Ch. 56 ➳ An Old Friend
Louis POV
Ich vermisste Harry. Es war so viel schwerer, als ich es mir vorgestellt hatte, nie hätte ich das erwartet. Mir kamen die Tränen, wenn ich daran dachte, was wir alles schönes erlebt hatten und was jetzt erstmal auf der Strecke bleiben musste. Klar, das Studium war nur wenige Jahre seines Lebens, aber es würden harte, stressige Jahre werden, er würde viel zu tun haben und sich wahrscheinlich selten melden können. Und auch wenn ich das wusste und Verständnis dafür hatte, schließlich hatte ich ihn auch überredet das zu tun, im Herzen tat es mir trotzdem ein wenig weh und das Gefühl des Vermissens steigerte sich mit jedem Tag, den ich Harry nicht bei mir hatte.
Und dann auch noch die Kosten des Sprits, die ich einfach nicht mehr stemmen konnte, womit meine Wochenend-Besuche bei Harry öfter ausfallen mussten und ich ihn nur noch seltener besuchen konnte, auch das zerrte an mir. Doch das Geld von Harrys Vater konnte ich auch nicht annehmen, ich konnte es mir nicht leisten Schulden zu machen und zudem sollte das Geld eher für Harry und Teddy gedacht sein. Aber es zerrte auch an Harry, das wir uns seltener sahen, sonst würde er mich nicht Nachts, zerrüttet von Albträumen, anrufen. Auch das tat mir unendlich im Herzen weh, das ich nicht physisch für ihn da sein konnte, deshalb war ich aber umso dankbarer für die Erfindung des Telefons. Auch wenn Harry glaubte, dass er mich mit den nächtlichen Anrufen stören würde, ich lag ohnehin meist die halbe Nacht wach.
Ohne ihn in meinem Bett zu schlafen war so ungewohnt, es fühlte sich einsam an, als würde meine bessere Hälfte fehlen und dem war ja auch so. Ich hätte Harry am liebsten bei mir, wollte von ihm in den Arm genommen, geküsst und geliebt werden, ich schwebte auf unendlichen Wolken, wenn ich an ihn dachte, doch kam hart auf dem Boden auf, wenn mir wieder einfiel, dass ich ihn so schnell nicht wieder ganz für mich haben würde. Aber ich versuchte es irgendwie positiv zu sehen, in all der Dunkelheit, die mich ohne Harry umgab. Unsere Liebe würde sicher daran wachsen, noch stärker daraus hervorgehen und das musste doch einfach etwas gutes sein. Irgendwas musste doch aus diesen schweren Zeiten entstehen.
Auf der Arbeit fühlte es sich ohne Theodore auch ein Stück weit leerer an. Er war zwar schon eher umgezogen, als Harry, fehlte schon länger, aber da hatte ich immerhin noch die Liebe meines Lebens bei mir gehabt. Nun fehlten mir die zwei Brüder umso mehr, keinen der beiden hatte ich noch um mich und ein anderes Wort als Einsamkeit hatte ich dafür nicht. Immerhin war ich froh, um jede Sekunde die verging, bis ich endlich nach Hause und wieder mit Harry telefonieren konnte. Ich nervte ihn sicher schon damit, so oft wie ich sagte, dass ich ihn vermisste, aber er sollte es nicht vergessen. Er sollte einfach wissen, wie wichtig er mir war, wie sehr er mich um den Finger gewickelt hatte und wie stark mein Herz mittlerweile für ihn schlug. Einfach, dass ich ihn liebte.
Durch all das, lernte ich die Zeit auch viel mehr schätzen, die ich dann mit Harry hatte, wenn ich ihn mal besuchen konnte. Es war unglaublich, wie sehr man für einen Menschen fallen konnte, fast als würde man nur für ihn leben, aber Harry hatte mich irgendwie gerettet. Gerettet aus dem Trennungsschmerz, mir gezeigt, dass das nicht das Ende sein musste und wie schön das Leben war, selbst wenn man es nicht immer leicht hatte. Ich war ihm unbeschreiblich dankbar für diese Sichtweise und konnte mir ein Leben ohne ihn schon gar nicht mehr vorstellen. Aber ich war mir auch sicher, dass ich mein Leben nie wieder ohne hin verbringen musste, Harry war ein Mann für die Ewigkeit.
