Ch. 80 ➳ Kiss
Louis POV
Ich wusste nicht genau, was in mich gefahren war, Harry zu fragen, ob er mit uns feiern gehen wollte, aber er, Teddy, die Briefe, all das brachte mich so durcheinander und ließ die Grenzen verschwimmen. Ich konnte nicht ewig vor meiner Eifersucht davon laufen, natürlich könnte ich Harry damit wieder verlieren, sollte zwischen uns überhaupt noch einmal etwas geschehen, aber wenn Teddy Recht hatte und Harry sich über dieses Risiko bewusst war, dann mussten wir doch wenigstens noch einmal versuchen, über die Vergangenheit zu reden, oder? Wenn er wirklich jeden Jungen, jedes Mädchen und jede Schule, die nicht in Doncaster war, abblitzen ließ, nur für mich, um mir nahe zu sein, dann musste ich es irgendwie schaffen, über meinen Schatten zu springen und mit der Einladung hatte ich schon einmal einen Schritt geschafft.
Dennoch war ich froh, dass Niall und ich gemeinsam zum Club gingen, so konnte ich während der Taxifahrt noch einmal alle Sorgen bei ihm loswerden und vielleicht etwas Kraft und Mut tanken. ,,Ich bin so nervös", murmelte ich, wischte meine schwitzigen Hände an meiner schwarzen Hose ab und sah zu dem Iren, welcher mich anlächelte. ,,Lou, mach dir nicht so einen Kopf. Die Briefe haben dir doch bewiesen, das Harry alles für dich tun würde, das er dich noch liebt. Sie haben dich dazu gebracht, ihn einzuladen und deine Ängste, verletzt zu werden oder ihn zu verletzen, zu ignorieren", Niall lächelte mir zu und tätschelte mein Knie, woraufhin ich seufzte. ,,Ja, aber es waren vierzehn Briefe, am Montag kam der letzte und seitdem ist nichts mehr passiert. Was, wenn er irgendwas von mir erwartet? Wenn ich etwas sagen soll?
Ich möchte mich wirklich entschuldigen für das, was passiert ist, das ich ihm mit meiner Eifersucht das Leben so schwer gemacht habe, aber ich weiß nicht, wie ich mich ihm verständlich erklären soll. Ich bin doch gar nicht gut genug für ihn, ich bin es nicht wert, dass er so um mich kämpft, wahrscheinlich wäre er mit Manu viel besser dran gewesen. Wie soll ich ihm nur jemals die Liebe zurück geben, die er mir in den Briefen geschenkt hat? Diese vier Jahre, die wir miteinander verpasst haben, es ist meine Schuld, ich hätte etwas tun sollen, aber ich wusste nicht was, genauso wenig wie jetzt, aber vier weitere Jahre ohne ihn will ich auch nicht. Er erwartet nach seinen Briefen sicher etwas, was ich ihm nicht geben kann, weil ich einfach nur in einem riesigen Chaos der Gefühle stecke. Ich liebe ihn mehr als mein Leben, ihn ein weiteres Mal zu verlieren, würde ich nicht ertragen, aber wahrscheinlich würde das die Eifersucht jetzt nur noch schlimmer machen", brabbelte ich vor mich hin, vor Aufregung, vor Nervosität und vor Angst, in Harrys Gegenwart irgendetwas falsch zu machen.
Niall umarmte mich nach diesem Ausbruch der Gefühle einfach, wodurch sich mein rasender Herzschlag langsam beruhigte, genauso wie die hektische Atmung. ,,Hör mal, ich war ja jetzt in die ganze Sache mit involviert und ich weiß, dass Harry nichts von dir erwartet, wofür du nicht bereit wärst. Er möchte einfach nur dich, die Liebe seines Lebens und dafür kämpft er, selbst wenn es fünfzig Jahre dauern würde, bis du einen Schritt auf ihn zu machst, er würde weiterhin kämpfen. Ihr beide habt in der Vergangenheit Fehler gemacht, ihr beide solltet euch entschuldigen, aber genauso solltet ihr ehrlich zueinander sein, ihr liebt einander und außer der Vergangenheit, über die man reden kann, steht einer gemeinsamen Zukunft doch nichts im Wege. Die Einladung von dir ist Harry sicherlich schon Zeichen genug, um weiterzumachen. Wir werden einfach mal sehen, wie der heutige Abend wird und dann schauen wir, wie es zu einem Gespräch kommt, okay?" Dankbar für Nialls Worte nickte ich und erhielt einen Kuss auf die Wange, ehe wir auch schon bald darauf den Club erreichten.
