chicken mit schokosauce?


Nach meiner letzten Stunde konnte ich es irgendwie kaum erwarten zum Schultor zu kommen. Keine Ahnung was mit mir los war, aber sogar Zayn fiel es auf.

„Alter, was ist denn los mit dir?", fragte er, als ich beim Versuch mein Federmäppchen einzupacken zum zweiten Mal meinen Stuhl umkippte.

„Weiß nicht", antwortete ich knapp.

„Hat es was mit Harry zu tun?", fragte Zayn. „Du hast doch nach der Stunde heute morgen mit ihm gesprochen, oder?"

„Bro, nicht alles hat was mit Styles zu tun, okay?" Ich sah ihn nur kurz an, dann schulterte ich meinen Rucksack. Keine Ahnung, warum ich es Zayn nicht sagte. Aber irgendwie...wollte ich nicht. Warum auch immer, er erfuhr schließlich immer von all meinen Jungsgeschichten. Ich hatte ihm noch nie irgendwas verheimlicht. Aber irgendwie wollte ich ihm nicht erzählen, dass ich mich jetzt mit Harry traf.

Vielleicht...aber wirklich nur ganz vielleicht...weil es keine meiner normalen Jungsgeschichten war und ich das irgendwie tief in mir drin schon spürte.

Vielleicht aber auch einfach nur aus Lust und Laune.

„Bis morgen, Bro." Ich grinste Zayn zu und verließ den Raum. Er würde jetzt eh noch zum Cheerleader Training seiner Freundin gehen, von daher bestand keine Gefahr, dass er mich mit Harry am Tor sehen würde.

„Ja, bis morgen", meinte Zayn, aber man konnte seiner Stimme anhören, dass er sehr skeptisch war.

Ich verließ den Raum und hüpfte gut gelaunt die Stufen runter. Ich war absolut übermütig und ich hatte absolut keine Ahnung warum. Aber wirklich stören tat es mich nicht.

Ich folgte dem Schülerstrom und sah Harry tatsächlich schon von Weitem am Tor stehen. Aber nicht alleine. Er stand dort zusammen mit drei Mädchen, die ich alle nur von hinten sah.

Ich runzelte die Stirn und lief auf ihn zu. Dann erkannte ich eins der Mädchen, da sie ihre Haare über ihre Schulter warf.

Kendall Jenner. Das absolut dümmste Dummbrot auf dem Planeten. Also...das war jetzt nicht böse gemeint, sie war eigentlich echt nett, nur...war sie halt einfach wirklich nicht so schlau.

Also...echt nicht.

Und dass sie sich mit Harry unterhielt gefiel mir nicht. Vor allem wenn sie dabei so offensichtlich flirtete. Es gefiel mir echt gar nicht.

Je näher ich zu ihnen kam, desto mehr konnte ich sehen wie breit Harry lächelte während er mit den Mädchen redete. Eine von ihnen hatte wohl etwas lustiges gesagt, denn Harry begann zu lachen und es war so laut, dass es bis zu mir rüberschallte.

Fuck, er sah so absolut heiß aus. Er hatte wieder die Boots von gestern an und dazu einfach schwarze Skinny Jeans. Und ein weißes Hemd, die obersten drei Knöpfe offen.

Man hätte die Szene jetzt, wie er da so stand und lachte, einfach in Zeitlupe abspielen und kitschige Musik drunterlegen können und es wäre die absolut beste romantische Komödie jemals gewesen.

Für dieses Gedanken hätte ich mich schlagen können.

Ich kam bei den vier an und blieb dann hinter den Mädchen stehen.

Harrys Blick landete auf mir und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Okay, Ladies, wir sehen uns morgen. Selena schreib mir nochmal wegen des Projektes in Bio, ja? Und Kendall richte deiner Mutter aus, dass ich das gerne gemacht habe. Ich muss jetzt los, man wartet auf mich." Beim letzten Satz warf er mir einen verschmitzten Blick zu, dann umarmte er Kendall, Selena und das dritte Mädchen, das ich nicht kannte, die aber genau so umwerfend aussah, wie die anderen beiden, jeweils und trat zu mir.

