CyberMobbing

Dean Kardwin. Warum tust du mir das an?

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Nun liege ich hier in meinem eigenen Blut. Langsam geht die Sonne unter und taucht das Badezimmer in goldenes Licht. Einzelne Tränen Rollen über meine Wangen und hinterlassen Spuren im trocknenden Blut. Das schwindende Sonnenlicht tanzt in in dem zersplitterten Badezimmerfenster und wirft kleine Bilder an die blutbespritzten Wände.
Es ist wie mein Lebenslicht. Es ist schwach, doch immer da, aber jeden Abend wird es mit kälter und grausamer Hand zu Boden gezwungen.
Eine letzte Träne bahnt sich ihren Weg über meine geschundene Wange und tropft auf den kalten Boden. Energisch wische ich sie weg und setze mich auf. ,Dean Kardwin ist nicht besser als die anderen. Er ist ein arroganter, selbstverliebter Gewöhnlicher!'
Ich stehe auf und gehe zum gesprungenen Waschbecken. Kaltes Wasser fließt über meine Hände und langsam bildet sich ein roter Strudel meines Blutes am Grund. Ich wasche den Schriftzug mit zitternden Händen ab. Zurück bleibt nur ein kaltes Gefühl des Betrugs.
Erschöpft sinke ich an der Wand hinunter und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Meine Hände Krallen sich in meine dunklen Haare. Warum?
Stumm sitze ich da. Langsam fließen Tränen aus meinen Augen und schließen sich zu kleinen Bächen zusammen. Still Tropfen sie auf meine fleckigen Socken und benetzen den Boden.
Ich lasse allen Emotionen freien Lauf, genug habe ich mich verstecken müssen. Jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde. Ich bin ein offenes Buch. Alle Wörter und Gefühle strömen aus mir raus nur damit die Gewöhnlichen sie begierig einsaugen und zerfleischen können.
Langsam ebbt der Tränenstrom ab, doch dieses kalte Gefühl bleibt. Doch ich glaube dass es eh nie mehr verschwinden wird. Ich bin ein kaltes und lebloses Wesen geworden. Abgesondert von der Außenwelt und mit stählerner Maske ohne Gefühle und Emotionen, gesteuert von den Gewöhnlichen.
Ich schließe die Augen. Das einzige was ich brauche sind Freunde. Wahre Freunde.
Piep. Piep.
Ich horche auf.
Piep. Piep.
Langsam richte ich mich auf.
Piep. Piep.
Ich höre genauer hin.
Piep. Piep.
Kein Zweifel. Ein stetiges Piepen erfüllt die Luft. Es ist leise und seltsam aber.. so.. vertraut. Doch das merkwürdigste ist -  Es kommt aus dem Arbeitszimmer meines Vaters.
Früher als die Psyche meines Vaters noch nicht zerstört war und wir eine glückliche kleine Familie waren hat mein Vater gearbeitet. Er verdiente nicht viel, aber es reichte immer aus.
Dieses Geräusch Habe ich seit Jahren nicht mehr vernommen. Es klingt wie eine Benachrichtigung. Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit, doch die Versuchung ist zu groß. Ich richte mich auf und gehe mit zitternden Schritten zur Tür. Wie gesteuert öffne ich die knarzende Tür und mache Schritte auf die gegenüberliegende Tür zu. Mit jedem Achritt wird das ungute Gefühl größer und fordert mich auf umzudrehen, schreit mich an zu rennen, Schutz zu suchen, doch meine Füße laufen monoton weiter.
Ein Teil von mir wünscht sich nie an der großen, dunklen Tür anzukommen, ein anderer Teil ist begierig darauf sie zu öffnen.
Weitere Schritte. Weitere Schritte. Und dann steht sie vor mir. Die Tür zum Arbeitszimmer meines Vaters. Der verhasste und zeitgleich geliebte Raum.
Ich hole tief und zitternd Luft. Ein letzter Schrei meines Verstandes verklingt in meinen Ohren. Dann öffne ich die Tür. Staubige und kalte Luft schlägt mir entgegen, doch ich laufe wie betäubt weiter. Der Boden ist mit einer dicken Staubschicht bedeckt und die dunklen Möbel wirken bedrohlich im Dämmerlicht.
Die einzige Lichtquelle ist der Computer der leuchtend im Raum steht. Das stetige Piepsen dringt aus diesem Gerät. Jetzt packt mich die Angst. Ich will mich umdrehen und wegrennen. Mein Herz schlägt heftig gegen meine Brust als spüre es die Gefahr die von dem leuchtenden Ding ausgeht. Doch ich gehe weiter. Und dann sehe ich es.
Eine Internetplatform ist geöffnet und was ich sehe ist schrecklich. Ein Video. Ein Video in dem ein Mädchen verprügelt wird. Ein Video in dem ich die Hauptrolle Spiele.
Meine Augen weiten sich. Ist es nicht schon genug, dass ich in der Schule gemobbt werde? Warum muss man es dann noch ins Internet stellen? Warum muss man mich noch mehr quälen und bloßstellen? Wie tief kann die Menschheit noch sinken?
Mit zitternden Fingern scrolle ich in die Kommentare runter. Und mit jedem Wort, mit jeder Beleidigung versetzt es mir innerliche Schnitte.
,Diese Bitch hat es VERDIENT!'
Ich hole zitternd Luft.
,Bah ist das wiederlich! >.<'
Meine Hände verkrampfen sich.
,Das sowas noch leben darf! Unglaublich! Die ist soo bescheuert!'
Ich reiße die Augen auf.
,TÖTET ES!'
Ich sinke keuchend zu Boden. Tränen benässen mein Gesicht, doch es ist mir egal. Alles ist egal. Warum lebe ich noch? Warum kann ich nicht einfach in Ruhe sterben?
Wie tief will die Menschheit noch sinken?


Written by Writer_007

Gewidmet: Luftglanz

P.S. Watty geht wieder !

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