20. Kapitel
Louis Pov
Schlussendlich hatte Harry mich doch noch das Haus verlassen lassen, wodurch ich mich endlich in meine Wohnung zurückziehen konnte. Seit über zwei Stunden lag ich völlig überfordert auf der Couch und starrte die Decke an.
Erst berichtete Harry mir, dass er und Zayn sich getrennt haben, um mich direkt im Anschluss zu küssen und auf ein Date einzuladen. Ich wusste schon nicht, wie ich mit den Ereignissen vom Morgen umgehen sollte, wie sollte ich denn dann noch ein Date verarbeiten ... besonders wenn ein Teil von mir das Date noch immer für einen Fehler hielt.
Es fühlte sich an, als würde ich Zayn verraten. Zudem konnte Harry doch sicher nicht innerhalb eines Tages mit einer Beziehung abschließen. Natürlich meinte er, dass er Zeit bräuchte, aber dann sollte er sie doch auch für sich nutzen und nicht für ein Date mit dem nächsten Typen. Prinzipiell traute ich dem Lockenkopf nicht zu, dass er jemanden ausnutzen könnte, um sich selbst zu trösten, aber gleichzeitig konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass er an etwas ernsthaften mit mir interessiert sein könnte. Harry könnte so ziemlich jeden auf dieser Welt haben, warum sollte er sich ausgerechnet für mich entscheiden?
Meine Wohnungstür wurde aufgeschlossen. Da neben mir nur eine weitere Person einen Schlüssel besaß, brauchte ich nicht einmal aufschauen, um zu wissen, dass Eleanor reingekommen war.
"Wie lange liegst du da schon?", erkundigte sich die Brünette, wobei sie sich über die Rückenlehne der Couch lehnte und zu mir herunter schaute.
"Einen Moment", antwortete.
"Ist irgendwas passiert?" Ich zuckte lediglich mit den Schultern. "Also ja. Ich habe uns was vom Inder geholt. Beim Essen kannst du mir ja alles erzählen." Entschlossen drückte sie mir die Essensboxen in die Hand, holte Besteck aus der Küche und setzte sich zu mir auf die Couch. Zwischenzeitlich hatte ich mich aufgesetzt. Da ich Eleanor kannte und daher wusste, dass sie keine Ruhe geben würde, ersparte ich uns beiden die Diskussion und begann ihr beim Essen vom Treffen mit Harry zu erzählen.
"Gehst du hin?", hakte sie nach, nachdem ich meine Erzählung beendet hatte. Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. "Natürlich wäre es eine gute Chance für dich, um einer Beziehung mit Harry etwas näher zu kommen, allerdings ist er frisch getrennt. Es endet selten gut, wenn man sich von einer Beziehung direkt in die Nächste stürzt."
"Du würdest also nicht hingehen?", schlussfolgerte ich. Eleanor überlegte noch einen Moment, ehe sie nachdachte.
"Nein, ich denke nicht. Schlussendlich ist es deine Entscheidung, tue das womit du dich am wohlsten fühlst, aber meiner Meinung nach, wäre es für eine langfristige Beziehung sinnvoller, wenn keiner der Partner noch eine vorherige Beziehung abschließen muss. Ein Kapitel sollte vollständig abgeschlossen sein, ehe das Nächste beginnt. Du muss diese Entscheidung aber für dich treffen, ich möchte dir nicht meine Meinung aufzwingen."
"Ich habe ja auch schon drüber nachgedacht, ob ein Date so kurz nach der Trennung wirklich sinnvoll wäre."
"Denk in Ruhe drüber nach und solltest du dich gegen das Date entscheiden, heißt es ja noch lange nicht, dass ihr Beiden es nicht in einigen Wochen nachholen könnt."
"Wenn Harry dann überhaupt noch will", warf ich ein.
"Sollte er dann nicht mehr an einem Date interessiert sein, meinte er es nie ernst. Außerdem wäre er ein ziemlicher Idiot, wenn er sich dich entgehen lassen würde." Eleanor umarmte mich von der Seite fest, wobei sie mir einen Kuss auf die Wange drückte. "Und das sage ich ihm dann auch gerne ins Gesicht ... inklusive einiger Beschimpfungen." Schmunzelnd sah ich sie an. "Was denn? Keiner verletzt meinen besten Freund und kommt einfach so davon." Ich ließ die Aussage unkommentiert und stand stattdessen auf, um den Müll wegzuräumen. "Hast du dich schon entschieden wegen nachher?"
"Ich gehe nicht hin", teilte ich ihr mit.
"Und verkriechst dich stattdessen in deinem Bett?"
"Nein, auf dem Sofa."
"Louis ... ", seufzte sie.
"Ist ja gut. Vielleicht treffe ich mich ja mal wieder mit Oli."
