Ch. 61 ➳ The Problem Has A Name

Harry POV

Studieren ist hart. Man weiß manchmal gar nicht, was man zuerst machen soll, was man noch zu tun hat und wo die Zeit hinfliegt, wenn man mal wieder fünf Stunden lang am Schreibtisch gesessen und gelernt hat, weswegen man nicht einmal eine Sekunde daran denken könnte, etwas zu sich zu nehmen. Manchmal erwischte ich mich dabei, dass ich mir wünschte, es nicht angefangen zu haben. Keinen Leistungsdruck zu besitzen, denn ich war nicht mehr der schlauste und Beste von allen. Doch dann erinnerte ich mich auch wieder daran, dass dies schon immer mein Traum gewesen war und ich mich später mit einem lächeln daran zurück erinnern werde, dass ich das Studium so schrecklich fand. Ich wusste, es würde sich auszahlen und deswegen, machte ich weiter.

Immerhin war das Studieren auch spaßig.

Man lernte viele neue Leute kennen, mit den unterschiedlichsten Interessen und Herkünften. Es wurden Sachen ausprobiert, von denen ich mich immer Fernhalten wollte, aber zumindest wurde alles in kleinen Mengen und mit genug nüchternen Personen eingenommen. Von den schrecklichen Dingen, halte ich mich fern, aber Manu und ich hatten uns darauf geeinigt, uns jeden Freitag einen Joint zu drehen und kurz zu vergessen.

Davon sagte ich Louis natürlich nichts.

Unser Kontakt war sowieso schwierig, da ich viel lernte und er viel arbeitete. Wir beide waren oft müde und schliefen Zusammen am Telefon ein, was vielleicht ganz süß klang, aber das verschwand nach einer Zeit. Anfangs war es toll gewesen, wenn wir zusammen eingeschlafen waren und am nächsten Morgen zusammen aufwachten, weil keiner in der Nacht aufgelegt hatte. Später führte es dazu, dass wir merkten, dass man sich dann nicht wirklich etwas erzählte und sobald wir aufwachten, mussten wir auch wieder relativ schnell in unseren Alltag reinkommen.

Ich vermisste ihn. Sehr. Doch oft gab mir das Studium keine Zeit dazu, ihn zu vermissen und dann kam es erst Nachts schmerzlich zurück, wobei ich schon längst aufgehört hatte, ihn dann anzurufen. Natürlich wusste ich, dass er mir beistehen würde, aber ich konnte nicht verantworten, dass er aus seinem Schlaf gerissen wurde, nur, weil ich mal wieder einen Albtraum hatte.

Wir behielten es dabei, dass Louis versuchte, mich jedes zweite Wochenende besuchen zu kommen, aber auch das wurde schwer und einmal wurden ganze drei Wochenenden draus, weswegen es umso bedeutender gewesen war, als ich ihn endlich wieder im Arm halten konnte. Diese ständige Sehnsucht schien mein Herz in Stücke zu zerreißen und sobald Louis hier war, flickte er es für ein paar Tage wieder zusammen und riss es wieder auseinander, sobald sein Auto um die Ecke verschwand.

Doch das wir uns nicht sahen, war nicht das Einzige oder das größte Problem. Das größte Problem war, dass ich mit der vergangenen Zeit bemerkte, wie Eifersüchtig Louis auf Manu war. Und natürlich wusste ich, dass er versuchte, es so gut es ging zu verstecken, doch das klappte nicht. Im Gegenteil; dadurch entfernten wir uns nur noch mehr voneinander. Ich konnte mir vorstellen, dass er das auch gar nicht fühlen wollte, aber das machte es mir noch schwerer, meine Zeit aufzuteilen, denn zwischen Manu und mir war zwar nichts, aber wir waren immerhin Freunde.

Manu bekam ebenfalls mit, dass da etwas nicht stimmte und er zog sich zurück, so gut es ging, wenn Louis hier war oder sobald die Uni vorbei war. Einfach aus Angst, dass mein Freund jeden Moment anrufen und mitbekommen könnte, dass wir Zeit miteinander verbrachten. Es tat mir Leid für ihn, weil er zwar viele Freunde hier hatte, aber diese eben nur... Bekanntschaften waren. Seine ganze Familie lebte in Spanien und er konnte an den Wochenenden nicht einfach rüber fliegen, um sie zu besuchen, weswegen er meistens alleine in der WG war, sobald Daniel und ich am Wochenende zu unseren Familien fuhren. Deswegen kam es auch schon öfter vor, dass ich Manu angeboten hatte, die Zeit mit meiner Familie zu verbringen und obwohl er anfangs unsicher war, hatte sich das durch meinen kleinen Bruder schnell gelegt. Naja, das ging gut, bis Louis davon erfuhr und wir unseren ersten richtigen Streit hatten.

Irgendwie schien alles aus dem Ruder zu laufen und ich wusste nicht so ganz, wohin mit mir und den ganzen Aufgaben und Gefühlen, die vor mir ausgebreitet waren; immerhin wollte ich es nur jedem Recht machen. Mein Hauptziel war es, Louis glücklich zu machen, aber manchmal fragte ich mich, ob ich so glücklich werden kann. Ich liebe ihn und sein lächeln ist für mich das wichtigste auf der Welt, aber ich bekomme es mit der Angst zu tun, wenn ich daran denke, mein ganzes Leben um sein Glück aufzubauen.