„Können wir?"

„Klar", sagte ich leicht verstimmt und kämpfte gegen den Drang an zu lächeln. Sein Blick war einfach so ehrlich und seine Augen strahlten wieder so, dass ich irgendwie lächeln musste.

„Louis?", fragte jetzt Selena überrascht und auch Kendall und die Dritte starrten uns an.

„Ja. Richtig", antwortete ich knapp, griff Harry dann am Arm und zog ihn mit mir, weg von diesem Hühnern.

Hm. Sowas hatte ich noch nie über Mädchen gedacht. Eigentlich kam ich richtig gut mit allen Mädchen klar, mit Selena zum Beispiel hatte ich Chemie und wir verstanden uns super, und sogar mit Kendall hatte ich absolut kein Problem, wir sahen uns öfter mal auf Partys, aber irgendwie mochte ich alle drei in diesem Moment nicht.

Und ich wurde den Gedanken nicht los, dass es was damit zu tun hatte, dass sie mit Harry geredet hatten.

Aber ich verdrängte ihn einfach ganz geschickt.

„Wohin gehen wir denn?", fragte Harry jetzt und sah mich interessiert an.

Oh Mist, darauf hatte ich noch nicht mal geachtet, ich war nur darauf fixiert gewesen ihn so schnell wie möglich da wegzuzerren.

„Ähm. Keine Ahnung. Wo wollen wir denn hin?", fragte ich ihn. „Hast du Hunger?"

Harry zuckte mit den Schultern. „Ein bisschen."

„Dann lass uns zu KFC, das ist hier doch in der Nähe."

„Okay." Harry lächelte mir zu und irgendwie fesselte mich sein Blick so sehr, dass ich fast gegen eine Straßenlaterne lief. Ich konnte gerade noch so ausweichen.

Himmel, was war denn los mit mir?

„Also", begann Harry, er hatte mein Straßenlaternendilemma zum Glück nicht mitbekommen. „Inwiefern wolltest du unser glorreiches Gespräch denn weiterführen?"

Ich zuckte die Schultern. „Keine Ahnung, ich bin da eigentlich eher einer Intuition gefolgt..."

„Einer Intuition?" Er runzelte belustigt die Stirn.

Ich zuckte wieder mit den Schultern. „Ja?"

„Hm. Okay." Stille. Normalerweise war ich fast genervt, wenn die Typen so viel reden wollten und sich kennenlernen sollten, aber diese Stille machte mich irgendwie fertig.

„Wo waren wir denn stehen geblieben? Also...in etwa?", fragte ich dann und fixierte einfach weiterhin den Fußboden. Harrys Anblick lenkte mich sonst zu sehr ab.

„Keine Ahnung...ich glaube ich hatte mir einen kleinen Scherz erlaubt." Ich konnte sein Grinsen hören.

„Wow. Und daraus folgt?"

„Ach keine Ahnung, Louis. Du wolltest das hier."

Da hatte er leider Recht. Auch wenn ich nicht wusste warum.

„Hm. Dann erzähl mir nochmal was über Shakespeare."

Er runzelte die Stirn. „Warum?"

„Keine Ahnung, du weißt so viel darüber."

„Ja, aber...auch nicht so viel mehr, als das was wir eben in Englisch besprochen haben. Wir haben uns schließlich zwei Stunden damit befasst."

„Hm."

„Okay. Du bist ja offensichtlich nicht so erfahren darin Konversationen am Laufen zu halten, oder anzufangen, also spielen wir einfach ein Spiel."

„Was?" Verwirrt sah ich ihn an. „Was für ein Spiel denn?"

„Na, so eine Art Kennlernspiel, nur mit einem gewissen...Twist."

„Wie bitte?"

„Okay, also pass auf. Wir stellen uns abwechselnd Fragen. Aber die beantworten wir nur falsch."

„Wie jetzt?"

„Na ja zum Beispiel, wenn ich dich jetzt frage sprichst du Englisch, sagst du nein, obwohl du es tust. Verstanden?"

