53.Henry

Zurück in der Wäscherei nahm alles wieder seinen normalen Lauf. Kajetan und ich taten als sei nichts gewesen, jedoch probierte ich in den nächsten Wochen, immer häufiger an Björn heranzukommen. Ich musste ihn dazu bringen, mich zu einer dieser Sitzungen einzuladen, oder mitzunehmen, sonst würde ich dem König keine Beweise liefern können. Doch soviel ich mich auch bei ihm einschleimte, er tat weiter so, als würde diese Sekte, die er leitete, überhaupt nicht existieren. Und dies störte mich gewaltig, irgendwie zeigte es mir, dass er mir entweder noch nicht genug vertraute oder er einfach nicht vorhatte, einen Arbeiter seiner Fabrik einzuweihen. Langsam wurde ich ungeduldig und es kostete mich all meine Kraft, mich zurückzuhalten. 

Zum Glück hatten Kajetan und ich während dem Rückweg vom Schloss viele Kräuter gesammelt. Mit der Hilfe einer Bäuerin, die gerade dabei war, Kartoffeln zu ernten, lernten wir die verschiedensten essbaren Pflanzen kennen, und sie richtig zuzubereiten. Das war ein Segen, denn meine Leidenschaft galt schon immer dem Tee. Nun trockneten die Kräuter weit über dem Feuer des Ofens in unserer Wäschereiküche und wenn ich keinen Ausweg mehr aus meiner misslichen Lage sah, verschwand ich dort kurz, denn jetzt besaß ich wieder etwas, dass ich seit einiger Zeit schon vermisste und das meine Nerven bekanntlich beruhigte. 

„Tee?" fragte Kajetan eines Abends, als ich heißes Wasser über die Kräuter goss. „Genau, ... belebt die Sinne und beruhigt gleichzeitig den Körper", klärte ich ihn auf und reichte ihm einen der metallenen Becher, die mir der Koch zur Verfügung gestellt hatte. Letzterer sah es nicht gerne, wenn sich jemand in seinem „Reich" aufhielt, doch kniff er bei uns beiden ein Auge zu. 

Irgendwann erzählte mir der alte Mann, der schon seit Ewigkeiten für das Essen hier zuständig war von einem Mädchen, welches immer wieder Grüße an mich ausrichten ließ. Aber erst als er sich ihren Namen endlich merkte ergab alles einen Sinn für mich. Margareta verkaufte dem Koch einmal in der Woche die Lebensmittel für die Wäscherei-Küche und erkundigte sich immer nach mir. Es freute mich so sehr, zu wissen, dass es ihr gut ging und ... sie an mich dachte. Trotzdem bat ich den Koch um sein Stillschweigen über unsere Kommunikationsmöglichkeiten. 

Kajetans und meine, durch das Bleichmittel gefleckten Hände, umschlossen nun die warmen Becher und so machten wir uns auf den Weg in unseren Schlafsaal, denn dort wurden wir bereits freudig erwartet. Mary lief auf mich zu und schlang ihre Hände um meine Beine. „Henry! ... Du erzählst uns heute wieder etwas, ... oder? Bitte!" Das kleine Mädchen, sie war ungefähr acht, war mir ganz schön ans Herz gewachsen, doch nicht nur sie, eigentlich alle.
Da waren Edwin und Georgie, Zwillinge, die man jedoch schnell unterscheiden konnte, wenn man sie besser kennen lernte. Edwins Zähne waren  vorne leicht schief und Georgies Haare rötlich.
Sophie war ein wenig älter als Mary und hatte tief blaue Augen und dunkelbraune schulterlange Haare, die ich ihr gerade schnitt.
Ganz anders als Klara, die ziemlich hyperaktiv sein konnte, war Sophie ruhig und schüchtern.
Franzi verpasste ich einen Topfhaarschnitt, den er jedoch toll fand. Er meinte er sehe dadurch aus, wie ein Held aus einer der Geschichten, die ihm seine Mutter immer vorlas.
Otto, der kleine misstrauische Junge, taute mir gegen über auch schon langsam auf.
Inge kam aus dem Norden und sprach deswegen nicht so gut Englisch, dafür war sie eine kleine Künstlerin und vertraute mir an, ihr größter Traum sei es, dass ihre Gemälde in Schlössern und Burgen ausgestellt würden. Diese Kinder waren allesamt so verschieden, jeder von ihnen hatte Träume, so wie ich wollten sie hier heraus, doch keiner von ihnen war mutig und stark genug, um auszubrechen. Leonard, ein ehemaliger Straßenjunge musste sich von seiner Geliebten Hündin trennen und Björn hatte vor seinen Augen, nach einem Fluchtversuch des Burschen, das einzige Erbstück von seinem Vater, eine Karierte Schildmütze, verbrannt. Julia teilte ein ähnliches Schicksal, sie wurde von ihrer Familie verkauft, da diese sonst verhungert wären. 

