chapter|| twelve*
Einige Stunden waren nach dem Vorfall vergangen. Ich hatte mich mittlerweile vollständig in meine kleine Hütte zurückgezogen. Ganz alleine mit meinen Gefühlen und ganz alleine mit meinen Gedanken, die mich jede Sekunde mehr quälten.
Was haben wir uns nur dabei gedacht? Wir hätten uns niemals so nah kommen dürfen, niemals! Wir konnten nur schwer hoffen, dass uns niemand gesehen hat. Wäre das nämlich der Fall, könnte das schwerwiegende Folgen für ihn oder sogar für uns beide haben.
Der Commander der mit jemanden aus seiner Staffel rummachte, hörte sich ja ganz toll an. Hoffentlich hatte uns einfach niemand gesehen, denn das brauchten wir beide zusammen gerade am wenigsten. Ich konnte meinen Platz in der Staffel nicht wieder verlieren und Poe seinen Posten als Commander nicht. Deshalb konnten wir nur hoffen und abwarten, ob irgendwann der General mit uns sprechen wollte.
Ein ruhiges Klopfen gegen die alte Holztür meiner Hütte schüttelte mich aus meinen Gedanken und für einen Wimpernschlag zog ich die Decke fester um meinen Körper, mit dem Gedanken, dass die Person wieder gehen würde. Doch ich hatte mich zu früh gefreut. Das zweite Klopfen war nicht mehr so sanft, wie beim ersten Mal, weshalb ich innerlich aufseufzte, bevor ich langsam die Decke von meinem Körper streifte.
Wie hatte ich es nur geschafft ganze drei Stunden auf dieser Couch zu verbringen? Ohne das jemand zu mir kam, geschweige denn das ich auch nur einen Augenblick meine Gedanken losgelassen habe. Nichts davon war der Fall und ehrlich gesagt verwirrte mich das ein wenig. Doch das tat jetzt nichts zur Sache, zumindest noch nicht.
Mit schweren Schritten und einem müde aussehenden Gesicht, lief ich langsam auf die Tür zu, wo erneut ein ungeduldiges Klopfen ertönte. Konnte diese Person nicht warten? Es ist doch vollkommen normal, wenn man mal etwas länger brauchte, um die Tür zu öffnen.
"Elizabeth, bist du dort drinnen?"
Die sanfte Stimme kam mir nur allzu bekannt vor. Diese Stimme hatte ich schonmal gehört und doch konnte ich sie auf die Schnelle nicht zu einer Person einordnen, die ich schonmal gesehen hatte.
Noch weitere Minuten vergingen, wo es in der kompletten Hütte still war. Ich setzte einen letzten Fuß nach vorne und streckte dann unsicher meine Hand zum Türknauf aus. Wer auch immer da jetzt stand. Diese Person konnte sofort wieder gehen, denn für Besuch war ich gerade einfach nicht in Stimmung. Dafür ist in den letzten Stunden einfach vile Zuviel passiert.
Auch wenn ich auf andere Gedanken kommen musste, wollte ich niemanden bei mir haben. Wahrscheinlich erschwerten sie mir einfach nur den Weg, diese Gedanken zu verdrängen, die jedes Mal aufs neue wieder um Poe herum schwebten. Obwohl ich sie schon so tief, wie es überhaupt ging in mein Inneres einsperrte.
Als sich die Tür mit einem leisen knarzen öffnete, konnte ich meinen Augen erst nicht trauen. Überrascht weiteten sich meine Pupillen für einen Moment, bevor sie wieder ihre normale Größe annahmen und mein Gegenüber förmlich anstarrten. Mir stockte der Atem und leichte Röte schoss mir in meine eh schon erhitzen Wangen, die wahrscheinlich so oder so schon gerötet waren.
Einzelne blonde Strähnen hingen ihm im Gesicht und seine stechend blauen Augen hatten meine Grünen fixiert. Seine Hände waren in seinen vorderen Hosentaschen versteckt und eine Augenbraue von ihm fragend gehoben. Noch nie in meinem gesamten Leben habe ich so ein wunderschönes Blau gesehen. Es erinnerte mich an das Wasser, wo Poe und ich schwimmen waren. Argh, nein! Ermahnte ich mich selber und so blickten wir uns noch ein paar weitere Momente still an.
"Darf ich rein kommen?"
Gedankenverloren schüttelte ich den Kopf und runzelte Augenblicklich die Stirn. Als ich aber realisierte, was der junge Mann gefragt hatte, nickte ich still und trat ein wenig zur Seite. So konnte mein neuer Gast eintreten, auch wenn ich keine wirkliche Lust auf diesen Besuch hatte. Zumindest jetzt gerade nicht.
"Wieso bist du hier?", fragte ich interessiert und schloß dabei die Tür, als der Blondhaarige durch die Tür getreten war. Ich beobachtete ihn dabei, wie er sich neugierig in meinem Zimmer umschaute, ohne auch nur eine Antwort auf meine Frage zu geben. Es war doch nicht so schwer zu antworten. Wieso im Namen der Macht war er hier?
Mit einem leisen klicken fiel die Tür wieder ins Schloss und ich verschränkte dabei, wie automatisch meine Arme vor der Brust. Meine Augen fühlten sich an, als würden sie brennen. Höchstwahrscheinlich waren sie sogar noch gerötet von den einzelnen Tränen, die ich verloren hatte, während ich ganz allein mit meinen Gedanken war.
"Könntest du mir mal vielleicht eine Antwort geben. Wieso bist du hierher gekommen?"
Meine Beine setzten sich in Bewegung und liefen direkt auf den größeren Mann zu, der noch immer keine Anstalten machte mir zur antworten, geschweige denn mich einmal anzusehen.
Ein leises schnauben erhellte den Raum und ich lief um den Blondhaarigen herum, nur um mich mit verschränkten Armen vor ihm zu stellen. Erst mach kurzer Zeit löste er seinen Blick von den einzelnen Möbeln in meiner Hütte und sah mir direkt in meine Smaragdgrünen Augen.
Schon fast fühlte es sich so an, als würde mein gegenüber mir direkt in meine Seele schauen. So intensiv brannte sich das Meeresblau in meine eigenen Augen. Ein leichter Schimmer legte sich von dem schwachen Licht unserer Umgebung in seine Augen und dazu tauchte ein graues Funkeln in seinem Blick auf.
Seine Hand streckte sich nach meinem Gesicht aus und wie in Zeitlupe spürte ich, wie seine Finger mir eine dicke Haarsträhne hinters Ohr strich. Reflexartig jagt mir ein unangenehmer Schauer über den Rücken und eine Gänsehaut legte sich auf meine Haut. Was sollte das hier werden?
Mir wurde diese ganze Situation mehr als unangenehm, doch ich konnte nichts sagen oder tun. Denn vor Schock stand ich wie angewurzelt vor ihm und starrte Hilfesuchende in seine stechenden Augen, die mich keine einzige Sekunde aus dem Blick ließen. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und nahm mir beinah die Luft zum Atmen. Mit einem schweren schlucken versuchte ich diesen loszuwerden, doch leider brachte all das nicht. Meine Gedanken waren in einem tiefen Chaos, während meine Gefühle mich zu ersticken drohten. Doch leider waren es nicht gerade die schönsten Gefühle, sondern ziemlich schlimme. Wie Angst, Ekel, Abneigung und Schock.
"James, was soll das werden?"
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