Vollmond mit Folgen [1]
Remus P.o.V.
Ich lag wach und betrachtete den Mond durch die seidig glänzenden Vorhänge.
Der Vollmond stand an.
Schon wenn ich nur daran dachte, wurde ich ganz unruhig und mir wurde auf ganz komische Art übel, sodass ich schnell an etwas anderes denken musste.
Ich wusste selbst nicht, wieso ich dieses Mal so darauf reagierte; schließlich hatte ich die Verwandlung in der Heulenden Hütte schon mehr als genug Male erlebt, man könnte fast meinen, ich hätte mich daran gewöhnt.
Dies stimmte gewissermaßen auch. Bis auf meine ziemlich mürrische Laune kurz vor und nach dem Vollmond war es inzwischen keine allzu große Sache mehr.
Und sollten doch Selbstzweifel auftauchen, wegen neuer Narben oder dem 'Wieso ich?' Denken, war Sirius immer für mich da und erlosch diese Zweifel so schnell wie sie gekommen waren.
Doch wieso hatte ich dann bei dem folgenden Vollmond so ein verdammt schlechtes Gefühl?
Das beunruhigenste an der ganzen Sache war, dass ich meinem Bauchgefühl schon immer gut trauen konnte. Ich spürte es für gewöhnlich, wenn es meinen Mitmenschen nicht gut ging oder sogar etwas schlimmes passiert war.
Das hatte ich schon als kleines Kind. Behauptete zumindest meine Oma immer. Als ich mal erwähnte, dass dies vermutlich vom Wolfsbiss kommt, hatte sie fest auf das Gegenteil beharrt.
Ich musste lächeln, als ich an meine Familie dachte. Sie hatten es mir gar nicht übel genommen, dass ich an Weihnachten im Schloss geblieben war. Sie wussten den Grund, Sirius. Und meine Familie fand dies ein guter Grund.
Wie glücklich ich mich doch mit so einer toleranten Familie schätzen konnte. Sie akzeptieren alles an mir, von meiner Homosexualität über mein monatliches Wolf- Dasein bishin zu meinem Bauchgefühl - Mein Bauchgefühl.
Verdammt, etwas wird diesen Vollmond passieren. Ich erstarrte mit den Händen an meiner Bettdecke und starrte in die Dunkelheit.
Ich kann nichts dagegen machen. Unvermeidbar werde ich mich morgen in einen Wolf verwandeln. Was da alles schief gehen könnte!
Ich werde meine Familie nie wieder sehen. James, Lilly und Peter nicht. Und Sirius. "Sirius."
Das letzte Wort musste ich wohl in meiner rasant wachsenden Panik laut ausgesprochen haben.
Ich versuchte, langsamer zu atmen, doch dieses enge Gefühl in meiner Brust und eine gewisse Ohnmacht, die man verspürt wenn man unaufhaltsam auf etwas zusteuert, machte sich breit und ich wurde panischer.
Ich spürte, wie sich etwas neben mir regte und sich dann blitzschnell aufsetzte.
"Remus? Remus, alles in Ordnung?" seine Stimme klang noch rau vom Schlaf, jedoch hellwach und besorgt.
Ich atmete tief ein und aus und versuchte mich zu beruhigen, um etwas zu sagen. Doch ehe ich dies tun konnte, hatte mich Sirius schon etwas hochgezogen und in den Arm genommen.
Einfach so, ohne Nachzufragen, hielt er mich in seinen Armen.
Ich gab es auf, etwas sagen, und schmiegte mich an sein Tshirt, nein, ich vergrub mich darin. Wie peinlich, so Panik vor ihm zu kriegen.
Als ich wieder gleichmäßiger atmete, begann Sirius mir über die Haare zu streichen und fragte:"Remus, alles in Ordnung? Was war denn los?"
Ich seufzte. Ja, was war eigentlich? Ich hatte Angst vor etwas irrationalem, von einem Bauchgefühl dass etwas schief gehen könnte?
"Ach weißt du," begann ich und richtete mich etwas auf, um Sirius' schönes Gesicht zu sehen. Ich verharrte einen Augenblick und betrachtete seine braunen Augen voller Fürsorge, und sein unglaublich verwuscheltes und unglaublich perfektes Haar.
"Ehrlich gesagt, hatte ich Angst dass etwas diesen Vollmond passiert. Keine Ahnung, aber ich hab da so ein... Bauchgefühl." Ich bezweifelte, dass Sirius von dieser schwammigen Erklärung etwas verstand.
Doch Sirius beugte sich vor und legte seine Stirn an meine.
"Dir wird nichts passieren." raunte er und ich spürte seinen heißen Atem. "Solange Du hier bei mir bist, kann ich dir das garantieren. Und sonst wird dir auch nichts passieren. Ich hab da so ein Bauchgefühl."
Und er küsste mich, ganz sachte auf den Mund, bevor er sich dann wieder zurücklehnte.
Durch die simple Bestätigung meiner Sicherheit und diesen kleinen Kuss, hatte Sirius es geschafft mich völlig baff zu machen.
Diese ganz besonde Art von Zuneigung, dieses Aufrichtige Lieben, welches man in jeder seiner Berührungen spürte, lösten in mir ein wohliges Kribbeln aus.
Ich konnte nur mit Mühe ein fröhliches Glucksen oder Kichern unterdrückten, das wäre viel zu kindisch rübergekommen.