Meine kleine blonde Mary aber, mit den vielen Sommersprossen um die Nase, die jedoch von der wenigen Sonne fast nicht zu sehen waren, blieb die Jüngste unter ihnen und mein besonderer Schatz. „Ja natürlich, ... aber zuerst will ich wissen ob ihr euch: umgezogen, hinter den Ohren gewaschen und eure Zähne geputzt habt." All diese Dinge versuchte ich ihnen wieder näher zu bringen und mittlerweile war es zur täglichen Routine geworden. Stolz standen sie alle vor ihren Betten, zeigten die weißen Nachthemden, die wir heimlich mitwaschen. Dasselbe galt für die Bettlaken, Decken und Polster-Bezüge und somit wurde der Schlafsaal schon bald etwas heimeliger.
Als Antwort reichte mir ein Nicken, es war spät und nun wollte ich sie nicht länger auf die Folter spannen. „Na gut, kommt in den Kreis, dann erzähl ich euch noch eine kleine Geschichte." Der „Kreis" war ganz einfach eine Decke am Boden, auf die wir uns bei solchen Vorhaben setzten. 

Fast alle kamen angelaufen, bis auf Otto, doch wusste ich aus Erfahrung, dass er in seinem Bett die Ohren spitzen würde, um zu lauschen. Mary krabbelte zusammen mit ihrem alten, mehrmals geflickten Stoffhasen „Riko" auf meinen Schoss. Ich legte meine Arme ganz sanft um ihren Oberkörper und lehnte mein Kinn vorsichtig auf ihren, von widerspenstigen Locken, umrahmten Kopf. Leonhard kroch ebenfalls an mich heran, während Franzi und Sophie sich bei Kajetan unterschmiegten. Alle Augen lagen gespannt auf mir, es tat so gut zu spüren, dass die kleine Kinderschar mir vertraute und ich, langsam aber sicher, ihre Zuneigung bekam. Es war eigenartig, fast schon familiär. Als alle bequem saßen, begann ich zu erzählen.

Tomorrowland

Once again, we engrave it

until it becomes our inalterable map of the future.Let's start walking from here.Like we always do,let's break free from the maddening monologuewhere we stood still.

Over that sky, we forgot our world;
we can head everywhere.
Again, we promise to share the same moments
in this world I don't know...
Even if nothing is left.

Nach der Geschichte trug ich Mary, die in meinen Armen eingeschlafen war, in ihr Bett und deckte sie sorgfältig zu. „Gute Nacht meine Lieben und schöne Träume", wisperte ich noch leise in die Runde und stieg selbst ins Bett. „Morgen schaffe ich es, dann wird er mir endlich in die Falle tappen", sprach ich mir gedanklich Mut zu und schloss die Augen.


