Kapitel 40
Chris Carmack als Paolo
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Trotz allem was dagegen sprach, stand ich jetzt hinter dem Behandlungstisch. Darauf ein winselnder Mann, vom Bernardi Kartell, dem ich eine Kugel aus dem Oberschenkel entfernte. Ich wusste, es war die falsche Entscheidung, aber ich wollte den Menschen helfen. Luca und meine Familie mussten das einfach verstehen, falls sie es jemals herausfanden.
Ich war nach dem Abendessen mit meiner Familie in Lucas und meine Wohnung gefahren. Ich hatte mich nachts um kurz nach zwölf durch den Hinterausgang im Keller aus dem Haus geschlichen, hatte ein Auto von einem der Nachbarn geklaut und war zu meiner "Praxis" gefahren. Ich wusste, das es wirklich bescheuert war und ich einfach nur bescheuert war, aber dann war ich auch schon dort und musste einfach helfen. Ich hatte mir eine Waffe eingepackt, um meine eigenen Nerven zu beruhigen, auch wenn es im Ernstfall sicher nicht viel ausmachen würde.
Den sechs Verletzten und den 15 Toten zufolge waren die Gespräche mit Luca wohl nicht gerade gut gelaufen. Was mich dazu brachte, mich zu wundern, ob es Luca und seinen Männern allen gut ging oder ob mein Ehemann vielleicht auch mehr abbekommen hatte. Durch diese Gedanken fühlte ich mich nur noch elender mit meiner Tat, aber ich ließ mir nichts anmerken. Verarzte alle sechs und schickte sie wieder weg.
Noch vor sieben war ich wieder in der Wohnung. Es war ein Wunder, das niemand bemerkte, wie ich mich wieder ins Haus schlich. Noch mehr Glück hatte ich damit, dass Luca offensichtlich noch nicht wieder Zuhause war. Ich rannte förmlich ins Bad und machte mich fertig. In einer halben Stunde würde meine Schicht im Krankenhaus beginnen. Ich hoffte mein Körper würde diesen Schlafmangel einen Tag überleben.
Mein Handy, das ich hier gelassen hatte, zeigte mir eine Nachricht von Luca an, die nachts ankam, als ich schon am Arbeiten war.
Hallo meine wunderschöne Ehefrau,
Ich schaffe es heute leider nicht mehr nach Hause. Ich werde hier im Anwesen bleiben, also mach dir keine Sorgen. Wir sehen uns nach deiner Schicht.
Ich liebe dich, cara mia.
Schnell tippte ich eine Antwort in mein Handy.
Tut mir leid, das ich jetzt erst antworte. Ich habe schon geschlafen. Wir sehen uns später.
Ich liebe dich auch ❤️
Für diese ganzen Lügen würde ich definitiv noch in der Hölle landen.
Im Krankenhaus angekommen, erwartete Paolo mein Arbeitskollege mich bereits. Wir hatten uns in meiner ersten Woche kennengelernt und waren seit dem ziemlich unzertrennlich, wenn es um die Arbeit ging. Er wusste nichts über mein Privatleben. Zumindest nicht mehr als die legalen Geschäfte, wo ich studiert hatte und das ich einen Verlobten hatte. Er war ein lieber Junge und ich wollte ihn auf gar keinen Fall in mein Leben reinziehen.
"Wie geht es dem Leben-rettenden-Engel heute?", fragte Paolo grinsend.
"Habe nicht viel geschlafen. Ich bin also ziemlich erschöpft. Ich hoffe es wird ein ruhiger Tag", antwortete ich erschöpft.
"Was denn hattest du diese Nacht zu viel Spaß mit deinem Verlobten?!", zwinkerte Paolo mir schelmisch zu.
"Erstens nein. Zweitens geht dich das gar nichts an. Und drittens ist er seit gestern mein Ehemann", antwortete ich genauso breit grinsend, wie er.
"Ich dachte die Hochzeit wäre erst in zwei Wochen? Ich habe mir extra freigenommen, um da sein zu können!", antwortete Paolo verwirrt.
