Ch. 70 ➳ Pause

Louis POV

Mein Herz tat weh, meine Augen brannten und mein Körper zitterte. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich wollte Harry besuchen, um ihm vor seinen Prüfungen den Druck und Stress zu nehmen, wollte ihm helfen, aber nun verursachte ich nur noch mehr Stress. Aber dieses Bild, es war viel mehr als ein Tropfen auf einem heißen Stein, es hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Es hatte alles so schön angefangen, ich hatte Harry abgeholt, musste Manu nicht sehen, wir hatten die Zeit mit der Familie verbracht, gemeinsam gegrillt, Teddy hatte auch nicht über Manu gesprochen, sondern sich nur unendlich gefreut mich zu sehen, doch nun war alles wieder kaputt. Wenn Harry wusste, wie eifersüchtig ich war, wieso hängte er es dann hier auf?

Ich hatte gehofft, dass nach den ganzen Prüfungen der Stress erstmal aufhören und ich Harry wieder mehr für mich haben würde. Das wir damit unsere Beziehungen retten konnten, meine Eifersucht mildern und alles wieder ins Lot bringen konnten. Es war aber scheinbar alles eher nur Wunschdenken von meiner Seite aus gewesen. Ob Harry genau dieselben Hoffnungen hatte, wusste ich nicht. Es wirkte auf mich auf jeden Fall nicht so, besonders als er anstatt das alles zu klären, nach einer Pause verlangte. Für einige Sekunden war ich sprachlos, wusste nicht was ich machen und sagen sollte, es traf mich einfach mitten ins Herz. Hatte Harry die Hoffnung aufgegeben, die Hoffnung an mich und an unsere Beziehung?

Ich schluchzte laut auf und rieb mir einmal mehr über die Wangen. Harry hatte ich noch nie so wütend erlebt, die Adern auf seiner Stirn pulsierten, aber Verständnis konnte ich von ihm keins erwarten. Er schien mir gar nicht wirklich zuzuhören, er schien über meine Worte nicht nachzudenken. Es war nun einmal Fakt, dass er wegen Manu in diese Drogenschiene gerutscht war, er war damit damals angekommen, es war Fakt, dass Teddy mir erzählte, wie oft Manu hier war, seine Wochenenden hier verbrachte und wie toll alles war. Das ich meinen Arsch aufriss, um Harry besuchen zu kommen, wurde nicht wertgeschätzt, es war scheinbar egal, weil Manu ja sowieso viel besser war. Wahrscheinlich war er sogar froh, dass ich nur einmal im Monat aufkreuzte und sonst mehr Zeit dafür da war, um mit Manu herum zu hängen.

,,Was soll das heißen, du brauchst eine Pause?", schaffte ich es endlich zu fragen, meine eigenen Schluchzer unterbrachen mich. Ich schaffte es nicht länger, stark zu bleiben oder meine Eifersucht zu verstecken, jetzt musste alles raus. ,,Eine Pause vom streiten Louis, ich bin müde, schlafe wenig, um neben dem Lernen noch irgendwie für dich da zu sein, dir zu zeigen, dass du mir wichtig bist und trotzdem sacken meine Ergebnisse in den Keller. Ich kann mich nicht konzentrieren, weil ich immer das Gefühl hab, etwas falsches zu tun, was dich wieder zum explodieren bringt. Du hast mich doch hierzu ermutigt, nur wegen dir habe ich Manu kennengelernt, weil du wolltest, das ich nach Cambridge gehe. Wäre es dir lieber, wenn ich irgendwo einsam und verlassen, ohne Freunde studieren würde? Damit du der einzige in meinem Leben bist?", Harry Stimme war kalt, sein Gesicht offenbarte keine Gefühlsregung, nur in seinen Augen lag Schmerz.

