Bis zum Mond und wieder zurück

[P.o.V. Remus]

Die Quidditch Party war im vollen Gang und der Gemeinschaftsraum war brechend voll.

Alle Altersklassen tanzten oder saßen auf einem der vielen gemütlichen Stühlen am Rand, tranken Butterbier und lachten.

Wir vier hatten eine Stunde zuvor riesige Mengen Butterbier und Süßigkeiten aus Hogsmeade geholt.

Alle Tische waren in die Mitte geschoben worden, und darauf stapelten sich die Butterbier Flaschen und Snacks aller Art.

James und Peter hatten schon einige Drinks und kicherten um die Wette, während sie sich auf der Couch mit Lillys Freundinnen unterhielten.

Sirius jedoch, der sonst nicht Nein zu einem oder mehreren Butterbieren sagte, saß nur abwesend daneben und starrte ins Nichts.

Ich stand gerade etwas abseits, zufälligerweise neben den Schokofröschen, und betrachtete ihn.

Vor einer Woche war ich mir noch so sicher gewesen, dass ich ihn einfach fragen würde, ihn erobern würde, und wir spätestens heute zusammen kommen würden.

Doch dieser Mut war aus mir herausgepufft wie aus einem Luftballon, den man nicht richtig zugeknotet hatte.

Klar, ich liebte ihn immer noch über alles und mein Herz klopfte mir jedes Mal bis zum Hals wenn ich ihn sah, doch er war irgendwie so unerreichbar, so unnahbar wie noch nie geworden.

Vorallem in der letzten Woche hatte er mich nicht einmal eines Blickes gewürdigt.

Wie konnte ich mir nur einbilden dass er etwas für mich empfand? Wie?

Plötzlich lachte James in der Ecke laut auf, nickte und winkte mich zu sich.

Ich setzte mich stirnrunzelnd in Bewegung und schlänglete mich an den Partygästen vorbei.

„Heyyy, Moony!" Sagte er, als ich vor der Couch stand.
Zu meiner Erleichterung lallte er nicht und klang gefasst. Trotzdem hatte er ziemlich rote Wangen.

„Wir haben gar keine Sandwiches mehr. Wie wärs, wenn du und Sirius uns noch welche aus der Küche holen?" Er sah mich mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck an.

Eigentlich war dass eine ganz normale Frage, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er etwas im Schilde führte.

Ich blickte zu Sirius, und die Frage schien erst jetzt zu ihm durchgedrungen zu sein.

Er reagierte urkomisch: Er riss die Augen auf, erhob sich und schaute fast panisch zu James. Dann schloss er für eine Millisekunde die Augen, er blinzelte fast, und seine Miene entspannte sich wieder schlagartig.

„Klar." sagte er betont lässig, „kommst du?" und er verschwand in der Menge.

Perplex schaute ich ihm nach, dann drehte ich mich zu James und Peter.

Doch die zuckten nur mit den Schultern und deuteten mir, dass ich ihm folgen sollte.

Aus einem Impuls heraus funkelte ich die beiden böse an und ging. Ich weiß nicht was, aber irgendwas hatten die beiden vor. Wenn wir später nicht mehr reinkamen oder Kakerlaken in unseren Betten waren, brachte ich die beiden um.

Sobald ich draußen war, entspannte ich mich wieder.

Die kühle Luft und die Stille hier auf den Korridoren taten im Gegensatz zur lauten und stickigen Feier richtig gut.

Ich atmete tief ein und beeilte mich, um Sirius einzuholen.

„Hey, alles klar?" fragte ich, und ich hoffte dass es beiläufig klang.
„Mhm."

Okay, dass war jetzt nicht die ausführlichste Antwort... Irgendetwas stimmte doch nicht. Ich nahm all meinen Mut zusammen und blieb stehen.

„Hey, ist wirklich alles okay? Liegt... Liegt dir etwas auf dem Herzen? So still kenne ich dich gar nicht."

Besorgt blickte ich ihn an. Er war ebenfalls stehen geblieben, öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Schließlich fing er an zu reden.

„Ähm, Moony, das Ding ist... Das Ding ist dass ich möglicherweise etwas für dich empfinde."

Sirius hatte den letzten Satz extrem schnell ausgesprochen und starrte jetzt mit zusammengekniffenen Augen an die Decke, den Mund zu einem schmalen Strich gepresst, fast so wie bei McGonagall, wenn sie wütend war.

Warte mal kurz...

WAS hatte er gerade gesagt?

Ich starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Mein Herz ging wie wild, als würde es auch nicht drauf klar kommen, was gerade passiert war.

Da stand doch ernsthaft mein Schwarm seit der vierten Klasse und gleichzeitig mein bester Freund vor mir, und gestand mir dass er etwas für mich empfand? Hatte ich die vielen Zeichen doch richtig interpretiert? Es schien zu schön, um wahr zu sein.

Sirius hatte inzwischen die Augen wieder auf mich gerichtet. Sah ich da Verzweiflung in seinem Blick?

„Sirus." setzte ich schnell an und merkte wie meine Stimme zitterte.

Doch plötzlich überkam mich ein unbeschreibliches Verlangen nach Sirius, nach seinen leicht rauen Lippen und seine wilden Haare, wie er mich mit seinen sturmgrauen Augen anschaute. "Darf ich dich küssen?" Meine Worte hörten sich wie aus einem anderen Mund an, und bevor mein Verstand meinen Sinnen nachzog, tritt Sirius als Antwort ganz nah zu mir und hob leicht mein Kinn an.

Ehe mir bewusst wurde, was ich tat, trafen seine Lippen auf meine.

Ich hatte das Gefühl, als würde sich jahrelang unterdrücktes Verlangen und Gefühle entladen, aus meinen Körper hinausschweben, hinein in diesen Kuss, um ihm so viel Passion wie nur möglich zu verleihen.