Liam, Zayn, Amalia, ihren Freund und für mich ganz besonders wichtig, Harry, trafen Niall und ich vor dem Club. Am liebsten hätte ich Harry umarmt, ich wollte seinen Duft tief einatmen und ihn am liebsten nie wieder loslassen, einfach vergessen, in welchem Chaos wir steckten, doch am Ende gab es einfach keine Begrüßung zwischen uns, nur seltsame Blicke, die keiner von uns beiden so richtig deuten konnte und so fing der Abend absolut nicht gut an. Zudem erinnerte mich alles in dem Club, die Musik, die Dunkelheit, die flackernden Lichter, viel zu sehr an Harrys Studentenzeit und das gefiel mir ganz und gar nicht. Ich fühlte mich unwohl und ließ mich von Niall zur Bar schleifen, wo auch Zayn und Liam zusammen mit Amalias Freund hingingen. Amalia selbst und Harry konnte ich auf der Tanzfläche ausfindig machen und ich konnte meine Augen nicht von dem Lockenkopf nehmen.
Sein Anblick ließ mich die laute Musik ausblenden, er ließ mich meine Ängste, meine Sorgen und meine Zweifel ausblenden, in diesem Moment zählte einfach seine Schönheit, die ich niemals erreichen würde. Und das er tatsächlich noch Liebe für mich empfand, so unglaublich das auch war, ließ meinen ganzen Körper kribbeln. Niall beobachtete mich grinsend und lenkte mich dann von Harry ab, indem er mir eine Flasche Bier unter die Nase hielt. ,,Wie wäre es mit etwas Mut?", fragte er, was mich die Flasche lachend ergreifen ließ. Ich wollte nicht viel trinken, aber ein Bier konnte nicht schaden.
Aus einem wurden dann in der nächsten Stunde doch drei Bier, dennoch hielt sich alles noch im Rahmen, ich konnte noch klar denken, naja soweit wie das eben ging, wenn sich meine Gedanken nur um Harry drehten, und hatte den vollen Überblick, über die gesamte Situation. Harry tanzte immer noch, hatte nur einmal einen Schluck von Liams Wasser genommen und war dann wieder mit Amalia tanzen gegangen. Wir hatten noch kein Wort geredet, ich hatte seine Stimme an diesem Abend noch nicht einmal richtig gehört, dabei vermisste ich sie so sehr. Zayn und Liam waren mittlerweile auch tanzen, sie hatte ich aber, anders als Harry, schnell aus dem Augen verloren. Im nächsten Moment wünschte ich mir aber, Harry ebenfalls aus den Augen verloren zu haben.
Er ging auf ein Mädchen zu, welches leider wirklich süß und natürlich aussah und perfekt zu ihm passte. Ich hoffte, dass er vielleicht nur nach der Uhrzeit fragen wollte, aber mir war natürlich klar, dass der Gedanke lächerlich war und als sie dann auch noch miteinander tanzten, wurde der Griff um meine Bierflasche immer stärker. Ich atmete tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus, sprach mir selbst gut zu und sah wahrscheinlich aus, als würde ich jeden Moment meinen Kopf gegen die Wand schmettern. Niall war in eine Unterhaltung mit Amalias Freund vertieft, sodass auch er nichts mitbekam und mich nicht ablenken konnte. So blieb mein Blick die ganze Zeit auf Harry und diesem Mädel haften. Ich hatte eigentlich gar kein Recht mehr, eifersüchtig zu sein und dennoch passierte es. Und genau deshalb wusste ich, dass das zwischen Harry und mir nicht funktionieren könnte, ich würde ihn damit nur wieder verletzen und ihm das Leben schwer machen.