Da der Saal keine richtigen Fenster besaß, sondern nur an ein paar Stellen an der Wand vergitterte Luken waren, konnten uns schlecht die Sonnenstrahlen aufwecken. Doch dies übernahm sowieso einer der Wachen, in dem er dröhnend und wohl mit größter Freude, zwei Topfdeckel aneinander schlug. „Aufstehen! Ihr faulen Lümmel!" rief er und wie vom Blitz getroffen, standen bald alle angezogen im Speisesaal. Björn machte eine anzumerken, überflüssige Runde, um zu sehen, ob alle anwesend seien. „Gut so, ihr Lumpenpack ...," höhnte er in einem übertrieben freundlichen Ton und grinste spöttisch. Da hätte ich doch beinahe wieder meine Beherrschung verloren und einen unguten Kommentar von mir gegeben, „Lumpen" nannte er uns ... Doch ich verkniff es mir. „Hop hop, ... stärkt euch und geht an eure Arbeit! Nummer 12 zu mir! Ich werde dir den heutigen Arbeitsplan mitteilen!" Natürlich hoffte ich auf mehr, er sollte mir gefälligst etwas über seine Sekte erzählen, doch blieb es unglücklicher Weise tatsächlich nur beim Tagesplan. Wie immer versuchte ich es mit untertänigster Schleimerei, vielleicht heute sogar mehr als sonst, doch ... erfolglos. ... Dachte ich zumindest.


Während ich die Kinder zu ihrer Arbeit einteilte, bekam ich auf einem Ohr mit, dass sich die Wachmänner über irgendetwas stritten. Kurz darauf mischte sich auch Björn unter die laute Auseinandersetzung und ich konnte Worte wie: „...gesehen worden? Verdacht! Einer weniger? Was jetzt?" aufschnappen. Ich spitzte so unauffällig wie möglich meine Ohren, um nur nichts zu verpassen. „Ja, verdammt, ... was machen wir jetzt? Uns fehlt ein wichtiger Posten, nicht wahr Björn?" Ich hörte wie die Ratte laut schnaubte. Er war sichtlich verärgert, als er seine Wachen anfuhr: „Wie konnte das passieren? Wir sind doch immer vorsichtig vorgegangen, damit ja nichts schiefläuft. ... Arg ... Ihr Schwachköpfe!" „Oha", sollte das nun meine Chance sein? Nach kurzem Überlegen löste ich mich von meiner Arbeit und ging auf Björn zu. „Entschuldigen sie Sir. Ich habe gerade zufällig gehört, dass irgendetwas „schiefgelaufen" ist. Betrifft es unsere Arbeit, läuft es nicht nach ihren Wünschen? Kann ich in der Sache behilflich sein?" Ich sprach so höflich wie möglich aber bestimmend, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Die Ratte drehte sich zu mir, er stand am unteren Ende der steinernen Stiegen, die aus dem Waschraum nach oben führten. Ein argwöhnischer Blick traf mich. „Misch dich nicht ein! Das ist nicht für deine Ohren bestimmt, ... verschwinde und ... halte dich da raus", schalt er mich und winkte mir wieder zur Arbeit zurück zu kehren. Enttäuscht drehte ich mich um. Doch ich war erst wenige Meter weit gekommen, da rief Björn plötzlich: „Ach was solls, ... Henry! ... Hierher! Ich hab eine wichtige Aufgabe für dich." Endlich! Es war so weit!

Er nahm mich beiseite, nachdem ich den Kindern noch schnell ihre weiteren Aufgaben zurief. Dann folgte ich dem Wäscherei-Besitzer, angespannt. Was nun wohl auf mich zukommen würde? Um Björn nicht zu zeigen, dass ich wusste um was er mich bitten wollte, verhielt ich mich still. Wir bogen um einige Ecken, durchquerten den Speisesaal und hielten schließlich im langen Flur zum Eingang. „So Henry", er stand mir gegenüber und fixierte mich. „Was ich dir jetzt erzähle, musst du für dich behalten, oder sonst ... egal. ... Stell keine blöden Fragen, mach einfach das, was ich dir sage." Ich nickte gehorsam, als er mir einen schwarzen Mantel reichte, der mir viel zu groß war und einen Hut. „Wir reiten in die Stadt", waren seine letzten Worte. Er schien es sehr eilig zu haben, da er mich ganz schön antrieb.