Mein Hals schnürte sich zu, ein Vorwurf nach dem anderen prallte auf mich nieder und bohrte sich wie Messerstiche direkt in mein Herz. ,,Ich hab dir immer gesagt, dass wir skypen können, wann du Zeit hast, wann es dir passt, nie hab ich dich dazu drängen wollen. Es tut mir wirklich leid, wenn Kontakt zu mir zu halten wirklich so eine anstrengende Pflicht für dich gewesen ist, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst, dann sag es ruhig. Und natürlich wäre es mir nicht lieber, wenn du irgendwo ganz allein studieren würdest. Es liegt einfach an Manu. Daniel stört mich auch nicht, weil er sich nicht an meinen Freund ranmacht." ,,Louis, hör auf", schnitt Harry mir das Wort ab und ich schnappte hektisch nach Luft.

,,Kontakt zu dir zu halten ist für mich keine Pflicht, du bist der Ruhepol in meinem Leben gewesen und das vermisse ich. Ich möchte auch keine falschen Entscheidungen treffen, die ich später bereue, aber Eifersucht hat auch deine letzte Beziehung zerstört und ich brauch einfach eine Pause, um mich zu beruhigen, damit das nicht passiert und niemand überstürzt eine falsche Wahl trifft." Sobald Harry meine Beziehung zu Finn erwähnte und die Möglichkeit nicht ausschloss, dass unsere Beziehung jetzt an meiner Eifersucht kaputt gehen könnte, das er mir dafür alleine die Schuld gab, brachte mich zum Platzen. Umso länger ich dieses Bild anschaute, auf dem Manu Harry auf die Wange küsste, umso mehr wurde mir bewusst, dass da noch mehr gelaufen sein könnte, an das Harry sich durch das Kiffen gar nicht erinnert. Durch die Störung des Kurzzeitgedächtnis kommt es oft zu großen Erinnerungslücken.

Je mehr ich diese Gedanken hegte, desto weiter ich sie spinnte, desto weniger konnte ich meine nächsten Worte für den Moment bereuen. Auch wenn ich wusste, dass sie Harry schwer treffen und mir sie ebenfalls leid tun würden, ich konnte das nicht zurückhalten. ,,Weißt du was Harry? Ich glaub deine ganzen Joints sind dir langsam zu Kopf gestiegen, du hast dich verändert, vielleicht weil du einiges an Gehirnzellen verloren hast, ich weiß es nicht. Das du mir ständig für alles die Schuld gibst, macht mich auch fertig, ich wünschte da auch mal kurz die Zeit anhalten zu können, aber ich schlucke es runter, weil ich dich wirklich aufrichtig liebe und weil ich dich nicht verlieren will. Die Gedanken über Manu und dich, der ständige Streit darüber, als würden wir gar keine Beziehung mehr zu zweit sondern zu dritt führen. Und da scheine ich einfach überflüssig und ersetzbar", Harrys Miene wechselte von wütend zu verletzt, aber nun waren die Worte gesagt und ich konnte sie nicht mehr zurücknehmen, so sehr ich es auch bereute.

,,Und noch besser, jetzt kannst du dich nämlich freuen. Ich gebe dir deine Pause, denn du hast deine Wahl ja scheinbar schon getroffen", ich versuchte die Tränen zu ignorieren, den Herzschmerz, der sich über meinen ganzen Körper ausbreitete, aber es gelang mir nicht. Am liebsten würde ich mich von Harry in den Arm nehmen lassen, in der Hoffnung aufzuwachen und festzustellen, das alles nur ein böser Traum war. Aber das würde nicht passieren und zitternd griff ich nach meinem Koffer, um aus dieser Hölle auszubrechen. ,,Louis, was machst du? Wo gehst du hin? Triff jetzt keine überstürzte Entscheidung", flehte Harry, hielt meinen Koffer fest, was mir alles nur noch schwerer machte. Ich riss mich los, stolperte die Treppe runter und ignorierte, dass das ganze Haus den Streit wahrscheinlich mitbekommen hatte.