„Und warum sollten wir das tun? Also...zu was führt das?"

Harry zuckte nur mit den Schultern. „Spaß?"

„Hm." Ich überlegte kurz. Dann nickte ich. „Okay. Also ich fang an. Ähm. Magst du Katzen?"

„Nein, gar nicht. Ich hasse Katzen", antwortete Harry sofort und kurz war ich komplett verwirrt. Das klang so ernst gemeint. Aber als ich ihn ansah erkannte ich, dass er das Spiel wohl schon öfter gespielt hatte.

„Bist du schwul?", fragte Harry und ich merkte, dass er das nur fragte, um sicherzugehen, dass ich das Spiel auch verstanden hatte. Fast wäre ich offended gewesen. So schwierig war es nunmal auch nicht.

„Nein. Absolut gar nicht. Ich find Jungs total unsexy. Offensichtlich!", antwortete ich also, blickte wieder zu Harry und bemerkte wie sehr diese Antwort doch nicht stimmte. Himmel, er war so. unglaublich. heiß. Das war unnormal.

Wie konnte jemand im Seitprofil so scheiße gut aussehen? Das sollte verboten werden.

Harry grinste.

„Ähm...was ist deine Lieblingsfarbe?" Ja, das war jetzt nicht so originell, das war mir klar. Aber was besseres war mir gerade auf die Schnelle einfach nicht eingefallen.

„Ich würde sagen...Gelb. Geld ist die schönste Farbe meiner Meinung nach."

„Hm."

„Hast du Geschwister?"

„Nein. Nicht ein einziges." Ich musste grinsen, denn irgendwie begann dieses Spiel mir Spaß zu machen. Ich konnte ihn außerdem alles Mögliche fragen.

„Wieviele hast du denn nicht?", fragte Harry jetzt aber, bevor ich mir eine Frage überlegen konnte. Verwirrt sah ich ihn an. Er lächelte nur, irgendwie leicht schüchtern, was zwar ungewohnt war, aber wirklich süß aussah. Himmel. Wie konnte ein Mensch so heiß und gleichzeitig so niedlich sein? Konnte mir das mal jemand erklären?

„Ähm...ich hab nicht vier Schwestern", meinte ich dann und lächelte zurück.

„Vier Schwestern?", fragte er überrascht und sah mich mit offenem Mund an.

Ich schüttelte grinsend den Kopf.

„Nein. Keine vier Schwestern."

Er verdrehte nur die Augen und machte dann eine ausladende Handbewegung, im Sinne von „Du bist jetzt dran".

„Bist du in einer Beziehung?", fragte ich dann, bevor ich über meine Worte nachdenken konnte. Harry warf mir nur einen kurzen Seitenblick zu, dann nickte er.

„Ja." Also Nein. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie verbesserte das meine Laune ein Stückchen.

„Und mit wem?" Warum auch immer ich das jetzt schon wieder fragte. Es ergab ja nicht mal Sinn das zu fragen, wenn er in keiner Beziehung war.

„Mit dir", meinte Harry nur und schenkte mir dann ein herzerwärmendes Lächeln, das mich so sehr ablenkte, dass ich fast gegen die nächste Laterne lief. Und dieses Mal sah er es leider auch noch. Beziehungsweise glücklicherweise, denn wenn er mich nicht noch rechtzeitig aus dem Weg gezogen hätte wäre ich dieses Mal wirklich dagegen geknallt. Scheiße, was war nur mit mir los?

„Hm. Seit wann das denn?", fragte ich dann und tat so als wäre ich nicht komplett durcheinander, weil mich sein fucking Lächeln zu sehr abgelenkt hatte.

„Schon seit einem halben Jahr, was hast du denn nicht mitgekriegt?"

Ich grinste nur.

„Okay, my turn. Ähm..." Er kratzte sich an der Nase. Fuck, sogar das sah auf irgendeine Art und Weise heiß bei ihm aus. Was war nur los mit mir? Ja, ich fand Jungs heiß, aber ich war noch nie so auf jemanden abgefahren. „Was ist mit dir, bist du in einer Beziehung?"

