Versuch Part III
Mit einem kurzen Schwanken landete Hermine überraschenderweise relativ sicher auf beiden Beinen. Ron, der noch immer zur Sicherheit Hermines Hand hielt, sah sie besorgt an:"Ist alles in Ordnung bei dir?"
"Ja, mir geht's bestens. Nur dir scheint es etwas ausgemacht zu haben...",stellte Hermine leicht amüsiert fest und sie schien wie immer Recht zu haben.
Ron war blass und sah etwas grünlich im Gesicht aus. Er jedoch würde dies niemals zugeben und schüttelte wehement mit dem Kopf, was ihn erst recht ein Schwindelgefühl überkommen ließ. Doch Ron wollte sich nichts anmerken lassen, zog Hermine ohne ein weiteres Wort hinter sich her. Sie gingen die vertrauten Gassen in Hogsmeade entlang, den langen Weg nach Hogwarts hinauf, doch für Hermine schien es, als sei alles fremd und das erste Mal, dass sie diesen zauberhaften Ort besuchte. Die Dächer des Schlosses erstreckten sich weit und elegant gen Himmel und Hermine konnte sich dem prachtvollen Anblick kaum satt sehen. Sie war hin und weg und sie war aufgeregt wie noch nie, als würde sie noch heute die erste Klasse in Hogwarts wieder besuchen, doch all das hatte sie schon einmal erlebt nur ihre Erinnerung schien wie weggeblasen zu sein. Sie blieb auf halben Wege urplötzlich stehen und sah hinauf zu den Dächern Hogwarts. Der Sonnenaufgang, der sich an den Mauern widerspiegelte, das Krächzen der Vögel, die umherkreisten und besonders die weiten, wundervollen Ländereien, die ganz Hogwarts umschlossen kamen ihr so bekannt und dennoch so fremd vor. Hermine wusste nicht woran es lag, doch Tränen schossen in ihre Augen und sie hatte Mühe diese zurückzuhalten. Ron, der neben ihr stand, eine Hand von ihr festhielt, drückte diese kurz fest und sah zu ihr hinüber. Hermine drehte ihren Kopf zu ihm und beide sahen sich eine Weile an.
"Alles okay?", fragte Ron, während Hermine sich ihre Tränen vorsichtig wegwischte.
Sie nickte und sah wieder hinauf zum Schloss: "Es ist so absurd... Eigentlich müsste ich das Schloss in und auswendig kennen, doch alles kommt mir so neu und fremd vor."
"Alles wird gut, Mine, versprochen!"
Ron gab Hermine einen kurzen, süßen Kuss auf ihre Wange, wodurch sie wieder lächeln musste. Ron lief vor und Hermine blickte ihm kurz nach. Sie konnte sich wieder mal nicht erklären, wie er es nur jedes Mal schaffen konnte aus allem etwas Positives zu machen und ihr ein so wundervolles Gefühl in der Magengegend zu schenken. Er hatte es auf jeden Fall geschafft... Es war Liebe, die sie spürte. Liebe, die sie schon all die Jahre zuvor für ihn empfand. Was bedeuten schon alle Erinnerungen?, dachte sie und lief ihm weiter nach, Ron ist einzigartig und hat mich das wieder fühlen lassen, was er schon einmal bei mir geschafft hat. Er ist einfach ein toller Mann... Und so betrat sie mit einem Lächeln gemeinsam mit Ron das rießige Schloss...
"Okay, Miss Granger, diesen Trank habe ich mithilfe von Professor Slughorn und Madame Pomfrey hergestellt... Er ist speziell auf Sie hergestellt worden.", erklärte Professor McGonagall, während Hermine ihr mehrere, kleine Phiolen mit einer schwarzen Flüssigkeit als Inhalt abnahm und diese sich näher besah. Es war der nächste Tag, nachdem sie in Hogwarts ankamen und Ron ihr in den letzten vierundzwanzig Stunden fast jeden Winkel in Hogwarts zeigte.
"Ich möchte Sie dennoch warnen, Miss Granger...", sprach Professor McGonagall weiter "Es werden Nebenwirkungen auftreten mit denen wahrscheinlich niemand rechnen wird. Ich spreche hier nicht von etwas Übelkeit oder einem leichten Schwindel. Ihnen könnte sehr, sehr übel werden, Schwindel bis zur Ohnmacht könnte Ihr täglicher Begleiter, während der Therapie werden, aber auch starke Kopfschmerzen und neurologische Ausfälle-"
"Na da hab ich ja nicht mehr viel zu verlieren", unterbrach Hermine Professor McGonagall und entkorkte eine Phiole mit einem "Plop". Ron sah Hermine mit einem besorgten Blick an, während sie die kleine Phiole zum Trinken ansetzte, doch von Ron unterbrochen wurde: "Hermine... Warte!"
Hermine sah ihn an: "Auf was denn?"
"Bist du dir sicher, dass du das wirklich tun möchtest? Also die ganzen Risiken... Ich meine... Was ist, wenn es doch nicht hilft?", Ron war nun so sehr verunsichert und besorgt, dass es Hermine fast das Herz zerriss. Sie legte sanft ihre Hand auf seine und sah ihn an, Ron sah zu ihr, wodurch beide sich nun in die Augen sahen und er sah zum ersten Mal nach langem Entschlossenheit und ein Funkeln in ihren Augen, dass er seit Monaten nicht mehr sah.
"Ron...", flüsterte sie, während ihre Hand sanft seine streichelte und Ron Gänsehaut am ganzen Körper brachte: "Ich war mir wahrscheinlich noch nie sicherer als jetzt... Außerdem wars doch deine Idee hierher zu kommen, oder?"
