|32|

Nur langsam löste sich mein Bewusstsein aus dem Dämmerzustand.
Aber als ich dann gänzlich aus meinem Schlaf erwachte fiel es mir verflucht schwer meine Augenlieder anzuheben oder überhaupt meinen Körper zu bewegen. Nur sehr träge fuhr ich mit meiner Hand über meinen Untergrund und spürte das weiche Heu, auf dem ich lag, von dem sich aber dennoch einige Halme unangenehm in meinen Körper bohrten. Aber ich sah mich gerade nicht in der Lage dazu meine Position zu ändern und so blieb ich reglos.


Dann tropfte mir plötzlich etwas warms in unregelmäßigen Abständen auf meine geschlossenen Lippen und nur zögerlich öffnete ich meinen Mund.
Die Flüssigkeit tropfte weiter in meinen geöffneten Mund und benetzte meine Zunge.
Ein leises Seufzen entwich mir, als ich dann schmeckte was es war.

Blut!
Und es schmeckte gut! Sehr gut!

»Mehr~!« Verlangte ich.
»Ich will mehr!« Süchtig schluckte ich die wenigen Blutstopfen runter und leckte mir begierig über meine Blut benetzten Zähne, eh ich meinen Mund gleich noch weiter öffnete um noch mehr Tropfen des leckeren Blutes einzufangen.
Langsam hob ich mit geschlossen Augen meinen Kopf an, auf der Suche nach der Blutquelle.
Ich wollte mehr haben!
Ich brauchte mehr!

Meine Lippen trafen auf warme, weiche Haut und als ich mit meiner Zunge über einen blutigen Schnitt fuhr stöhnte ich vor Genuss auf.
Ich griff nach der Blutquelle und packte mit starkem Griff einen schmalen Unterarm.
Augenblicklich fuhren meine Fangzähne aus und stießen in zartes Fleisch, was ein leises Keuchen demjenigen entlockte, der sein Blut mit mir teilte.
Gierig saugte ich stark an dem Biss und schluckte das leckere Blut laut stöhnend runter.
Mehr! Ich brauchte viel mehr!



»Owen, Stop! Das reicht!« Die Stimme! Scheiße, die Stimme!
Schockiert riss ich meine Augen auf und ließ sofort von dem schmalen Unterarm ab.
Hektisch sprang ich von dem Heuhaufen auf und wich fluchtartig in die andere Ecke der kleinen Scheune.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich schockiert auf die Gestalt, die ihr Blut mit mir geteilt hatte und sich ihren verletzten Unterarm an sah.
»Klara?!« Fragte ich fassungslos nach und das kleine Mädchen hob grinsend den Kopf.
»Geht es dir jetzt besser?« Erkundigte sie sich und legte den Kopf fragend zur Seite, was sie irgenwie wie ein kleiner Welpe aussehen ließ.
»D-du-« Atmen, Owen, du musst atmen wenn du sprechen willst!
»D-du hast mir dein... Blut eingeflößt?« Fragte ich nur zögerlich und fürchtete mich irgendwie vor der Antwort.
»Ja. Du sahst nicht gut aus und hattest doch auch gesagt, dass du Hunger hast... Und als du dann auf mein Versuch hin dich zu wecken nicht wach wurdest hab ich Eigeninitiative ergriffen und dich mit meinem Blut gefüttert.« Erklärte Klara aufgeregt und ich sah sie total schockiert an.
»Nein, nein, nein, nein!« Murmelte ich leise und verkrallte meine Hand verzweifelt in mein Haar.
Ich hab Klara's Blut getrunken!
Ich weiß jetzt wie gut es schmeckt!

