chapter|| thirty-one
Mindestens drei Tage mussten seither vergangen sein. Die angekündigten Patroullien der insgesamt fünf T-Fighter wurden von Stunde zu Stunde weniger und irgendwann verschwanden sie sogar gänzlich. Wahrscheinlich erwartete man, wir seien bereits von den Untieren dieses Planeten verschlungen worden oder hatten es geschafft erfolgreich zu flüchten. In beiden Hinsichten hatte die Erste Ordnung einen Schaden erlitten, den sie nur schwierig wieder ausbalancieren konnten. Dafür mussten sie erstmal ein Lebewesen finden, dass den Wert des Bandes zwischen Ben und mir gänzlich auswog.
Kleine Tropfen aus Flüssigkeit rieselten vom wolkenbedeckten Himmel herab und kitzelten die Härchen auf meinem Gesicht und im Nacken, dennoch blieb ich Still auf dem Felsvorsprung sitzen, der vor unserer Höhle weilte und konzentrierte mich auf meine Atmung.
,,Langsam Ein und Langsam aus dem Mund wieder heraus.", murmelte Ben laut genug, damit ich seine Stimme wahrnahm, obwohl ich mir sicher war, dass er sie in Wahrheit gar nicht richtig aussprach, sondern nur zwischen uns kommunizierte. Nichtsdestotrotz folgte ich seiner Anweisung und legte prüfend eine Hand auf meinen Bauch. Mit aller Kraft atmete ich dagegen und ließ mit einem Zug jegliche Luft aus meinen Lungen entweichen.
,,Gut so und jetzt packe das Gefühl von kurzem Schwindel und wickel dich darin ein. Konzentriere dabei dein Gehör auf deinen Herzschlag und verlangsame ihn, soweit du kannst."
Genau in dem Moment, wo ich ausatmete, spürte ich einen kurzzeitigen Schwindel und diesen packte ich, indem ich meinen Atem anhielt und dem Schlagen meines Herzens zuhörte. Zwischen all den verschiedenen Geräuschen war es zwar schwierig sich auf meinen Herzschlag zu fokussieren, aber sobald es mir gelang, atmete ich stückweise aus. Währenddessen veränderte sich das Tempo meines Herzens nicht, trotz der Tatsache, dass ich mehrere Augenblicke die Luft angehalten hatte.
,,Nun folge genaustens meinen Worten. Behalte die Trance bei, in der du dich befindest und spüre das Kribbeln darin. Merke wie sich die Regentropfen auf deiner Haut anfühlen und auf den Boden treffen. Lausche dem minimalen Geräusch, den sie dabei erzeugen und hör zu wie es wandert und immer näher kommt. Bis das Kribbeln dich eingkesselt und du spürst, wie es herauskommen möchte. Dann richte deine Handfläche vor dich und stell dir vor, wie du den Regen einfängst, wie mit einem Glas."
Seine Worte klangen wie in Watte gepackt. Bunte Lichter tanzten vor meinen geschlossenen Augen, als ich sie fester zusammenkniff und den Schlag meines Herzen weiter regulierte. Dann setzte ich alle Kraft in mein Gehör und in das kitzelnde Gefühl der Regentropfen, welche nacheinander auf meine Haut trafen und unter meine Kleidung kugelten.
Schließlich versuchte ich dieses Geräusch festzuhalten, indem ich meine Hand neben mir vorstreckte und sie nach vorne richtete, auf den Punkt wo Ben derzeit saß. Jenes besagte Kribbeln tauchte jedoch nicht auf, zumindest nicht so, wie es Ben voraussagte. Denn anstelle des Gefühls eine feste Materie greifen zu wollen, fühlte es sich an, als würde ich geradewegs durch den Regen hindurch greifen.
Erschrocken keuchte ich auf, bei dem Anblick der sich mir unerwartet zeigte. Vor meiner wandernden Hand erschienen düstere Augen, in dem wettergeebten Gesicht eines alten Mannes. Sie lagen tief in ihren Augenhöhlen und sein Mund war zu einer fürchterlichen Fratze verzogen, die mich völlig aus der Fassung brachte.
Das leere Gefühl vor meinen Händen verschwand und die regulierte Schlagtechnik meines Herzen begann zu schwanken und endgültig auszusetzen, bevor es einen erneuten Anlauf nahm und im doppelten Tempo weiterschlug.
Ein unerträglicher Schmerz rührte von meinen Fingern her, in denen ich normalerweise das angenehme Kribbeln meiner Kräfte spürte, stattdessen bereiteten sie mir Schmerzen. Fühlten sich an wie Feuer und am liebsten hätte ich sie von meinem Körper abgestoßen, wenn es nur möglich gewesen wäre. ,,Elizabeth!", schnappte Ben überrascht und sprang von dem Fels. Schmatzend landete er im duchweichten Boden und griff nach meiner ausgestreckten Hand.