„Ja klar, mit dir, hast du doch eben gesagt", antwortete ich und erntete nur wieder ein umwerfendes Lächeln. Scheiße.

„Ich bin dran." Ich überlegte kurz.

Ich fand es wurde Zeit, dass wir mal zu den interessanten Fragen kamen. „Bist du Jungfrau?", fragte ich ihn also und wartete gespannt auf die Antwort.

Wie dieses Gespräch wohl auf Leute wirken müsste, die keine Ahnung hatten was wir machen? Vermutlich sehr strange.

„Ja", antwortete Harry, sah mich ernst an und ich biss mir auf die Unterlippe. Fuck. Die Frage war keine gute Idee gewesen. Jetzt stellte ich mir vor wie er...

„Wenn wir schon bei solchen Fragen angekommen sind", unterbrach Harry aber zum Glück meine nicht jugendfreien Gedanken. „Hast du schonmal mit einem Mädchen geschlafen?"

Ich atmete tief durch. Dann nickte ich. „Ja klar. Ich meine...ich bin schließlich hetero", meinte ich. Irgendwie war mir diese Antwort peinlich. Es wirkte so unreif. Ich meine...ich war schwul. Ich hatte noch nie mit einem Mädchen geschlafen. Das war ja jetzt nicht so außergewöhnlich. Ich hatte schon genug Sex mit Jungs gehabt. Ich war alles andere als unerfahren. Und doch machte mich Harrys Frage und meine Antwort darauf irgendwie unsicher.

Ich sah auf meine Schuhe, um mich abzulenken. Hm. Meine Vans waren ganz schön kaputt, ich brauchte bald mal neue.

„Okay. Du bist dran." Ich spürte Harrys auffordernden Blick auf mir, aber ich sah ihn nicht an. Dieses Spiel verwirrte mich. Er verwirrte mich. Ich dachte zu viel über alles nach.

Und außerdem waren wir jetzt eh bei KFC angekommen.

„Können wir..." Ich sah auf. „Vielleicht aufhören mit diesem Spiel?" Ich klang echt unsicher. Seit wann klang ich mal unsicher?

„Klar", meinte Harry aber sofort und machte mir die Tür zum Restaurant auf. Ich lächelte ihn an als ich hindurch lief.

„Also. Du hast vier Schwestern?", nahm er dann locker den Gesprächsfaden wieder auf und ich nickte. „Ja. Lottie, Fizzy, Phoebe und Daisy." Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Sie sind echt super, ich liebe alle vier so sehr."

„Aber anstrengend ist es trotzdem, oder?", fragte Harry und studierte die Karte über der Bestelltheke. „Ich meine, ich bin ja schon mit einer überfordert. Auch wenn ich meine Schwester über alles liebe. Was nimmst du?"

Ich musste lächeln, als er von seiner Schwester redete, dann riss ich meinen Blick von ihm los, um ebenfalls auf das Menü zu sehen.

„Ähm. Ich denke einfach einen Cheeseburger oder so...", murmelte ich und verzog nachdenklich den Mund. Dann spürte ich Harrys Blick auf mir und wurde leicht nervös. Wieso sah er mich so an? Ich blickte zu ihm. „Was ist?"

„Lass uns mal was Neues ausprobieren", grinste er dann und stieß mir leicht mit der Faust gegen den Arm. Auch wenn es null wehgetan hatte rieb ich mir leicht über die Stelle.

„Inwiefern?"

„Ähm...Pommes mit Eis?"

Ich warf ihm ein Grinsen zu. „Mach ich ständig, das schmeckt echt gut."

Überrascht und amüsiert schoss sein Kopf wieder zu mir. „Echt jetzt?"

Ich zuckte nur mit der Schulter und nickte leicht.

„Dann...Eis mit Ketchup?"

„Iiih, nee."

„Chicken mit Schokosauce?"

Grinsend sah ich zu ihm.

„Bin dabei."

Schmunzelnd ging Harry also ein paar Schritte an die Theke und bestellte. Ich suchte uns schonmal einen Tisch. Im Obergeschoss am Fenster fand ich einen der ziemlich bequem aussah und schon kurz darauf kam Harry mit einem Tablett an.