Ich beugte mich vor und steckte mir meinen Finger in den Hals. Vielleicht hatte ich ja Glück und konnte noch rechtzeitig Klara's Blut hoch würgen.
»Schmeckt dir mein Blut nicht?« Fragte das Mädchen und klang dabei komischerweise irgendwie traurig.
Hektisch schüttelte ich den Kopf.
»Ganz im Gegenteil, es schmeckt himmlisch und deswegen hätte ich es nie trinken dürfen!« Erklärte ich leicht panisch und versuchte weiterhin ihr Blut hoch zu würgen. Ich musste es irgendwie aus mir raus bekommen! Ich wollte ihr Blut nicht trinken!

Doch ich schaffte es nicht Klara's Blut wieder hoch zu würgen. Mein Körper war so ausgezehrt, dass Klara's Blut, sobald es meine Lippen benetzt hatte, sofort verwertet wurde und mir Kraft gab. Nun würde es in mir drin bleiben. Scheiße!

Klara kam besorgt auf mich zu, doch ich wich von ihr weg, was sie irgendwie traurig stimmte.
»Bleib ja weg von mir!« Sprach ich mit dunkler Stimme und hoffte so das Mädchen zu verschrecken, doch ihre gefährliche Naivität ließ dies nicht zu.
»Owen, was ist los?« Fragte sie irritiert nach.
»Ich hab völlig geschwächt dein Blut getrunken und mein Körper hat es sofort aufgenommen! Ich hab Angst, dass ich es jetzt zu sehr begehre und dich verletze!« Gab ich meine Sorgen kund und Klara sah betreten auf den Boden.
»Es tut mir leid! Ich dachte, dass ich dir damit helfen würde!« Murmelte sie betrübt und sofort fühlte ich mich schlecht.
»Du hast mir sehr geholfen, Klara, sehr sogar! Und ich danke dir dass du mich von deinem Blut trinken lassen hast!« Meinte ich ernst und nun schien es Klara wieder besser zu gehen, denn sie strahlte mich fröhlich an. Was sie damit verursacht hatte behielt ich für mich. Zum einem wäre es vielleicht nicht verkehrt, wenn sie wüsste wie leichtsinnig es war einen hungrigen Vampir mit ihrem Blut zu füttern aber das würde im Moment verdammt undankbar klingen und das war und wollte ich nicht. Zudem war ich aber auch mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit der einzige Vampir, dem sie freiwillig ihr Blut schenkte und so musste ich zumindest keine Gedanken darüber machen, dass sie so blauäugig auf andere Vampire zuging.

»Willst du mit zu den anderen kommen? Wir frühstücken gleich draußen unter dem Pavilion.« Teilte sie mir mit doch ich war mir nicht so sicher ob ich mich zu den Menschen dazu gesellen sollte.
»Ehrlich gesagt-«
»Ah ah ah! Das war eine rhetorische Frage! Du kommst mit!« Bestimmte das Mädchen und verdutzt sah ich sie an, die nach meinem Arm greifen wollte, aber kurz vorher das Gesicht verzog und auf den ihren sah. Der Schnitt, den Klara sich selbst zugefügt hatte um mich mit dem auftretenden Blut zu füttern, wie auch der Biss von mir waren noch minimal am bluten und schienen ihr weh zu tun.
Ein kleiner flüchtiger Blick auf die dunkelrote dickflüssige Substanz an Klara's Arm reichte dann völlig aus um meinen Hunger erneut zu entfachen und ich leckte mir über Lippen. Dass diese noch mit Klara's Blut benetzt waren hatte ich bis zu dem Zeitpunkt gar nicht bemerkt.
Mit meinen Fingern wischte ich mir über meine Lippen und sah sie mir an. Rötlich schimmerte das Blut an ihnen und schien auf meiner hellen Haut förmlich zu leuchten.
Gierig leckte ich mir meine Finger ab und schloss kurz genießend meine Augen, während ich ein leises Seufzen von mir gab.
Klara's Blut schmeckte gut. Zwar nicht so gut wie Isaiah's Blut aber mein Körper reagiere darauf dennoch mit einem unguten Verlangen danach.

