19. Kapitel

Louis Pov

Es vergingen noch einige Sekunden, dann berührten Harrys Lippen meine. In mir explodierte ein Feuerwerk, doch gleichzeitigt war ich wie gelähmt. Vorsichtig begannen sich Harrys Lippen auf meinen zu bewegen. Ich brauchte einen Moment, um zumindest halbwegs aus meiner Starre zu erwachen und den Kuss zu erwidern. Es fühlte sich unglaublich an ihn zu küssen. Es fühlte sich richtig an ... doch gleichzeitig auch verdammt falsch. 

Bis vor einigen Stunden war Harry noch mit Zayn zusammen. Ich konnte doch nicht den Ex-Freund eines Freundes küssen und schon gar nicht, wenn dieser Ex-Freund gleichzeitig eigentlich auch mein bester Freund war. 

Harry wurde mutiger. Er vertiefte den Kuss weiter, wobei er mich sanft auf den Rücken drückte. Ich wollte die Arme um seinen Nacken schlingen, um ihn für immer bei mir zu halten. Doch eine Stimme in meinem Kopf schrie mir zu, dass ich dabei war einen Fehler zu begehen und dass Harry mich nur ausnutzen würde, um seinen Liebeskummer zu bewältigen. 

Ich konnte den vermutlich einzigen Kuss mit Harry nicht genießen, da der Kriegen zwischen meinem Kopf und meinem Herzen mich viel zu sehr ablenkte. Tausende Gedanken und Gefühle strömten auf mich ein. Zu gerne würde ich für diesen Moment alles vergessen, aber mein Kopf ließ mich nicht.  Überfordert mit der Situation und mit mir selbst, drückte ich Harry schließlich von mir. Fragend sah er mich an, doch erhob ich mich schweigend vom Bett und steuerte auf die Tür zu. Bevor ich den Raum verlassen konnte, bekam Harry mich am Handgelenk zu fassen. Er hielt mich fest. Ohne mich zu ihm zu drehen, versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien, aber ich hatte keine Chance. 

  "Verdammt, Louis, du kannst nicht immer vor allem flüchten. Hör auf vor deinen Gefühlen, Problemen oder was auch immer dich beschäftigt davon zu laufen und dich zu verkriechen. Ich weiß, dass du nicht gerne über deine Sorgen sprichst und es lieber mit dir selbst ausmachst, aber das bringt doch nichts. Rede bitte endlich mit mir", flehte Harry mich an. Ich starrte auf die verschlossene Tür. "Lou", sprach er mich leise an, wobei er leicht an meinem Arm zog. Als ich nicht reagierte, zog er fester an meinem Arm, wodurch ich in seine Richtung stolperte. Sofort schlangen sich Harrys Arme fest um meinen Körper und wie automatisch vergrub ich das Gesicht an seiner Schulter, wobei ich mich mit beiden Händen an seinem Shirt festklammerte. Sanft drückte Harry mir einen Kuss auf den Kopf, während er mich einfach festhielt. 

Wir schwiegen eine ganze Weile, ehe der Lockenkopf das Wort wieder ergriff. 

  "Soll ich mich für den Kuss entschuldigen?" Ich schüttelte direkt den Kopf ohne den Blick zu heben. "Gut, ich bereue es nämlich auch nicht. Ja, es war ein blöder Moment, da ich mich gerade erst von Zayn getrennt habe, aber ich musste einfach wissen, ob Zayn Recht hatte."

  "Womit?" murmelte ich in sein Shirt. 

  "Dass ich Gefühle für dich habe." Ich schwieg, da ich einfach nicht wusste, was ich darauf antworten sollte. Natürlich hätte ich ihm nach dem Ergebnis fragen können, doch war ich mir nicht sicher, ob ich das wirklich erfahren wollte. Schlussendlich sprach Harry aber auch ohne eine Nachfrage von mir weiter. "Und ich denke, er hatte Recht. Ich habe Zayn wirklich geliebt als wir zusammengekommen sind. Ich habe ihm nichts vorgespielt, sowas würde ich nie tun, das weiß du hoffentlich. Vielleicht war die Liebe einfach nicht stark genug, nicht intensiv genug, um eine langzeitige Beziehung zu überstehen. Als ich dich gerade geküsst habe, hat es sich ganz anders angefühlt als bei Zayn ... es hat sich angefühlt, als sollte es nie anders sein. Das hier ist nicht der richtige Moment für eine große Liebeserklärung, dafür werde ich etwas Zeit brauchen. Ich möchte die neue Situation in Ruhe auf mich wirken lassen und nichts durch ein überstürztes Handeln zerstören.  Aber würdest du vielleicht auf ein Date gehen mit mir, Louis?" Ich schwieg. Harrys Worte ließ ich mir durch den Kopf gehen, war dadurch jedoch nur noch überforderter als zuvor eh schon. Es könnte so einfach sein, indem ich einfach ja zu dem Date sagen würde und drauf hoffte, dass wir uns auf dem Weg zu einer Beziehung befanden, aber mein Kopf ließ mich nicht. Ich dachte an Zayn, an unsere Band, das Management, Harrys Zukunft ... an alles außer an meine eigenen Gefühle und an mein eigenes Glück. Es schien auf einmal alles zu einfach zu sein. Seit Monaten versuchte ich irgendwie mit meinen Gefühlen für Harry klar zu kommen und plötzlich sollten diese kein Problem mehr darstellen, da sie erwidert wurden. Es musste irgendwo einfach einen Haken geben. 

