Ch. 52 ➳ University of Cambridge

Louis POV

Das Haus, welches Janette und Desmond mit ihren Zwillingen und nun auch mit Harry und Teddy bezogen, war wunderschön und sehr groß. Auch wenn die Zwillinge sich noch ein Zimmer teilten, weil sie einfach unzertrennlich waren, sobald sie älter werden würden, stand für jeden ein eigenes Zimmer zur Verfügung. Auch die Brüder hatten nun jeder ihr eigenes Zimmer, nachdem sie sich jahrelang eins teilen mussten und ich konnte nur erahnen, wie ungewohnt das war, aber auf eine gewisse Art auch befreiend. Endlich mal ein wenig Privatsphäre zu haben war keine schlechte Sache, auch wenn Teddy nach dem Entzug seiner Mutter weiterhin hier wohnen bleiben sollte und dementsprechend auch älter werden würde, war er sicher noch dankbar, um Privatsphäre.

Harry schien von alldem aber noch immer nicht ganz so begeistert, sondern sehr verunsichert und fast schon ein bisschen überfordert und ängstlich. Desmond verabscheute er immer noch, ohne wenn und aber, und auch Janette bekam das zu spüren, obwohl er mir versprochen hatte, zu versuchen ihr eine Chance zu geben. Nur mit den Zwillingen hatte Harry sich mittlerweile arrangiert und gemerkt, dass die wohl am aller wenigsten dafür konnten, in diese Situation hineingeboren worden zu sein. Er ließ sich von ihnen, sobald sie aus dem Mittagsschlaf erwacht waren und wir zu Mittag gegessen hatten, ihr Zimmer zeigen, ihre Spielsachen und auch Teddy führte uns nochmal ausführlich durch sein Zimmer und durch das von Harry selbst, bei dem er geholfen hatte, es herzurichten.

Die restlichen wenigen Stunden des Tages hatten wir uns zu dritt wieder im Garten befunden und zusammen Fußball gespielt. Harry und ich waren danach gemeinsam duschen gegangen, hatten Teddy nach dem Abendessen ins Bett gebracht und lagen später selbst im Bett seines neuen Zuhauses, die Verpackung seiner Lieblingsschokolade zwischen uns, der Inhalt war bereits leer. ,,Danke, dass du hier bist Louis. Ohne dich würde ich mich wahrscheinlich hier gerade nicht so wohl fühlen und es wäre wohl nur halb so erträglich", hauchte Harry gegen meine Wange, sein Atem kitzelte mich. ,,Ich würde mich jetzt bei mir Zuhause allein auch ziemlich einsam fühlen, also bin ich froh, dass ich bei dir bin", gab ich grinsend zurück und wurde dafür in die Seite geknufft, ehe wir einen letzten Kuss austauschten und uns schlafen legten.

Die Nacht über schlief Harry sehr unruhig. Immer mal wieder trat er mich, wälzte sich hin und her und atmete schwer. Ich vermutete, dass er Albträume hatte, wach wurde er dadurch jedoch nicht, weshalb ich ihn einfach nur fest im Arm hielt und dabei wieder einschlief. Erneut wachte ich erst auf, als an mir gerüttelt wurde, kleine Hände mein Handgelenk umschlungen und meinen Arm hin und her bewegten. Träge öffnete ich die Augen und als Teddy erkannte, dass ich wach war, hüpfte er fröhlich auf dem Bett auf und ab. ,,Looou, es gibt Frühstück", rief er und versuchte auch Harry aus dem Bett zu zerren, der schon länger wach zu sein schien und alles grinsend beobachtet hatte. ,,Wir kommen gleich Teddy, sagst du das deinem Vater?", bat ich ihn und sofort nickte der Kleine, verschwand aus dem Zimmer und nach unten in die Küche.

