Ch. 72 ➳ Victim Blaming

Louis POV

Als Liam und ich bei mir Zuhause ankamen, war Niall schon da und wartete vor meiner Haustür. Mein Auto hatte er auf dem zugehörigen Parkplatz geparkt und ich wollte mich bedanken, es kam mir aber einfach nichts über die Lippen. Wie eine bloße Hülle, wie eine Marionette stieg ich aus dem Auto, fühlte mich, als würde ich neben mir stehen und von jemand anderem gesteuert werden. Ich vergaß sogar meinen Koffer, den Niall deshalb aus meinem Auto holte und in meine Wohnung brachte, sobald ich wortlos aufgeschlossen hatte. Ich öffnete den Reißverschluss meiner Jacke, hing sie an die Gaderobe, schlüpfte aus meinen Schuhen und sah dann zu Liam, der mich mitleidig beobachtete.

,,Ich..zieh mich eben um", hauchte ich, meine Klamotten waren zwar mittlerweile getrocknet, aber ich fühlte mich dennoch total unwohl. ,,Natürlich, wir warten im Wohnzimmer und ich mach dir einen Tee", Liam drückte mich einmal fest an sich und bevor ich in mein Zimmer ging, hielt ich ihn noch einmal auf. ,,Kannst du..kannst du die weiße Tasse nehmen..? Da ist ein Regenbogen drauf..Harry hat sie mir geschenkt", ich biss mir auf die Lippe, wollte nicht wieder weinen und sobald Liam nickte, stürmte ich in mein Schlafzimmer, in dem ich doch wieder los ließ und die Tränen in die Welt entließ. Mir war unglaublich kalt, die Wärme in meinem Herzen fehlte mir, die immer durch Harrys Liebe entstanden war.

Mit zitternden Händen ging ich auf meinen Kleiderschrank zu, meine Beine waren wie Wackelpudding und einmal musste ich mich an der Wand abstützen, weil ich sonst glaubte, zu Boden zu stürzen. Alles drehte sich, ohne Harry fühlte ich mich so verloren, ich war nicht komplett, ich war einsam und allein. Auch wenn Liam und Niall da waren, war ich dennoch allein. Nicht physisch aber psychisch. Die Liebe meines Lebens fehlte mir, ich wusste nicht, wie ich ohne sie weiter machen sollte, wie ich ohne sie jemals wieder glücklich werden könnte. Ich spürte eindeutig den Unterschied bei der Trennung von Finn und mir und bei der, ich nannte es jetzt mal Pause, von Harry und mir. Nachdem Finn mich verlassen hatte, konnte ich nocht atmen, ich konnte aufstehen und weitermachen, ich konnte mit Harry darüber reden und brach nicht sofort in Tränen aus.

Nun, wo Harry nichts mehr von mir wollte für die nächste Zeit, diese Pause auf unbestimmte Zeit eingeläutet hatte, brach eine Welt für mich zusammen, meine Kehle schnürte sich zu, immer wieder schnappte ich laut nach Luft und glaubte, nicht stehen zu können. Als ich bei meinem Kleiderschrank angekommen war, setzte ich mich davor hin und atmete tief durch, fuhr mit meinen Händen durch meine Haare, um sie in Schach zu halten, ehe sie mir doch wieder ins Auge fielen. Selbst diese Kleinigkeit machte mich wütend und immer wieder fuhr ich mit meinen Händen aggressiv durch meine Haare, der Schmerz an meiner Kopfhaut zeigte mir, das ich noch lebte und immerhin brachte es am Ende was und meine Haare blieben zurück. Sonst hatte Harry sich darum gekümmert, mir die Strähnen sanft hinters Ohr gestrichen und ich vermisste diese vorsichtigen Berührungen, die Küsse danach und während ich die Augen schloss, um mich an diese Momente zurück zu erinnern, zog sich mein Herz immer weiter zurück.