Auch mit Zayn hatte ich darüber gesprochen, weil ich teilweise einen ganzen Tag lang nichts gegessen habe, da ich das Gefühl hatte, dass der Stress und die vielen Unsicherheiten meinen Bauch wie von selbst füllen würden. Zayn hatte mir dann gebeichtet, dass Louis wegen seiner Eifersucht auch schon bei ihm gewesen war und er sein bestes versuchen würde, aber das es nunmal nicht so einfach war, wie man sich das dachte.

Heute war der 13. Dezember; ein Freitag und nun endlich Wochenende. Louis und ich hatten uns heute zum telefonieren verabredet und ich saß bereits auf meinem Bett herum und starrte Löcher in die Luft, während ich darauf wartete, dass der Anruf meines Freundes auf meinem Handy erscheinen würde.

Augenblicklich erinnerte ich mich daran, wie Manu mich gefragt hatte, wieso ich mir kein besseres Handy kaufen würde, wenn ich doch jetzt die Möglichkeiten dazu hätte. Aber naja, ich brauche kein besseres. Und außerdem, hatte Louis mir dieses Handy geschenkt.

Louis..

Im nächsten Moment ertönte mein Klingelton in meinem Zimmer und keine Sekunde später, hatte ich bereits abgehoben und hielt das Handy an mein Ohr. Für ein paar Momente lang, lag einfach nur das knistern in der Luft, was jedes Mal zu spüren war, sobald wir telefonierten oder einander nahe waren.

"Guten Abend mein Engel", hauchte ich dann und sofort schlich ein lächeln auf meine Lippen. Ich wusste, dass auch Louis gerade lächeln musste, weswegen ich die Schmetterlinge in meinem Bauch spürte und einmal über mein gemachtes Bett fuhr. "Wie geht es dir?"

Natürlich mussten erst einmal die Standartfragen geklärt werden und Louis erzählte mir viel von seiner Woche, während ich ihm von den Themen erzählte, die wir im Studium gemacht hatten. Es war wirklich schön, dass wir uns beide für das Thema interessierten und ich außerdem vieles machte, was mit Erziehung in Verbindung stand, weswegen Louis und ich uns oft darüber unterhalten konnten.

Alles war super, bis mein Mitbewohner an der Tür klopfte und diese wenig später öffnete. Sofort spürte ich die Anspannung, die im Raum lag und, wie Louis auf der anderen Seite langsam seinen Satz beendete, bevor er vollkommen verstummte. Manu sah mich ebenfalls erschrocken an; anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich am Telefonieren war und wollte schon fast wieder verschwinden, da setzte ich ein lächeln auf und sah ihn fragend an.

"Ich hätte alles fertig. Wir können uns dann ja vielleicht raussetzen, sobald du fertig bist?" Seine Stimme klang unsicher, wahrscheinlich weil er nicht wusste, ob er zu viel verraten hatte, doch ich nickte nur.

"Klar. Aber mach dir keinen Stress."

Manu nickte und verschwand wieder, nachdem er einmal tief ein und ausgeatmet hatte, dann schloss er dir Tür und ich war wieder mit Louis alleine. Immer noch herrschte Stille und keiner wusste, wie er diese am besten unterbrechen wollte, da ich das Gefühl hatte, dass Louis sich denken konnte, was es mit der Frage auf sich gehabt hatte.

"Wird das jetzt eigentlich zur Gewohnheit?" Die Stimme meines Freundes klang seltsam bissig und ich merkte, wie mein Herz weh tat, bei jedem Schlag, den es ausführte. Er klang so enttäuscht, dass ich ihn am liebsten sofort in den Arm genommen hätte, doch ich konnte nicht. Verdammt, weil ich nunmal nicht da war.

"Wir rauchen jeden Freitag einen Joint, tun es dafür aber auf den Parties nicht. Wir haben immer Daniel hier, der eingreifen könnte, wobei bei einem Joint nichts passiert."

"Ich fass es nicht." Ich konnte mir genau vorstellen, wie Louis ausgesehen hatte, als ihm dieser Satz entfahren war. Geschlossene Augen, die Hand verständnislos in seinem Gesicht, ein Seufzer danach.

"Du weißt selbst, dass Gras nichts schlimmes ist-"

"Es ist die Anfangsdroge, Harry", unterbrach mich Louis wütend und ich merkte, wie diese Wut auch langsam auf mich abfärbte, als ich das Gefühl bekam, mich vor ihm rechtfertigen zu müssen. Dabei war ich alt genug, meine eigenen Entscheidungen zu fällen und er war ja eh nicht hier, also was kümmerte es ihn.