Wir zogen uns an und machten uns ebenfalls auf den Weg dorthin, wo ich mit Staunen den reichlich gedeckten Tisch bewunderte. Brötchen, Crossaints, wie Teddy erzählte, auf seine Bitte Pancakes, Nutella, Marmelade, jeglicher Aufschnitt, für Harry und Teddy war das im Vergleich zu vorher das totale Luxusfrühstück und auch für mich war das kein Alltag, denn wenn ich allein war, frühstückte ich meist nur ein Müsli oder einen Apfel. ,,Und Harry, die erste Nacht gut geschlafen in deinem neuen Zuhause? Du weißt ja, was man sich erzählt, die erste Nacht entscheidet, ob man Pech oder Glück in seinem neuen Heim hat", fragte Janette freundlich und erzählte von dem Brauch, den wohl jeder kannte. ,,Ich habe schlecht geschlafen, danke der Nachfrage", antwortere er pampig und änderte diese Art ihr gegenüber nicht, egal wie oft ich ihn leise darum bat.

Deshalb beschloss ich, das Harry und ich gleich nach dem Frühstück rausgingen, etwas das Haus verließen, damit er Abstand gewann, sich beruhigen konnte und was eignete sich besser, als die neue Umgebung zu erkunden, in der man ab sofort lebte? Hand in Hand spazierten wir die Straßen entlang, ohne richtiges Ziel vor Augen, bis wir in der Nähe Harrys zukünftiger Universität einen Fluss erreichten. Durch diesen konnte man sich mit einem Kahn schippern lassen und dabei einmal die Universität umrunden, als auch Wahrzeichen der Stadt betrachten. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen, hatten bald darauf einen freien Kahn gefunden und ließen uns von dem freundlichen Besitzer des Bootes über den Fluss fahren. Währenddessen erzählte er uns, was er über die Geschichte der Stadt und der Universität wusste, wobei man durchaus einige interessante Dinge erfuhr.

Die Universität umfasste ein riesiges Gelände, nicht alles konnte man mit dem Kahn erreichen, weshalb uns der Touristenführer noch ein paar Tipps mit auf den Weg gab, wie wir die Stadt am besten erkunden könnten. Als wir den Kahn verließen, befanden wir uns wirklich inmitten des Universitätslebens, in dem auch Harry sich bald befinden würde. Große, alte Gebäude, einige noch aus dem Mittelalter, rankten sich nebeneinander und ich kam aus dem Staunen fast schon nicht mehr heraus. Noch nie hatte ich so etwas gesehen, ich war aber auch nicht studiert und bisher nicht sonderlich viel herumgekommen. ,,Hier studierst du bald", überwältigt sah ich Harry mit großen Augen an, der auch sprachlos nichts anderes tun konnte, als zu nicken.

,,Ich hoffe, ich verirre mich hier nicht", murmelte er, als wir vor dem Hauptgebäude der Universität von Cambridge standen. ,,Ich denke nicht, du wirst hier sicher vorher genaustens herumgeführt und sobald du dich dann auskennst, musst du mich herumführen", kicherte ich und erhielt einen Kuss auf den Mund. ,,Du bist zu süß Lou." ,,Jaja. Schau dich mal lieber um, anstatt mich anzusehen. Bald schon startest du in dieses Abenteuer." Kaum hatte ich das ausgesprochen, zog Harry mich hinter sich her und zusammen versuchten wir, jeden Zentimeter des Geländes abzugrasen, doch erkundeten längst nicht alles, dafür war es viel zu groß und der Tag viel zu kurz. Wir liefen auch an einem Studentenwohnheim vorbei, in dem auch Harry unter der Woche unterkommen würde, doch darum machte ich mir relativ wenig Sorgen. Es war eine gute Möglichkeit, um schnell neue Freunde zu finden.

Am Ende landeten wir im botanischen Garten, der Universität Cambridge. In diesem befand sich eine Abzweigung des Flusses, über den wir gerade noch geschippert waren und dieser führte schlussendlich in einen See. Umringt war er mit Bäumen, Sträuchern , Blumenfeldern und auf eines von diesen setzten wir uns, um unsere Füße auszuruhen. Ich machte es mir im Schneidersitz gemütlich und stahl mir einen Kuss von Harry, welcher gleich darauf zu Lächeln begann. Die Sonne kitzelte auf der Haut und ich genoss jeden Moment, den ich mit Harry verbrachte, da ich ihn schon ab morgen nur noch an den Wochenenden sehen würde.