"Die kirchliche Hochzeit ist auch erst in zwei Wochen, aber Luca und ich hatten gestern beide frei und sind spontan zum Rathaus gefahren und haben uns standesamtlich Trauen lassen", erklärte ich die Tatsache, der Eheschließung mit einer Halbwahrheit.
"Seit wann machst du denn spontane Sachen und dann noch eine Hochzeit?", fragte Paolo kritisch. Ich zuckte nur mit den Schultern.
"Die standesamtliche Hochzeit ist uns beiden einfach nicht so wichtig. Also wieso es dann nicht einfach machen, wen wir in zwei Wochen eh kirchlich verheiratet sind. Es waren nur mein und sein bester Freund anwesend. Also wirklich eine ganz kurzfristige Angelegenheit."
"Und was hat deine Familie dazu gesagt, dass sie nicht bei deiner Hochzeit dabei waren. Auch wenn es nicht die wichtige war?", fragte mein Arbeitskollege mich herausfordernd.
"Um ehrlich zu sein, wissen die es noch gar nicht. Ich denke, die werden das nicht als eine witzige spontane Aktion ansehen", zuckte ich mit den Schultern und sah ihn dabei entschuldigend an, als würde das irgendetwas ändern.
"Du bist echt eine der seltsamsten Menschen der Welt", lachte Paolo, "Deine Familie liebt dich doch und sie wissen, dass du Luca liebst. Was werden sie schon machen? Dich oder ihn umbringen."
Gespielt lachte ich mit. Leider Gottes wusste Paolo nicht, das er so eben genau ins schwarze getroffen hatte. Mein Vater und meine Brüder mochten es überhaupt nicht, wenn etwas ohne ihr Wissen geschah. Außerdem war ich der festen Überzeugung, dass sie so etwas auch nicht zulassen würden, ohne ihr Einverständnis.
Ich versuchte mich von meinem schlechten Gewissen meiner Familie und Luca gegenüber nicht ablenken zu lassen. Aber jede Stunde mehr bei der Arbeit im Krankenhaus zehrte mehr an meiner Kraft. Zum Ende meiner Schicht war ich mir nicht einmal mehr sicher, ob es eine gute Idee war mit dem Auto zu fahren, so müde und erledigt war ich. Mir war nur all zu bewusst, wie gefährlich es war Auto zu fahren, wenn man unter Schlafentzug litt, deswegen rief ich bei meiner Familie an und ließ mich abholen.
Diego meinte, es würden ein paar Männer in einer Viertelstunde bei mir sein. Also saß ich auf einer Bank vor dem Krankenhaus und versuchte nicht im Sitzen einzuschlafen.
"Cara mia? Was machst du denn?", wurde ich von Lucas Stimme geweckt. Schlaftrunken sah ich meinen Mann an und lächelte ihm müde zu.
"Kommst du mich abholen?", fragte ich geschafft, während ich versuchte aufzustehen.
"Diego hat mich angerufen und meinte, meine Verlobte würde gerne von der Arbeit abgeholt werden. Dein Wagen wurde schon weggebracht", erklärte Luca. Er stützte mich, während wir zum Auto liefen.
"Was machst du denn? Warum bist du so müde?", fragte Luca besorgt, "Und warum denkt deine Familie wir wären bloß verlobt und wissen noch gar nicht, dass wir schon verheiratet sind."
"Ich habe nicht geschlafen, heute nacht", nuschelte ich, während ich mich an das Fenster lehnte und schon wieder dabei war, ins Land der Träume abzudriften.
"Was meinst du damit, du hättest nicht geschlafen?", fragte Luca mich gereizt, "Du hast mir doch geschrieben, du hättest schon geschlafen, als ich dir geschrieben habe."
"Hmpf", brachte ich einen umdamenhaften Laut zustande.
"Wir reden darüber, wenn du ausgeschlafen bist", murmelte Luca angesäuert.
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