Aber so war es nun mal; Sirius hatte mich von der einen auf die andere Sekunde glücklich gemacht, und dort ein Lächeln hingezaubert, wo vorher noch Panik war.
Gott, wie sehr ich ihn liebte. Ich wollte es ihm mitteilen, doch das wäre zu kitschig nach nur so einem kurzen Kuss rübergekommen, also begnügte ich mich damit, mich an ihn zu kuscheln.
Seine Nähe und Wärme wirkten plötzlich wie Schlafmittel, und so sank ich schneller als gedacht wieder in den Schlaf.
Ich wurde mit der grauen und kalten Wahrheit eines Winter-Montagmorgens geweckt.
Obwohl ich seit meiner kleinen Panikattacke letzte Nacht in Sirius' Armen geschlafen hatte und der Typ eine menschliche Heizung war, fröstelte ich. Laut meinem Wecker auf dem Nachttisch war es an der Zeit, aufzustehen und sich diesem kalten und grauen Montag zu stellen.
Mürrisch schob ich mich aus dem Bett und stieß dabei fast mit James zusammen, der sich auch gerade hochgekämpft hatte.
"Morgen, Moony." murmelte James, stützte sich noch halb schlafend an meiner Schulter und gähnte erstmal herzhaft.
"Mor-" der Rest von meinen Worten ging in einem Gähnen meinerseits unter. Das wird ein langer Tag.
Beim Frühstück trank ich soviel schwarzen Kaffee, dass Lily, die bei uns saß, mich stirnrunzelnd ansah.
"Remus, ich glaube nicht dass soviel Koffein deinem Körper gut tut." Vorwurfsvoll sah sie mich an, und ihr unordentlicher Dutt wippte mit.
Ich lächelte über Lilys mütterliche Art und exte den Rest von meinem Becher. "Tut mir leid, Lily, aber sonst überstehe ich diesen Tag nicht."
"Und die Nacht," fügte ich hinzu und bekam sofort so ein Stechen im Bauch. Lilys grüne Augen wandelten sich von verärgert zu verständnisvoll, und sie ließ mich mit dem Thema in Ruhe.
Der Unterricht verlief wider Erwarten ziemlich schnell. Was vermutlich daran lag, dass ich mit meinen Gedanken ständig woanders war.
Vorwiegend dachte ich an den Vollmond diese Nacht und mein dummes Bauchgefühl, bis es mir zu viel wurde und ich zwanghaft versuchte, an was anderes zu denken, bis meine Gedanken wieder beim Vollmond landeten.
So kam es, dass ich in Kräuterkunde auf einmal bemerkte, wie ich angestarrt wurde. Und zwar von der ganzen Klasse und der Lehrerin.
Verdammt, hatte sie mich was gefragt? Ich spürte, wie ich rot wurde. Hilfesuchend sah ich zu Peter neben mir, welcher stumm auf die Alraunen vor mir zeigte und 'wie Alt' mit dem Mund formte.
"Ähh," fing ich schnell an zu reden, weil die Stille schon viel zu lange dauerte, "diese Alraunen sind..." Angestrengt betrachtete ich die grünen zerknautschten Blätter vor mir; "ungefähr drei Jahre alt."
Nach einer kurzen Pause sagte Mrs Sprout:"Richtig, Remus. Da hast du nochmal Glück gehabt, dass du so schlau bist."
Erleichtert und etwas verwirrt versuchte ich, besser aufzupassen.
"Hör zu, Sirius." Ich lief in unserem Zimmer hin und her und suchte meinen alten Pulli. Draußen dämmerte es schon.
"Was denn noch?" Sirius saß auf dem Bett und sah mich stirnrunzelnd an.
"Du sollst wissen," ich hob meinen alten Pullover vom Boden hoch, "dass ich dich liebe."
Sirius fing doch glatt an zu kichern. "Entschuldigung," fügte er immer noch kichernd hinzu, als er meinen Blick bemerkte. "Du benimmst dich als wärst du zum Tode verurteilt worden. Remus, alles ist gut."
Die letzten drei Wörter betonte er, und sie beruhigten mich etwas. Ich benahm mich bestimmt nur kindisch und Sirius hatte wie immer Recht.
Also zog ich mir den Pulli über, schnappte mir James' Tarnumhang und ging zu Tür. Dort blieb ich stehen und sah Sirius nochmal eindringlich an.
" Jetzt geh schon!" rief Sirius grinsend und schüttelte den Kopf. Also wandte ich mich um und ging, wie ich hoffte festen Schrittes, durch den Gemeinschaftsraum, vorbei an James, Lilly und Peter und hinaus aus dem Portraitloch.
Der Gang war wie ausgestorben. Vermutlich saß gerade jeder Schüler in seinem jeweiligen Gemeinschaftsraum, lachte mit seinen Freunden und ließ es sich am Feuer gut gehen. Wie neidisch ich doch war.
Seufzend lief ich weiter, die große Marmortreppe runter und stieß dann die schwere Eingangstür auf.
Mit einem verdammt mulmigen Gefühl im Bauch Schritt ich hinaus in die Nacht.
[wuhu, I'm Back! Jetzt kommen die Kapitel wieder regelmäßig. Dass nächste Kapitel wird, spoiler spoiler, nicht ganz so 'fluffy' wie die Story bisher, also wer das nicht mag kann das nächste einf. Überspringen.
Glg, Kathi :)]
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