»Wir müssen dringen deine Verletzungen versorgen!« Sprach ich mit zusammen gebissenen Zähnen und Klara sah kurz hoch in meine Augen, eh sie wieder auf ihren verwundeten Arm blickte.
»Joar, ich denke damit könntest du recht haben.« Meinte sie unbekümmert und ich schnaufte kurz belustigt, eh mir ein Gedanke kam, der mich verstimmt das Gesicht verziehen ließ.

»Seymour wird mich nun noch mehr hassen als ohnehin schon...« Murmelte ich genervt als Klara und ich nach draußen gegangen waren und ich nun das Scheunentor wieder verschloss.
Das Mädchen machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Ach, hör nicht auf ihn. Seymour übertreibt ziemlich gerne und ist was mache Themen angeht etwas engstirnig. Aber er ist eigentlich ziemlich nett, wenn man weiß wie man mit seiner harten Schale umzugehen hat. Er versucht die, die ihm wichtig sind und sich selbst zu beschützen. Er hat, wie Isaiah auch, ziemlich schlechte Erfahrungen mit Vampiren gemacht und sieht sich von deiner Anwesenheit bedroht. Aber keine Angst, wir werden ihm schon irgendwie klar machen, dass du ganz lieb bist!« Klara grinste zu mir hoch und ich setzte ein schiefes Lächeln auf.
»Was für Erfahrungen hat Seymour denn mit Vampiren gemacht?« Fragte ich zögernd nach und Klara zog die Augenbrauen zusammen.
»Das sollte er dir lieber selbst erzählen. Es wäre nicht fair von mir wenn ich hinter seinem Rücken über seine Vergangenheit rede.« Meinte sie und ich nickte verstehend.
»Alles klar, nachvollziehbar.« Sprach ich und wir beide traten ums Haus herum.


Die anderen Menschen saßen unter dem Pavilion an einem reichlich gedeckten Früstückstisch und schienen nur noch auf Klara zu warten.
Natürlich blieb die Verletzung an ihrem Arm nicht unbemerkt.
Kurz zog Kenzy misstrauisch die Augenbrauen zusammen, sagte jedoch nichts. Anders als Seymour.
Er katapultierte sich förmlich aus seinem Stuhl und kam mit strammen Schritten auf Klara und mich zu. Ich wich nach hinten, jedoch nicht als Flucht sondern weil ich vermeiden wollte etwas zu tun, was ich später bereuen könnte.

»Was hast du da am Arm?« Fragte der Rothaarige das Mädchen und hatte seine Augen zu schmalen Schlitzen verengt.
»Nichts, was für dich wichtig wäre.« Erwiderte sie zwar bestimmt aber freundlich, doch Seymour ließ sich dadurch nicht abspeisen und packte Klara's Handgelenk.
»Hey!« Rief ich als der junge Mann den Unterarm von Klara zu sich zog und sowohl auf den Schnitt als auch den Biss sah.
»War er es?« Zischte Seymour feindseelig und nickte zu mir ohne Klara aus den Augen zu lassen.
»Nein, ich war das.« Antwortete das Mädchen ruhig und Seymour schnaubte sarkastisch.
»Klar. Dir sind also zwei Fangzähne gewachsen und hast dir selbst in den Unterarm gebissen. Stimmt, jetzt wo ich es so sage, hätte es mir schon viel früher einfallen müssen, klingt ja total logisch.« Seymour redete sich völlig in Rage und Klara sah ihn böse an, während ich hilfesuchend zu Kenzy blickte, der das ganze Szenario wie jeder andere am Tisch auch für keine Sekunde aus den Augen gelassen hatte.

