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Simone sitzt im warmen Klassenzimmer. Die Sonne scheint auf ihre Mappe voller Notizen. Das Mädchen versucht sich einigermaßen auf den Unterricht zu konzentrieren, jedoch missfällt es ihr. Sei es der Lehrer, der das langweiligste Fach unterrichtet oder einfach die Sonne, die sie blendet. Die Tatsache ist, sie kann sich nicht konzentrieren. Wie sooft nicht.

Und wie sooft denkt sie an jemanden. Sie denkt an diese eine, spezielle Person. Diese eine Person, die ihr Herz höher schlagen lässt, diese eine Person, die sie nicht klar denken lässt. Diese eine Person, die ihre Worte wie wirres Geschwafel klingen lässt. Diese Person, die sie nervös macht.

Nun würde jeder fragen, wer der Glückliche sei. Doch wer sagt, dass es ein Er ist? Wer sagt, dass es ein Junge ist? Die Gesellschaft. Die Gesellschaft bestimmt mehr oder weniger unseren Partner. Unsere Liebe. Zwar unbewusst, doch sie tut es. Und es macht schreckliche Sachen, mit den Menschen, die nicht so denken. Es lässt sie denken, sie wären anders. Sie wären seltsam.

Sie denken, sie wären falsch

Falsch. Das denkt sich Simone die ganze Zeit. Es ist falsch an diese Person zu denken. Es ist falsch überhaupt daran zu denken. Es ist nicht echt. Es ist falsch. Diese Gefühle sind falsch.
Alles ist falsch.

Einfach alles

Diese Gefühle, dieses Denken und dieser Wunsch. Es ist unmenschlich. Nicht echt. Nicht wirklich. Es ist nur Wunschdenken.

Das sagen sie ihr.

,,Solche Gefühle sind nicht echt!", oder :,, Werd' erwachsen! Wenn du erst den richtigen Mann gefunden hast, wirst du erkennen, dass du nur Scheiße redest!"

Sowas hört sie oft. Von ihrer Famile und von ihren Freunden. Ihren wenigen Freunden. Und von ihrer Familie. Von denen war wiederum genug vorhanden. Zu viel, ihrer Ansicht nach. Bei jeder Familienfeier fühlte sich Simone wie in einem Dorf. Jeder wusste über jeden Bescheid. Seine tiefsten Geheimnisse und Gedanken. Die sehnsüchtigsten Wünsche und die größten Ängste. Gefühlt jeder aus ihrer Familie wusste von ihrer größten Angst Bescheid, auch wenn sie mit niemanden darüber geredet hatte.

Doch was war ihre größte Angst? War es die Wahrheit? Die Wahrheit über ihre Gefühle? Über ihr Leben? Über ihre Identität? Oder war es die Wahrheit über alles? Die Wahrheit über all die Lügen, welche sie jemals erzählt hatte. Über all die Lügen, die sie erfunden hatte?

Sei es über die erfundene Dates oder die nicht existierenden Beziehungen in ihrer Vergangenheit. Sogar über ihre Jungfräulichkeit. Alles nur um nicht aufzufallen. Nur um dazuzugehören...

Und doch bereut sie jede einzelne dieser Lügen. Sie wird von vielen als "Schlampe" oder "Bitch" bezeichnet. Überwiegend Jungs. Warum sie das tun? Ob es Neid ist? Neid gegenüber den erfundenen Jungs aus den erfundenen Beziehungen oder einfach nur Nichts. Sie weiß es nicht. Aber es verletzt sie. Warum wird sie so genannt? Nur weil sie ihr erstes Mal schon angeblich hatte? Sie wüsste es gerne. Doch davon kann sie nur träumen. Wie von so vieles...

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