Feigen sind süß

„Nein." ist ganz klar deine Antwort.

***

"In welchem Jahr leben wir denn, dass meine Mutter denkt, sie könne mich verheiraten mit einem einfach so dahergelaufenen Typ, den ich nicht einmal kenne? 1500?" Du knirschst mit deinen Zähnen.

Evelyn starrt dich undurchdringlich an: "Sie wusste, dass du nicht so überzeugt von der Ehe-Idee sein würdest und wollte dich deswegen über Weihnachten zu sich holen, damit du ihn erstmal kennen lernen kannst. Sie will viel mit dir besprechen."

Du fängst an zu lachen: „Ohh, da gibt es einiges zu Besprechen! Das ist doch ein schlechter Witz, oder? Über Weihnachten bin ich bei meiner Schwester Misu."
Evelyn lächelt: „Was das angeht, bin ich mir nicht ganz sicher, aber ich glaube sie meinte, dass Familie so vereint sein soll, wie früher. Ich gehe mal davon aus, dass sie ebenfalls mitkommen soll.
Sie hat mich also größtenteils darum gebeten dir die Flugtickets zu geben, weil sie wusste, dass ich sowieso in der Stadt sein würde und dadurch, dass es zwei sind muss deine Schwester ja mitkommen." Sie fischt kurz in ihrer Tasche und streckt dir einen Briefumschlag entgegen denn du widerwillig annimmst.

„Ich danke dir, dass du dir die Zeit dafür genommen hast, aber das hättest du wirklich nicht tun müssen. Meine Mutter verlangt manchmal echt viel."
Sie schaut ungeduldig auf ihre Uhr: „Ich weiß, aber wir sind schließlich schon lange befreundet und da sind auch größere Gefallen mal in Ordnung. Es war mir eine Freude dich mal kennenzulernen y/n, sonst kenne ich dich nur von Kinderfotos, aber ich muss jetzt leider los." Ihr verabschiedet euch voneinander und du schlenderst zurück zu deinen zwei Homies. Die Tickets sind in deiner Tasche gut aufgehoben, aber du weißt ganz genau, dass es noch Streit geben wird.

...

„Heiraten?" Jesses Mund steht unglaublich weit offen, was seinen Schock unterstreicht.
„Das darf doch nicht wahr sein." Fügt er noch hinzu und fährt sich durch die Haare.

Yoongi sagt zu dem Thema an sich nicht viel und ist ungewöhnlich still, nur Jesse spricht aus, was er denkt.
„Unglaublich oder? Ich meine.. Wie kommt sie darauf? Bestimmt war es wieder ihr Buchclub, der ihr das eingeredet hat!" Du stampft wütend auf den Boden, Jesse lacht und das ist dann auch seine einzige Reaktion.

Du kannst es allerdings kaum abwarten zu hören, was Misu dazu sagen wird.

Trotz dieser Katastrophe kannst du dich ziemlich gut auf das konzentrieren, was man Unterricht nennt. Zum Glück sind deine Gedanken auch wenn nur für eine kurze Periode nicht bei Jungkook.

Gerade als der Dozent die letzte Folie seiner Präsentation aufruft beschließt du Jesse in der Mittagspause von dem 'grauen Kätzchen' zu erzählen und ihn in den Plan mit einzubinden.

Yoongi sitzt neben dir und du folgst seinem Blick, der abwechselnd zwischen dem Professor und seinen Notizen hin und her springt.
Er bemerkt, die du ihn anschaust und lächelt über deine verträumte Art.

Die Zeit schleicht voran und halb gelangweilt folgst du dem, was vorne auf dem Smartboard passiert.
Endlich, Mittagspause.

Jetzt könntest du Jesse von dem grauen Kätzchen überzeugen, dann wäre das auch endlich geklärt.
Zusammen mit Yoongi spaziert ihr als einer der Ersten aus dem Raum und lauft zum Foyer, wo Jesse schon wie verabredet auf euch wartet.
Er steht am Rand und hält seinen über nur eine Schulter gelehnten Rucksack mit seiner recht Hand fest und mit der linken singt er euch zu.
Seine schwarzen Haare liegen ein wenig wild auf seiner Stirn, aber schlecht aussehen tut es nicht.

„Leute, da seid ihr ja!" Er geht euch entgegen: „Jimin ist mir begegnet !! Er hat mir unauffällig zugelächelt. Ist das nicht nice?" Zuckersüß grinst er vom einem Ohr zum anderen.

Ihr setzt euch direkt hier im Foyer an einen freien Tisch und du packst das Frühstück aus, welches Yoongi für dich gemacht hat. „Jesse, wir müssen dir was erzählen. Weißt du es gibt da, oh wow..." du hörst augenblicklich als du den liebevoll verpackten Inhalt deiner Dose erblickst.
Yoongi hatte dir mini Sandwiches mit Feigenmarmelade gemacht und aus Kiwis kleine Herzchen geschnitzt, die neben den Broten liegen. „Ist das süüß!!" Aufgeregt holst du vorsichtig eins der kleinen Feigensandwiches heraus und beißt ein Drittel ab.
„Die sind super, danke Yoongi!" Du lächelst ihn mit deinem besten Lächeln an und dein Kumpel grinst in dich hinein. Noch überraschter bist du, als du siehst, dass seine Brotdose ganz normal aussieht.

Er hat sich die Mühe also ganz für dich allein gemacht!

