Ch. 82 ➳ Background

Louis POV

Der Kuss mit Harry, in Verbindung mit dem Bier, welches ich getrunken hatte, es brachte mich dazu, meine Ängste, Sorgen und Zweifel für eine Nacht über Bord zu werfen. Erst war ich so geschockt und überrascht, als er seine Lippen auf meine gelegt hatte, dass ich nicht einmal erwidern konnte. Ich hatte sogar für kurze Zeit überlegt, Harry wegzuschubsen, aber alles fühlt sich auf einmal wie früher an und ich wollte jedes noch so kleinste Gefühl davon aufsaugen, erwiderte den Kuss und war endlich mal wieder richtig glücklich. Mein Herz machte es sich in der unmittelbaren Nähe von Harry schon wieder gemütlich, schaltete meinen Verstand aus, während mein Körper sich einfach nur vollständig auf Harry einließ, so wie früher, bevor alles den Bach runterging.

Das Aufeinandertreffen unserer Lippen war mehr als ein Kuss. Es war, als würden wir uns ohne Worte unterhalten. Es war ein Ausdruck der Sehnsucht, wie sehr wir einander vermisst hatten, wie sehr wir uns brauchten und wie sehr uns alles leid tat, was schief gegangen war. Es war ein stilles Versprechen, nun alles besser zu machen und auch wenn ich mir noch nicht ganz sicher war, ob ich es nicht wieder brechen würde, um Harry und mich zu schützen, für den Moment genoss ich, dass dieses Versprechen Einzug erhielt. Harry war wirklich ein Engel auf Erden, er war mein Engel, auch wenn er mich immer Engel nannte, beziehungsweise genannt hatte, für mich hatte das eine sehr starke Bedeutung. Harry war meine Sonne, mein Mond und all die Sterne, die am Himmelszelt erleuchteten. Für vier Jahre war ich durch die Dunkelheit getappst, aber durch den Kuss fühlte es sich so an, als hätte endlich jemand wieder den Lichtschalter betätigt.

Ich wusste nicht, was in mir vorging, als ich Harry zu mir nach Hause einlud, ich wollte einfach noch nicht, dass unsere Zweisamkeit endete. Als er dann zusagte, ich hätte nicht glücklicher sein können. Wenn ich ihn auch nur für diese Nacht noch einmal meins nennen konnte, ich wollte nichts lieber. Vielleicht würde er dann meine Eifersucht verstehen, denn er war sowohl von innen als auch von außen ein wunderschöner, begehrenswerter Mann, viel zu gut für mich und er hatte jemanden verdient, der ihm das Wasser reichen konnte und nicht so aussah, wie ich. Dennoch war ich in diesem Fall etwas egoistisch, selbst obwohl Harry einen besseren verdient hatte, genoss ich die Zeit mit ihm, das er allein mir seine Aufmerksamkeit schenkte und wir Händchen haltend zu mir nach Hause liefen, was besseres hätte mir gar nicht passieren können und das wollte ich um nichts auf der Welt eintauschen.

Harrys Blick den ganzen Weg über auf mir zu spüren, wie er ab und an meine Hand sanft drückte, um sich zu vergewissen, das ich gerade wirklich an seiner Seite lief, mein Herz hörte dadurch gar nicht mehr auf, konstant Schmetterlinge in meinen Bauch zu entsenden. Trotz das es eigentlich zwanzig Minuten dauerte, um zu mir nach Hause zu gelangen, mir kam es vor, als wären es wenige Sekunden. Es war nicht seltsam, es war ein konstantes Kribbeln, welches zwischen uns herrschte und eine Verbindung aufbaute. Harrys Lippen gleich nach meiner Ankunft wieder auf meinen zu spüren, es gab kein schöneres Gefühl. Die Situation war neu, aber doch so vertraut. Die Küsse verstärkten das Kribbeln zwischen uns nur noch und fast wirkte es, als wären wir nicht seit vier Jahren getrennt.

