4. Kapitel

Louis Pov

Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte die Serie nicht verfolgen können, da Tränen meine Sicht verschwammen. Die Sehnsucht nach meiner Familie schien mich von innen zu zerreißen. Nichts wollte ich in diesem Moment mehr, als bei ihnen zu sein. Doch das ging nicht, da wir am nächsten Tag im Studio sein mussten und wenn ich meine Familie wiedersehen würde, würde ich es nicht übers Herz bringen, nach ein paar Stunden schon wieder zu fahren. 

  "Was machst du denn schon hier unten?", ertönte Nialls fröhliche Stimme hinter mir. Erschrocken drehte ich mich für einen kurzen Moment zu ihm, um mich dann direkt wieder dem Fernseher zu zuwenden. Eilig wischte ich meine Tränen weg, doch es war zu spät. Niall hatte sie gesehen. "Lou?", sprach er mich erneut an, dieses mal aber um einiges besorgter. Ich reagierte nicht. Schweigend setzte Niall sich neben mich und nahm mich in den Arm. Genau sieben Sekunden konnte ich es heraus zögern, dann verlor ich den Kampf gegen die Tränen und begann hemmungslos in Nialls Armen zu weinen. Er stellte keine Fragen, sondern hielt mich einfach in seinen Armen und strich mir immer wieder durch die Haare. 

Schritte ertönten auf der Treppe, aber mir fehlte die Kraft, um die Tränen zu stoppen. Die Person ging schweigend in die Küche, während Niall es schafft mich langsam zu beruhigen. Die Tränen wurden mit der Zeit weniger, bis sie schließlich komplett stoppten. Eine Wolldecke wurde um meine Schultern gelegt. Als ich aufsah, erblickte ich Liam, welcher mir mit einem sanften Lächeln eine Tasse Tee hin hielt. Ich wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht, ehe ich die Tasse dankbar annahm und an der heißen Flüssigkeit nippte. Den Kopf legte ich auf Nialls Schulter, während dieser damit begann mit einzelnen Haarsträhnen von mir zu spielen. 

Schweigend saßen wir alle drei einfach dort vor dem Fernseher. Mir war bewusst, dass beide wissen wollten, was los war, aber sie taten mir den Gefallen und fragten nicht nach. 

Es vergingen noch einige Minuten, ehe Liam sich vom Boden erhob. 

  "Ich mach uns mal Frühstück", teilte er uns mit und wuschelte mir durch die Haare, weswegen Niall ein empörtes Geräusch von sich gab. 

  "Liam, ich war fast fertig mit seinen Haaren", beschwerte er sich

  "Mit diesen Wuschelhaaren kann man gar nicht fertig werden", grinste Liam. 

  "Wer von euch beiden hat denn früher seine Locken nicht gebändigt bekommen?"

  "Punkt für dich", gab der Ältere nach und machte sich auf den Weg in die Küche. Zufrieden grinste Niall mich an, weswegen ich zumindest schmunzeln musste. Der Blick des Iren wurde nachdenklich. 

  "Wenn ich mich nicht irre, gibt es dieses Lächeln auch in breit." Bevor ich auch nur ansatzweise verstand, was mein Bandkollege vor hatte, stürzte er sich auf mich und kitzelte mich durch. Lachend versuchte ich mich zu wehren, aber Niall war erbarmungslos. 

  "Was macht ihr denn für einen Lärm? Habt ihr mal auf die Uhr geguckt?", maulte Zayn uns an, der gerade gemeinsam mit Harry die Treppe herunter gekommen war. Während Zayn mehr als nur grimmig guckte, war Harrys Blick schon fast liebevoll. "Da hat man mal einen freien Tag und kann nicht mal ausschlafen", meckerte der Schwarzhaarige weiter vor sich hin, wobei er mit Harry in der Küche verschwand. Niall und ich sahen uns an und konnten beide nicht anders, als zu Lachen. Noch immer mit einem Grinsen auf den Lippen umarmte Niall mich. 

  "Ich hab dich lieb, Lou", murmelte er. 

  "Ich dich auch, Nialler", erwiderte ich, während ich meine Arme um ihn legte. 

Liam kehrte einige Minuten später zurück ins Wohnzimmer, Niall und ich hatten unsere Position noch nicht verändert. Es tat unglaublich gut einfach mal wieder in den Arm genommen zu werden. 

  "Ich möchte euch beiden ja ungern stören, aber das Frühstück ist fertig und wenn ihr euch nicht beeilt, hat Zarry alle Pancakes aufgegessen." Vorbei war das gute Gefühl. Allein bei dem Wort Zarry  zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. 

  "Ich hab keinen Hunger", erwähnte ich. Schlussendlich hätte ich mir den Satz sparen können, denn es spornte Liam nur noch mehr an, mich in die Küche zu bekommen, die ich nicht verlassen würde, ehe ich etwas gegessen hätte. Sanft zog Liam seinen Freund an dessen Hand auf die Beine. Doch statt mir ebenfalls seine Hand anzubieten, packte er mich einfach und warf mich sich über die Schulter. Erschrocken schrie ich auf, was Niall zum Lachen brachte. Liam lenkte eine ganz andere Tatsache ab ... mein Gewicht. 

  "Du wiegst ja fast gar nichts mehr, Tommo ... Eigentlich auch kein Wunder, da du in den letzten Wochen nie mit gegessen hast, aber das hat ab heute ein Ende." Ich könnte protestieren, ich könnte lügen, ich könnte einen Streit anfangen, aber egal was ich versuchen würde, es hätte keinen Sinn. Liam machte sich Sorgen und das würde sich erst ändern, wenn er sich sicher war, dass alles wieder gut war. Die letzten Wochen waren noch gut gegangen, doch nun hatte ich seine Aufmerksamkeit auf mich gezogen, was dazu führte, dass Liam mich im Auge behalten würde. Ich würde keine Mahlzeiten mehr schwänzen können und auch in meinem Zimmer könnte ich mich nicht mehr stundenlang verkriechen. 

Aber vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass Liam und somit auch Niall an meiner Seite waren. 

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