"Liegt es wirklich am Gras oder liegt es daran, dass Manu derjenige ist, mit dem ich einen Joint rauche?", fragte ich und konnte es nicht verhindern, dass meine Stimme zum Schluss etwas zitterte. Die Stille, die danach auf der anderen Seite herrschte, war Antwort genug und ich schüttelte fassungslos den Kopf, als all die Unsicherheiten, Überforderungen und Ängste der letzten Wochen hochkamen. "Ich raffe einfach nicht, was dein scheiß Problem mit ihm ist? Ich würde niemals etwas mit ihm anfangen, wir sind nur Freunde. Ich liebe dich, wieso kannst du das nicht einfach einsehen?" Tränen stiegen mir in die Augen, weil sich alles aufstaute. Meine Brust fühlte sich an, als würde sie von einem viel zu engen Seil gehalten werden, welches immer stärker um sie gewickelt wurde.

"Weil ich das zu Finn auch gesagt habe, bevor ich mich in dich verliebt habe!", sagte Louis lauter und ich konnte auch seiner Stimme entnehmen, dass er den Tränen nahe war, doch dieses Mal konnte ich darauf keine Rücksicht nehmen. "All das, was du gerade zu mir sagst, habe ich Finn jeden Tag gesagt und trotzdem ist es anders gekommen."

"Gibst du mir jetzt wirklich die Schuld dafür?", fragte ich fassungslos und sofort wollte Louis dagegen sprechen, doch ich ließ es nicht zu. "Du hast gesagt, du bereust es nicht. Was hat sich geändert?"

"Nichts! Nichts hat sich geändert. Ich liebe dich Harry, aber ich habe Angst."

"Wieso vertraust du mir nicht?", meine Stimme war nur ein weinerliches Hauchen, als ich die Augen schloss und damit die erste Träne freisetzte. "Du bedeutest mir alles und ich weiß nicht, wie ich dir und meinem Leben gerecht werden kann. Wieso meine Liebe nicht genug ist."

"Du bist nicht das Problem, er ist es." Louis' Stimme klang so kalt und Augenblicklich fragte ich mich, wie er so einen Hass meinem Mitbewohner gegenüber fühlen kann, obwohl er ihn kaum kennt.

"Er ist so ein guter Mensch. Du kennst ihn kaum und redest über ihn, als hätte er die Hölle verdient. Er versucht auch nur, für mich da zu sein, das Gleiche, was ich für ihn auch versuche. Zayn und ich sind nicht anders zueinander und damit bist du doch auch einverstanden, wo ist also hier das Problem?", fragte ich ihn, denn diese Frage hatte ich mir schon öfter gestellt und doch, wurde sie mir nicht beantwortet. "Ich fühle mich eingeengt, ich weiß nicht was ich tun soll, um dir gerecht zu werden."

"Jetzt ist es also meine Schuld? Ich enge dich ein?", Louis' Stimme wurde lauter und ich schüttelte sofort den Kopf, obwohl er es nicht sehen konnte. "Ich sitze hier auf heißen Kohlen und weiß nicht, was ihr beide macht-"

"Ich weiß doch auch nicht, was du machst. Mit wem du dich triffst, ob du wen neues kennenlernst, aber ich vertraue dir. Warum vertraust du mir nicht? Ich liebe dich."

"Ich weiß." Auf der anderen Seite wurde es still und mein Herz sackte nach unten, sobald ich wusste, dass er mein Liebesgeständnis nicht erwidern würde. "Sag mir, was ich tun soll, Harry."

"Mir vertrauen. Er ist ein toller Mensch-"

"Toller als ich?"

"Nein!", sagte ich lauter und war von meinem Bett aufgesprungen, weil die ganzen Gefühle nicht mehr nur dort verweilen konnten.

"Ich kann es nicht fassen, dass du mich durch ihn ersetzt. Du merkst es vielleicht nicht, aber du schließt mich immer mehr aus und er nimmt diesen Platz ein."

"Ich ersetzte dich ni- wovon redest du bitte?" Meine Stimme überschlug sich, mein Herz raste.

"Du verstehst es ja sowieso nicht und erklären kann ich mich anscheinend auch nicht, ohne, dass ich wie der größte Depp dastehe."

"Louis, leg jetzt nicht-", noch bevor ich den Satz beenden konnte, hatte mein Freund den Anruf beendet und fassungslos starrte ich für ein paar Sekunden auf meinen Handybildschirm, welcher ein Bild von eben diesem zeigte, bevor ich seine Nummer wählte und ihn zurückrief.

Doch dort ging nur sein Anrufbeantworter dran und meine Nachrichten auf WhatsApp las er zwar, aber antwortete nicht. Und ich konnte nicht fassen, wie dieses Gespräch tatsächlich so schnell eskalieren konnte.

[...]

Oopsie... das Streiten wird irgendwie immer häufiger... Und beide wissen nicht wirklich, wie sie damit umgehen sollen :/

Falls ihr wissen möchtet, wie Hannah und ich uns Manu vorgestellt haben, könnt ihr kurz runter scrollen. Da ich aber niemandem das Bild in seinem Kopf kaputt machen will, kommen erst Louis und Harry und danach Manu, so könnt ihr es für euch selbst entscheiden 😂❤️

Und jetzt unser Manu :3

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