So standen wir schon wenige Minuten darauf vor dem schweren Eisentor. Mein Herz schlug wie wild, nun ging es aufs Ganze, ich war mir sicher es ging um ein verbotenes Treffen seiner Sekte. Es konnte nichts anderes sein. Es durfte nicht! Ich wollte das Ganze hinter mich bringen. Wenn ich jetzt die Nerven verlieren würde, wäre womöglich alles umsonst gewesen.
Die Ratte ging hinter die Wäscherei, wo sich eine kleine Koppel befand. Vier Pferde grasten gemütlich im Sonnenschein, man konnte wirklich nicht sagen, dass die Tiere ungepflegt aussahen. Nein, im Gegenteil. Dies war Björn sehr wichtig, sein Ansehen bei den Leuten hielt erste Priorität. „Du kannst vermutlich reiten? Nachdem ich dich bei einem Bauern geholt habe ... solltest du", meinte er nebenbei. Hatte ich überhaupt eine Wahl? Tatsächlich konnte ich reiten, jedoch nicht wirklich gut. Noah versuchte es mir damals besser beizubringen, aber das Pferd, auf dem ich es probierte, hatte eine Abneigung zu mir, weshalb diese grandiose Idee, nicht gerade "grandios" in einem Graben endete...
Björns Pferde hingegen waren ruhige, gehorsame Tiere, um die ich mich auch immer wieder kümmern musste, darum auch meine Zuversicht, nicht ganz so verkehrt im Sattel zu sitzen. Der Anführer schwang sich lässig auf den stattlichen Araber, den die Kinder „Sir" nannten und für mich war die weiß-schwarz gefleckte Andalusier-Stute „Ashley" vorgesehen. Sie bekam ihren Namen, da die winzig kleinen schwarzen Flecken irgendwie an eine Asche-Flocken erinnerten.
Erneut trieb Björn zur Eile und ich bemühte mich so schnell wie nur möglich seinen Anordnungen nach zu kommen. 

Wir ritten den Pfad am Feld entlang, durch welches ich vor geraumer Zeit geflohen war, bis zur Stadt. Erstaunlicher Weise lies sich Ashley gut reiten und zeigte mir so, dass ich kein hoffnungsloser Fall in dieser Disziplin zu sein schien. Als wir die Stadtmauer erreichten, wagte ich es eine Frage zu stellen. „Sir, ... was ist denn nun meine Aufgabe?" Darauf, wie geahnt, folgte keine Antwort, sondern nur ein grimmiges Schnauben. Konnte ich diesem Sturkopf gar nichts entlocken? Erst als wir das Häuschen erreichten wandte er sich an mich. „Nochmals Henry, dies hier ist eine äußerst wichtige Angelegenheit, kein Wort, zu niemandem! Klar?" wieder nickte ich gehorsam und folgte ihm in das Gebäude, bei welchem ich vor Monaten durch die Fenster spähte. 

Drinnen erwartete mich eigentlich nichts ungewöhnliches, nur ein dunkler steinerner Gang, in dem an den Seiten zwei Metallgerüste als Kleiderhaken angebracht waren. Durch eine Tür konnte ich Stimmen vernehmen und wollte schon darauf zusteuern, doch Björn machte mir einen Strich durch die Rechnung. „Nichts da, für heute stehst du hier draußen und hältst Wache."

Ich wollte es erst nicht glauben, aber ... es war so. Ab und an lauschte ich an der Tür, doch ohne ein Bild dazu, machten die aufzuschnappenden Wortfetzen nicht wirklich etwas her. Ich fluchte leise ... aber zumindest wusste ich nun ziemlich sicher, dass sie großteils hier ihre Versammlungen abhielten und, dass die Treffen höchstwahrscheinlich immer an einem Freitag, wie es heute einer war, stattfanden. Viel war es nicht, denn was wir für die Verhaftung Björns und seiner Sippschaft brauchten waren: Beweise!

Damn, sorry for not updating, ich bin leicht gestresst hier fertig zu werden. bis zum Schulstart sollte das Buch in Druck gehen XD Gott sei dank bin ich mit dem Handgeschriebenen schon fast fertig, aber das was hier auf Wattpad ist, tja, die Hälfte bisher... XD

Danke fürs Lesen 

Tsuna-saw-ada

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