"Das klingt schon besser. Ich muss jetzt auch los, mach keinen Blödsinn und Finger weg vom Alkohol." Nachdem die Brünette mir noch einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte, verabschiedete sie sich und verließ meine Wohnung. Einen Moment blieb ich noch planlos im Wohnzimmer stehen, ehe ich mich dazu entschloss duschen zu gehen. Leider konnte ich mich unter dem warmen Wasser nicht entspannen, sondern begann mir Gedanken darum zu machen, wie ich Harry mitteilen sollte, dass das Date nicht stattfinden würde.
Es war schon verrückt. Seit einer gefühlten Ewigkeit wünschte ich mir ein Date mit Harry und noch soviel mehr, doch kaum ergab sich genau diese Gelegenheit, verzichtete ich drauf. Natürlich bestand der Wunsch weiterhin, aber bei den aktuellen Umständen wäre es einfach falsch.
Frisch geduscht und in bequemen Klamotten nahm ich meinen Platz auf der Couch wieder ein. Seufzend griff ich nach meinem Handy nur um festzustellen, dass es bereits kurz vor achtzehn Uhr war. In etwa einer Stunde sollte ich bei der Villa sein für das Date, welches ich noch immer nicht abgesagt hatte. Ich wollte Harry nicht verletzten indem ich die falschen Worte wählte, doch ohne Ankündigung nicht aufzutauchen, würde ihn vermutlich noch viel mehr treffen. Unsicher kaute ich mir auf der Unterlippe herum und machte mir Gedanken über mein weiteres Vorgehen. Als könnte Harry spüren, dass etwas nicht stimmte, zeigte mein Handy einen eingehenden Anruf von ihm an. Ich zögerte, nahm ihn dann aber doch an.
"Hey", meldete ich mich.
"Hi, es bleibt bei neunzehn Uhr?", versicherte sich mein Bandkollege, wodurch wir direkt zum unangenehmen Teil des Gespräches kamen.
"Harry ...", setzte ich an, wurde aber von einem Seufzen auf der anderen Seite der Leitung unterbrochen.
"Willst du das Date verschieben oder gleich komplett absagen?" Ich brauchte einen Moment, um Harrys direkten Worten zu verarbeiten.
"Woher ...?", begann ich die Frage, welche ich jedoch nicht beendete.
"Ich hab es an der Art, wie du meinen Namen ausgesprochen hast, erkannt. Beantwortest du jetzt auch meine Frage?" Die Enttäuschung, die in Harrys Stimme mitschwang, war nicht zu überhören.
"Verschieben", antwortete ich nach kurzer Bedenkzeit.
"Warum?", wurde die nächste Frage hinterher geschoben. "Und bitte sei ehrlich. Ich bin deine Ausreden leid." Ein weiteres Mal während dieses Telefonats brachte Harry mit dadurch mit seinen Worten aus dem Konzept. Ehe ich meine Sprache wiederfinden konnte, ergriff mein Bandkollege das Wort wieder. "Tut mir leid, so war das nicht gemeint ... Also eigentlich schon, aber ich habe mich gerade etwas im Ton vergriffen. Ich möchte nicht, dass noch weitere Ausreden oder Lügen zwischen uns stehen, denn unter den Bedingungen kann das mit uns gar nicht klappen. Man kann keine ernsthafte Beziehung auf Lügen aufbauen, das funktioniert einfach nicht. Jahrelang haben wir miteinander über all unsere Sorgen, Gefühle und Probleme gesprochen, ich möchte, dass genau das wieder möglich ist. Vertrau mir, Lou, bitte, lass mich wieder in dein Leben. Egal was passiert, ich werde immer an deiner Seite sein, wenn du mich lässt. Es ist auch komplett egal, wie unwichtig ein Problem in deinen Augen ist, du kannst mit jeder Sorge zu mir kommen und ich werde sie ernst nehmen. Wenn du aktuell nicht mit mir auf ein Date gehen möchtest, warum auch immer, dann ist das so, deswegen könnte ich dich niemals hassen. Ich kann warten bis du dazu bereit bist. Viel wichtiger ist mir aktuell eh, was in der letzten Zeit in deinen Kopf vor sich geht. Du hast dich zurückgezogen, dich schon fast vor uns versteckt und ich verstehe nicht so wirklich, warum. Dass du dich von mir ferngehalten hast, ist durch deine Gefühle für mich begründet, aber warum hast du auch von Liam und all den Anderen Abstand genommen." Für einen Moment schwiegen wir beide. "Wehe du legst jetzt einfach auf und ..." Bevor Harry den Satz vollenden konnte, tat ich genau das, was er befürchtet hatte und beendete das Telefonat.
Das Gespräch hatte sich gerade in eine Richtung entwickelt, die ich nicht einschlagen wollte. Hätte Harry mit mir nur über das Date, mein aktuelles Verhalten und der Sache zwischen uns sprechen wollen, wäre es in Ordnung gewesen. Aber Harry hatte es auf den zweiten Grund für meinen Rückzug abgesehen. Den Grund, den ich für immer aus meinen Kopf verbannen wollte.
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Was würdet ihr an Harrys Stelle nun tun?
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