,,Hazza?" ,,Ja?" Der Angesprochene ergriff meine Hand und lächelte selig. ,,Wir müssen nochmal reden, du wolltest Janette doch eine Chance geben", sprach ich und sofort seufzte Harry, als würde ihn dieses Thema ermüden. ,,Das ist alles nicht so leicht", murmelte Harry, beobachtete unsere ineinander verschränkten Hände. ,,Aber warum nicht? Sie hat dir noch nun wirklich nichts getan und gibt ihr bestes, damit Teddy und du euch wohl fühlt. Sie ist an eurem Leben interessiert und möchte euch nicht schaden, sie meint alles, was sie tut, gut. Aber dann auch noch diese Aussage beim Frühstück heute morgen von dir, was sollte das?" Wieder seufzte Harry, er wusste, dass ich Recht hatte, doch irgendeine Erklärung für sein Verhalten musste es ja geben.

,,Es ist einfach..sie ist der Grund, warum mein Vater meine Mutter verlassen hat, warum er uns im Stich gelassen hat. Deswegen musste Teddy schon so viel lernen, was er erst in zwei Jahren können sollte, konnte selten eine richtige Kindheit haben, außer im Kindergarten. Und ihr irgendwie freundlich zu begegnen, wenn sie der Grund für all das Chaos ist, es fühlt sich für mich falsch an." Ich hielt die Hand meines Freundes fest, wollte ihm jederzeit das Gefühl von Komfort vermitteln. ,,Aber dein Vater hat euch alleine gelassen, nicht sie. Du weißt nicht, wie das damals abgelaufen ist, vielleicht hat sie ihn auch gebeten, euch nicht auf diese Art und Weise zu verlassen." Harry zuckte mit den Schultern, hielt seine allgemeinen Anschuldigungen für wahrscheinlicher.

,,Außerdem will und kann ich sie nicht wie eine Mutter behandeln, während meine in irgendeiner Klinik leidet und uns sicher vermisst. Das geht nicht, dass kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren", Harry rupfte ein Gänseblümchen aus der Erde und drehte es zwischen seinen Fingerspitzen. Dann lagen seine Augen wieder auf mir, lächelnd beugte er sich vor und steckte mir das Gänseblümchen in meine wuscheligen Haare. Mit einem Kuss machte er deutlich, wie süß er mich damit empfand und ich konnte nicht anders, als rot anlaufen, ehe ich mich wieder auf meine Worte konzentrieren konnte. ,,Es verlangt ja auch keiner von dir, dass du sie Mum nennst oder sie behandelst, als wäre sie deine Mutter. Nur wenn du etwas freundlicher wärest und versuchen würdest, wertzuschätzen, was sie da eigentlich tut, das wäre schon einmal ein Anfang", meinte ich und wollte Harry auf keinen Fall überfordern, ich wollte nur, dass es für alle Beteiligten ein angenehmes Zusammenleben sein würde, sobald ich nicht mehr da war.

,,Bitte gibt mir etwas Zeit Lou..es ist alles so neu und ungewohnt für mich. Neuer Wohnort, neues Zuhause, Zukunftspläne. Dann auch noch eine neue Familie? Ich kann das alles nicht so schnell. Ich muss das langsam verarbeiten", gestand Harry und sofort nickte ich. ,,Tut mir leid Hazza, ich wollte dich nicht bedrängen, ich möchte nur, dass du dich in deinem neuen Zuhause wohlfühlst." ,,Ich weiß Boo, kein Grund sich zu entschuldigen", Harry küsste mich versöhnlich, was mich sofort erleichterte. ,,Am liebsten würde ich dich gar nicht mehr hier weg gehen lassen", hauchte Harry gegen meine Lippen und ließ mich lächeln. ,,Am liebsten würde ich auch hier bleiben, aber die Arbeit ruft leider. Ich werde aber versuchen, jedes Wochenende zu kommen, versprochen." Harry nahm das zur Kenntnis und versiegelte lieber ein weiteres Mal unsere Lippen miteinander. Ohne einander konnten wir nicht.

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Ob Harry und Janette noch irgendwann miteinander auskommen werden? Und morgen steht Louis Abreise bevor, wie das wohl werden wird..?

Michelle und ich haben gemeinsam einen neuen Account gegründet, auf dem wir zukünftig unsere Partnerstorys hochladen wollen. Eine ist auch schon in Arbeit. Der Account heißt TheLarrieZone und mit genau diesem Namen haben wir uns auch einen Instagram Account erstellt, also wenn ihr möchtet, schaut da doch gerne mal vorbei!
All the love xx

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