Ch. 42 ➳ Secretively

Louis POV

Ich hatte gemerkt, wie noch mehr Anspannung von Harrys Schultern fiel, als er sich Zayn, seinem besten Freund, anvertraut hatte. Zu sehen, wie ihm die ganze Situation schon nicht mehr ganz so viel Kopfzerbrechen bereitete, weil er nicht mehr alleine damit klar kommen musste und wie er schaffte, darüber zu reden, machte mich stolz. Das es Harry gut ging, war alles was ich wollte und wenn ich auch nur einen kleinen Teil beisteuerte, war ich schon glücklich. Allein schon eine Stütze für ihn sein zu dürfen, war toll, wie er seine Hand in meiner behielt, als wären sie dafür gemacht worden, war einzigartig.

Allgemein glaubte ich, dass ihm der Einzug bei mir viel schenkte. Er musste sich nicht immer um Teddy sorgen, keine Gedanken darum machen, schnell von der Arbeit wegzukommen oder sich wegen dem Abendessen stressen. All das übernahm ich gerne, denn Harrys spontaner Einzug auf unbestimmte Zeit, schenkte auch mir sehr viel. Teddy brachte Leben und Freude in meine Wohnung, ließ einen selbst wieder ein wenig zum Kind werden und neben Harry einschlafen und aufwachen zu können, ab und an seine Lippen auf meinen zu spüren oder auch nur seine Arme, die mich sanft festhielten, es war toll und ich wollte fast schon nicht mehr, dass Harry überhaupt wieder auszog, dabei waren wir nicht einmal zusammen, aber es fühlte sich schon so an. Ich müsste ihm nur auch noch meine Gefühle gestehen, aber ich hatte etwas Angst, ihm solche Macht über mich zu geben, damit er mich so verletzen konnte, wie Finn es getan hatte.

Am Freitagmorgen machte Harry meinen Wunsch dann wahr und ließ mich neben ihm aufwachen. Als ich meine blauen Augen aufschlug, schaute ich direkt in die grünen des Lockenkopfs, der schon wach war und mir mit einem strahlenden Lächeln ,,Guten Morgen", wünschte. Ich erwiderte die Worte, erhielt einen Kuss auf die Wange und während Harry sich um Teddy kümmerte und danach schnell im Bad verschwand, machte ich Frühstück und schmierte Harry auch ein Brot für die Schule und für die Arbeit und legte außerdem zwei Kinderriegel bei, damit er auch seinen Zuckerhaushalt oben hielt. Mit roten Wangen hatte er das dankend in seiner Schultasche verstaut und wie gestern setzte ich ihn erst bei der Schule ab und fuhr dann mit Teddy weiter zum Kindergarten.

Nach der Arbeit wollten Harry und ich nochmal zu ihm nach Hause, um restliche Sachen zu packen, einige Schulbücher waren auch noch da, die er am Montag für die Schule brauchen würde. Ich hoffte nur, dass die Polizei mit Nadine wirklich schon da gewesen und etliche Drogen und Alkohol sicher gestellt hatte, damit Harry sich nicht nochmal damit konfrontieren musste. Traurigerweise war es lange Zeit für ihn Alltag gewesen, aber das hörte nun auf, die Vergangenheit sollte durch eine blühende Zukunft in den Hintergrund rücken, aber dafür durfte Harry auch nicht immer wieder an die Situation zu Hause erinnert werden. Hoffentlich nahm seine Mutter den anstehenden Entzug auch ernst und würde nicht rückfällig werden, für ihre Kinder wäre das ein Schlag ins Gesicht und Harry würde es zerbrechen.

Diesen holte ich, sobald der Kindergarten geschlossen wurde, alle Kinder von ihren Eltern abgeholt wurden, zusammen mit Teddy von der Arbeit ab. Erst erledigten wir zu zweit noch die Einkäufe fürs Wochenende, solange wie Harry seine Schicht beendete, ausstempelte und seine Sachen zusammenpackte, sowie aus der Arbeitsuniform wieder in Freizeitklamotten schlüpfte. Teddy wollte unbedingt den Wagen schieben, auch wenn er noch fast zu klein dafür war, ließ ich ihn machen, hatte meine Hände aber ebenfalls am Wagen und schob mit. Alles notwendige sammelte ich zusammen, fragte Teddy ob er für sich und Harry auch noch etwas aussuchen wollen würde, woraufhin er mich mit großen Augen angesehen hatte, als hätte ich irgendeinen Quatsch erzählt, wie das es den Weihnachtsmann nicht gibt.

