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»Wähle deine letzten Worte weise, du Monster!« Zischte mir der junge Mann entgegen und obwohl die Stoffmaske seine Stimme etwas dämpfte, verlor sie keineswegs an stählernen Hass, den er mir mit den Worten entgegen spuckte.
Monster... Ich war kein Monster!
»Geh runter von mir.« Meinte ich nur, zu meiner eigenen Überraschung erstaunlich ruhig, doch der junge Mann, der auf meinem Bauch saß lachte nur spöttisch auf.
»Nicht sehr klug gewählte Worte, aber was anderes hab ich von einem Monster wie dir auch nicht erwartet.« Meinte er und ich spürte, wie er mit der Klinge mehr Druck auf meinem Hals ausübte.
»Seymour, lass ihn in Ruhe und komm runter von ihm.« Der junge Mann auf meinem Bauch, der offensichtlich Seymour hieß und ich schnellten mit unseren Köpfen zur Seite und erblickten Kenzy, der mit erhobener Augenbraue auf den rothaarigen Mann hinunter blickte.
»Kenzy, er ist ein Vampir! Er wird uns alle töten, wenn wir ihn jetzt nicht unschädlich machen!« Meinte Seymour aufgeregt und ich konnte gar nicht anders als zu lachen.
»Wenn ich dich oder wen anders hätte töten wollen, hätte ich es längst getan!« Knurrte ich mit dunkler Stimme was dazu führte, dass mich Seymour noch hasserfüllter ansah.
»Owen ist okay, Seymour. Wo ist Heather?« Fragte Kenzy nach und ohne mich aus seinen Augen zu lassen, gab Seymour seine Antwort.
»Sie war eben hinter dem Haus bei den Tomaten, aber jetzt sollte sie wieder drinnen sein.« Antwortete er, machte aber keine Anstalten das Messer von meinem Hals zu nehmen, geschweige denn von meinem Bauch runter zu gehen.
»Seymour...-« Fing Kenzy an, wurde jedoch von dem Angesprochen unterbrochen.
»Nein, Kenzy! Du weißt genau was für Monster Vampire sind! Ich kann kaum glauben, dass du überhaupt einen hast und dann auch noch zu gelassen hast, dass er hier her kommt! Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis er uns allen das Blut aussaugt, wenn wir nichts gegen ihn unternehmen!« Ich spürte, wie die Klinge an meinem Hals zitterte. Der junge Mann redete sich völlig in Rage und schien im Moment nicht ganz konzentriert. Sicherlich hätte ich seine Unachtsamkeit jetzt ausnutzen können, doch ich wollte dass er ganz bewusst mitbekam was ich mit ihm machte.
»Hör mal, Seymour-« Fing dann auch ich an, aber natürlich unterbrach der Rothaarige auch mich.
»Wage es ja nie wieder meinen Namen in den Mund zu nehmen!« Zischte der junge Mann und umfasste das Messer an meinem Hals wieder mit mehr Kraft.
Gut, jetzt konzertierte er sich wieder auf mich, das musste ich dann natürlich ausnutzen und mit dem letzten bisschen meiner Kraft demonstrieren dass ich am längeren Hebel saß.
Ich wusste, dass Seymour meine Bewegung nicht mit bloßen Auge mitverfolgen konnte, als ich den jungen Mann an seinen Oberarmen packte und uns beide blitzschnell herum drehte.
Nun lag der Rothaarige mit dem Rücken auf dem Boden und ich kniete über ihm, während ich ihm sein Messer an die Kehle hielt. Es war ein beeindruckendes Messer mit einer verdammt scharfen Klinge, die ungefähr so lang wie mein Unterarm war und auch genauso breit.
Weit hatte der junge Mann unter mir seine dunklen Augen aufgerissen und ich grinste von oben auf ihn herab, während ich mir über einen Fangzahn leckte und so die Angst des mir Unterlegenen schon weiter in die Höhe trieb.
Dann beugte ich mich zu ihm herunter und ließ mein kalten Atem die Haut an Seymour's Hals kitzeln.
»Ich sagte doch, dass du schon tot wärst, wenn ich es gewollt hätte!« Flüsterte ich ihm dunkel zu und erhob mich dann wieder.
Spöttisch sah ich auf Seymour runter, der mich immer noch mit großen Augen eingeschüchtert ansah. Oh je...
