Strange

Jetzt stelle ich mir nur eine Frage: Meint er es ernst?

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Ich stehe auf. Langsam geht der Mond über dem Feld auf und wirft Schatten auf mein Gesicht. Die ersten Sterne erscheinen am Himmel. Irgendwo dort oben sind Anny und Mama. ,,Kannst du mich sehen?" flüstere ich in die Dunkelheit. ,,Weißt du, ob Dean es ernst mit mir meint?" Keine Antwort. Ich schüttele den Kopf und wende mich ab. Ich gehe über das wogende Feld und lasse die Ähren meine Beine streifen, während ich über all das nachdenke, was heute passiert ist. Seine Worte waren wunderschön, aber was nützen mir leere Worte, wenn dahinter keine Wahrheit steckt? Was soll ich mich trügenden Blicken und falschem Mitleid, wenn hinter der Fassade ein Gewöhnlicher hockt und sich ins Fäustchen wegen meiner Dummheit und Naivität lacht? Wenn ich doch nur sicher sein könnte, dass er es ernst meint und mich nicht hinters Licht führen will.. Was würde ich dafür geben. Aber in einem Punkt hat er recht. Vertrauen ist nicht erzwingbar. Es kommt von hier. Aus dem tiefsten Inneren eines Menschen und der Schlucht der Seele. Wenn das hier abgeschottet und kalt ist, wie soll man dann Vertrauen.
Mit ihm.. Flüstert ein kleiner Teil meines Kopfes.
Überhaupt nicht... flüstert ein anderer.
Er hat dir eine Chance gegeben. Ob du sie ergreifst liegt ganz bei dir.. haucht der letzte Teil. Dieser Gedanke lässt mich abrupt anhalten. Es stimmt. Er erzwingt nichts und überstürzt nichts. Er lässt mir freie Wahl, ob ich seiner Seele vertraue, und ihm erlaube mich zu führen. Ich weiß, was für schreckliche Folgen Vertrauen haben kann, wie fatal es sein kann, wenn man zu viel vertraut. Aber überall wo es Schatten gibt, muss es auch irgendwo ein Licht geben, selbst wenn die Quelle so klein und unscheinbar sein mag, sie ist da. Ich schaue mich um. In meinen Gedanken habe ich einen weiteren Weg zurück gelegt als ich gedacht habe. Ich stehe am Rand des Felds, vor mir, auf der Anhöhe das Haus meines Vaters. Doch etwas ist anders. Ich weiß nicht, ob es den ganzen Tag schon so war, oder erst jetzt, wo ich die Umrisse meines Elternhauses sehe so ist. Aber ich weiß - genau in dem Moment- Ich habe keine Angst. Merkwürdig. Ich  habe immer Angst. Vor allem und jedem. Mein ganzes Leben würde von Furcht und Tränen geprägt, dass meine einzige Emotion die Trauer ist. Nur jetzt nicht. Ich laufe auf die windschiefe Hütte zu und mit jedem Schritt verstärkt sich das mutige Gefühl, bis ich vor meiner Haustür ankomme. Woran liegt dieser Mut? Das frage ich mich selbst, obwohl ich die Antwort selbst kenne. Es liegt an Dean. Dean Kardwin, der seltsamsten Persönlichkeit, die ich je kannte und je kennenlernen werde. Diese Offenheit und Liebe hat mir ein Gefühl der Vertrautheit gegeben, sodass ich neuen und starken Mut fassen konnte. Ganz sachte stoße ich die Tür auf. Mein Vater schläft. Gott sei Dank. Oder soll ich traurig sein? Der Mit verschwindet so rasch wie er gekommen ist. Dieser Ort unterdrückt mich jeden Tag mit den Schuldgefühlen am Tod meiner Mutter und der Last tausender Kindstränen. Mit weicht Verwirrtheit und ich schüttele wie so oft den Kopf um Klarheit in mein Hirn zu bringen. Doch wie immer nützt es nichts und die Gedanken Ballen sich zu einer noch festeren Fassade, die mich vor der Außernwelt schützt, und mich aber gleichzeitig, Stück für Stück, umbringt. Auf leisen Sohlen schleiche ich die Treppe hoch und lasse mich erschöpft auf mein Bett sinken. Ich schließe die Augen, einfach um in meine eigene kleine Welt zu flüchten und dem Druck, den mir die Außenwelt bringt, zu entfliehen. Doch heute schaffe ich das nicht. Diese Nacht verfolgt mich der Junge mit dem dunklen Haar in meinen Träumen...

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Written by: Writer_007

Gewidmet: mcnooms

Wörteranzahl: 631

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