Ich wusste nicht, wie viele Minuten ich da saß, bis ich es schaffte, meinen Kleiderschrank zu öffnen, aber von Niall und Liam bekam ich alle Zeit der Welt. Das erste, was mir ins Auge fiel, war der Hoodie von Harry, ich ergriff ihn und sofort stieg mir sein Duft in die Nase. Schluchzend presste ich ihn mir an die Brust, stellte mir vor, es wäre Harry, der mich umarmte und mich allein dadurch Zuhause fühlen ließ. Ich zog meinen Pullover aus, den ich bisher angehabt hatte und zog mir Harrys Hoodie an. Danach kämpfte ich mich aus meiner schwarzen Jeans, umhüllte meine Beine mit einer Jogginghose und ging dann ins Wohnzimmer, wo meine beiden Freunde saßen. Niall empfing mich sofort mit offenen Armen, ich ließ mich neben ihn fallen und legte meinen Kopf auf seinen Schoß.

,,Ich bin selbst schuld", wisperte ich vor mich hin, während Niall meine Kopfhaut massierte, die gerade noch so bittersüß geschmerzt hatte. Liam kniete sich vor Nialls Schoß und damit vor mein Gesicht, um mir beizustehen. ,,Wieso sagst du so etwas? Zu einer Trennung gehören immer zwei", Liam legte eine Hand sanft auf meinen Rücken und streichelte ihn vorsichtig auf und ab. ,,Wegen meiner blöden Eifersucht. Ich hatte so Angst, dass Manu mir Harry wegnimmt, das er meinen Platz einnimmt und mich ersetzt. Und nun habe ich Harry doch verloren. Er hat schlimme Sachen gesagt, aber ich auch. Er hat geschrien, er hat mich angeschrien, das hat er noch nie zuvor gemacht. Und ich war auch so sauer. Es war so schrecklich, es hat alles so weh getan."

Meine Augen brannten, sie fühlten sich ausgetrocknet an und trotzdem kamen weitere Tränen. Jede Träne fühlte sich an, wie das Blut, das direkt aus meinem Herzen gepumpt wurde und meinem lebenswichtigen Organ damit die Kraft nahm, weiter zu schlagen. Liam wollte gerade etwas darauf erwidern, als es an der Haustür klingelte. Ich wollte schon aufstehen, doch Niall hielt mich fest und Liam sagte sofort, dass er zur Tür gehen würde. Gedämpft nahm ich Stimmen wahr, konnte mich aber nicht konzentrieren und nicht zuordnen, zu wem die zweite Stimme gehörte, bis Liam mit Zayn im Schlepptau in mein Wohnzimmer trat. ,,Hey, wie gehts dir?", fragte der Schwarzhaarige und setzte sich, wie Liam gerade, vor mir auf den Boden hin, um mir ins Gesicht gucken zu können. ,,Beschissen", entgegnete ich nur, schloss meine Augen und versuchte, genügend Luft in meine Lungen zu bringen.

,,Gut, dass Niall und Liam dich abgeholt haben, so hättest du wirklich keine Minute länger Auto fahren können", sagte Zayn, der von seinem Freund gerade an der Haustür wohl über alles aufgeklärt wurde. ,,Aber Louis, was ist denn jetzt nun das Problem?", diese Frage von Zayn ließ mich die Augen aufreißen und wäre mein Herz nicht schon in Fetzen, wäre es jetzt wahrscheinlich noch mehr eingerissen. ,,Das Problem ist, das Harry ihn verlassen hat", meinte Liam, der seinen Freund auch fassungslos anblickte. ,,Harry hat mir da etwas anderes erzählt, außerdem liebt er Louis mehr als sein eigenes Leben, er würde ihn niemals verlassen. Louis ist doch abgehauen", antwortete Zayn, sah seinem Freund ins Gesicht, während ich bei jedem Wort zusammen zuckte und von Niall fest im Arm gehalten wurde.