Letztendlich suchte er für sich eine Kinderzeitschrift aus, die ein Spielzeug dabei hatte und Harry packte er seine Lieblingsschokolade ein. ,,Harry kauft sie sich nur einmal alle zwei Monate", erzählte Teddy, ,,er meint immer, lieber gibt er sein Geld für mich aus, anstatt für sich selbst." ,,Und ich gebe mein Geld lieber für euch aus, anstatt für mich selbst. Na komm, pack noch eine Tafel ein, nachher überraschen wir Harry damit", schlug ich vor und Teddy strahlte übers ganze Gesicht, als ich das sagte. ,,Danke Loulou." Der Kleine umarmte mich und nach der Süßigkeitenabteilung war mein Einkauf dann auch erledigt.

Als wir an der Kasse standen, stieß Harry zu uns, hatte endlich Feierabend und erzählte mir, das Amalia Teddy gleich aufnehmen würde, solange wir in ihrem alten Zuhause waren. Auch wenn Harry mich liebte, ließ es mich immernoch ein wenig eifersüchtig werden, doch diese Gedanken verflogen zum Glück schnell, als Teddy seinem Bruder glücklich die zwei Tafeln Schokolade zeigte, die wir für ihn gekauft hatten. Es war bloß Schokolade, nichts weltbewegendes, doch Harry war, wie Teddy, unendlich dankbar und da ich dafür einen Kuss erhielt, würde ich mich darüber auch sicher nicht beschweren.

Harry dirigierte mir den Weg zu Amalias Zuhause und Teddy freute sich schon, Harrys Arbeitskollegin und Freundin wiederzutreffen. Es war gut, dass der Kleine solche Menschen in seinem Leben hatte, die auf ihn aufpassten und ihn behüteten, ihm das Gefühl von Geborgenheit gaben, welches die Eltern sonst taten. Harry und Amalia begrüßten sich mit einer Umarmung, die schon etwas inniger war, was mich das mit zusammengezogenen Augenbrauen beobachten ließ. Teddy hatte sich schon längst von uns verabschiedet und war im Inneren der Wohnung verschwunden. Amalia bemerkte meinen Blick, welcher sie aus unerklärlichen Gründen zum Schmunzeln brachte. Erst ihre nächste Frage erklärte ihr Schmunzeln. ,,Wie lange seid ihr schon zusammen?"

Sie dachte wohl, ich sei eifersüchtig, weil Harry und ich frisch zusammen seien und das Vertrauen in die Treue noch nicht vollständig ausgearbeitet war. Deshalb ließ mich die Frage auch rot anlaufen, weil es eben nicht so war und ich noch nicht wirklich das Recht hatte, eifersüchtig zu sein. Oder waren Harry und ich schon in einer Beziehung? Wir küssten uns, hielten Händchen, schliefen in einem Bett und waren auch schon ein wenig intim geworden. Was wenn Harry niemand war, der das klar festlegte, sondern es einfach irgendwann für selbstverständlich nahm, dass man nicht mehr nur eine Freundschaft führte, sondern das wir nun in einer Beziehung waren? Ich war viel zu verpeilt dafür und brauchte eigentlich schon so ein klärendes Gespräch, um sowas festzulegen.

,,Ähm", stammelte Harry, ,,wir sind zusammen, seit.. den...nein....weißt du was? Wir reden später darüber, okay?" Nach diesen Worten an Amalia zog er mich schon wieder durchs Treppenhaus und ich konnte mich nur noch flüchtig von der Braunhaarigen verabschieden, da saßen wir schon wieder im Auto. Ich ließ das Geschehen vorerst unkommentiert, ich glaubte wir beide mussten uns erstmal unsere Gedanken zu dieser Frage machen und stattdessen startete ich den Motor und fuhr zu Harrys altem Zuhause. Lange blieb er vor der Wohnungstür stehen, hielt meine Hand und atmete immer wieder tief durch.