Zu Beginn berührten sie sich nicht, sie lachten aber ziemlich viel und ich versuchte Harrys Briefe im Hinterkopf zu behalten, ich bringe ihn zum Lachen, selbst wenn ihm nicht danach ist, ich bin der beste Teil in seinem Leben, bei mir fühlt er sich sicher, er ist hier für mich, was immer auch passiert, wegen mir hat er Schmetterlinge im Bauch und er liebt mich. Doch als ich die Blicke sah, die die beiden austauschten und erblickte, wie Harry seine Hände auf ihre Hüften legte, seine Hände, die sich immer so perfekt an meine geschmiegt hatten, schienen die Briefe plötzlich alle an Bedeutung zu verlieren. Wenn ich angeblich der einzige für ihn war, warum sollte er dann jetzt mit diesem Mädchen tanzen? Oder hatte er mich aufgegeben, weil ich nicht sofort auf seine Briefe reagiert hatte und nun wollte er sich jemand neues suchen? Ich konnte es ihm zwar nicht verübeln, trotzdem fraß es mich von innen heraus auf, zerkaute mein Herz ein weiteres Mal und spuckte es aus, als wäre es nichts wert.
Ich bekam gar nicht mit, dass Zayn und Liam wieder an die Bar gekommen waren und versuchten mit mir zu sprechen. Ich bekam keine Luft und ich musste einfach dringend hier raus, weshalb ich meine Flasche in einem Zug leer trank und dann an der Tanzfläche vorbei nach draußen stürmte. Sofort schnappte ich nach Luft, als ich draußen angekommen war, versuchte, meine Lungen zufriedenzustellen und stützte mich an meinen Oberschenkeln ab. Ich griff in meine Jackentasche und bekam die einzige Zigarette zu fassen, die ich besaß. Ich hatte nie geraucht und ich wollte es auch nicht, ich hatte auch kein Recht dazu, nachdem ich es Harry verboten hatte, aber in diesem Moment sehnte sich alles in mir danach. Ich wollte diese Entspannung spüren, diese Gelassenheit, von denen Raucher immer sprachen, mich einfach abreagieren von der Eifersucht, die mich im innersten zerfetzte.
Ich entdeckte eine Gruppe junger Männer, welche rauchten und wollte gerade zu ihnen, um nach einem Feuerzeug zu fragen, da wurde mir die Zigarette aus der Hand gerissen. Sofort blickte ich zu dem Übeltäter, welcher den Stängel auf den Boden warf und zertrampelte. ,,Ist das dein Ernst?", fragte Harry mich mit verschränkten Armen, ich war so überrascht, das er mir gefolgt war, weshalb ich für kurze Zeit nur vor mich hin stammelte, ehe ich die richtigen Worte fand. ,,Das wäre meine erste gewesen", murmelte ich, war nun trotzdem beschämt, daran gedacht zu haben. ,,Warum?", fragte der Lockenkopf nur und ließ mich dadurch auflachen. ,,Warum? Das gleiche könnte ich dich fragen", gab ich zurück, versuchte weiterhin durch tiefes Ein- und Ausatmen meine Gefühle unter Kontrolle zu kriegen.
,,Ich weiß nicht was du meinst", erwiderte Harry, er wusste genau, was er da mit mir anrichtete, dennoch brachte es mich zur Weißglut. Die Wut brodelte und ich konnte es nicht mehr zurückhalten, durch die Eifersucht war ich wie ein Vulkan, der nun ausbrach. ,,Du schreibst mir solche scheiß gefühlvollen Briefe, die mich nicht mehr klar denken lassen können, schickst mir Blumen, schenkst dem Kindergarten neues Spielzeug, sogar Teddy will mir weis machen, dass du nur für mich nach Doncaster zurück gekommen bist und gerade in dem Moment, indem ich es schaffe, ein Fünkchen Mut aufzubringen, dich hierhin einzuladen und auch mal einen Schritt zu gehen, tanzt du mit einem Mädchen? Was soll der Mist? Wenn du mich doch nicht mehr liebst, wenn du dich geirrt hast, dann sag es mir doch bitte ins Gesicht, anstatt mir das Herz so erneut aus der Brust zu reißen."