Freundschaftlich hielt ich ihm dann meine Hand hin um dem jungen Mann auf zu helfen und erst da reagierte er dann.
Seymour's Blick verfinsterte sich wieder und er schlug meine Hand weg, eh er selbst auf stand und einige Meter Abstand zwischen uns brachte.
»Hast du gesehen wie schnell er war, Kenzy?! Wir würden noch nicht mal dazu kommen uns zu verteidigen, wenn er uns angreift!« Ich versuchte das Knurren, dass sich tief in meiner Brust ankündigte und sich seinen Weg meine Kehle hinauf bahnte runter zu schlucken und schenkte meine Gedanken eher der Tatsache, dass Seymour Kenzy tatsächlich duzte. Und es war eigenartig. Und ich mochte es nicht. Das zeigte, dass die beiden eine innigere Beziehung hatten und das gefiel mir gar nicht!
Kenzy seufzte schwer.
»Seymour, wie ich schon sagte, Owen ist in Ordnung. Er wird weder dir noch jemanden anderes weh tun.« Versicherte Kenzy.
»Jedenfalls nicht, wenn ich nicht dazu gezwungen werde.« Fügte ich noch hinzu und kassierte einen mahnenden Blick von Kenzy, der mir klar zeigte dass das nicht hilfreich war Seymour zu beruhigen.
Der Rothaarige jedoch schnaubte nur abfällig und machte eine wegwerfende Handbewegung, als er an Kenzy und mir vorbei lief.
»Wir haben schon auf euch alle gewartet«, der junge Mann drehte sich zu mir um.
»auf dich nicht!« Hängte er noch an und machte sich dann auf den Weg zu der Hütte.
»Wir sind gerade dabei das Essen vorzubereiten. Heather wollte ein paar Tomaten pflücken. Die Pflanzen tragen richtig gut, jeden Tag können wir eine große Schüssel Tomaten ernten. Wenn ihr wieder abreist, könnt ihr von denen sogar noch mehr mitnehmen als sonst.« Erklärte Seymour.
Ich sah zu Kenzy, mit dem ich dem rothaarigen jungen Mann zur Hütte folgte.
»Gib ihm Zeit, vielleicht verstehst du irgendwann seinen Standpunkt.« Sprach Kenzy und mir entwich ein dunkles Grollen.
»Wenn er mich wieder angreift, sehe ich mich dazu gezwungen mich zu verteidigen!« Warnte ich und drückte Kenzy das lange Messer in die Hand, mit dem Seymour mich vor wenigen Minuten noch "bedrohte". Tödlich hätte er mich damit zwar nicht verletzen können aber dennoch wäre es schmerzhaft gewesen und der Zeitpunkt wäre ziemlich unpassend gewesen. Schließlich mangelte es meinem Körper gerade ziemlich an Kraft und hätte Seymour mich mit dem Messer verletzt, wäre das Verlangen nach frischem Blut wieder größer als sowieso schon. Und DAS wäre sehr unvorteilhaft!
Seymour öffnete die Tür des Häuschens und trat ein.
Und da mir der Rothaarige bestimmt die Tür vor der Nase zu geschlagen hätte, wenn ich ihm direkt gefolgt wäre, ließ ich Kenzy den Vortritt.
Als ich dir Tür hinter mir ins Schloss zog und ich mich umsah staunte ich nicht schlecht.
Das Blockhaus wirkte von Innen größer als es von Außen aussah und es war echt hübsch.
Man war direkt im Wohnbereich, der ziemlich groß war und die Einrichtung wirkte sehr gemütlich.
Direkt gegenüber der Haustür war eine hölzerne Treppe, die in ein oberes Stockwerk führte, von dem man über etwas Balkon ähnliches runter in den Wohnbereich schauen konnte.
Links von uns führte eine Tür in ein angrenzend Raum, aus dem man schon die anderen hören konnte.
»Die anderen werden wohl schon in der Küche sein und vermutlich Heather beim der Vorbereitung des Essens helfen.« Meinte Seymour und ging durch die Tür. Kenzy und ich folgten dem Rothaarigen.
Die Tür führte in eine geräumige Küche und ich erkannte gleich, dass sich alle alle Menschen hier befanden und jeder eine Aufgabe zu verrichten hatte.
Aber es befand sich zusätzlich zu den mir bekannten fünf Menschen eine weitere fremde junge Frau hier in der Küche am Tisch und schnitt eine Tomate in kleine Würfel.