Ich konnte auch kaum erwarten, bis Harry seinen Führerschein hatte. Dann könnte er mich auch sicher mal besuchen kommen, aber ich wollte die Strecke dann definitiv ein paar Mal mit ihm rauf und runter fahren. Als Fahranfänger gleich soweit zu fahren, war nicht leicht und sehr anstrengend, da sah ich Harry lieber ein Wochenende weniger, als das er am Ende noch einen Unfall hatte und ich ihn vielleicht nie wieder sehen konnte.
Meine Freunde merkten, wie wahnsinnig ich ohne Harry wurde, solche Gedanken bewiesen es und deshalb war ich auch sehr dankbar um sie und die Ablenkung, die sie mir boten. Niall war, anfangs als es auf der Arbeit noch sehr schlimm war, dort immer für mich da und natürlich auch außerhalb konnte ich immer auf ihn, Liam und sogar Zayn, der mittlerweile auch ein sehr guter Freund geworden war, zählen. Bei Zayn heulte ich mich oft aus, er vermisste seinen besten Freund schließlich auch. Bevor er uns kennengelernt hatte, hatte Harry mir erzählt, das er so ziemlich die einzige Bezugsperson für Zayn gewesen war. Und auch wenn ich dachte, das Zayn sich durch unsere vielen Gespräche auch einmal mir anvertrauen wollte, was Liam und ihn anging, um dieses Thema blieb es stumm. Auch Liam wollte darüber nicht großartig sprechen und das musste ich akzeptieren.
Am 9. September war es für Harry soweit, wir hatten den Abend davor die ganze Zeit telefoniert, ich hatte ihm viel Mut gemacht, es zumindest versucht, ihn irgendwie abgelenkt und ihm immer wieder gesagt, das egal was passieren würde, er mich immer an meiner Seite hatte, durch dick und dünn. Ich selbst saß an dem Tag auch auf heißen Kohlen, konnte es kaum abwarten, bis Harry und ich am Abend telefonieren und er mir erzählen würde, wie dort alles war, wie ihm das Studentenwohnheim gefiel, ob seine Mitbewohner nett waren, ob er sich schon etwas zurecht fand. Und dann konnte ich es selbst kaum erwarten, all das zu sehen und kennenzulernen. Ich war unglaublich stolz auf Harry, er hatte die Zukunftschance verdient und nichts und niemand konnte ihm diese jetzt noch wegnehmen.
Da der Tag für mich aber so voller Ungeduld und Warterei war, hatte Liam gefragt, ob wir etwas miteinander unternehmen wollten und natürlich lehnte ich das nicht ab. Es war eine willkommene Ablenkung, die mich das Warten bis zum Abend durchhalten lassen sollte. Also fuhr ich nach der Arbeit zum Krankenhaus, wo Liam öfter war, um neben seinem Studium die wichtige praktische Erfahrung zu sammeln. Ich parkte mein Auto und betrat das Gebäude, welches mir immer etwas Unwohlsein brachte. Hier war meine Mutter gestorben und es war immer wieder ein beklemmendes Gefühl, wenn ich an den Tag zurückdachte.
Ich setzte mich vorne in die Eingangshalle, sollte dort auf Liam warten, der auch wenig später auftauchte, allerdings immer noch in seine weißen Arbeitsklamotten gekleidet. Er wirkte etwas abgehetzt und sofort stand ich auf und lief ihm entgegen. ,,Louis, es kam gerade ein Notfall rein, sie brauchen alle Hilfe die sie kriegen können. Macht es dir etwas aus, noch zu warten? Sonst verschieben wir unsere Verabredung", Liams Atem ging hektisch und ein wenig Schweiß glänzte auf seiner Stirn. ,,Nein, alles gut, ich gehe einfach in die Cafeteria und hole mir ein Stück Kuchen oder so und warte dort auf dich. Geh Leben retten", erwiderte ich sofort und mein bester Freund, neben Niall, umarmte mich kurz. ,,Danke Lou, ich geb mein bestes. Ich komme, sobald ich kann." Er drehte sich um, rannte den Flur entlang und kurz schaute ich ihm noch nach, ehe ich mich umdrehte und in die Cafeteria laufen wollte.
