30. Kapitel
Louis Pov
"Bitte sag mir, wo du wohnst", flehte Harry erneut. Ich zögerte, kam seiner Bitte dann aber nach und nannte ihm meine Adresse, wobei ich ihn auch darüber informierte, dass es sich um die oberste Wohnung handelte. Vielleicht würde ich es bereuen, dass ich Harry meinen Rückzugsort verraten hatte, doch in diesem Moment brauchte ich ihn einfach. "Ich bin sofort bei dir", versprach Harry,"Mach bitte währenddessen keinen Blödsinn."
"Okay", stimmte ich leise zu. Einen Moment herrschte Stille, als wäre Harry unentschlossen, ob er wirklich auflegen sollte, dann wurde das Telefonat jedoch beendet. Ich blieb noch einen Moment im Bett liegen und versuchte die Tränen zu stoppen, was sogar halbwegs klappte. Dafür stieg die Nervosität, da Harry in wenigen Minuten meine Wohnung betreten würde und das sicher nicht zum letzten Mal. Ich quälte mich aus dem Bett und zog mir über die Boxershorts eine Jogginghose, sowie ein T-Shirt an. Ein paar getragene Klamotten, die im Schlafzimmer auf dem Fußboden lagen, warf ich noch in den Wäschekorb, dann klingelte es bereits an der Haustür.
Ich lief in den Flur, atmete dort noch einmal tief durch und betätigte dann die Taste, die Harry die Tür zum Hausflur öffnete. Während er sich auf den Weg nach oben befand, öffnete ich meine Wohnungstür. Im Türrahmen blieb ich stehen und wartete. Schneller als erwartet erschien in meinem Blickfeld Harry, der schweratmend die letzten Treppenstufen überbrückte.
"Es gibt einen Aufzug", erwähnte ich, was er eigentlich hätte bemerken müssen, da der Aufzug im Eingangsbereich gar nicht zu übersehen war.
"Ich weiß, aber ich dachte, dass es so vielleicht etwas schneller geht", brachte er hervor, während er weiter auf mich zu kam. Direkt vor mir blieb er stehen und sah völlig außer Atem zu mir runter.
"Nicht, dass ich dich gleich wiederbeleben muss", neckte ich ihn.
"Das wird schwierig, da du mich ja erst in zwei Monaten küssen willst."
"Wiederbeleben bedeutet nicht küssen und von wollen war nicht die Rede. Ich halte es einfach für besser, wenn das mit uns klappen soll."
"Darf ich?", fragte Harry, wobei er andeutete mich zu umarmen.
"Verhalt dich bitte nicht anders als vor dem Telefonat." Statt noch etwas zu sagen, zog Harry mich einfach an sich und schlang beide Arme fest um meinen Körper. Ich lehnte den Kopf an seine Schulter und legte die Arme um seinen Bauch.
"Alles in Ordnung?", erkundigte sich Harry vorsichtig.
"Lass uns bitte nicht drüber reden, sonst fange ich gleich wieder an zu heulen. Am Besten vergessen wir das Gespräch gerade beim Telefonieren einfach komplett."
"Nein", widersprach Harry. Er legte eine Hand an mein Kinn und drehte meine Gesicht sanft in seine Richtung damit ich ihn ansah. "Kann ich dir irgendwie helfen?"
"Ich schaff das allein", erklärte ich, wobei ich von meinen Worten selbst nicht überzeugt war.
"Du bist aber nicht allein", meinte der Größe und platzierte einen Kuss auf meiner Stirn. "Ich bin bei dir und ich werde dir helfen, egal wie."
"Warum bist du dir so sicher, dass du mir überhaupt helfen kannst?"
"Weil ich nichts anderes zulassen werden." Er küsste meine Nasenspitze. "Erzählst du mir, was passiert ist?" Ich schüttelte den Kopf, wobei ich versuchte selbst nicht an die Nacht zu denken. Harry drückte mich enger an sich. "Vermutlich willst du das jetzt nicht hören und ich meine es auch nicht böse, aber vielleicht würde ein Gespräch mit einem Experten helfen", erklärte Harry vorsichtig , als hätte er Angst vor meiner Reaktion.
"Ich bin bereits bei einem Psychologen in Behandlung", gestand ich, weswegen mein Gegenüber mich überrascht ansah.
"Also habt ihr schon drüber gesprochen?"