Kenzy fing meinen Blick ein und erhob sich.
»Seymour, das reicht jetzt!« Sprach der attraktive Mann energisch und der von ihm Angesprochene sah ihn fassungslos an.
»Kenzy, das Monster hat Klara angegriffen! Er hat sie gebissen und ihr Blut getrunken!« Behauptete er und eh irgendwer darauf was erwidern konnte zog Klara ihren Arm aus seinem Griff und sah den Rothaarigen finster an.
»Owen hat mich nicht angegriffen, Seymour!« Zischte das Mädchen.
»Ich hab Owen freiwillig mein Blut gegeben!« Fing Klara an zu erklären und eh sie weiter sprechen konnte wurde sie von dem Rothaarigen unterbrochen.
»Du hast WAS?!« Rief er schockiert und Klara verdrehte die Augen.
»Klara, er hätte dich aussaugen können!« Das stimmt, das hätte ich durchaus aber ich habe es nicht!
»Aber ihr geht es doch gut!« Meinte auch Kenzy und Seymour schnaubte als er sich zu ihm drehte.
»Sie hat ihm die Gelegenheit gegeben sie auszutrinken!«
»Seymour! Verflucht, hör mir doch mal zu! Ich hab Owen mein Blut freiwillig gegeben. Und ja, er hat mich gebissen aber sowohl das eine als auch das andere hat er gar nicht bewusst wahrgenommen. Als er sich dann bewusst wurde, dass er mein Blut trank, hat er sogar versucht es wieder hoch zu würgen. Vergebens.« Erklärte Klara das was passiert ist und erstaunt wurde ich angesehen, während ich nur finster drein schaute.

»Seymour, würdest du bitte noch eine Flasche Apfelsaft aus der Küche holen?« Schaltete sich nun auf einmal überraschend Claire ein und der junge Mann stürmte förmlich in das Blockhaus, ließ sich aber erheblich Zeit den gewünschten Saft zu holen.
»Und wir beide werden uns mal um deine Verletzungen kümmern.« Sprach Heather und erhob sich von ihrem Platz um auf Klara zu zu gehen, sie sanft an der Hand fasste und mit ihr ebenfalls ins Innere des Blockhauses ging.

Kenzy kam zu mir und fuhr mir sanft über den Kopf, was ich genießend zu ließ.
»Wie geht es dir?« Fragte er mich leise.
»Dank Klara erstaunlich gut.« Gab ich meine Antwort.
»Ich wollte ihr Blut wirklich nicht trinken!« Erklärte ich und Kenzy nickte.
»Schon okay, es ist doch alles in Ordnung.« Meinte er nur ruhig.
»Klara hat gesagt, sie hätte versucht mich zu wecken aber ich hätte erst reagiert als sie mir ihr Blut eingeflößt hat.« Erklärte ich Kenzy, der große Augen machte.
»So schlecht ging es dir?« Fragte er mit einer Mischung aus Unglaube und Besorgnis und ich zuckte mit den Schultern.
»Also Hunger hatte ich schon, aber ich hätte auch nicht damit gerechnet dass sich mein Körper ausschaltet.« Meinte ich und Kenzy fuhr mir über die Stirn.
»Hast du immer noch Hunger?« Fragte er und prüfend blickte ich zum Frühstückstisch. Die anderen Menschen hatten schon mit dem Essen angefangen und würden somit nicht mitbekommen wie ich antwortete.
»Herr, ich sagte doch schon mal, dass wir Vampire immer Hunger haben.« Meinte ich grinsend und auch Kenzy schmunzelte.
»Unersättlich.« Murmelte er und lüstern sah ich ihm in die verschieden farbigen Augen.
»Ganz recht!« Murmelte ich, erinnerte mich dann aber daran dass wir beiden nicht alleine hier draußen waren.
»Aber Ihr braucht Euch keine Sorgen machen. Für's erste geht es mir gut!« Erklärte ich und Kenzy nickte.
»Sag bitte Bescheid wenn du merkst, dass es dir nicht gut geht!« Bat der Mensch und ich nickte.
»Werde ich.« Antwortete ich und Kenzy grinste.
»Sehr gut! Komm, setz dich.« Der attraktive Mann deutete auf den Stuhl neben seinem und wir beide setzten uns auf unsere Plätze.

