27. Kapitel
Louis Pov
Wenige Minuten stand ich vor der Haustür der Villa und wartete darauf, dass mir jemand öffnete, wobei ich hoffte, dass Liam und Harry noch immer in der Stadt waren. Natürlich war es feige ihnen aus den Weg zu gehen, doch war ich für ein klärendes Gespräch nicht bereit. Weder wollte ich über meinen Streit mit Zayn sprechen, noch über meine Gesamtsituation. Ich wollte nicht alles ausdiskutieren, um dann eine Lösung zu suchen, die es doch nicht gab. Keiner der Jungs könnte mir helfen. Ich ganz allein musste meinen Mist in den Griff bekommen.
Schritte näherten sich im inneren des Hauses. Angespannt starrte ich auf die Tür bis sich diese öffnete und Niall zum Vorschein kam.
"Louis", stellte er überrascht fest. "Harry ist gerade nicht da."
"Hey, ich wollte auch nur kurz mein Handy holen", erklärte ich meinen Besuch. Leicht nickend machte Niall einen Schritt zur Seite, wodurch ich das Haus betreten konnte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen machte ich mich auf den Weg in Harrys Zimmer, wo mein Handy unverändert auf dem Nachttisch lag. Als ich es hochhob, fiel mir der kleine Zettel auf, der daneben lag und eindeutig durch Harry beschriftet wurde.
Ruf mich bitte an, Louis
Für einen Moment starrte ich einfach nur auf die Buchstaben bis Nialls Stimme hinter mir ertönte.
"Harry macht sich wirklich Sorgen um dich ... wir alle tun das."
"Braucht ihr aber nicht. Es ist alles gut."
"Das würde ich dir zu gerne glauben, kann es aber nicht. Du hast dich viel zu sehr verändert und zu weit zurückgezogen als das alles gut sein könnte. Wir wollen dir doch alle nichts böses, sondern dir helfen." Ich blickte noch immer den Zettel an statt mich zu Niall umzudrehen.
"Ihr würdet am Meisten helfen, wenn ihr meine Entscheidungen einfach akzeptiert. Unabhängig davon, ob es überhaupt etwas zu reden gibt, ist es doch immer noch meine Entscheidung, ob ich darüber sprechen möchte oder nicht. Hört also bitte auf mich zu etwas zu zwingen, was ich nicht möchte."
"Aber ..."
"Da gibt es kein aber, Niall."
"Wenn wir aufhören, dich um eine Erklärung zu bitten, hörst du dann auf, uns aus deinem Leben auszuschließen?"
"Ich schließe euch nicht ..." Der Jüngere unterbrach mich.
"Doch tust du und zwar ständig."
"Okay, vielleicht ein ganz kleines bisschen, aber nur weil ich jedes mal, wenn wir uns sehen, in einem Verhör lande."
"Ich rede mit den Anderen, dafür muss du aber auch mit Harry sprechen."
"Wie wäre es mit jetzt?", erklang Harrys Stimme. Über meine Schulter hinweg blickte ich zur Tür. Hinter Niall im Türrahmen stand Harry, der mich besorgt und gleichzeitig erleichtert anblickte.
"Ich bin dafür", beantwortet Niall Harrys Frage und verließ das Zimmer. Hinter ihm schloss Harry die Tür, ehe er sich mir langsam näherte, als hätte er Angst, dass ich bei einer hektischen Bewegung wie ein Tier flüchten könnte. Ich drehte mich mit den kompletten Körper in seine Richtung. Kurz vor mir stoppte der Lockenkopf und streckte mir seine Hand entgegen. Einige Sekunden blickte ich diese einfach nur an, dann seufzte ich leise und legte meine Hand in seine hinein. Bevor ich überhaupt eine Chance hatte es mir anders zu überlegen, zog Harry mich mit Schwung an sich und schlang beide Arme fest um mich. Ich gab aufgrund der plötzlichen Bewegung einen erschrockenen Ton von mir, lehnte mich dann jedoch einfach an Harry und legte meine Arme ebenfalls um ihn. Ehe der Größere das Wort ergriff, platzierte er noch einen Kuss auf meiner Stirn.
"Ich habe mir Sorgen gemacht."
"Ich weiß", gab ich leise zurück.
"Zayn und Liam haben erzählt was passiert ist. Du weißt, dass du auch einfach zu mir hättest kommen können?"
"Als hättest du ohne ein Wort der Erklärung einfach weitergeschlafen."
"Ich ..." Er seufzte. "Nein, vermutlich nicht, aber kannst du mir das übel nehmen? Irgendwas belastet dich ganz offensichtlich und wir wollen dir alle nur helfen, was aber so gut wie unmöglich ist, wenn du uns so von dir stößt. Wenn du aktuell nicht drüber reden möchtest, dann werde ich das akzeptieren müssen, aber dann lass mich bitte zumindest für dich dasein, auch wenn es ohne Worte ist und noch wichtiger, sei ehrlich zu mir. Ich weiß, dass es dir nicht gut geht und wenn du schon nicht über den Grund sprechen möchtest, dann sei zumindest ehrlich, wenn es um deine Gefühlslage geht. Einverstanden?" Ich zögerte, woraufhin Harry mich enger an sich drückte. "Wir machen einen Skala von eins bis zehn. Zehn bedeutet, es ist alles mega gut und es ist einer der besten Tage deines Lebens und eins bedeutet, alles ist scheiße und du würdest dich am liebsten für immer heulend unter der Bettdecke verkriechen oder schlimmeres. Wenn ich dich zukünftig frage, wie es dir geht, brauchst du nur eine Zahl sagen, aber das muss dann auch die ehrliche Antwort sein. Ich werde nicht verlangen, dass du die Wahl der Zahl begründest, wenn du es aber von dir aus tun möchtest, werde ich immer für dich dasein. Können wir uns darauf einigen?" Seufzend nickte ich. "Wie geht es dir jetzt gerade?"
