Die Zeichnung
Alessandro p.o.v.
Einen Moment lang blickte ich auf die Zeichnung, die sich mir offenbarte.
Mein Selbst blickte zurück.
Ich konnte es kaum glauben.
Sie hat mich wirklich gezeichnet.
Helle Freude überkam mich. Sie mochte sich vielleicht von mir losgesagt haben, aber offenbar ließ ich sie nicht ganz unberührt.
Das hatte der Augenblick vorhin, als sie über meinen Oberkörper gefahren war, deutlich gezeigt.
Und jetzt diese Zeichnung. Das sprach ebenfalls eindeutig dafür.
So langsam hatte ich wirklich Hoffnung, dass noch nicht alles verloren war.
Mit einem Grinsen blickte ich auf. Ihre wunderschönen langen braunen Locken umrahmten ihr Gesicht. Ihr nun rotes Gesicht. Oh Mann. Sie sah so hübsch aus. Und richtiggehend erschrocken. So süß. Am liebsten würde ich sie jetzt küssen.
Aber das wäre wohl keine so gute Idee. Und noch viel zu früh.
Also entschied ich mich für etwas anderes.
"Das ist ja wirklich süß, dass du mich so sehr vermisst hast, dass du nicht anders konntest, als mich zu zeichnen.", neckte ich sie. Ich konnte einfach nicht anders.
Sofort schoss ihr Blick zu mir. Ihre grünen Augen blitzten wütend auf.
Abwehrend verschränkte sie die Arme und zischte:
"Das ist nicht wahr! Ich hab dich nicht vermisst!"
Die Röte in ihrem Gesicht strafte ihrer Worte Lügen.
Mein Grinsen wurde daraufhin nur breiter.
"Ach, du brauchst es nicht abzustreiten. Das ist ganz normal.", redete ich sanft auf sie ein, allerdings immer noch mit diesem Grinsen im Gesicht, das einfach nicht weichen wollte.
Sie funkelte mich immer noch wütend an, und dann trat sie plötzlich einen Schritt auf mich zu und haute mir auf den Arm.
Überrascht gab ich einen Laut von mir, obwohl der Schlag nicht einmal sonderlich weh getan hatte.
"Jetzt bist du also auch gewalttätig, oder was?", fragte ich amüsiert nach.
Sie schnaubte nur. Und bevor sie irgendetwas antworten konnte, hörten wir, wie sich ein Auto näherte.
Das waren bestimmt ihre Eltern.
Hm, jetzt konnte ich mich eigentlich vorstellen.
Schnell sah ich zu Olivia hin. Sie war nun nicht mehr rot im Gesicht, sondern ein wenig blass um die Nase.
Wollte sie etwa nicht, dass ihre Eltern mich kennenlernten?
Ein Stich fuhr mir in die Brust. War ich etwa so schlecht?
Nein, entschlossen verdrängte ich diesen Gedanken. Es musste bestimmt etwas anderes sein, versuchte ich mich selbst zu überzeugen.
Schon fuhr ein dunkelblaues Auto an den Gehweg.
Ich konnte erkennen, wie sich die Augen ihrer Mutter auf dem Beifahrersitz bei meinem und Olivias Anblick erschrocken weiteten.
Schnell riss sie die Tür auf und stieg aus. Auf ihren hohen Schuhen stöckelte sie zu Olivia und drängte sie schützend hinter sich.
Ein Knurren drohte aus mir herauszubrechen. Sie musste nicht vor mir beschützt werden! Ich war ihr Mate!
Doch ich riss mich zusammen und lächelte Olivias Mutter höflich an. Schließlich bedeutete der erste Eindruck alles.
"Frau Abens, wir wurden einander noch gar nicht richtig vorgestellt.", selbstbewusst streckte ich die Hand aus, "Ich bin Alessandro Leone, der Mate Ihrer Tochter."
Bei diesen Worten weiteten sich ihre Augen wieder. Hatte ihr Olivia etwa nichts von mir erzählt?
Schnell blickte ich zu Olivia hin. Sie hatte den Kopf gesenkt, so dass ihr langes braunes Haar ihr Gesicht verbarg.
"Liv?", Nun kniete sich ihre Mutter vor sie hin und strich ihr die Haare aus dem Gesicht, um sie richtig ansehen zu können.
"Liv, ist das wahr?", fragte sie fordernd.
Zerknirscht antwortete Olivia schließlich:
"Ja, Mama. Aber das tut nichts zur Sache. Ich hab mich von ihm losgesagt."
Die letzten Worte kamen ein wenig unsicher heraus. Hm, sie schien wohl nicht mehr so überzeugt davon, dass es wirklich geklappt hatte.
Bevor ich sie berichtigen konnte, kam uns ein schriller Schrei dazwischen.
"Du hast was getan?!", schrie ihre Mutter entsetzt auf.
Verunsichert blickte Olivia sie an. Oh Mann, ich wollte jetzt wirklich nicht in ihrer Haut stecken.
Nun kam auch noch ihr Vater herbei, der sich die ganze Zeit herausgehalten hatte.
"Olivia.", brummte er streng. "Du hättest mit uns darüber reden sollen."
In seiner Stimme schwang eindeutig ein Vorwurf mit, aber nicht nur das, er schien auch noch enttäuscht.
Olivia zog wieder den Kopf ein.
Nach einem kurzen Moment murmelte sie leise:
"Er ist vom Bloodthirst-Rudel."
Ich erstarrte. War es das? War das der Grund? Warum sie mich nicht akzeptierte?
Scheiße. Ich hätte mir selbst dafür wehtun können, dass wir diese Gerüchte in die Welt gesetzt hatten.
Auch wenn wir es doch aus einem bestimmten Grund getan hatten.
Und ich es immer wieder tun würde, um diejenigen zu schützen, die in meiner Obhut lagen.
Ihre Eltern sahen Olivia immer noch missbilligend an.
"Olivia.", Die Stimme ihrer Mutter zitterte vor kaum unterdrückter Wut.
"Man sagt sich nicht einfach von seinem Mate los. Vor allem nicht, wenn er der Sohn des Alphas ist."
Erschrocken riss Olivia den Kopf hoch.
"Alpha?", keuchte sie und blickte dann zu mir.
"Du wirst Alpha?"
Lässig zuckte ich mit den Schultern.
"Sieht wohl so aus."
Ihr Gesicht verlor zusehends an Farbe. Ob das noch gesund war?
Wurde ihr nun die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst? Denn ein Alpha brauchte seine Mate, seine Luna, die sich mit ihm um das Rudel kümmerte.
Hätte sie mich etwa akzeptiert, wenn sie gewusst hätte, dass ich Alpha werden würde?
Wenn das so war, hätte ich mich selbst schlagen können. Warum hatte ich ihr nicht gesagt, welche Stellung ich inne hatte?
Doch ich wusste die Antwort bereits. Ich hatte sie nicht abschrecken wollen. Denn mit dieser Position ging auch eine Menge Verantwortung einher.
"Scheiße.", flüsterte sie.
Tja, das traf diese ganze Situation wohl am besten.
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