Wenig später kamen dann auch schon Heather, Klara und Seymour wieder aus dem Haus. Zielgenau lief Heather zu ihrem Platz und neben sie setzte sich Klara auf einen Stuhl. Betrübt sah ich auf ihren einbandagierten Arm und hatte ein verdammt schlechtes Gewissen. Wegen mir hatte sie jetzt diese Verletzungen und einzig die Tatsache dass sie es von sich aus getan hatte erhellte meine Gedanken.
Seymour setzte sich neben mich auf seinen Platz und entgegen meiner Erwartung ignorierte mich der junge Mann und goss sich in sein Glas den Apfelsaft ein, den er eben geholt hatte.


Das Frühstück lief relativ gesittet ab und abgesehen von Seymour, der die ganze Zeit schweigend sein Obst aß und seinen Saft trank, waren alle über irgendwas am reden.
Vielleicht dachte der Rothaarige ja jetzt mal darüber nach, dass ich doch nicht SO schlimm war, wie er mich die ganze Zeit hinstellte.

Als dann alle ihr Frühstück beendet und den Tisch abgedeckt hatten, schlug Heather vor jetzt schon mal das Mittagessen vorzubereiten, damit wir alle nachher mehr Zeit am See verbringen könnten und es später nicht allzu lange dauern würde das Essen zu kochen.
Ich klinkte mich ebenfalls ein, als Heather mich bat die Kartoffeln zu schälen. Eigentlich tat sie dies immer, erzählte sie mir, aber aufgrund ihrer fehlenden Sehkraft schnitt sie sich oft in die Finger und sie wollte, ich zitiere, 'mich mit dem Geruch ihres Blutes nicht wuschig machen'.
So saß ich als mit den anderen am Küchentisch und schälte Kartoffeln. Zwar konnte ich mich nicht daran erinnern es jemals zu vor getan zu haben aber ich bekam es erstaunlich gut hin. Ich schälte die Kartoffeln, gab sie rüber zu Isaiah, der sie in Würfel schnitt, gab dann die Würfel weiter an Klara, die auch was tun wollte und die Würfel abwusch um die dann Milo zu geben, der die Kartoffelwürfel in einen Topf mit frischem Wasser gab.
Was für Aufgaben die anderen hatten konnte ich nicht erkennen, spürte aber ihre Anwesenheit in der Küche.

Dann kam Seymour in die Küche und hatte von draußen eine kleine weiße Knolle mit gebracht.
Er stellte sich neben Heather an die Arbeitsfläche und manche sich daran der Knolle die Schale abzuziehen.
Dann hörte ich, wie er ein Messer aus dem Messerblock zog und anfing die kleinen Dinger aus der Knolle zu schneiden und es passierte etwas verdammt eigenartiges.

Plötzlich verspürte ich ein unangenehmes Kratzen im Hals und das Atmen fiel mir schwer. Um dem entgegenzuwirken stellte ich das Atmen einfach ganz ein, doch dann hatte ich das Gefühl zu ersticken und das obwohl ich nicht auf Sauerstoff angewiesen war.
Ich fing an zu Husten, aber das unangenehme Gefühl verschwand nicht, sondern wurde nur schlimmer.
Ich war am... Ersticken?!

»Owen, alles in Ordnung mit dir?« Fragte mich Jane und erst jetzt bemerkte ich wie mich jeder, abgesehen von Seymour, besorgt an sah.
Hektisch schüttelte ich den Kopf und schnappte röchelnd nach Luft.
Nein, nichts war in Ordnung!
Irgendwas stimmte nicht!

Ich spürte, wie mich jemand an den Oberarmen packte und mich so von meinem Stuhl zog.
Vorsichtig wurde ich herum gedreht und blickte in die verschieden farbigen Augen von Kenzy, die alarmiert in meinem Gesicht hin und her huschten.
Dabei versuchte ich weiterhin vergeblich nach Luft zu schnappen und gab dabei ein verzweifeltes Röcheln von mir.

