Ch. 46 ➳ Uncertain Future
Louis POV
Ich konnte nicht wirklich fassen, dass Harrys Vater vor der Tür stand. Aus Harrys Erzählungen hatte ich mir den Mann nicht so freundlich vorgestellt, eher düster und hasserfüllt, aber so sah er ganz ordentlich aus, eigentlich nicht nach jemandem, der seine Familie im Stich lassen würde. Ich wusste nicht, was da genau vorgefallen war, auch Harry waren die Gründe unklar, warum er genau gegangen war und vielleicht machte es das so schwierig, die Situation nachzuvollziehen, auch wenn es natürlich unentschuldbar war, dass der Vater abgehauen ist. Ich hatte gespürt, wie Harrys Hand sich an meinem Rücken verkrampft hatte, nachdem er seinen Vater erblickt hatte und er schien ihn wirklich aus tiefstem Herzen nicht ausstehen zu können.
Sein Blick sprach für mich Bände, all die schönen Tage, die wir uns in der letzten Zeit aufgebaut hatten und besonders jetzt, wo es bergauf gehen sollte, all das fiel wie ein Kartenhaus zusammen. Und das mitanzusehen, machtlos, etwas dagegen zu unternehmen, war schrecklich. Sein Blick zeigte Trauer und vorallem Schmerz, Schmerz den ich ihm nicht nehmen konnte. Schmerz, der einzig und allein dann verschwinden würde, wenn Harry und sein Vater sich aussprechen würden. Und das würde nicht von heute auf morgen funktionieren, es brauchte Zeit, Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre, bis keine Vorwürfe mehr fallen würden. Ich hatte Harry noch nie so kalt und ohne jegliche Gefühlsregungen erlebt, es würde mir schon fast Angst machen, würde ich den wahren Lockenkopf nicht kennen, dessen Herz für mich schlug.
Harrys Vater wirkte auf mich wirklich so, als täte es ihm leid, als wolle er die letzten Jahre klären. Auch wenn ihm jetzt erst einfiel, was für Scheiße er gebaut hatte, das er jetzt realisierte, wie schlecht es seinen Kindern ergangen war, vielleicht griff hier tatsächlich das Sprichwort, besser spät als nie. Deshalb hatte ich mir auch Teddy geschnappt und war mit ihm frühstücken gegangen. Auch wenn ich Harry mit seinem Vater allein lassen musste, was ihm ganz und gar nicht gefiel, ich hatte ein gutes Gefühl bei der Sache. Sie mussten nur einmal alles loswerden, ins Gespräch kommen, sich von der Seele reden, was sich die letzten Jahre angestaut hatte. Nur Teddy sollte von all der Sache nichts mitkriegen, er sollte nicht noch mehr Drama ausgesetzt sein, das verdiente er in seinen jungen Jahren einfach nicht.
Zumal er sich nicht an seinen Vater erinnern konnte, er war ja erst eins gewesen, als dieser abgehauen war. Eine Begegnung mit ihm sollte vorbereitet werden und nicht so spontan, das war nicht gut für ein Kind wie Teddy, das schon so viel durchgemacht hatte. Deswegen war ich auch froh, als Teddy nicht weiter nachfragte, um wen es sich bei diesem Mann handelte, sondern freudig das Frühstück auswärts genoss. Er bekam einen warmen Kakao, leckeres Frühstück und einen anschließenden Spielplatzbesuch. Ich wollte so viel Zeit wie möglich vergehen lassen damit, wenn wir zurückkommen, der Vater der Brüder nicht mehr anwesend war. Teddy war glücklich und ich war es auch, wenn ich daran dachte, wie der Kleine mich in sein Herz geschlossen und auch einen Teil dazu beigetragen hatte, dass ich Harry nun meinen Freund nennen konnte.
