Tränen

Das Letzte was ich sehe sind Augen. Sturmgraue Augen.

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Dean Kardwin. Er steht gut 5 Meter von mir entfernt. Unschlüssig was er machen soll. Er Betrachtet mich - mich letztes Stück Dreck ohne Gefühle. Ich starre zurück. Doch er wendet den Kopf ab und geht ins Schulgebäude.
Dann fange ich an zu rennen. Ich renne einfach weg. Vor allem. Meinen Problemen, die mich zerfressen, den Schikanen, den Drohungen.. und vorallem Dean Kardwin.
Langsam steigen mir Tränen in die Augen. Ich renne. Die Tränen Bahnen sich Wege nach unten. Ich renne. In vollkommen Strömen fließen sie über meine Wangen. Doch Ich renne. Eine Träne tropft auf den heißen Boden und verdampft. Ich renne.
Die halbe Stunde von der Schule nach Hause renne ich. Durch einen Tränenschleier erkenne ich unser Haus. Mit tränenverschmiertem Gesicht stoße ich die Tür auf.
Der Fernseher läuft noch, doch das kümmert mich nicht. Ich will einfach nur weg. Weit weg. Ohne es wahrzunehmen gehe ich hoch ins Badezimmer und sinke vor der blutverschmierten Wand herunter. Dort breche ich in Tränen aus. 6 Jahre Tränen, Ängste und Schläge fließen aus mir. Jede Hänselei trägt seine eigene Träne mit sich. Jeder Schlag, jeder Tritt, jede grausame Erinnerung.
Ich verberge mein Gesicht in den Händen und lasse meinen Tränen freien Lauf. Sie Bahnen sich Wege über meine blutige Wange.
Nach einiger Zeit hole ich eine Rasierklinge heraus und drücke die mir abermals in den Arm. Der Schmerz fließt in diese Bewegung. Mit jedem Schritt entferne ich mich von einem Leben. Mit jedem Schnitt bahnt sich in eine weitere Träne ihren Weg. Mit jedem Schnitt komme ich meiner Mutter näher. Das Blut benetzt den Boden. Scharlachrot tropft es auf den Boden.
Mein bleiches Gesucht spiegelt sich in den Pfützen. Dem meiner Mutter so ähnlich. Warum habe ich gedacht Dean Kardwin könnte ein anderer Junge sein? Er ist hochnäsig wie die Gewöhnlichen. Er hat mir nicht geholfen, hat mich zurück in den Dreck fallen lassen. Hat seine eigene Haut gerettet anstatt mir aufzuhelfen und den Staub abzuklopfen. Wie jeder.
Erneut Tropfen Tränen auf den Boden und vermischen sich mit meinem Blut. Wieso ist die Menschheit so? Warum müssen Sie uns Andere immer wieder zerbrechen lassen obwohl sie schon eine rissige Hülle haben - eine Vorwarnung an alle, das die Hülle bald unter den Schikanen bersten könnte, Tränen frei geben könnte. Emotionen zeigen könnte. Doch das würde auch nichts ändern. Sie würden dich nur noch mehr verspotten. Nur noch öfter in den Dreck stoßen. Nur noch mehr verletzen.
Dean Kardwin.
Der Junge von dem ich dachte er wäre etwas. Jemand, der anders denkt. Wie von selbst tunken sich meine Finger in eine blutige Pfütze auf dem Boden.
Sie legen sich auf mein Gesicht und schreiben einen Namen.
Dean Kardwin.
Quer über meine Wangen und meine Nase zieht sich der Name, der meine Hülle zu, bersten brachte. Der meine Seele endgültig zerhackte. Der mein Herz endgültig sterben lies.
Ich lege mich auf den Rücken. Meine Haare liegen in den Blutpfützen und bekommen langsam rote, triefende Spitzen.
Zayn Cutter.
Viola Clémence.
Jace Hunt.
Ich könnte so viele Namen nennen, die auf meiner Hülle rumgetrampelt haben, doch diese einzige Person lies sie platzen. Alle Emotionen freigeben und weinen. Ein Mal weinen um all die Jahre Schmerz loszuwerden. Nur ein einziges Mal weinen, nur ein einziges Mal in den Armen einer Person liegen. Nie wird das wahr werden. Nie werde ich weinend in den Armen einer starken Person liegen und getröstet werden. Nie wird jemand mein Haar streichen und versprechen, dass alles gut wird. Nie wird etwas davon geschehen. Niemals.
Eine einzige Träne bahnt sich dem Weg über meine Wange und lässt eine Spur in der blutigen Schrift auf meinem Gesicht zurück.
Dean Kardwin. Warum tust du mir das an?

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Witten by Writer_007

Gewidmet: Feuerluwas

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