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,,Ist das Mädchen nicht etwas zu alt dafür?"
Eine Frage, die Simone oft hört. Verständlicherweise. Sie sitzt auf einer Schaukel auf einem Kinderspielplatz mitten im Central Park. Die war heute nur zufällig dort. Normalerweise fuhr Simone nie soweit weg von zu Hause. Doch heute war es besonders schlimm. Ihre Mutter brüllte sie zu Hause an, schmiss Sachen nach ihr und versuchte sie zu schlagen. Und das nur, weil sie zu viel Schulter zeigte. Nur dass es heiß war und es mitten im Sommer ist, daran wollte ihre Mutter gar nicht denken. Sie wollte nicht an die guten Dinge an ihrer Tochter denken. Nein, sie wollte nur das Schlechte in ihr sehen. Ihre Fehler, die wollte sie sehen. Und nur die. Sonst nichts. Nur ihre Fehler...
Simone bemerkte nicht, wie ihr Tränen die Wangen über die Wangen liefen und ihr Gesicht mit einer salzigen Kruste bedeckten. Sie merkte nur, wie sie zerbrach. Langsam aber sicher zerbricht ihre Seele, ihr Herz, in tausend Stücke. Ihre Identität, nicht existent. Nur ihr Schmerz definiert sie in den Moment. Sonst nichts.
Das Mädchen überlegte, was sie nun tun konnte. Sie war ja nicht oft dort wo sie jetzt war. Also warum nicht ausnutzen? Sie schaute in ihre Tasche und stellte fest, dass sie etwas Bargeld sowie ihre Kreditkarte zur Verfügung hatte. Warum hatte sie eine Kreditkarte? Ihre Eltern waren zwar der Grund für ihren Schmerz, aber reich, wodurch sie ihr diese zahlen. Mit einem leichten Lächeln im Gesicht sprang sie von der Schaukel und ging durch die Stadt. Gespannt beobachtete sie den Trubel der Menschen. Wie sehr sie gestresst waren und sich durch die Menschenmenge drängten. Simone ließ sich gemütlich treiben. Wozu die Eile? Es war erst drei Uhr nachmittags und sie musste morgen nicht früh raus. Zwar hatte sie Schule, jedoch fielen die ersten beiden Stunden aus, was mehr Schlaf für die Schüler bedeutete.
Simone blieb vor einem Laden stehen. Es war ein Friseursalon. Sie überlegte. Was sollte sie sich machen lassen? Haare schneiden, oder färben oder beides. Sie überlegte lange, hatte aber noch immer keine Ahnung. Dann schließlich entschied sie sich.
Entschlossen trat sie ein und eine junge Dame mit kurzen, linken Haaren ging auf sie zu.
,,Guten Tag, haben Sie einen Termin?", fragte sie freundlich. Simone schüttelte bloß den Kopf und entgegnete, ob man sich die Haare machen lassen könnte, obwohl man keinen Termin hatte. Die junge Frau nickte und wies sie zu einem freien Stuhl am Ende des Raumes. Der Duft von Shampoo und Haarfarbe hing in der Luft, was sie eher als angenehm als als störend empfand.
,,Was darf es den sein?"
Simone überlegte. Was wollte sie eigentlich? Einen Sidecute? Oder doch nur Haare färben? Sie wusste es nicht. Nach gefühlten Minuten meinte sie schließlich:,, Überraschen Sie mich, bitte."
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