Trotz all der Ereignisse, war ich auf gewisse Art noch unglaublich stolz auf Harry, denn er versteckte mich nicht. Ich wusste nicht, ob ein Outing vor seinem Vater jemals stattgefunden hatte, aber spätestens jetzt müsste diesem klar sein, dass sein Sohn und ich mehr als glücklich zusammen waren. Und ich fand es schön, dass Harry seine Liebe zu mir nicht versteckte, was besseres konnte es für mich nicht geben. Aber wahrscheinlich war es ihm so oder so egal, was sein Vater über ihn dachte, genauso wie ihm sein Vater selbst egal war.
Als Teddy und ich zurück nach Hause kamen, war dieser tatsächlich weg, genauso wie geplant. Der kleine Lockenkopf war müde, weshalb ich ihn in Harrys und mein Bett verfrachtete, ihn zudeckte, die Jalousien runterzug und ihm damit einen Mittagsschlaf ermöglichte. Danach ging ich zu dem großen Lockenkopf, der vertieft auf dem Laptop irgendwas las, diesen jedoch zuklappte, als er mich bemerkte, und mir seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Seine Augen strahlten Trauer und Unsicherheit über die Zukunft aus und als er mir erzählte, dass sein Vater wollte, dass Teddy und er zu ihm nach Cambridge ziehen und er Harry das Studium bezahlen würde, war ich erstmal sprachlos.
Cambridge hatte eine tolle Universität, großartige Möglichkeiten, aber war auch wirklich teuer, weshalb es ein großzügiges Angebot von Harrys Vater gewesen war, sowas anzubieten. Aber das Harry das nicht tun wollte, um mich nicht zu verlassen, ließ mich schuldig fühlen. Natürlich war Cambridge mit zwei Stunden Autofahrt kein Katzensprung, aber doch besser als nichts. ,,Ich möchte deiner Zukunft nicht im Weg stehen Harry", sagte ich schließlich und legte meine Hand auf sein Knie, ,,ich wusste immer, dass ich Kindergärtner werden möchte, ich brauchte dafür kein Studium. Aber dein Traum ist es, Lehrer zu werden und stell dir mal vor, du würdest an dieser Universität studieren, die Schulen würden sich um dich reißen."
,,Nein Louis", Harry schüttelte sofort den Kopf, ,,das kommt mir gar nicht in die Tüte. Mein Vater, nein...einfach nein." ,,Hey Haz", ich legte meine Hand auf seine Wange, küsste ihn sanft, ,,möchtest du mir vielleicht erst einmal erzählen, worüber ihr gesprochen habt? Ich möchte nichts falsches sagen." Harry nickte und kostete noch einmal von meinen Lippen. ,,Er hat rumgeheult und gesagt, dass er angeblich mit der Situation überfordert sei, seit das Jugendamt bei ihm angerufen und ihm von unserem grandiosen Leben erzählt hat. Dadurch wird sein Leben natürlich gestört. Seine ach so tolle Frau, für die er uns wahrscheinlich verlassen hat, hat ihm gesagt, er solle herkommen und Teddy und mich überreden, bei ihnen einzuziehen, während Mum den Entzug macht. Diese neue Frau von meinem Erzeuger ist für mich eine Fremde, dieser Mann mittlerweile auch, niemals würde ich da hinziehen."
Harry klang kosequent und ich würde ihn niemals zu etwas zwingen wollen, aber durch den Umzug hätte er so viel bessere Zukunftsaussichten. ,,Wie hat er denn begründet, dass ihr bei ihm einziehen sollt?", fragte ich vorsichtig, hielt Harry die ganze Zeit über im Arm, küsste immer mal wieder seine Wange, seine Stirn oder seinen Kopf. ,,Das er ja immer noch unser Vater sei und wir zusammen an einer Lösung arbeiten könnten. So einen Müll hat er da geredet, von wegen Teddy könnte eine Familie bekommen. Ich bin seine Familie und du bist seine Familie." ,,Harry", murmelte ich, streichelte mit seinem Daumen über seine Wange, ,,dich macht das doch alles fertig, wäre es nicht besser, Frieden zu schließen?