Es wunderte mich nicht, das wir schnell ins Bett fanden, dennoch war ich wirklich glücklich darüber, Harry wieder zu spüren war der Mittelpunkt meiner schönsten Träume. Ich schaltete einfach alles ab, jeden Gedanken, jede Sorge, einfach alles, was nicht mit Harry zu tun hatte oder Harry von mir reißen könnte. Stattdessen ließ ich mich vollkommen auf die Situation ein, auf Harrys Berührungen, seine Stimme, seinen Duft, der nicht nur mich, sondern auch endlich wieder diesen Raum erfüllte. Das wir einander wieder sagten, dass wir uns liebten, war der Höhepunkt der Nacht, mal abgesehen von den eigentlichen Höhepunkten, zu denen wir uns in dieser Nacht nach vier Jahren wieder brachten. Es war mir etwas unangenehm gewesen, vor Harry zu gestehen, das ich wirklich seit ihm keinen Sex mehr gehabt hatte und dementsprechend unvorbereitet gewesen war, aber er war so liebevoll gewesen, hatte mich sofort beruhigt und damit waren die Zweifel auch ganz schnell beseitigt gewesen.

Harry wusste immer noch genau, was mir gefiel, wo ich es liebte, berührt und geküsst zu werden. Genauso wusste ich das bei ihm aber auch noch und das Harry der perfekte Partner für mich war, daran hegte ich keinen Zweifel. Die Nacht war magisch, wie ein Märchen, ich wünschte mir, dass dieses niemals enden würde, dass diese Nacht niemals enden würde, doch leider waren die Stunden so begrenzt. Sie raubten einem alles, was man noch erleben wollte, worüber man noch nachdenken wollte. Als ich in der Nacht aufgewacht und Harry beim schlafen kurz beobachtet hatte, war alles perfekt gewesen, wir hatten uns in unserer kleinen Blase befunden. Selbst als auch er aufwachte, mich vor dem Kühlschrank vorfand und wir uns seine liebste Schokolade teilten, die mittlerweile auch mein Liebling geworden war, war noch alles wie in einem rosaroten Märchen. Ich hatte meinen Verstand noch nicht wieder eingeschaltet, ließ mein Herz handeln und genoss es, an Harry angekuschelt einzuschlafen.

Doch der nächste Morgen brachte mein klares Denkvermögen zurück und schnell wurde mir klar, das letzte Nacht nicht hätte passieren dürfen. So wunderschön, so perfekt es auch war, es würde uns beide wieder verletzen und genau das hatte ich zu verhindern versucht. Doch war ich kläglich gescheitert. Ich wollte Harry nicht das Herz brechen, aber früher oder später würde ich es sowieso tun, ich war zu eifersüchtig und das würde ihn irgendwann in den Wahnsinn treiben und ihn dazu bringen, mich zu verlassen. Ich würde weinen, ihn anschreien und ihm die Schuld geben, obwohl der Schuldige ganz alleine ich war, ich blöder Idiot.

Wie so gut wie immer war Harry schon lange vor mir wach, beobachtete mich und streichelte mir durch die Haare. Am liebsten wollte ich die Augen schließen, mich an ihn kuscheln und das genießen, doch es ging nicht. ,,Guten Morgen Engel", brummte Harry, als er bemerkte, dass ich wach war und sofort zuckte ich zusammen. Ich fühlte mich schrecklich schuldig, für das was ich getan hatte. Ich hatte mit ihm geschlafen, ihm falsche Zeichen vermittelt, doch nun wo alle Ängste und Sorgen wieder da waren und meine Gedanken erfassten, glaubte ich zu wissen, was zu tun war. ,,Guten Morgen", erwiderte ich dennoch erst einmal, schaute in Harrys Augen, die vor lauter Glück funkelten. Fast hätte ich nachgegeben, ich war doch selbst so verliebt, aber ich wollte ihn schützen.

Als er versuchte, seine Arme wieder um mich zu legen und mich näher zu sich zu ziehen, blockte ich ab. ,,Ich halte das für keine gute Idee", murmelte ich, sah auf die Bettdecke, die unsere nackten Körper geradeso versteckte. ,,Was meinst du?", fragte Harry verwirrt nach, ich traute mich nicht, ihn anzusehen, aber schon jetzt hörte ich viel Schmerz heraus. ,,Vielleicht solltest du besser gehen", wisperte ich, wünschte es nicht gesagt zu haben, da es sich in dem Moment so anfühlte, als würde mein Herz absterben, doch Harry hatte es schon gehört und ich konnte es nicht mehr zurücknehmen. ,,Wow", Harry lachte verletzt auf, ich spürte, wie er fassungslos den Kopf schüttelte, ,,ist das dein Ernst?"