»Owen, du musst nicht atmen!« Versuchte Kenzy mich über meine Natur aufzuklären, doch ich schüttelte hektisch mit den Kopf und sah ihm panisch in die Augen.
Ich wusste nicht was los war und das machte mir Angst!

Suchend sah sich Kenzy in der Küche um und blieb an Seymour's Gestalt hängen.
»Seymour, was machst du da?« Fragte der Mann mit kräftiger Stimme nach und dem Geräusch nach zu urteilen drehte sich der Rothaarige um.
»Ich schneide den Knoblauch aus dem Garten. Wieso?« Kenzy's Augen weiteten sich.
»Der Knoblauch...« Murmelte er und sah wieder zu mir.
»Der Geruch des Knoblauchs lässt dich nicht atmen!« Meinte Kenzy und ich vernahm ein Lachen von Seymour.
»Ernsthaft?! Knoblauch?!« Fragte er spöttisch nach und Kenzy's Gesicht verfinsterte sich.
»Wenn ich das nur früher gewusst hätte.« Murmelte er leise und klang dabei irgendwie nicht gehässig sondern als wäre er mit den Gedanken woanders.
»I-ich... Gehe... Raus.« Keuchte ich angestrengt und Kenzy nickte eifrig.

Dann flüchtete ich schwer atmend aus dem Blockhaus und sog draußen erstmal tief die Luft in meine Lungen. Das Husten ging weg und ich war auch wieder in der Lage normal zu atmen, was ich für's erste auch weiter tun werde.
Es war beängstigend was eben geschehen war und ich hoffte innig nicht allzu schnell eine solch weitere Erfahrung zu machen!


Ich hielt es für besser erstmal nicht wieder zurück ins Blockhaus zu gehen und war etwas überrascht als jemand zu mir nach draußen kam.
Und noch überraschter war ich als ich erkannte wer das war. Seymour.
Der Rothaarige sah mich kurz ausdruckslos an, eh er mir mit einem Kopfnicken signalisierte ihm zu folgen.
»Komm mal mit.« Sagte er und ich war selbst verwundert als ich es dann auch wirklich tat.

Wir liefen in die Richtung wo der See lag und als wir an dem Gewässer ankamen machte ich einen großen Bogen um ihn herum um Seymour ja nicht die Gelegenheit zu gegeben mich erneut in den See zu stoßen.

Wir umrundeten den See und näherten uns dem Waldrand dahinter. Dafür dass er ja mich hasste und vermeintlich Angst vor Vampiren hatte, war er dennoch ziemlich mutig mit mir alleine in die Nähe eines Waldes zu gehen.


Etwas weiter hinter dem See hielt Seymour dann schließlich an und ich staunte.
Vor uns stand ein hüfthohes selbstgebautes Kreuz aus Holz mit den eingeritzen Worten 'Ich werde dich immer vermissen'.

»Wer liegt hier?« Fragte ich vorsichtig nach und Seymour steckte seine Hände in die Hosentasche.
»Hier liegt niemand. Es ist eher so was wie ein metaphorisches Grab. Für meine Zwillingsschwester.« Erklärte der junge Mann ruhig und geschockt sah ich ihn an.
»Irene und ich lebten ziemlich lange bei zwei Vampir Brüdern...« Fing er an zu erzählen und gab ein zittriges Seufzen von sich.
»Die beiden waren irre! Also so wirklich irre, richtig verrückt!« Spöttisch schnaubte der junge Mann.
»Die haben richtig kranke Sachen mit meiner Schwester und mir gemacht! Irene wurde oft von den beiden vergewaltigt während ich nichts anderes machen konnte es als machtlos zu zu lassen. Die haben es ebenfalls genossen auch mir das ein oder andere Stöhnen zu entlocken für das ich nichts konnte und nur eine natürliche Reaktion meines Körpers war. Irene wurden zwei Finger ihrer Hand Glied für Glied abgebissen und einer der beiden hat ihr ein Auge aus der Höhle gezogen, während sie vor Schmerzen und Angst laut schrie, aber der Vampir hat nur gelacht und es genossen ihr Qualen zu zu fügen. Die haben uns an den verschiedensten Stellen an unseren Körpern gebissen und uns das Fleisch aufgerissen. Nicht selten haben sogar beide gleichzeitig einen von uns beiden gebissen und uns so lange das Blut ausgesaugt bis wir am Rande des Todes waren, nur um uns dann wieder aufzupäppeln, damit die Hölle von vorne los gehen kann!« Seymour drehte sich zu mir und hob sein Oberteil an. Haufenweise mehr oder weniger gut verheilte Bisse bedeckten seinen Körper, sowie Narben von aufgerissen Wunden die von Krallen und Reißzähnen stammten.
Verbittert ließ Seymour den Saum seines Oberteils los und bedeckte somit wieder die zahlreichen Verletzungen.