Ich fühle mich wirklich geehrt, dass du mich zur Familie zählst, ich möchte auch nichts lieber, aber du weißt auch, wie komisch Teddy sich vorkommt, wenn alle Kinder über ihre Eltern sprechen, von ihren Eltern abgeholt werden und bei Mutter-Kind oder Vater-Kind-Veranstaltungen im Kindergarten immer du anwesend bist. Du bist ein toller großer Bruder, aber du könntest Unterstützung gebrauchen, mehr als ich dir bieten kann, nämlich eine sichere Zukunft." ,,Aber Louis, ich werde dich nicht verlassen, nicht für ein Arschloch, wie es mein Erzeuger ist. Mein Vater ist vor drei Jahren gestorben, er hat es sich selbst ausgesucht, auch wenn er meint, das er andernfalls meine Mutter betrogen hätte, es gibt immer eine Lösung und einfach wegzurennen, ist feige."
,,Harry, du musst wissen, ich bin vollkommen auf deiner Seite, ich liebe dich, okay?" Harry nickte und unsere Lippen übten einen sehnsüchtigen Kuss aus, die schwere der Situation wurde darin deutlich. ,,Aber du hast jetzt selbst gesagt, es gibt immer eine Lösung und die würde es auch für deinen Vater, Teddy und dich geben. Ich möchte nicht rechtfertigen, was er eurer Familie angetan hat, aber vielleicht solltest du keine voreiligen Schlüsse ziehen und ihm eine zweite Chance geben. Und zudem, du würdest mich nicht verlassen, wir könnten einander immer noch besuchen kommen." Mein Freund verstand zum Glück, dass ich ihn mit meinen Aussagen nicht angreifen, sondern nur mehrere Perspektiven aufzeigen wollte. Aber dennoch blieb er ziemlich stur.
,,Oder...er hat doch geschrieben, er hat ein Bankkonto für mich angelegt, mit Geld für ein mögliches Studium. Ich könnte mir etwas in der Nähe suchen, mit Teddy hier bei dir wohnen bleiben und nicht zu meinem Arschloch von Vater ziehen." ,,Aber Harry, überlege mal, Cambridge bietet dir so viele Möglichkeiten." ,,Möchtest du mich irgendwie loswerden?", fragend sah Harry mich an, was mich erschrocken und etwas verletzt den Kopf schütteln ließ. ,,Ich möchte doch nur das beste für dich..", murmelte ich, entfernte mich ein Stück von Harry und spielte mit meinen Fingern. ,,Ich weiß, es tut mir leid Lou, aber das beste in meinem Leben bist nun einmal du."
Harry zog mich wieder zu sich heran und legte seine schützenden Arme um mich. ,,Okay, wie wäre das", begann ich, ,,morgen gehen wir bei der Bank vorbei und schauen, wie viel Geld auf dem Konto ist. Dann können wir immer noch überlegen, wie wir weiter vorgehen, aber ich möchte nicht mit dir streiten", schlug ich vor und sah fragend zu meinem Freund. ,,Das klingt nach einem Plan, danke Louis. Du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann", er küsste mich, meine Hände fanden den Weg in seine Locken und suchten darin halt. Harry Styles war mein Halt und diesen Jungen wollte ich nie wieder hergeben. Jeden Stein, den man uns in den Weg legen sollte, würde von uns einfach besiegt werden. ,,Ich liebe dich", hauchte ich gegen die rose Lippen, die mir den siebten Himmel schenkten. ,,Ich liebe dich noch so viel mehr", ein Kuss auf die Nasenspitze und wir ließen uns zurück aufs Sofa fallen, kuschelten miteinander und tauschten ab und an Küssen aus, genau das, was wir im Moment am besten gebrauchen konnten.
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Was sagt ihr zu der ganzen Situation? Würdet ihr Harry auch empfehlen, noch einmal über Cambridge nachzudenken? Und klappt vielleicht sogar die Lösung mit dem Bankkonto? :(
All the love xx
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