Panisch öffnete ich endlich die Augen und langsam verbildlichte sich die Sicht vor meinen Augen, in denen ich die bekannten schokoähnlichen Augen sah, wie zuletzt als Kind. Seine Haare waren völlig durchnässt, genauso wie seine Kleidung. Erst jetzt realiserte ich, dass der Regen schlimmer geworden war. Von ein auf den anderen Moment hatte der Regen das dreifache zugenommen und verklebte nun meine Haare, sowie meine Kleidung, die unangenehm an meiner Haut klebte. ,,Ist alles in Ordnung? Was ist passiert?"
Besorgt musterte der Machtnutzer mich und ließ den Blick zuerst über mein nasses Gesicht und daraufhin über die Hand gleiten, welche ich ihm entgegengestreckt hatte. ,,Es hat sich angefühlt wie Feuer. Meine Kraft schien mich abzuwehren, als ich bewusst nach ihr greifen wollte, als bräuchte sie erst ein Gegenstück, dass sie zähmte.", brabbelte ich unzuhängend und betrachtete die verschmierten Enden meiner Finger. Sie schienen mit Ruß bedeckt zu sein, den der Regen aber bereits davon wischte.
Für einen langen Moment blieb die Stille zwischen uns bestehen und ich bemerkte die zuckende Ader an der Schläfe von Ben und seine gerunzelte Stirn- er schien wohl über etwas nachzudenken.
Dann verschwand der nachdenkliche Ausdruck und er legte meine kalte Hand behutsam auf meinen überkreuzten Oberschenkel. ,,Lass uns in die Höhle gehen. Der Regen wird schlimmer.", sagte Ben ungewöhnlich monoton, während er aus der Hocke aufstand und sich die nassen Strähnen aus dem Gesicht wischte. Irgendwas schien ihn an meiner Aussage verwirrt zu haben und zugegebenermaßen verunsicherte mich diese Tatsache.
Schmatzend versanken die Füße des deutlich Größeren im Boden und tauchten völlig verschmutzt wieder auf, nachdem er mir den Rücken zugekehrt hatte und zur Höhle lief. Davor blieb er stehen, schützte sich unter dem Vorsprung eines Felsens und schaute zu mir, ehe sein Blick in den Himmel zuckte.
Zuerst verstand ich seinen Willen dahinter nicht, bis man das Surren von Motoren hörte und ein dunkler Fleck sich gegen die Wolken ankämpfte. Weiter hinten hörte ich, wie Ben etwas zu Armitage sagte, dann aber meinen Namen rief und drängte, dass ich mich beeilen solle.
Aber ich blieb bewegungslos sitzen, beobachtete wie der Fleck am dunklen Horizont größer wurde und sich unserer Position mit einer geschmeidigen Geschwindigkeit näherte. Das konnte keiner von der Ersten Ordnung sein, denn diese hätten uns längst mit Salven beschossen, um sicherzustellen, dass wir nicht entkamen. Dennoch stellte sich die Frage, um wen handelte es sich?
Unzählige Regentropfen kullerten meine Haare und mein Gesicht hinab, tropften in meinen Schoss und erinnerten mich daran, dass meine Kleidung sich bereits vollgezogen hatte. Vorsichtig stützte ich eine Handfläche auf den glitschigen Felsen und hievte mich auf die Beine. Platschend landeten meine frierenden Füße in einer tieferen Pfütze und sogen sich erneut mit der neuen Flüssigkeit voll, die mir eine Gänsehaut beschaffte. Im Augenwinkel blitzten die feuerroten Haare des Generalen auf, der ein Stück weiter hinten stand und unverständliche Worte zu Ben sprach.
Auf einmal spürte ich es. Eine gewaltige Menge an Energie schwappte durch meinen Körper und brachte jeden Winkel dessen zum Kribbeln. Euphorie packte mich mit einem Schlag, ließ meine Hände zittern und meine Gedanken surren.
Mittlerweile erkannte ich das Schiff, dass sich uns mit äußerster Präzision näherte und das Beste daran war, meine Sinne wussten genaustens, wer an der Steuerung dieses Schiffes saß.
Langsam senkte sich die gewaltige Konstruktion aus gefärbten Metall herab, bis das Surren der ausklappenden Beine verstummte und an Stelle dessen ein plätschern ertönte. Zum selben Zeitpunkt verstummten die großen Motoren und jegliche Energie des Schiffes wurde ausgeschaltete. Freude packte mich und ich rannte los. Ohne einen Gedanken daran, dass es eine Falle sein könnte, trugen mich meine Beine zu der Laderampe unter dem Schiff.
Diese war bereits geöffnet und eine schattenhafte Gestalt trat aus den Lichtern im Inneren. Meilenweit hätte ich sie erkannt. Die durchtrainierten, aber schmaleren Schultern. Den rundlichen Kopf mit den ungezähmten Locken und seine ursprüngliche Montur aus einem eng anliegenden Hemd, einer braunen Pilotenhose und seiner ebenso braunen Holster, welche am linken Bein baumelte.
