72.Jonathan
Das war ein Spaß! Die Blicke der Menschen, als sie mich in Verkleidung sahen. Einfach unbeschreiblich, dieses Gefühl, sobald alle Augen auf mich gerichtet waren und die Menge mitlebt. Der halbe Faun befand sich in dem Jutesack in meiner Hand und die Farbe wusch ich in einem nahegelegenen Brunnen ab. Mit den anderen machte ich bereits vor dem Aufritt aus, dass ich noch in der Stadt bleiben würde und erst später zu unserem Lagerplatz zurückkehre, wenn ich einige Besorgungen erledigt hatte. Und das natürlich ohne Verkleidung, versteht sich.
So schlenderte ich um den Platz. Die meisten Leute waren schon gegangen aber ein Pärchen stand noch an einer Ecke. Die Frau schien etwas verärgert da sie ihren Begleiter an den Schultern rüttelte. Ich konnte ihre Gesichter noch nicht erkennen, dafür stand ich zu weit weg. Doch als sie weiter auf ihn einredete, erwachte er aus seiner Starre, schüttelte sich und lief... unserem Wagen hinterher? Nicht das ich dachte, er wolle von unserer Truppe etwas, nein es ärgerte mich nur, dass er das nun sichtlich verstörte Mädchen einfach so stehen ließ. Ich näherte mich ihr, da sie ein wenig verloren um sich blickte.
„Hallo, ... tut mir leid, wenn ich mich einmische, aber ... habt ihr euch gestritten?" erkundigte ich mich freundlich. Sie wirbelte herum. „Ach nein, ... nicht ganz. Er hatte noch etwas wichtiges zu erledigen und musste deshalb so überstürzt weg." Ihre blauen Augen und das blonde Haar, kamen mir bekannt vor, ich glaubte sie zu kennen, aber woher? Sie musterte mich ebenfalls genauer. 'Ups, handelte ich zu voreilig? Die beiden verfolgten bestimmt die Show und somit könnte sie mich ...' wie erahnt fragte sie: „Sehen Faune denn im Alltag gleich wie Menschen aus?" Ich lachte etwas verlegen und strich durch mein Haar. „Tja wie du siehst." Leugnen würde nichts bringen, ich blieb lieber so nahe an der Wahrheit wie möglich. „Irgendwie müssen wir uns schließlich tarnen", grinste ich und zwinkerte. Nun lachte sie ebenfalls.
„Kann es sein, dass wir uns schon einmal begegnet sind?" Ihre Frage kam unerwartet, aber auch ich spielte mit diesen Gedanken. „Möglich, ... warum?" gab ich zurück. „Naja, irgendwoher kommen sie mir bekannt vor, außerdem ist mein Begleiter zu Eis erstarrt, als er sie, oder besser gesagt den Faun erblickte." Ich stutzte, der junge Mann war meinetwegen so aufgewühlt gewesen? „Aber das beiseite, er benimmt sich einfach manchmal etwas eigen. Er ist eigentlich sehr aufmerksam und zuvorkommend, ... ich konnte nicht herausfinden, wieso er so reagierte. Mein Name ist übrigens Margaretha und sie sind? Oder dürfen Faune ihre Namen nicht verraten?" Ich wusste nicht genau ob sie dies als Scherz meinte, oder mich wirklich für einen dieser Ziegenviecher hielt. Jedoch tippte ich auf ersteres. „Mein Name lautet Jonathan, schön dich kennen zu lernen." Ich erkundigte mich, ob ihr die Vorstellung gefallen hatte und sie nickte zu meiner Freude begeistert.
Auf einer Seite schien sie ein wenig nervös. Ich fragte mich, ob dies vielleicht mit ihrem Begleiter zusammenhing. Er war ja nun doch schon eine Weile weg. „Sag mal wo musste dein Freund denn so eilig hin?" fragte ich nach, sie verstand es wohl ein wenig falsch und meinte: „Sehr nett, aber sie müssen nicht warten, ich möchte sie nicht ihrer Zeit berauben". „Oh Margaretha, das meinte ich nicht, es ist nett sich mit dir zu unterhalten, aber wenn es dir nichts ausmacht, würde ich lieber geduzt werden." Sie blickte erstaunt auf und kicherte. „Das ist einfach Gewohnheit, es fiel mir nicht mal auf, dass ich dich siezte." Belustigt schnaubte ich, woraufhin sie mich genauer betrachtete, dann sprach sie wohl aus, was sie dachte. „Du siehst ihm erstaunlich ähnlich, Jonathan. ... Die beinahe gleichen Augen, die markanten Gesichtszüge, der Haaransatz", murmelte sie, was mich verwirrte. Wen meinte sie? „Es ist seltsam ... selbst eure Stimmen haben winzige Gleichheiten." Nun wurde ich neugierig. „Wem sehe ich so ähnlich?" Sie schien zu überlegen, ob sie es mir preisgeben sollte, entschied sich für ja. „Meinem Begleiter. ... Er ..." Plötzlich wurden ihre Augen groß, sie schien etwas realisiert zu haben.
„Ist ihr zweiter Name Morrow? Sind sie Jonathan Morrow?" Sie fiel wieder in die Höflichkeitsform zurück, doch mehr beunruhigte mich die Tatsache, dass sie ... „Richtig, ... aber woher weißt du ...?" Sie sah mich mit ihren blau-grauen Augen ernst an. „Henry, Henry Morrow, ... sagt ihnen der Name etwas?" worauf wollte sie hinaus, natürlich gab es noch andere, die diesen Namen trugen, doch ... Plötzlich wurde mir nun alles klar. „Sagtest du Henry? Henry Morrow? So heißt dein Begleiter?" Diese Reaktion auf seinen Namen schien ihr den letzten Beweis zu geben. „Sie sind ... Du bist Jonathan Morchester, Thronfolger und ehemaliger König Englands?" erkundigte sie sich flüsternd mit zugekniffenen Augen, worauf ich erbleichte. Wer war dieser Henry Morrow? Konnte es tatsächlich sein? „Ja, aber woher ... Henry?" Sie schien zu verstehen. „Stimmt, ... du weißt ja gar nichts darüber ... Henry, ... dein Bruder ... oh nein, ist er etwa deinetwegen ...?" Sie wirkte mit einem Mal sehr aufgewühlt. „Was meinst du? Wieso ist er nicht mehr im Schloss? Und was ist er meinetwegen?" In mir stieg ein ungutes Gefühl hoch. Sie sah mich beunruhigt an. „Er ist dem Wagen hinterher ... und ich bin mir gerade nicht sicher, ob er wegen dir oder diesem Magier losrannte." Ich bekam immer mehr Fragezeichen über meinem Kopf. „David? Aber was will er von ihm?" Sie packte mich an der Hand und stürzte los. „Jetzt nicht, ...später ... er hat sie bestimmt schon eingeholt. Du musst ihm alles erklären." Verzweifelt hielt ich mit ihr mit. Was machte Henry hier? Würde er nicht allen sofort verraten, wer ich bin, ... war? David sollte es nicht auf diese Weise erfahren. Ich musste es verhindern um jeden Preis. So durfte es auf keinen Fall ans Licht kommen. Es durfte einfach nicht! Ich legte einen Zahn zu und zog somit das Mädchen hinter mir her.
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