Er ließ sich mir gegenüber auf den Stuhl fallen und grinste. Ich ließ meinen Blick über das Essen schweifen. Zwei Portionen Chickenwings und Pommes. Dazu ein Eisbecher, der komplett mit Schokosauce gefüllt war. Überrascht sah ich zu ihm hoch. „Wie hast du das denn geschafft?", fragte ich, aber er grinste nur.

„Persönlicher Charme."

Ich schüttelte nur den Kopf, verdrehte die Augen und kramte mein Portemonnaie aus der Tasche.

„Wieviel macht das?"

Harry winkte nur ab. „Lass stecken, ich bezahle."

Ich sah ihn augenverdrehend an, aber er nickte nur. „Doch, Louis. Ist mir egal, dass du das nicht willst."

Ich seufzte und gab mich geschlagen. „Okay. Danke."

„Gerne doch", sagte er übertrieben freundlich und grinste weiterhin dieses Grinsen, das mich irgendwie verrückt machte. „Okay, lass es uns ausprobieren!", meinte er dann voller Tatendrang und nahm sich etwas von seinem Chicken. Ich sah ihm erstmal nur zu, wie er es in die Schokosauce tauchte und dann hineinbiss. Sein Gesichtsausdruck beim Kauen war erstmal unergründlich, dann wechselte er zu überrascht.

„Das ist gar nicht mal so schlecht!", gab er dann von sich und tauchte das Stück wieder ein. „Probier auch mal!"

Noch nicht ganz überzeugt, aber von Harrys Reaktion überrascht nahm ich ebenfalls etwas Hühnchen und tauchte es in die Schokosauce. Harry verfolgte gespannt meinem Gesichtsausdruck als ich es probierte.

„Wow", rief ich dann erstaunt. „Das ist ja wirklich gut!"

„Oder?" Harrys Augen leuchteten und ich kaute nur begeistert weiter und musterte ihn. Er war so gutaussehend, das war wirklich unglaublich.

Grinsend kaute Harry weiter auf dem Fleisch herum und ich konnte nicht anders, als ihn weiter anzusehen. Erst als mir auffiel wie offensichtlich ich starrte, senkte ich schnell meinen Blick und aß selber weiter. Von Harry bekam ich nur ein leicht amüsiertes Schmunzeln.

„Mhm", fing er nach einer kurzen Weile an und bedeutete mir dann mit einer Geste, dass er noch kurz zu Ende kauen musste. „Hast du Fotos?", fragte er dann als er den Bissen heruntergeschluckt hatte.

Verwirrt sah ich ihn an.

„Von deinen Schwestern."

„Achso! Klar." Ich wischte meine Hände kurz an einer der Servietten ab, die er mitgebracht hatte und griff dann in meine Hosentasche, um mein Handy rauszuholen. Ich reichte es ihm. „Mach einfach an und geh auf Fotos. Der Code ist 2809."

Er runzelte die Stirn, nahm mein Handy aber entgegen. Ich deutete grinsend auf das Essen. „Ich will währenddessen weiter essen", erklärte ich und da begann er auch zu grinsen.

„Neues Lieblingsessen, hm? Wenn du mich mal besuchen kommst mach ich dir auch Chicken mit Schokosauce."

Ich verschluckte mich, aber er hatte seinen Blick schon auf mein Handy gesenkt. „Sind das Du und Zayn? Süß. Also 2809 oder wie war das noch?"

Ich nickte nur und hustete weiter. Besorgt sah er kurz hoch. „Alles ok?" Wieder nickte ich nur und trank dann einen Schluck. Langsam konnte ich wieder atmen.

Harry tippte interessiert auf meinem Handy herum, aber anders als andere Menschen hatte ich keine Angst oder so. Ich hatte schließlich nichts zu verbergen.

„Dein Hintergrundbild ist niedlich", kommentierte er und ich sah auf mein Essen. „Das mit Zayn? Da waren wir beide ziemlich dicht und clingy. Wenn wir betrunken sind könnte man fast meinen wir wären ein Paar. Blöd nur, dass er hetero ist." Ich grinste.