  "Soll ich dein Schweigen als ja oder als nein deuten?", erkundigte sich der Jüngere irgendwann vorsichtig. Ich atmete noch einmal tief durch und löste mich dann komplett von Harry. 

  "Es geht nicht, es wäre ein Fehler", sagte ich, wobei ich mich zur Tür wandte. 

  "Warum?" Ohne zu antworten wollte ich gehen, doch hielt Harry mich ein weiteres Mal fest. "Nein, Louis, du wirst jetzt nicht abhauen und Tage lang spurlos verschwinden. Ich möchte jetzt eine Antwort, warum ein Date mit mir in deinen Augen ein Fehler wäre."

  "Weil Zayn zu meinen besten Freunden gehört. Weil die Leute sonst was denken werden, wenn du einfach innerhalb der Band den Freund wechselt. Weil das Management genau aus dem Grund und weil ich ich bin, gegen eine Veröffentlich wäre. Weil du etwas besseres verdient hast als mich. Weil ..." Harry unterbrach mich. 

  "Spinnst du eigentlich? Ich habe was besseres verdienst als dich? Es gibt nichts besseres. Du muss endlich aufhören dich selbst schlecht zu reden. Genauso wie du bist, bist du großartig. Ich möchte nicht, dass du dich für irgendwen oder irgendwas änderst, das hast du nämlich nicht nötig. Bleib du selbst, aber schalte zwischendurch einfach mal deinen verdammten Sturkopf ab und höre auf dein Herz. Natürlich wird Zayn nicht begeistert sein, aber er ahnt es doch eh schon und spätesten, wenn er sich neu verliebt, wird er drüber hinweg sein. Mach dir ums Management mal keinen Kopf, wenn wir soweit sind und irgendwas veröffentlichen wollen, bekomme ich die schon überredet und die Meinung von irgendwelchen fremden Menschen kann uns im Prinzip doch egal sein. Sollen sie doch denken, was sie wollen. Hast du noch mehr Einwende, die dich an einem Date mit mir hindern?" Ich seufzte. "Also nein. Ich würde ja sagen, dass ich dich morgen Abend abhole, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass du mir deine Adresse immer noch nicht verraten wirst, aber darüber will ich jetzt nicht auch noch mit dir diskutieren, also schlag ich vor, du kommst einfach hier her und dann fahren wir zusammen was essen."

  "Wir können nicht einfach in ein Restaurant gehen, dafür ich die Gefahr zu groß, dass wir fotografiert werden und sonst was für Gerüchte entstehen." Inzwischen hatte ich mich Harry zugewandt, weswegen ich nun sehen konnte, wie sich ein Grinsen auf seinen Lippen ausbreitete. 

  "Schön, dass du dich mit dem Thema Date auseinander setzt, das ist nämlich die endgültige Zustimmung. Selbst wenn Bilder entstehen sollten, dann wäre es eben so, aber ich lass mir dafür schon etwas einfallen, damit du nicht den ganzen Abend mit diesem besorgten Gesichtsausdruck herum laufen musst. Also bist du morgen um neunzehn Uhr hier?" Einen Moment sah ich Harry noch schweigend an, dann ergab ich mich mit einem Seufzen und nickte. 

Bei den ganzen Dingen, die in den letzten Minuten passiert waren, konnte ich mir auf jeden Fall schon mal einen neuen Termin beim Psychologen holen. Alleine war ich nämlich komplett überfordert mit der neuen Situation. 

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Was sagt ihr, ist es von Harry und Louis die richtige Entscheidung in der aktuellen Situation ein Date zu planen oder hätten sie damit lieber noch warten sollen?


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