,,Louis, du kannst jetzt nicht fahren", Harry stürmte mir hinterher und wollte mich an der Haustür aufhalten, doch seine Entscheidung hatte er getroffen und ich deshalb meine. ,,Leck mich am Arsch", murmelte ich bissig, öffnete die Haustür, um nach draußen zu gehen, wo mich heftiger Regen erwartete. Er vermischte sich mit meinen Tränen, durchnässte meine Klamotten, doch das war mir alles egal, es passte genau zu meiner Stimmung. Ich stopfte meinen Koffer in den Kofferraum, wurde von Harry auf Schritt und Tritt verfolgt, der mich festhielt, als ich auf der Fahrerseite einsteigen wollte. ,,Bitte Engel, das ist gefährlich, wenn du jetzt fährst. Komm rein, wir wärmen uns auf, ziehen uns etwas trockenes an und können das klären."

,,Das hättest du dir vorher überlegen sollen, bevor du nach der Pause verlangt hast. Kannst du dir überhaupt vorstellen, was das bei mir auslöst? Wie ich mich fühle, sowas an den Kopf geworfen zu kriegen? Für mich klingt das danach, als würdest du mich verlassen wollen, beziehungsweise als hättest du es schon getan und jetzt", ein weiteres Mal riss ich mich von Harry los, wieder schmerzte es, ,,lass mich fahren." Bevor er reagieren konnte, kletterte ich auf den Fahrersitz und schloss gleich darauf die Autotüren ab. Er rüttelte an meiner Tür, die Tränen flossen mir ohne Pause über die Wangen, aber ich konnte nicht mehr, es war so viel Schmerz, ich war am Ende. Wenn er jetzt auch noch wirklich aussprechen würde, das er mich verlässt, dann würde ich auf der Stelle zusammenbrechen und es nie wieder nach Hause schaffen, das konnte ich nicht riskieren.

Natürlich war es jetzt bei diesem Wetter auch verdammt gefährlich, Auto zu fahren, dazu bei meiner Stimmung und den Gefühlen, die mit mir durchgingen, aber ich wollte einfach nur nach Hause, in mein Bett und mich ausweinen. Vielleicht war ich tatsächlich schuld, vielleicht waren ich und meine verdammte Eifersucht ganz alleine daran Schuld, dass die Beziehung in die Brüche ging. Harry wollte eine Pause von mir und dem Streit, das zu realisieren tat verdammt weg, aber war auch sehr verständlich, ich konnte mich ja selbst nicht ausstehen, das jemand wie er mich liebt, war also von vornherein nur ein zu schönes Märchen gewesen. Mit Harry im Rückspiegel, der im Regen stand, seine Klamotten vollkommen durchnässt, startete ich den Wagen fuhr von der Auffahrt und gab ihm das, was er wollte. Eine Pause von mir. Er musste sich nicht mehr streiten, konnte sich ganz allein auf die Universität konzentrieren, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an mich zu verschwenden.

Das Unwetter machte mir das Fahren wirklich unglaublich schwer, ich hatte kaum eine gute Sicht, weil meine Scheibenwischer bei dem Regen nicht hinterher kamen und zusätzlich konnte ich nicht aufhören zu weinen, was mich noch verschwommener sehen ließ. Bei jedem Donner erschreckte ich mich, die Blitze blendeten meine Augen und wenn ich an Harry dachte, krümmte sich mein Körper vor Schmerz. Ich wollte wieder bei ihm sein, mir von ihm sagen lassen, das er nur mich liebt, aber das konnte ich mir jetzt abschminken. Ich wusste nicht, wie lange nun Funkstille herrschen sollte, wie lange dieser Abschied ging, wann wir uns wiedersehen und alles in Ruhe klären könnten, ich wollte nur, dass das möglichst bald geschah, ohne Harry hielt ich es nämlich nicht aus.

