dann mit den Wachen und den Ärzten alleine.

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