Sirius riss die Augen auf, nur um sie kurz danach zu schließen.

Er drückte sich an mich, strich mir durch meine Locken, und ich torkelte langsam zurück, sodass ich bald an der Wand stand.

Es fühlte sich an wie der Himmel höchstpersönlich. Sirius hatte immer noch seine Hand in meinen Haaren, und ich fing ebenso an, ihm über seine muskulösen Arme und seine Haare zu streichen.

Mit dem Rücken an der Wand und Sirius nah an mich gezogen standen wir da und küssten uns leidenschaftlich, und ich hätte ewig so weiter machen können, wäre da nicht der Atem gewesen.

Wieso mussten Menschen atmen? Ich hatte das Gefühl, dass Sirius' Küsse Alles Lebensnotwendige beinhalteten.

Widerwillig löste ich mich von seinen Lippen, allerdings hielt ich ihn immer noch genauso nah bei mir.

Wir holten beide Luft, und Sirius legte seine Stirn an meine.

Plötzlich musste ich grinsen, einfach deshalb, weil dieser Moment so wunderschön war.

Er lächelte auch, und seine Augen blitzen.

„Ich hatte keine Ahnung, dass du auch etwas für mich empfindest." raunte er, und ich spürte seinen heißen Atem nur wenige Zentimeter entfernt.

,,Und ich noch weniger. Ich bin schon seit der Vierten in dich verliebt."
Ich hatte keine Ahnung, warum ich dass gesagt hatte; vielleicht wirkte es komisch, aber das war mir egal.

Es fühlte sich so gut an, es laut auszusprechen.

Sirius' Augen weiteten sich kurz, und er wich leicht mit dem Kopf zurück, um mich besser zu betrachten.

„Gott, ich auch. Wir haben so viel Zeit verschwendet."

Und mit diesen Worten hob er mich hoch als wäre ich leicht wie eine Feder, drückte mich gegen die Wand und fing erneut an, mich zu küssen.

Ich kicherte gegen seine Lippen.

„James hat es gewusst, oder?" flüsterte ich.

Erst jetzt wurde mir ihr Verhalten klar; sie wollten, dass ich und Sirius alleine waren.

Ich war ihm nicht böse, dass er sich James anvertraut hatte; ich hatte generell das nicht das Gefühl, dass ich ihm oder irgendjemanden böse sein konnte.

„Mhm." Er atmete tief ein und schmiegte seinen Kopf gegen meinen Hals, was mich noch mehr zum Kichern brachte.
Schließlich sprach er laut aus, was ich dachte:„Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden."

Ich hatte keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen war, als wir uns wieder lösten und Sirius mich absetzte. Vielleicht eine Sekunde, ein Augenblick oder eine ganze Stunde?

„Hey, ich denke, wir sollten zur Party zurück." sagte Sirius und nahm meine Hand.

Gemeinsam schlenderten wir den Korridor zurück; allerdings waren wir nicht sehr schnell, da wir alle zehn Meter stehen bleiben mussten, um uns erneut zu küssen.

Als wir schließlich vor dem Portraitloch standen, blickte mich Sirius durchdringend an.

„Bereit?"
„Bereit."

Mit Sirius an der Hand kletterte ich hinein.

Im Gemeinschaftsraum war es immer noch brechend voll und laut, also konnte es noch nicht allzu spät sein.

Wir schlängelten uns zu Peter und James durch, der inzwischen mit Lily tanzte. (Wie hatte er das geschafft??)

Als er uns sah, wurden seine Augen groß und glänzend.

„Und? Haben wir jetzt ein neues Paar?"

Als Antwort zog mich Sirius ein wenig in die Mitte der Tanzfläche und küsste mich noch einmal leidenschaftlich, und James und Lily jubelten.

Es war sicher schon drei Uhr, als wir vier die Treppe zu unseren Schlafsäälen hoch taumelten.

James hatte es doch tatsächlich geschafft, Lily zum Abschied zu küssen.

Deshalb grinste er unentwegt vor sich hin, und ich konnte sein Befinden gut nachvollziehen.

Kaum waren wir in unserem Schlafsaal, fielen Peter und James in Klamotten aufs Bett und fingen zu schnarchen an.

Schnell zog ich mein Hemd aus und wechselte es gegen ein bequemes Schlafshirt, ehe ich mich auch ins Bett fallen ließ.

Fast schon automatisch sah ich mich nach Sirius um. Er kam gerade aus dem Bad und war in zwei Schritten bei mir.

Ehe ich realisierte, was er vorhatte, war er schon über mich ins Bett fallen und kuschelte sich von hinten an mich.

„Hey. Es passt dir sicher, wenn ich meine Nacht hier verbringe?"

Ich fühlte mich so geborgen, wie wir so dalagen.
So geborgen und unglaublich glücklich.

Wie konnte mich eine einzige Person so glücklich machen?

„Ich liebe dich." antwortete ich.

„Ich spürte sein Grinsen an meinem Rücken, als er sich näher an mich kuschelte.

„Ich dich auch. Bis zum Mond und wieder zurück."

„Hey!" entfuhr es mir und ich boxte ihn leicht in den Bauch. Das letzte, an was ich jetzt erinnert werden möchte, war der Mond.

Doch Sirius lachte nur.

Die Wärme, die von ihm ausging, ließ mich ganz ruhig werden, und so sank ich langsam in einen tiefen Schlaf.


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[Kitsch overload! Aber dass musste auch mal sein, Nicht? 😁 Ich hoffe, euch hat dieses bedeutende Kapitel gefallen und ich konnte die Emotionen halbwegs gut beschreiben. Ich freue mich immer über Votes und Feedback!

LG!]

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