,,Soll ich..?", fragte ich und zeigte auf den Schlüssel in seinen zitternden Händen, doch er schüttelte den Kopf. ,,Nein, Louis..ich kann das nicht", ein paar Tränen rollten ihm über die Wangen, er gab seine Mauer auf und sofort nahm ich ihn in den Arm. ,,Hey Hazza, nicht weinen. Bitte beruhige dich", murmelte ich an seine Brust, streichelte ihm den Rücken und hielt ihn fest, während sein Körper durch die Schluchzer erbebte. ,,Wollen wir eine Runde spazieren und gleich nochmal wieder kommen?", fragte ich und er nickte sofort, was mich ihn an der Hand nehmen und von der Haustür wegziehen ließ. Aus meiner Jackentasche fischte ich eine Packung Taschentücher, reichte sie Harry und versuchte ihn, durch schwachsinnige Erzählungen abzulenken.

Eine halbe Stunde später standen wir wieder vor der Wohnungstür, Harrys Tränen waren getrocknet und er hatte sich ein wenig beruhigt. Bevor er nach dem Schlüssel greifen konnten, schenkte ich ihm einen langen, intensiven Kuss, der ihm Mut und meine Gefühle zeigen sollte, die von Tag zu Tag immer stärker wurden. Diesmal schaffte er es, die Wohnung aufzuschließen, ließ mich vor ihm eintreten und mein erster Weg führte ins Wohnzimmer, wo ich erleichtert durchatmete. Nadine war mit der Polizei hier gewesen, die Drogen und leeren Spritzen waren alle weg, sogar die Bücher wurden wieder zurück ins Regal gestellt.

Ich drehte mich zu Harry, der hinter mir stand und umarmte ihn einmal fest. ,,Alles wird besser", hauchte ich, streichelte seine Wange und küsste danach seine Lippen. Dann gingen wir in das Zimmer von Teddy und ihm und während Harry begann, die Sachen zu packen, begann ich damit, mich umzusehen. Ich betrachtete ein paar Bilder an den Wänden, Bücher, die im Regal standen, hauptsächlich waren es Märchen, sodass ich Harry davon gleich eins gab, damit er es für Teddy einpackte. Mit der Zeit legte ich mich vor Langeweile auf den Boden, Harry wollte die Sachen alleine packen, was ich verstand, er brauchte seine Zeit und die gab ich ihm.

Als mein Blick dann unter Harrys Bett fiel, erkannte ich eine Kiste und auch wenn sowas meist etwas geheimes bedeutete, packte mich meine Neugier und ich zog es unter dem Bett hervor. ,,Hey, möchtest du das auch mitnehmen? Was ist das überhaupt?", fragte ich Harry, der sich nicht zu mir umdrehte, sondern weiter Klamotten packte. ,,Warte kurz", gab er zurück, weshalb ich die Kiste öffnete und etwas geschockt den Inhalt anblickte. Das alles waren ungeöffnete Briefe, der Absender war mir unbekannt, aber ich konnte mir vorstellen, von wem sie waren. ,,Harry, was ist das?", fragte ich wieder und dieses Mal drehte er sich um, bekam große, panische Augen, als er sah, was ich da vor mir stehen hatte. ,,Das ist nichts", sagte er sofort, entriss es mir mit zittrigen Händen und klappte den Deckel zu. ,,Harry", murmelte ich sanft und wollte ihn beruhigen. ,,Nein, dass geht dich gar nichts an", fauchte er und drehte sich von mir weg, doch nachdem was bei Amalia passiert war, nachdem er sich fast ein Datum ausgedacht hatte, seitdem wir zusammen seien, wusste ich, wie ich ihn dazu brachte, sich wieder zu mir zu drehen. ,,Ich dachte in einer Beziehung erzählt man sich alles."

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Diese Entdeckung wirbelt Harry ganz schön auf..ob er Louis erzählen wird, was es damit auf sich hat? Und ob sie wohl ihren Beziehungsstatus klären? :(
All the love xx

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