Doch in mein Blickfeld fiel ein braunhaariger junger Mann, seine Augen lagen unsicher auf mir und ich blieb wie ein Stock stehen, als ich erkannte, dass es sich um Finn handelte, meinen Ex-Freund. Ich hatte ihn ewig nicht mehr gesehen. Dieser kam nun mit langsamen Schritten auf mich zu und am liebsten würde ich weglaufen, doch es schien als würde der Boden meine Füße festhalten. ,,Hey", murmelte er, als er vor mir stehen blieb und mit großen Augen sah ich ihn an. ,,Hallo", gab ich zurück, spürte aber keinerlei Sehnsucht nach ihm. Nur wenn ich daran dachte, wie wir auseinander gegangen waren, zog sich mein Herz ein wenig zusammen. ,,Wie geht es dir Louis?" ,,Mir geht es gut", antwortete ich ehrlich ,,und dir?"
,,Das freut mich, mir eigentlich auch. Ich hab nur Schuldgefühle, wenn ich daran denke, wie ich dich verlassen habe. Ich war so geblendet, von meiner Eifersucht und dir soetwas vorzuwerfen..es war einfach nicht cool von mir gewesen. Aber irgendwie hat mich das mit Harry einfach rot sehen lassen." Ich kratzte mich nervös am Kopf. ,,Ist schon okay, Schwamm drüber. Du hattest ja schon irgendwie Recht", gab ich zu, Finn hatte es nicht verdient, angelogen zu werden. ,,Wie meinst du das?", fragte er nach und sah verwundert aus. ,,Naja, du hast zwischen Harry und mir etwas gesehen, was ich erst nicht gesehen hab. Ich hab dich die ganze Zeit über geliebt, wollte dich zurück, nachdem du mich verlassen hast, aber Harry war für mich da, die ganze schwere Zeit über und irgendwann hat es gefunkt. Deine Eifersucht war damals wirklich unbegründet gewesen, ich hab dich nie betrogen oder sonst irgendwas. Das mit Harry passierte nach unserer Trennung und mittlerweile sind wir zusammen", beim Gedanken an Harry musste ich einfach lächeln, konnte mir das nicht verkneifen, aber auch Finn sah nicht sonderlich verletzt aus.
,,Oh..weißt du was Louis? Ich freue mich für dich. Harry tut dir gut und macht dich glücklich, das sieht man dir an. Ich hab damals überreagiert und dich damit verloren, aber vielleicht sollte es auch einfach nicht sein, vielleicht hat das Schicksal etwas anderes für uns vorgesehen", erwiderte Finn, was mich überraschte, aber ziemlich erleichterte, er hätte auch total ausflippen können, wirkte aber zum Glück so, als hätte er alles gut verarbeitet. ,,Danke, ich bin froh, dass du das so siehst. Wie sieht es bei dir aus? Hast du jemand neues?" ,,Ich hab auf jeden Fall jemanden kennengelernt", gestand Finn mit roten Wangen. Ich schmunzelte und stupste ihn an. ,,Das freut mich für dich. Du hast auch jemanden verdient, der dir bedingungslose Liebe entgegenbringen kann." ,,Danke", Finn umarmte mich einmal, ,,ich muss jetzt auch weiter, aber vielleicht sieht man sich nochmal und kann ausführlich über alles reden?" ,,Mit Sicherheit", wir verabschiedeten einander, ich setzte meinen Weg in die Cafeteria fort und wartete dort, bis Liam seine Arbeit für heute beenden konnte, immer ein Stück weit mit den Gedanken bei Harry.
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Louis und Finn haben sich wiedergetroffen, wer hätte damit gerechnet? Ob die beiden noch Frieden schließen können? Und was Harry wohl dazu sagen würde?😳
All the love xx
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