Kapitel 4

Hope's Sicht

Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, begann ich nachzudenken. Lucius war jahrelang weg gewesen, ohne sich zu melden und trotzdem fühlte es sich fast so an wie damals. Wir hatten uns beide auf die eine oder andere Art und Weise verändert und doch waren wir auf eine Art verbunden,die keiner von uns erklären konnte. Lucius war neben meinem Bruder Alec mein engster Vertrauter gewesen. Um so schlimmer war es für mich, als er dann von heut auf morgen seine Sachen packte und ohne ein weiteres Wort ging. Als sich dann auch noch Alec abwandte,beziehungsweise versuchte mich zu töten, war ich alleine. Ab da zog ich mich immer mehr zurück und versuchte so viele Aufträge wie nur möglich anzunehmen, um nicht nachdenken zu müssen. Das klappte auch immer wunderbar. Nur Nachts kamen die Erinnerungen und drohten mich in ein tiefes Loch zu stoßen, aus dem ich nur schwer wieder raus kommen würde. Auch jetzt holten die Erinnerungen mich ein. Als ich noch klein war, war alles so einfach gewesen. Alec war noch da und kümmerte sich um mich, wie um eine kleine Prinzessin. Wir spielten stundenlang dumme Spiele und lachten. Gott ! Das war schön. Wieder so sorglos sein wie ein kleines Kind. Ja, das wäre schön. Nur bist du kein kleines Kind mehr. Du bist erwachsen und musst dich dem Ganzen stellen ! Ja die nette kleine Stimme in meinem Kopf hatte Recht, doch das hieß nicht, dass ich mich dem jetzt stellen musste. Ich würde mich damit schon irgendwann befassen. Ja irgendwann klingt doch gut. Wieder schweiften meine Gedanken ab, so das ich nicht mal merkte wie sich mir jemand mit langsamen Schritten näherte. Erst als er direkt vor mir stand, bemerkte ich Lucius. Mist! Ich war doch sonst nicht so unaufmerksam. Vor allem jetzt konnte ich es mir überhaupt nicht leisten unachtsam zu sein. Und trotzdem bist du es ! Jaja danke kleine nette Stimme, das habe ich auch bemerkt. Lucius schien meine Abwesenheit bemerkt zu haben, schien aber selber auch nicht wirklich da zu sein. Ich lächelte und schaute ihn fragend an. „Warum verdammt redest du nicht mit mir?", platzte es aus ihm heraus.Ich stockte. Hatte Crimson etwa mit ihm über Alec und den Tötungsbefehl geredet ? Natürlich hat er das du Dummtorte ! Du wolltest dir ja nicht helfen lassen und hast niemanden an dich ran gelassen ! Nein! Das durfte nicht wahr sein ! Ich wollte nur noch so schnell wie möglich hier weg, nur schien Lucius etwas dagegen zu haben, denn erhielt mich fest und brüllte mich an. „Rede verdammt nochmal mit mir Hope!" Meine Augen fingen an verräterisch zu brennen. Ich wollte seine Hilfe ja, nur wollte ich sie auf der anderen Seite eben auch nicht. Alec war schließlich mein Bruder. Er war das letzte bisschen Familie was mir geblieben war. Ich konnte doch nicht zulassen, dass ihn irgendjemand einfach umbrachte. Mein Arm begann unter Lucius Griff zu schmerzen und bevor er sich versah, riss ich mich von ihm los und stürmte aus der Gilde. Draußen holte ich einmal tief Luft und rannte nachhause. Ich wusste das er höchstwahrscheinlich dort auftauchen würde wenn er sich ein wenig beruhigt hatte, doch das war mir egal. Das bisschen Ruhe was ich bis dahin haben würde, würde reichen um mich wieder zusammen zu reißen und nicht unter dem Druck zusammenzubrechen. Zuhause angekommen war ich unglaublich wütend. Ich war wütend auf Crimson, weil er Lucius alles erzählt hatte, auf Lucius und auf mich. Ich beschloss mir meinen Boxsack zu schnappen und wie eine Verrückte auf diesen einzuschlagen. Schnell zog ich mir eine Hotpants und meine Boxhandschuhe an und fing an auf den Boxsack einzuschlagen. Mit jedem Schlag spürte ich wie meine Wut immer mehr verblasste und ich ruhiger wurde. Nach einer halben Stunde fühlte mich um einiges besser und beschloss noch einmal duschen zu gehen. Ich genoss das warme Wasser auf meiner Haut und schloss ein wenig müde die Augen. Warum konnte nicht alles einfacher sein ? Weil dein Leben noch nie einfach war. Du warst noch nie einfach.Ich seufzte. Wiedermal hatte die Stimme recht. Mein Leben war noch nie einfach. Aber ich hatte gelernt mich da durch zu kämpfen und nur dank diesen Dingen bin ich so stark geworden. Fertig mit duschen, zog ich mir neue Unterwäsche,eine bequeme Hose und einen weiten Pulli an und setzte mich aufs Sofa zu Sora. Wenigstens eine die mich verstand.Auch wenn ich mir sicher war, das auch sie sobald ich in Gefahr wäre,nicht mehr auf mich hören würde. Langsam strich ich ihr durch ihr graues Fell und genoss die Ruhe, bis die Klingel mich aus meinen Gedanken riss.

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