„Was wolltest du mir erzählen?" Jesse holt dich aus deinem Genuss der honigsüßen Feige heraus. „Ah ja..." sagst du und fängst an ihm alles zu erzählen. Hin und wieder naschst du von deinem Luxus-Frühstück.

„Graues Kätzchen? Da bist sicher du drauf gekommen!" Er lacht in deine Richtung und deine Wangen nehmen eine leicht rosa Färbung an. „Der Name ist gar nicht so schlecht!"
Er schnippst dir gegen die Stirn und mit einem leisen „aua" hältst du dir die Hand an die pochende Stelle. „Auch wenn's absurd ist, ich mach mit!" Ohne zu zögern verzeihst du ihm das Schnipsen und freust dich über deine Zusage. Yoongi holt sein Handy heraus und macht heimlich ein Foto von euch, wie ihr herumtollt.

Auf dem Heimweg steckst dir die Kopfhörer in die Ohren und stellst die Lautstärke auf Maximum. Nur wenn du Musik hörst, kannst du mal richtig abschalten. Es ist einfach wie eine Reise in eine komplett andere Welt ohne Probleme und Stress. An diesem weit entfernten Ort gibt es nur pure Emotionen und tiefe Gefühle.

Wie gerne du dorthin reist.

Du sitzt gerade im Bus und starrst, der Musik lauschend, durchs Fenster.

Du willst noch nicht nach Hause.
Zwar hast du bereits 4 verpasste Anrufe von deiner Schwester und ein wenig Kopfschmerzen, aber du hast beschlossen bei der nächsten Haltestelle auszusteigen und dir was zu Essen holen, bevor du nachhause laufen würdest.

Da du in der nächsten halben Stunde keinen weiteren Anruf bekommst, kann es ja auch nicht wichtiges gewesen sein. Misu weiß sich wohl selber zu helfen.

Schlendernd läufst du die Straße hinab mit der Takeaway-Tüte in deiner rechten Hand. Spielerisch schwingst du sie leicht und im Takt zu der Musik, hin und her. Die Autos zu deiner linken kommen nur stockend voran und da bist selbst du als Fußgänger schneller, als sie.

Heute hast du dich vielleicht ein wenig zu kalt angezogen, denn obwohl du die Jacke komplett zu gemacht hast, frierst du ein wenig.

Du kannst schon die kleine Straße sehen, in die du einbiegen musst, um zu deiner Wohnung zu kommen. Mit einem blick nach rechts und links läufts du hastig über die Straße und folgst dem richtigen Weg.

Auf der linken Seite erblickst du einen kleinen Spielplatz mit zwei Schaukeln, der gerade aber ziemlich verlassen ausschaut. Durch die Winterkälte ist kaum ein Kind willig draußen zu spielen. Es wird schon langsam dunkel, denn die Dämmerung bricht an.

Mit jetzt schon leicht gefrorenen Füßen tappst du zu dem Hauseingang, gibst den Code ein und schleifst dich ein wenig müde zum Aufzug.
Deine Schritte hallen in dem leeren Raum wieder, aber das kriegst du nicht mit.
Du hebst die Tüte an, sodass du sie nun im Arm hältst und steigst in den Aufzug.

Kurze Zeit später stehst du nun in deinem Flur „Ich bin zuhause." rufst du, während du die schwere Tür hinter dir schließt.

Es sieht noch schlimmer in deiner Wohnung aus, als heute morgen. Misu hat rein gar nichts aufgeräumt, eher es unordentlicher gemacht. Du packst deine Kopfhörer weg.

Sie hüpft aus deinem Schlafzimmer heraus, freut sich über deine Ankunft: „Hey, du hat Essen. Wie viel Schulde ich dir?"
Sie nimmt dir die Tüte aus der Hand und stellt sie auf den Tisch, damit ihr gemeinsam essen könnt. Rasch ziehst du Schuhe und Jacke auf, hängst sie auf und stellst deinen Rucksack ab.
„Schon gut, du musst mir nichts zahlen."

Noch ein wenig verträumt holst du das Besteck aus einer Küchenschublade und setzt dich zu ihr. Sie watet schon ungeduldig am Tisch auf dich.

„Wir müssen reden." Sagst du ernst, während sie packt alles aus: „Was ist passiert? Liegt es an der Unordnung? Tut mir leid, ich.." Du stehst auf und holst deine Tasche. Sie stockt, etwas überrascht.
„Sag schon. Ich mach mir Sorgen."

Wortlos legst du den weißen und nicht zerknitterten Umschlag vor sie.
„Was ist das?"
Mit zitternden Händen öffnet sie den Umschlag. Ihr Gesichtsausdruck verändert sich von ängstlich in verwundert und dabei wandert ihr Blick von den Tickets zu dir:

„Mama will, dass wir über Weihnachten zu ihr fliegen." Erklärst du knapp.

Sie runzelt die Stirn: „Warum? Und woher hast du die Tickets? Da steht nicht einmal dein Name drauf."
Du packst das Jajangmyeon (das sind Weizennudeln mit einer schwarzen Sojabohnenpaste) aus und schiebst dir etwas davon mit den Stäbchen in den Mund:

„Sie will, dass ich einen Typen heirate, den sie kennengelernt hat." Du betonst das 'den sie kennengelernt hat' sehr stark.

Misu fängt an zu husten: „BITTE WAS?!"

Du fängst an ihr von dem Gespräch mit Evelyn zu erzählen und Misu kriegt die Krise...

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