,,Poe!", rief ich voller Vorfreude und fiel diesem zeitgleich in die Arme. Trotz der Nässe, die an mir klebte, schloss er seine Arme mit aller Kraft um meinen Körper und drückte mich so dicht an sich, dass kein Blatt der Galaxie zwischen uns gepasst hätte. Sofort umhüllte mich sein vertrauter Duft nach Wald, Erde und Schweiß, der die Tränen in mir drängte hervorzukommen. Schluchzend drückte ich mein Gesicht in seine Halsbeuge und hoffte, dass dieser Moment niemals aufhören würde, doch ein Räuspern hinter ihm, ließ die Blase zerplatzen.
,,Entschuldigt mein Auftauchen, Commander, aber wir haben ein Zeitlimit, dass eingehalten werden muss. Ansonsten könnten wir auf den Sensoren der feindlichen Radare auftauchen und das würde nicht positiv zu unserer Flucht beitragen." Am Anfang der Laderampe entdeckte ich eine braunhaarige Frau. Ihre Haare waren in einem strengen Dutt nach hinten gesteckt, wobei vereinzelt Strähnen sich um ihr Gesicht wellten. Dabei stachen ihre erdähnlichen Augen direkt in meine Richtung, als ihre Mundwinkel zögerlich zuckten. Jene Körperhaltung sprach für sich- sie misstraute mir.
,,Natürlich.", kam es aus Poe's Mund, als er die Umarmung lockerte und seine Hände schließlich auf meiner Hüfte verweilen ließ. Einen weiteren Augenblick schenkte er mir ein unwerfendes Lächeln, gepaart mit dem lieblichen Ausdruck in seinen Augen, der schlagartig verblasste.
Blitzartig riss er mich hinter sich und zog den Blaster aus der Halterung. Angespannt richtete er diesen auf die zwei Personen, welche sich von der Höhle fortbewegt hatten. Ben und Armitage, entsinnte ich mich und trat aus der Schutzhaltung von Poe hervor, um den ausgestreckten Arm zu packen. Verwirrt schaute er mich an und ich konnte in seinen Augen lesen, dass er nicht verstand, weshalb ich ihn daran hinderte abzuschießen.
,,Sie sind auf unserer Seite.", kam es letztlich von der Frau am Schiff und Poe senkte mit einem Blick widerwillig die Waffe. ,,Armitage Hux und Ben Solo.", knurrte der Commander bedrohlich und spuckte vor seinen Füßen aus. Erschrocken über sein Verhalten sah ich ihm nach, als er mich stehen ließ und an der Frau vorbei das Innere vom Schiff betrat.
Entschuldigend bedachte sie mich mit einem Lächeln und deutete mit einer Geste hinter sich. ,,Solltet ihr es noch nicht mitbekommen haben, wir müssen einen strengen Zeitplan einhalten. Also kommt, bevor wir ohne einen von euch losfliegen." Sie versuchte es mit einem humorvollen Unterton, der ihre Worte aber nur noch feindselliger wirken ließ, sobald ich als Erste ging. Hinter mir hörte ich das Schmatzen von Schuhen, ehe es in das Klacken des Metalls überging und die Schritte letztendlich vollständig verstummten.
Im Inneren war es hell und warm. Leuchten an den Decken ermöglichten einen Blick auf die unzähligen Sitzmöglichkeiten und auf die vergitterten Regale an den Seiten der Türen. Waffen glitzerten und meine Vermutung wurde bestätigt, dass dies ein Transportschiff darstellte.
Wortlos setzte ich mich auf einen der Plätze und beobachtete wie Ben sich neben mich setzte. Seine Hand zitterte aufgeregt und vor ihm bildete sich bereits eine kleine Pfütze, die sich meiner eigenen näherte.
Unwillkürlich zuckte mein Blick zu Armitage und der Frau, welche ziemlich vertraut wirkten. Eine Hand von ihr ruhte auf der Schulter des Generalen, während sie in einem schweigenden Ton miteinander redeten. Aus dem Cockpit ertönte das Gröllen eines mir bekannten Wesen und sofort begann ich zu Schmunzeln. Ben stattdessen spannte sich an, weshalb ich mich ihm fragend zuwandte. Als der Transporter jedoch startete, bedachte er mich mit einem weniger überzeugenden Lächeln und schon wurden alle Geräusche vom Betrieb der Motoren übertönt.
***
Na ihr Lieben.
Zu aller Überraschung gibt es zu diesem Kapitel nicht viele Fragen, da die meisten sich innerhalb des Kapitels recht indirekt erklären. Trotzdem hoffe ich, dass es euch gefallen hat und ihr euch auf die folgenden Kapitel freut. Nun wird es deutlich spannender und der Endteil der Geschichte wird beginnen. ^^
Lest also fleißig weiter und möge die Macht mit euch sein!
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