"Nun ja... Nicht ganz.", Ron senkte beschämt seinen Kopf und blickte auf seine und Hermines Hand.
"Was ist denn?", fragte Hermine, als sie bemerkte, dass Ron nervös wirkte und an seinem Hemdsaum herumspielte.
Ron räusperte sich kurz, um dann fortzufahren: "Ich... Ich hab Professor McGonagall geschrieben... Also, was mit dir passiert ist und sie um Hilfe gebeten... Schon Wochen zuvor, weil ich nicht mehr weiter wusste, Hermine, bitte versteh mich nicht falsch. Ich... Ich hatte doch solche Angst um dich."
Ron versuchte stark zu bleiben, als er spürte, wie die ganzen Erinnerugen zu ihm zurückkehrten und er Hermine fast leblos auffand, ohne jeglichen Verstand und bei Sinnen. Er spürte die brennende Flüssigkeit in seinen Augen, doch blinzelte er sie weg, denn nur das Hier und Jetzt zählte, denn Hermine lebte und war nun im Begriff ihre vollständige Erinnerung wiederzuerlangen. Hermine sah ihn lächelnd an und streichelte seine Hand wieder: "Du bist wirklich toll, Ron! Du hast Angst, dass ich deshalb sauer auf dich bin? Weil du jemanden um Hilfe gebeten hast, um mich zu retten?"
Ron nickte daraufhin kurz und Hermine schmunzelte und gab ihm einen süßlichen Kuss auf die Wange: "Du bist wirklich bescheuert, weißt du das?, kicherte Hermine und gab ihm einen erneuten Kuss: "Und unglaublich süß, ich frag mich immer, warum ich zu dir sagte, dass du ein Gefühlsreichtum eines Telöffels hättest? Das stimmt definitiv nicht." Ron schenkte Hermine nun ein kleines, schiefes Lächeln und seine Ohrenspitzen wurden purpurrot. Professor McGonagall verstaute währenddessen mit einem Schwung ihres Zauberstabs einen Stapel Pergament in ihrem Schrank, um der kleinen, intimen Situation der beiden aus dem Weg zu gehen. Einen Moment später setzte Hermine die Phiole erneut an und trank sie mit einem Zug leer...
Fünf Tage vergingen in denen Hermine alles durchlitten hatte... Von unendlicher Übelkeit und Erbrechen bis hin zu starken Gefühlsschwankungen und andauernder Müdigkeit. Sie fühlte sich schon fast wie eine Schwangere und ließ Ron mehrmals wissen, dass sie hofft niemals solche Symptome in der Schwangerschaft zu haben, sonst würde sie lieber sterben oder Ron solle das doch lieber gleich selbst übernehmen. Für Ron war das nur amüsant und er schmunzelte die Bermerkung einfach weg und war verwundert, dass Hermine schon über Kinder nachdachte und sie tatsächlich einmal mit ihm welche haben wollen würde. Doch zum näheren Besprechen kamen sie nicht, denn Hermine musste zum täglichen "Gesundheitscheck" bei Madame Pomfrey in den Krankenflügel. Ron begleitete sie natürlich täglich dorthin.
"Wann sollten wir bei Professor McGonagall heute erscheinen?", fragte Hermine, während sie die Treppen empor zum Krankenflügel stiegen.
"Gegen eins... Sie hat wohl erst noch Unterricht.", antwortete Ron.
"Oh super... Dann haben wir ja noch Zeit für eine Runde am schwarzen See.", Hermine war so euphorisch heute, dass es Ron fast Angst einjagte. Die letzten Tage waren ein ständiges Auf und Ab. Mal wachte Hermine mitten in der Nacht schweißgebadet auf, da sie schlimme Albträume durchlitt, doch das kannte Ron noch zu gut aus der schweren Zeit, nachdem Hermine aus Malfoy Manor gerettet wurde und manchmal weinte Hermine Stundenlang, da sie Erinnerungen plötzlich durchlitt und sie nicht wusste, wie sie diese einzuordnen hatte. Meist waren es Erinnerungen von Ron, wie sie sich stritten und tagelang nicht miteinander redeten. Als Ron ihr jedoch erzählte, dass es nicht mehr echt war und erklärte, wo sie waren, beruhigte sich Hermine schnell wieder und er konnte ihr sogar wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Doch heute war sie ganz anders gestimmt... Völlig euphorisch, gutgelaunt und voller Tatendrang. Ron war froh sie so zu sehen, glücklich und unbeschwert und vor allem lachend. Ihr Lachen war das Einzige, was ihn richtig aufheitern konnte und was ihn so sehr fehlte, als sie nicht da war.
Hermine krallte sich plötzlich am Geländer fest kurz bevor sie an der Tür vom Krankenflügel ankamen. Ron bemerkte dies zunächst nicht und schmunzelte weiterhin über Hermine: "Das nächste Mal sollte ich wohl ne Wette abschließen, wer zuerst im Krankenflügel ist... Du bist heute ganz schön la-", doch Ron stoppte sofort, als er einen dumpfen Aufschlag auf den gemauerten Boden vernahm. Er drehte sich abrupt um und bemerkte, dass Hermine nicht mehr hinter ihm stand, sondern am Boden kauerte und unwillkürlich am ganzen Körper zitterte.
"HERMINE!", war alles, was er hervorbringen konnte und rannte die Stufen zu ihr hinunter, doch Hermine reagierte überhaupt nicht mehr.
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