"Nein, ich war zweimal dort, bisher ging es mehr um mein Leben an sich." Harry nickte, wobei er mich besorgt musterte. "Guck mich bitte nicht so an", bat ich.
"Ich mache mir aber Sorgen um dich, so wie auch die Anderen, deine Familie, das Management und die Fans. In den letzten Wochen hast du sichtbar an Gewicht verloren und der Schlafmangel durch die Albträume ist auch nicht zu übersehen. Das kann so nicht weitergehen." Schweigend wollte ich mich von Harry lösen, doch hielt dieser mich weiter fest.
"Harry", seufzte ich. Tatsächlich ließ der Angesprochene mich los, da er vermutlich Angst hatte, dass er sonst erneut der Auslöser einer Panikattacke werden könnte. Kaum hatte er die Umarmung gelöst, nahm er meine Hand in seine, verschränkte unsere Finger miteinander und küsste meinen Handrücken.
"Wir sind ein Team, Lou. Wenn irgendwas ist, kannst du jederzeit zu mir kommen." Ich nickte. "Lass uns in die Küche gehen und ich mache uns ne Kleinigkeit zu essen."
"Es ist mitten in der Nacht und wir haben morgenfrüh einen Termin, wir sollten lieber schlafen gehen." Harry nickte und sah mich unsicher an, weswegen ich ihn anlächelte. "Möchtest du hier schlafen?" Aus dem unsicheren Blick wurde direkt an breites Lächeln.
"Sehr gerne."
"Dann komm rein." Ich machte einen Schritt zur Seite, um Harry den Zutritt zu meiner Wohnung zu ermöglichen. Lächelnd betrat der Größere die Wohnung, wobei er noch immer meine Hand hielt.
"Schick", kommentierte er den Koch- und Wohnbereich, während er sich von seinem aktuellen Standort aus umsah. "Wir sollten die Wohnungsbesichtigung aber auf morgen beziehungsweise auf nachher verschieben und erstmal noch ein paar Stunden schlafen. Wo geht's zum Schlafzimmer?"
"Wir müssen die Treppe hoch, dann ist das Schlafzimmer nicht mehr zu übersehen." Harry befolgte meine Wegbeschreibung, wobei er mich sanft mit sich zog. Im Schlafzimmer angekommen, sah er mich dann unsicher an.
"Soll ich im Wohnzimmer auf dem Sofa schlafen?"
"Wir haben die letzten Nächte doch auch in einem Bett geschlafen."
"Schon, aber ..." Er stockte, seufzte einmal und sprach dann weiter. "Da wusste ich noch nicht Bescheid." Ich biss mir auf die Unterlippe. "Ich habe einfach Angst, dass ich irgendwas falsch mache. Ich will dich auf gar keinen Fall bedrängen oder noch einmal der Grund deiner Panik seien. Es hat sich schrecklich angefühlt, als du von mir weggewichen bist und mich dabei mit einem panischen und ängstlichen Blick angesehen hast. Das möchte ich nie wieder erleben."
"Es tut mir leid", murmelte ich.
"Du kannst nichts dafür, Lou. Ich habe mich falsch verhalten, aber ich möchte es einfach nicht noch einmal soweit kommen lassen. Du sollst mir vertrauen und dich auf mich verlassen können."
"Wenn ich dir verspreche, dass ich sofort bescheid sage, wenn es mir auch nur ansatzweise zu viel wird, kannst du dich dann wieder normal benehmen?"
"Ich werde es auf jeden Fall versuchen." An meiner Hand, die Harry noch immer in seiner hielt, zog er mich sanft näher zu sich und umarmte mich. Während ich mich an ihn schmiegte, drückte er mir einen Kuss auf den Kopf. "Wir werden das zusammen hinbekommen", flüsterte er mir zu.
"Ich hoffe es", erwiderte ich leise. Einige Sekunden blieben wir noch dort stehen, ehe wir uns voneinander lösten, uns bis zur Unterhose auszogen und gemeinsam ins Bett legten, wo ich mich an Harry kuschelte. Die wenigen verbleibenden Stunden bis zum Klingeln des Weckers konnte ich zum Glück durchschlafen.
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Würde euch Harrys plötzliche Vorsicht an Louis Stelle stören?
Wie würdet ihr an Harrys Stelle jetzt mit Louis umgehen?
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