„Danke für die Info, aber ich meinte eigentlich dieses hier." Harry drehte mein Handy zu mir um. Mein Homebildschirm war ein Foto von mir als ich etwa sechs Jahre alt war, in einer roten Sporthose und einem weißen Shirt, wie ich mich dehnte. Meine Mutter hatte es vor irgendeinem Schullauf aufgenommen und als Lottie es letztens gefunden hatte hatte sie es sofort als mein Hintergrundbild eingestellt. Uns als ihr eigenes. Weil sie es so süß fand.

Ich grinste. „Ach das."

Harry zog nur die Augenbrauen hoch, drehte mein Handy dann wieder zu sich und ich sah ihm mit gerunzelter Stirn zu wie er darauf herum tippte. Er wollte doch nur zu Fotos.

„Hm. Ich hätte irgendwie gedacht, du hättest mehr random Nummern von Typen", äußerte er sich und diesmal zog ich die Augenbrauen hoch. Was machte er da?

„Was machst du da eigentlich?"

„Ach, ich stalke dich ein bisschen." Er sah kurz zu mir auf und ich konnte mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen.

„Keine Sorge, die Fotos gucke ich mir schon noch an."

Ich grinste und beobachtete ihn eine Weile nur. Ich könnte ihn stundenlang einfach nur ansehen. Er war...Kunst.

„Ich lösche die Nummern", meinte ich dann relativ leise.

„Hm?" Kurz war er verwirrt, dann verstand er was ich wollte. „Oh. Das ist...radikal."

Ich zuckte nur mit den Schultern. „Ich will keine Beziehung. Und die wissen eigentlich worauf sie sich einlassen."

Harry zuckte mit den Schultern. „Okay."

Kurz herrschte Stille, dann lächelte Harry zu mir und meinte: „Also...Fotos?"

Ich nickte und er verdrehte die Augen, gab mir mein Handy und setzte sich dann auf die Bank neben mich, damit wir gleichzeitig aufs Display gucken konnten. „Such du einfach die Fotos aus, die du mir zeigen willst. Ich muss jetzt keine random Dic-Pics oder abfotografierte Tafelbilder sehen."

Ich grinste nur kurz, weil das tatsächlich einen Teil des Inhalts meiner Galerie widerspiegelte, ignorierte wie nah Harry an mir saß und dass mir das überhaupt auffiel und suchte nach den besten Bildern mit meinen Schwestern.

„Okay", begann ich, als ich ein gutes Foto von Lottie gefunden hatte. „Das ist die Älteste. Lottie. Sie ist drei Jahre jünger als ich, also 15. Das hier ist Fizzy, zwei Jahre jünger als Lottie und dann noch hier die Zwillinge, Phoebe und Daisy sind fast 7. Dieses Foto ist ein bisschen alt, da hab ich noch meinen alten Haarschnitt, bitte lach nicht, aber die beiden hatten Spaß mich ein bisschen zu verunstalten. Auf dem Foto hier sind Lottie und ich letztens auf einem Konzert gewesen. Und das hier ist mit Fizzy und Lottie auf der Hochzeit meiner Mum. Ach ja guck mal, da ist auch Zayn im Hintergrund, ist mir noch gar nicht aufgefallen. Und hier-" Ich stockte, als ich bemerkte, dass Harry gar nicht mehr auf mein Handy, sondern stattdessen mich ansah. „Was?"

„Nichts." Er lächelte. Und setzte sich dann wieder auf seinen Platz mit gegenüber. „Deine Schwestern sind alle echt hübsch. Und du siehst sehr glücklich aus auf den Fotos."

Ich musterte ihn nur mit gerunzelter Stirn. Er sah einfach weg und holte sein Handy aus der Hosentasche. „Oh Mist, meine Mutter hat mich schon zweimal angerufen. Ich ruf besser mal zurück."