Harry machte nach dieser Wutexplosion einen Schritt auf mich zu, ich ging dafür einen Schritt zurück und als er seinen Arm nach mir ausstreckte, erhob ich meinen Zeigefinger. ,,Fass mich jetzt nicht an", knurrte ich, ,,und ich wollte mich tatsächlich noch für meine Eifersucht entschuldigen, scheint ja doch irgendwie berechtigt zu sein." Verletzt blickte ich zu Harry, der ruhig blieb und gelassen seine Gedanken sortierte, ehe er mir antwortete. ,,Ich habe jedes einzelne Wort in diesen scheiß gefühlvollen Briefen ernst gemeint", zitierte Harry mich und hielt zumindest vorerst den Abstand zu mir. „All die Jahre konnte ich nicht aufhören an dich zu denken und ich bin nur für dich zurück nach Doncaster gekommen. Was sollte ich sonst hier? Teddy ist in Cambridge, meine Mum überwiegend bei den Therapiesitzungen und egal wo ich sonst hingegangen wäre, mit Zayn hätte sich der Kontakt gehalten. Ich bin zurück gekommen, um um dich zu kämpfen, damit ich die Liebe meines Lebens zurück bekomme."
Harrys Worte lösten eine Träne aus meinem Augenwinkel, die Wut war dennoch noch lange nicht erloschen. ,,Wieso tanzt du dann so mit diesem Mädchen? Wie soll ich dir jetzt all das noch glauben?" Harry war verzweifelt und es tat mir leid, dass ich ihn wieder in so eine Situation brachte, aber wenn ich eifersüchtig war, übernahm dieses Gefühl wie von selbst meinen Körper. Genau das würde ihm in einer Beziehung mit mir aber auch blühen, wieso sollte er das noch wollen? ,,Ich habe mit diesem Mädchen getanzt, weil ich das Gefühl hatte, dass ich der einzige bin, der kämpft und ich wollte genau diese Reaktion von dir haben, um mir sicher zu sein, dass ich dir nicht so egal bin und das ich mich nicht so lächerlich verhalte, wie du es am Tag meiner Rückkehr nach Doncaster behauptet hast."
Fassungslos schüttelte ich den Kopf, Harry wollte mich mit seiner Aktion provozieren? Aber wieso freute ihn das so sehr? Meine Eifersucht war ihm doch immer ein Dorn im Auge, aber wahrscheinlich ging es ihm jetzt tatsächlich nur um den Beweis, das er mir noch am Herzen lag. ,,Ich will dir natürlich Zeit lassen, wir beide hatten keine leichte Zeit durch die Entfernung, deine Eifersucht, die unklare Trennung, durch meinen blöd ausgedrückten Vorschlag der Pause, aber es ist auch frustrierend, wenn keine meiner Aktionen funktioniert, ich dir mein Herz zu Füßen lege und trotzdem nichts geschieht, Louis. Ich musste einfach wissen, ob du noch genauso für mich empfindest, wie ich für dich." Harry näherte sich mir, doch diesmal ging ich keinen Schritt zurück, ich konnte mich nicht bewegen, wusste nicht, was ich auf seine Worte erwidern sollte und mit einem Mal hatte er mein Gesicht mit seinen Händen umfasst und nach all den Jahren seine Lippen wieder auf meine gelegt. Mein Herz raste und ich konnte es nicht fassen, wurde von einer Welle verschiedenster Gefühle erfasst. Harry küsste mich.
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Na was sagt man dazu? Ist der Plan geglückt und schafft Larry es nun wieder endgültig zusammen? Wir befinden uns auf der Zielgeraden dieses Buches..🌝
All the love xx
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