Dennoch stand er ohne eine Antwort abzuwarten auf, zeigte mir seine wunderschöne nackte Rückansicht und am liebsten hätte ich ihn wieder ins Bett gezogen. Nach und nach sammelte er die Klamotten auf, die auf dem Boden lagen und zog sie sich über. ,,Harry bitte, du weißt doch selbst, dass das nicht funktionieren würde, ich würde dich nur wieder verletzen", versuchte ich meine Worte zu rechtfertigen, doch Harry schüttelte weiterhin den Kopf. ,,Ich denke, ich bin alt genug, um selbst zu wissen, welches Risiko ich eingehen möchte. In der Nacht noch hast du zu mir gesagt, dass du mich liebst und ich liebe dich, warum kannst du diese Liebe nicht einfach zulassen?", fragte Harry wütend, zog sich sein Oberteil und damit sein letztes Kleidungsstück über den Kopf.

Ohne ein weiteres Wort stürmte er wütend und verletzt aus meinem Schlafzimmer in den Flur. Ich wusste, dass er sich nun Schuhe und Jacke anziehen und mich dann verlassen würde, sowie ich ihn gebeten hatte. Für einen Moment war ich bewegungsunfähig. War das wirklich das, was ich wollte? Wollte ich Harry verlieren? Nein. Aber ich wollte ihn auch nicht wieder verletzen. Er meinte zwar, er wüsste, worauf er sich bei mir einlässt, aber sicher war ich mir nicht. Mein Blick schweifte durch den Raum, ließ die gestrige Nacht Revue passieren, als mir plötzlich Harrys Handy ins Auge fiel. Es lag auf dem Nachttisch und da ich ihn noch im Flur hörte, schnappte ich es mir schnell und wollte es ihm bringen, als sich wie von selbst der Bildschirm einschaltete und damit Harrys Hintergrundbild preisgab.

Am liebsten hätte ich in diesem Moment angefangen zu weinen, ich wollte mich selbst aufgrund meiner eigenen Dummheit schlagen. Harrys Hintergrundbild waren er und ich im London Eye. Ich erinnerte mich noch genau, dass es sein Geburtstagsgeschenk an mich gewesen war und ich wusste auch noch, wie chaotisch es gewesen war, dieses Bild zu machen. Aber im Endeffekt hatte es geklappt, an der höchsten Stelle hatte er seine Lippen auf meine gelegt, der Selbstauslöser hatte ausgelöst und diesen einzigartigen Moment festgehalten, mit der Themse und dem Big Ben im Hintergrund. Dieses Bild löste so viele Gefühle in mir aus, erinnerte mich daran, was wir alles durchgemacht, was wir einander versprochen hatten. Wir wollten einander unterstützen, egal was auch auf uns zukommen sollte.

Ich überlegte nicht lange, sprang aus dem Bett und stürmte in den Flur. Mein Herz raste, meine Gefühle drehten mit mir durch und in diesem Moment warf ich alles über Bord, ich wollte einfach nur Harry. Dieser stand an der Haustür, wollte gerade die Tür offen, hielt aber inne, als er mich hörte. ,,Warte Harry", rief ich, auch wenn wir nicht einmal drei Meter voneinander entfernt waren. Erschrocken ließ er die Türklinge los und sah mich mit großen Augen an. Er wusste nicht, wie ihm in diesem Moment geschah, ich wusste es selber nicht. Alles was ich wusste war, dass ich diesen Mann nicht verlieren wollte, das ich ihn selbst nach vier Jahren Trennung immer noch zurück wollte und das er sich den Arsch aufgerissen hatte, um mich zurück zu bekommen. Jetzt war ich wirklich einmal dran, den nächsten Schritt zu machen. Ich zögerte nicht lange, schlang meine Arme um Harrys Nacken und küsste ihn so voller Sehnsucht, Liebe und Leidenschaft, wie ich es zuvor noch nie getan hatte.

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Louis hat den nächsten Schritt gewagt, nachdem fast wieder alles in die Brüche gegangen wäre. Ob sie nun endlich endgültig zusammen finden werden?
All the love xx

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