,,Vielleicht lügt dein toller bester Freund ja auch. Und Louis ist nur weggefahren, weil Harry ihn auf unbestimmte Zeit verlassen hat und Louis für sich sein musste, dass kann man ihm jetzt wirklich nicht verübeln", gab Liam zurück, hatte die Arme verschränkt und einen ernsten Blick drauf. Als hätte es heute nicht schon genug Streit gegeben, stritten sie sich nun auch noch, was ich niemals wollte. Zayn und Liam waren sonst sehr glücklich, ich wollte nicht der Grund sein, weshalb das kaputt ging. ,,Harry lügt nicht, er wollte eine Pause ja, aber vom Streit und nicht von Louis. Vielleicht ist es falsch rübergekommen, aber er würde ihn doch niemals verlassen", danach wandte Zayn sich zu mir, unsicher klammerte ich mich an Nialls Oberschenkeln fest.

,,Louis, ihr liebt euch doch, ihr habt so viel zusammen durchgemacht und gemeistert, ihr seid füreinander geschaffen. Ihr braucht einander doch, du kannst mir nichts anderes erzählen. Vielleicht braucht ihr beide jetzt einmal eine Woche Pause, um tief durchzuatmen und über alles nachzudenken, aber dann wird das wieder, da bin ich mir ganz sicher. Ihr müsst euch nur in Ruhe zusammensetzen", sprach Zayn und drückte kurz meine Hand. Ich wollte ihm wirklich glauben, ich wollte ja auch nicht, dass das zwischen Harry und mir endet, aber vielleicht war er ohne mich auch besser dran. Dieser Gedanke schmerzte und wie er weh tat, aber irgendwie war ich Harry nur ein Klotz am Bein. Ich stresste ihn, war für seine schlechten Noten verantwortlich, kein Wunder, dass er sich Manu gesucht hatte. Mal abgesehen davon, dass er wirklich gut aussah, er war da, wo Harry war, er konnte für ihn da sein und ihm die Liebe schenken, die ich meinem Freund aus dieser Entfernung nicht schenken konnte.

Ich wollte so nicht denken, ich wollte Harry zurück, ich wollte wieder mit ihm zusammen sein, ich wollte von ihm geliebt werden, aber genauso wollte ich, dass er glücklich ist. Und wenn er eine Pause von mir brauchte, war das nicht ein Zeichen, dass er mit mir ganz und gar nicht glücklich war? Das er mal etwas Zeit ohne mich wollte, um zu gucken wie viel schöner das Leben ohne eifersüchtigen Freund war? ,,Ich möchte nicht, dass Liam und du euch streitet", murmelte ich daraufhin, ,,das ist eine Sache zwischen Harry und mir und wenn jetzt wirklich Schluss zwischen uns sein sollte, soll das eure Beziehung nicht beeinflussen. Bitte, versprecht mir das", ich setzte mich auf, womit Nialls Hand aus meinen Haaren glitt.

,,Louis, aber..", murmelte Liam, doch ich schüttelte den Kopf. ,,Da gibt es kein aber, ihr liebt euch, auch wenn ihr lange gebraucht habt, um das einander zu gestehen, deshalb solltet ihr eure Beziehung nun erst recht nicht wegwerfen." Zayn und Liam sahen einander an, kommunzierten wortlos miteinander, ehe sie einander an die Hand nahmen. ,,Gut, wir versprechen es dir. Trotzdem solltest du das mit Harry klären. Ihr könnt doch jetzt nicht in dieser ungewissen Trennung oder Pause oder was auch immer auseinander gehen, ohne zu wissen, wie lange das so weitergehen soll", sagte Liam und ich wusste das er Recht hatte, aber scheinbar war uns gegenüber das Schicksal nicht so positiv gestimmt. So sehr ich Harry zurück wollte, so sehr meine Liebe für ihn brannte, ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache, so als würde es eine Ewigkeit dauern, bis er und ich einander wieder unsere Herzen bewohnten.

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Was meint ihr, wird Larry das wieder auf die Reihe kriegen und wenn ja, wie lange wird es wohl dauern? Sowie Zayn vermutet vielleicht nur eine Woche oder so wie Louis fürchtet, eine Ewigkeit? :(
Das Kapitel kommt leider heute etwas später, durch die Hitzewelle momentan. Hoffentlich ist das in Ordnung x
All the love xx

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