Die junge Frau war eine karamellhäutige Schönheit mit langen braunen Haaren. Das war dann wohl Heather. Jedoch irritierten mich ihre Augen ein wenig. Sie waren grau, aber irgendwie schienen sie nicht richtig fokussieren zu können. Ihre grauen Irden zuckten unbestimmt hin und her und sie sah auch nicht auf ihr Brettchen als sie die Tomaten schnitt, sondern blickte einfach ins Leere.
Als wir drei in die Küche kamen, legte sie das Messer zur Seite und ein hübsches Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit.
»Kenzy!« Rief sie erfreut, ohne den attraktiven Mann anzublicken und erhob sich von ihrem Stuhl.
Kenzy lachte auf und nahm die junge Frau in die Arme, als sie auf ihn zu kam.
»Schön dich zu sehen, Heather.« Meinte Kenzy sanft und ließ die Frau wieder los, um kurz darauf dann die Küche wieder zu verlassen.
Da drehte sich die junge Frau dann zu mir um.
Die grauen Augen der jungen und durchaus attraktiven Frau sahen überall hin, nur nicht auf die Gestalt meiner Wenigkeit. Wild zuckten sie hin und her und auf ihren Pupillen lag ein eigenartiger Schleier. Also ich würde jetzt nicht so weit gehen und sagen, Heather sei blind, aber ganz offensichtlich hatte sie Probleme mit der optischen Wahrnehmung.
»Du musst Owen sein. Freut mich dich kennenzulernen!« Sprach sie mich sanft an und streckte mir freundlich ihre Hand entgegen und ich musste mich zusammenreißen diese nicht schockiert anzustarren. Eben war es mir noch nicht aufgefallen, aber an beiden Händen fehlte Heather der Ringfinger. Und es sah nicht so aus als würden ihr die Finger seit der Geburt fehlen, sondern als hätte man sie ihr vor einiger Zeit gewaltsam entfernt.
Jedoch hielt ich mich mit der Beobachtung nicht weiter auf und wollte die schmale Hand der jungen Frau ergreifen, da eilte Seymour an Heather's Seite und zog ihre Hand weg, eh ich sie schütteln konnte.
»Heather, nicht! Er ist ein Vampir!« Spuckte Seymour feindseelig und Hether "sah" den jungen Mann verständnislos an.
»Ich weiß. Na und?« Fragte sie nach und der junge Mann stieß lautstark sie Luft aus seinen Wangen.
»Heather, du weißt wozu sowas wie er in der Lage ist!« Raunte der junge Mann und ich verdrehte die Augen. "Sowas wie er". Nur schwer konnte ich meinen Körper davon abhalten ein drohendes Knurren auszustoßen, aber es gelang mir. Als ob ich ein Geschöpf niedrigere Klasse wäre.
»Seymour, nach allem was Klara und die anderen mir so erzählt haben, ist Owen ein ziemlich netter junger Mann und du verhältst dich ziemlich unhöflich!« Schimpfte Heather und ein gehässiges Grinsen stahl sich auf meine Lippen.
Dann griff die junge Frau einfach von sich aus nach meiner Hand und schüttelte diese.
»Freut mich dich kennenzulernen, Owen.« Wiederholte sie.
»Ich heiße Heather, wie du vielleicht mitbekommen haben dürftest.« Kicherte sie und ließ meine Hand los.
»Ich muss schon sagen, dass ich ziemlich beeindruckt bin.« Meinte sie und ich hob irritiert meine Augenbrauen an.
»Ich bin noch nie zuvor einen Vampir begegnet und als ich von den anderen erzählt bekommen habe, dass ihr neuer Mitbewohner ein Vampir ist, hab ich mir ehrlich gesagt was ganz anderes vorgestellt. So was Seymour so erzäh-«
»Heather!« Unterbrach der Rothaarige die junge Frau lautstark, die erschrocken zusammen zuckte.
»Nun, ist ja auch egal.« Meinte sie dann nervös und drehte sich wieder zu den fünf Menschen, die die ganze Zeit gar nicht auf uns geachtet haben und verschiedenes Gemüse in Würfel schnitten.
»Wir sind hier gleich fertig mit den Vorbereitungen, dann habt ihr hier Platz.« Sprach Heather und räumte ihr Brettchen weg, auf dem sie eben noch eine Tomate klein geschnitten hatte.