"Ich weiß es nicht."
"Louis, du kannst doch nicht schon am ersten Tag die Regeln brechen." Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
"Tut mir leid", sagte ich, wobei ich Harry in die Augen sah.
"Na gut, ich drücke nochmal ein Auge zu und lasse den Regelbruch ohne Konsequenzen zu."
"Sehr großzügig von dir."
"Ich weiß." Harry grinste, legte eine Hand an meine Wange und strich mit dem Daumen sanft über meine Haut. "Versuchen wir es nochmal, wie geht es dir?" Ich nahm mir einen Moment, um mich für die richtige Zahl, die tatsächliche mein Empfinden wiederspiegelte, zu entscheiden.
"Jetzt gerade würde ich sagen, sechs mit Tendenz zur sieben." Ohne Vorwarnung drückte Harry mir einen kleinen Kuss auf die Lippen.
"Und jetzt?"
"Harry", seufzte ich.
"Tut mir leid, ich konnte gerade einfach nicht wiederstehen." Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, weswegen ich, um es zu verbergen, meine Stirn gegen Harrys Schulter lehnte. "Das hab ich gesehen." Es war nicht zu überhören, dass Harry grinste. "Warum verkürzen wir die zwei Monate nicht einfach auf zwei Stunden, die wären nämlich schon um und ich könnte dich jetzt richtig küssen." Mit einer Hand glitt Harry unter mein Oberteil. "Komm schon, du willst es doch auch." Seine Hand fuhr über meine nackte Haut. Ich versuchte Harry Arm wegzudrücken, damit seine Hand sich nicht länger unter meiner Kleidung befand, doch Harry hielt eisern dagegen. Mit dem zweiten Arm drückte Harry mich nur noch enger an sich.
"Lass mich los", bat ich ihn.
"Also mir gefällt es so gerade eigentlich ganz gut", schmunzelte er. Seine Finger strichen über meine Hüfte. Ich drückte mit beiden Händen gegen Harrys Brust. Der Größere schien den ernst der Lage aber gar nicht zu begreifen, da er weiter über meine nackte Haut strich und mich fest an sich drückte, statt mir den Freiraum zu geben, den ich gerade so dringend brauchte. Es waren zwar grundsätzlich ganz harmlose Berührungen, die mich früher überhaupt nicht gestört hätten, doch seit dieser einen Nacht begann mein Körper sich auch gegen diese zu sträuben. Ich konnte selbst in diesem Moment nicht einmal sagen, ob die innere Panik daherkam, dass sich Harrys Hand unter mein Oberteil befand oder von Harrys festen Griff um meine Hüfte. Egal was die Ursache war, es war auf jeden Fall nicht besonders hilfreich, dass Harry trotz meiner Bitte nicht damit aufhörte. Er wollte mich lediglich etwas ärgern. Für ihn war es alles noch Spaß, doch leider empfand ich es anders.
"Lass los", forderte ich, wobei ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Lachend verfestigte Harry seinen Griff weiter. "Drei."
"Louis, du sollst die Zahlen ehrlich ..." Er brach seinen Satz ab, als unsere Blicke sich trafen. Überrascht, schon fast geschockt sah Harry mich an, dann ließ er mich los. Sofort brachte ich ein paar Schritte Abstand zwischen uns. Mein Herz raste und meine Hände zitterten leicht. Zwar kannte ich mich mit dem Thema nicht aus, doch war ich mir sicher, dass ich nicht weit von einer Panikakttacke entfernt gewesen war, was mich selbst schockte. "Louis", hauchte er, wobei er einen Schritt auf mich zu machte. Aus Reflex wich ich einen Schritt zurück, um den Abstand zwischen uns nicht zu verkleinern. "Es tut mir leid, ich meinte das nicht so, ich wollte dich doch nur etwas ärgern." Ich nickte, drehte mich aber gleichzeitig um, um den Raum zu verlassen. "Lou", flehte der Jüngere, weswegen ich tatsächlich in meiner Bewegung innehielt. "Kannst du bitte bleiben? Ich möchte nicht, dass du jetzt alleine bist. Ich möchte nicht, dass du jetzt gehst und das unausgesprochen zwischen uns steht." Schweigend blickte ich zur Tür, während mein Herz noch immer wild gegen meine Brust hämmerte. Harry erschien in mein Blickfeld und streckte mir mit bittenden Blick seine Hand entgegen.
Er wäre gerade beinahe der Auslöser einer Panikattacke gewesen, dennoch konnte ich ihm nicht böse sein und zudem wusste ich ja eigentlich, dass er mir nie schaden wollen würde. Ich atmete noch einmal tief durch, legte meine Hand dann aber in seine, weswegen Harry erleichtert aufatmete. Ich zwang mich selbst einen Schritt auf ihn zu zumachen wodurch ich wieder direkt vor ihm stand.
Langsam hob Harry seine zweite Hand, um mir über die Wange streichen zu können, wobei er mich aufmerksam musterte.
Schweigend sahen wir uns einfach nur an.
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Wie würdet ihr an Harrys Stelle reagieren am Ende?
Und denkt ihr, Louis wird jetzt dort bleiben oder doch noch flüchten?
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