Ich war gerade einmal vielleicht eine halbe Stunde gefahren, da wollte ich ein Auto überholen, alle fuhren mir zu langsam und ich wollte einfach nur mein Ziel erreichen. Doch ich war unvorsichtig, achtete nicht richtig auf meine Umgebung und als ich gerade ausscheren wollte, erschien neben mir ein Auto, welches mich überholen wollte. Fast hätte ich einen Unfall gebaut, der Fahrer hupte, regte sich auf und gab dann noch mehr Gas, um mich abzuschütteln. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, vor lauter Schock hörte mein Herz sogar kurz auf, weh zu tun. Da ich noch nicht sterben wollte, in der Hoffnung alles noch mit Harry klären zu können, empfand ich es für besser, an der nächsten Raststätte anzuhalten.

Meine Hände zitterten immer noch, mühsam holte ich mein Handy hervor und sah einige verpasste Anrufe und ungelesene Nachrichten von Harry. Ich ignorierte all das, suchte Liams Kontakt und rief ihn an. Während ich darauf wartete, dass er abnahm, zitterte meine Unterlippe schon wieder und als er sich endlich meldete, begann ich wieder zu schluchzen. ,,Liam, kannst du mich bitte abholen?", weinte ich in den Hörer, Liam war sofort auf Alarmbereitschaft. ,,Ich bin gerade bei Niall, wo bist du? Natürlich kommen wir dich holen", lautete Liams Antwort sofort und dankbar schloss ich kurz meine Augen und lehnte meinen Kopf an den Sitz. ,,Irgendwo auf der Autobahn Richtung Doncaster, ich schick dir meinen Standort. Dankeschön", wimmerte ich in den Hörer, schickte den beiden, nachdem das kurze Telefonat beendet war, meinen Standort auf WhatsApp und nun hieß es warten.

Zwei Stunden war ich mit meinen Gedanken allein, schlug immer wieder auf mein Lenkrad, schrie und weinte meinen Frust raus, bis die beiden mich erreichten, aber ich war unglaublich dankbar, dass sie mich überhaupt abholten. Niall übernahm mein Auto und fuhr damit zurück nach Doncaster, ich stieg in Liams. Beide hatten mich erstmal mit einer dicken Umarmung begrüßt und mir gut zugeredet, ohne auch nur zu fragen, was los war. Dafür liebte ich die beiden aber und deshalb waren sie auch meine besten Freunde. Sie halfen mir mich zu beruhigen und erstmals konnte ich für ein paar Minuten aufhören, zu weinen. Auf der Rückfahrt saß ich fast schon leblos auf dem Beifahrersitz. Die Stimmen, die aus dem Radio kamen, hörten sich für mich ganz weit weg an. Mein Blick glitt aus dem Fenster, ich beobachtete die Regentropfen, die darauf niederprasselten, bis Liam seine Hand auf meinen Oberschenkel legte und meine Aufmerksamkeit gewann.

,,Möchtest du erzählen, was geschehen ist?", fragte Liam vorsichtig, sein Blick galt weiter der Straße. ,,Ich..ich glaube Harry und ich...haben uns getrennt", brachte ich die Befürchtung über die Lippen, die die ganze Zeit in meinem Kopf herumspukte und mich zutiefst verletzte. ,,Dieser...wenn ich ihn sehe...er hat mir versprochen, dich nicht zu verletzen", knurrte Liam hasserfüllt, während ich seine Hand fest umklammert hielt. ,,Dafür ist es wohl zu spät", murmelte ich, war dankbar, das Liam nicht nach dem Grund fragte, denn das konnte ich jetzt wirklich noch nicht erzählen. Ich schloss meine Augen, lehnte mich zurück, während vereinzelt wieder Tränen meine Wangen hinab liefen. War es das jetzt? Hatten Harry und ich Schluss gemacht? War das unser Ende?

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Da ist die schlimmste Befürchtung wohl wahr geworden und Larry scheint sich getrennt zu haben..was meint ihr, ist das das Ende oder seht ihr noch einen Hoffnungsschimmer? :(
All the love xx

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