»Dann hat einer von ihnen mir die Wangen aufgeschnitten, weil 'ein hübscher Junge auch dann lächeln soll wenn die glänzende Panik in seinen Augen einen Vampir schon verdammt geil macht'.« Angeekelt verzog ich das Gesicht und Seymour atemte tief durch.
»Dann kam Kenzy. Ich hab keine Ahnung was er anfangs wollte und warum er da war oder warum die verrückten Bastarde ihn nicht umgebracht haben. Aber Kenzy bemerkte meine Zwillingsschwester Irene und mich und in was für einem Zustand wir beide waren. Er kaufte uns den beiden Vampir Brüdern ab, die verlangten jedoch dass wir erst am nachfolgenden Tag mit Kenzy mitgehen durften. Er hat versucht die beiden Spinner dazu zu überreden dass wir sofort mit ihm mit konnten, doch die beiden Brüder ließen sich davon nicht anbringen und drohten damit meine Schwester und mich auf der Stelle zu töten, wenn Kenzy dem nicht zu stimmen würde. Kenzy blieb schließlich keine andere Wahl und ging wieder...« Seymour schluckte kurz als würde er sich so auf das vorbereiten was er mir als nächstes sagen wollte.
»Die beiden Vampire trieben dann in der letzten Nacht die wir bei ihnen verbringen würden ihre Spiele zu weit. Mir schnitten sie die Wangen so auf, dass es mir ironischerweise schwer fiel den Mund zu zu halten...« Kurz fuhr sich der junge Mann über Narben an seiner Wange, die zu den Ohren hin dick und wulstig wurden und an den Mundwinkeln so aussahen als würden sie hin und wieder aufreißen.
»Irene wurde von ihnen vergewaltigt und bissen sie, zerrissen ihr förmlich den Hals und Schulter und tranken so viel von ihrem Blut, bis nichts mehr übrig war. Die Monster hatten Irene bis auf den letzten Tropfen ihres Blutes ausgesaugt!« Seymour's Augen glitzerten und schnell wischte er der aufwallenden Tränen weg vermutlich mit der Hoffnung dass ich sie nicht bemerkte und ich ließ ihn in seinem Glauben.

»Am nächsten Tag kam Kenzy um Irene und mich wie zuvor abgesprochen abzuholen, doch als er dann sah was passiert war fing er an zu toben wie ich ihn seit dem nie wieder erlebt hatte...« Dies schien die einzige relativ nette Erinnerung an Seymour's Vergangenheit zu sein, denn ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen und ich zog die Augenbrauen zusammen.
»Was hat er getan?« Fragte ich nach.
Seymour sah mir wieder in die Augen und in seinem Blick war nichts als kalte Leere zu erkennen.
»Kenzy hat sie getötet.«

Ich hab es mir erlaubt ein kleines bisschen mit Klischees zu jonglieren, vielleicht gefällt es euch ja.

LG Fynn ★
~3760~ Wörter

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top