Die Tomate schob sie in einen Topf und das Brett, sowie das Messer legte sie ins Waschbecken.
Nach und nach wurden die anderen dann auch fertig und als alles abgeräumt wurde, wischte Heather den Tisch mit einem feuchten Lappen ab.
Kenzy kam wieder in die Küche und setzte sich auf einen der Stühle. Erst jetzt erkannte ich, dass er eine kleine Kiste aus Metal geholt hatte, die er auf den Küchentisch stellte.
»Setz dich!« Wies er Seymour an und rückte einen der Stühle so, dass er direkt vor ihm positioniert war.
Auf diesen deutete Kenzy, doch Seymour schüttelte hektisch mit dem Kopf.
»Oh nein, ganz sicher nicht! Solange das da hier ist, werde ich nichts machen!« Zischte der Rothaarige und deutete dabei auf mich.
Genervt verdrehte ich die Augen und eh einer der anderen Anwesenden etwas sagen konnte hatte ich schon die Küche verlassen und wenig später das Haus.
Es ging mir gewaltig auf'n Sack wie viel Hass ich von allen Seiten entgegen gebracht bekam ohne etwas getan zu haben um sowas zu verdienen.
Tief atmete ich durch und beschloss mich hier ein wenig weiter umzusehen. Immerhin standen zur Zeit die Chancen nicht schlecht nicht von einem rothaarigen Rassisten angefallen zu werden.
Ich umrundete das Blockhaus und erblickte eine kleine Scheune, die man gar nicht erkannte, wenn man vor dem Haus stand.
Neugierig ging ich auf die Scheune zu und als ich vor dem große Tor angekommen war erblickte ich eine braun gemusterte Katze. Prüfend legte ich den Kopf schief und beobachtete nur wenige Sekunden das kleine Tier, dessen Fell sich sträubte und mich aggressiv an fauchte.
Innerlich schmunzelte ich.
Dann bleckte ich meine langen Reißzähne und fauchte zurück.
Kurz presste sich die Katze fellsträubend auf den Boden, eh sie mit schnellen Sprüngen die Flucht ergriff.
Dann schob ich den Riegel des Scheunentores zur Seite und öffnete es.
Es befanden sich eine Menge Heu und Stroh im Inneren und hinten in der Ecke erkannte ich einige Gartengeräte wie zum Beispiel eine große Sense. Ein paar kleine Säcke mit Mohrrüben und ähnlichem befanden sich ebenfalls in der Scheune.
Links von mir erkannte ich noch eine Holzleiter die nach oben unter das Gebälk führte und das war dann auch schon alles was man hier bestaunen konnte.
Ich schloss wieder das Tor, zog den Riegel zu und machte mich auf den Weg zum See.
Auf dem Weg dorthin bemerkte ich wie riesen groß das Gelände eigentlich war, denn von vorne konnte man gar nicht alles überblicken. Es hatte was sehr idyllisches und war sehr schön.
Es waren mehr kleine Felder mit Getreide Gärten mit verschiedenen Obst und Gemüse Sorten als ich zuvor gedacht habe und sowas wie eine Koppel auf der ein paar Pferde grasten erkannte ich nun ebenfalls. Die Pferde waren die einzigen Tiere, die nicht frei herum liefen.
Ich kam an dem kleinen See an und trat prüfend auf den Holzsteg. Er schien stabil und mein Körpergewicht halten zu können und so lief ich bis ans Ende.
Neugierig blickte ich hinunter ins Wasser. Es war klar aber der dunkle Boden machte es einem schwer zu schätzen wie tief das Wasser eigentlich war.
Dann spürte ich plötzlich viel zu spät eine weitere Anwesenheit hinter mir und eh ich reagieren konnte, wurde mir ein kräftiger Stoß versetzt und ich fiel in das kühle Wasser des Sees.
Augenblicklich erstarrte förmlich mein Körper und während ich für Zentimeter um Zentimeter in die Tiefe sank schwirrte mir nur ein Gedanke im Kopf herum:
Ich kann nicht schwimmen?!
Drei Kapitel innerhalb kürzester Zeit, ich bin stolz auf mich! 💪🏻
Vielleicht hab ich ja sogar Glück und es gefällt euch auch noch.
LG Fynn ★
~2413~ Wörter
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