Er tippte kurz auf dem Display herum und hielt sich dann sein Handy ans Ohr. Ich sah ihm nur dabei zu und widmete mich dann wieder meinem Essen. So großen Hunger hatte ich eigentlich gar nicht, deshalb war ich froh, dass Harry nicht so viel Essen geholt hatte.

„Ja? Mum?" Eine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen, was seinen Gesichtsausdruck unglaublich ernst machte und ihn noch zehn Mal heißer aussehen ließ.

„Okay...Mit Gemma?...Ja, klar...Ja, ich komme." Er nickte leicht, verabschiedete sich von seiner Mutter und legte dann auf. Ich sah ihn nur fragend an.

„Ich muss los", meinte er und machte die Box mit seinem Essen drin zu, um sie in seinen Rucksack zu packen. Ich tat es ihm gleich und holte auch noch meine Zigaretten raus. Alleine würde ich sicher nicht hier drin sitzen bleiben.

„Ich komm mit raus", sagte ich also und stand auf.

Harry nickte nur, dann fiel sein Blick auf die Schachtel in meiner Hand.

„Du solltest aufhören", meinte er und ich sah ihn verwirrt an.

„Was? Womit?", fragte ich und er nickte nur zu meiner Hand. „Mit dem Rauchen", erklärte er und setzte sich in Bewegung Richtung Treppe. „Ist nicht gut für dich", rief er über seine Schulter. „Okaay", antwortete ich gedehnt, nahm die Zigarette zwischen meine Lippen und folgte ihm. Was ging ihm das denn an?

Vor der Tür war ich etwas unsicher wie wir uns jetzt voneinander verabschieden sollten. Ich meine...Freunde waren wir nicht...aber ich hatte auch nichts mit ihm wie mit den anderen Typen mit denen ich mal was essen war oder so.

„Bis dann, Louis", meinte Harry, grinste mich an und wandte sich dann zum Gehen.

„Äh...Ja, bis dann." Ich kramte mein Feuerzeug aus meiner Jackentasche und sah ihm kurz hinterher. Da drehte er sich plötzlich nochmal um.

„Ach und...wenn du Fragen zu Shakespeare hast...schreib mir einfach", grinste er und ich runzelte nur meine Stirn. „Meine Nummer hast du", fügte er hinzu und verschwand dann um eine Straßenecke.

Ich machte meine Zigarette an, mich ebenfalls auf den Heimweg und holte mein Handy raus.

Und bei H fand ich was er meinte. Mit einem Harry :) hatte er sich bei mir eingespeichert. Und ich musste kurz lächeln, als ich das sah. Er war wirklich ein komischer Junge.

Später am Abend saß ich mit meiner Mum in der Küche. Ich hatte gerade Phoebe und Daisy ins Bett gebracht und Lottie und Fizzy sahen sich einen Film an. Ich hatte mir noch ein Brot gemacht, da ich beim Abendessen keinen Hunger hatte (was daran liegen könnte, dass ich etwa eine Stunde vorher noch meine Reste von KFC gegessen hatte), aber jetzt mein Magen knurrte.

Ich kramte meine Zigaretten aus meiner Jackentasche und legte sie vor mir auf den Tisch, damit ich gleich eine rauchen konnte. Meine Mutter bedachte mich nur mit einem nachdenklichen und etwas besorgten Blick.

„Louis Schatz, du solltest echt mal weniger rauchen. Am besten wäre es du hörst ganz auf, wirklich. Das ist nicht gut für dich", meinte sie dann. Und ich musste leicht grinsen, weil Harry es ja fast genau so auch formuliert hatte.

„Witzig, du bist heute schon die zweite Person, die mir das sagt", meinte ich nur und biss etwas von meinem Brot ab. Meine Mutter musste lächeln.

„Nun, wer immer das war...ich mag ihn." Grinsend stand sie auf, drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn und verließ die Küche. Sie musste morgen früh raus.

Und ob ich es wollte oder nicht, der Gedanke, dass meine Mutter gerade gesagt hatte, dass sie Harry mochte (auch wenn es eigentlich nicht zählte, weil sie ihn nicht kannte), löste ein wohliges Gefühl in mir aus.

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