Ch. 40 ➳ Lets Face Reality
Louis POV
Ich war so unfassbar stolz auf Harry. Ich konnte mir ausmalen, wie unglaublich schwer es ihm fiel, sich mir anzuvertrauen, mit mir zum Jugendamt zu gehen, aber er tat es. Er fasste den Mut, für Teddy, für sich selbst und er wusste, dass das auch seiner Mutter helfen würde. Auch wenn es sicher kein schönes Gefühl war, er glaubte, seine Mutter anzuklagen und sie zu verlieren, aber ein Entzug würde ihr helfen. Wenn sie wirklich im Inneren noch so wundervoll war, wie Harry sagte, dann würde sie für ihre Kinder wieder auf eigenen Beinen stehen wollen.
Mich erleichterte es zu sehen, wie Harry sich alles von der Seele redete, ich konnte förmlich spüren, wie die Steine immer weniger auf seine Schultern drückten. Und ich fühlte mich geehrt, dass er sich mir anvertraute und das er mir die Chance gab, ihm zu helfen. Denn ich wollte nichts lieber, als für Harry und seinen kleinen Bruder da zu sein, nach allem, was sie die letzten Jahre durchgemacht hatten, verdienten sie nur das Beste und Harry gab mir so viel, durch seine Liebe, durch seine Nähe. Erst hatte er mich nur weniger Schmerz fühlen lassen, doch nun machte er mich einfach nur noch vollständig glücklich. Und alles was ich wollte war, dass auch er glücklich ist und seine Träume erreicht.
Ich war froh, dass alles beim Jugendamt so schnell und gut von statten gegangen war. Es hätte auch ganz anders laufen können, solche Fälle gab es leider auch, aber mit Nadine hatten wir eine nette Mitarbeiterin, die auch Harry zu mögen schien und sie schaffte es, ihm seine Sorgen etwas zu nehmen. Noch besser wurde es nur, als akzeptiert wurde, dass Harry und Teddy vorerst bei mir unterkommen durften. Natürlich würde es diesbezüglich sicher noch einige Prüfungen geben, ob meine Wohnung auch für einen vierjährigen hergerichtet war, aber das würde später kommen, nun war es erstmal wichtig, Harrys Familie zu helfen.
Das ganze Gespräch über, versuchte ich Harry einen gewissen Komfort zu vermitteln, er fühlte sich total unwohl und schuldig, hatte das Gefühl seiner Mutter das Leben zu vermiesen, doch er musste verstehen, dass das Gegenteil der Fall war. Denn sollte es so weitergehen, wie bisher, war es nicht unwahrscheinlich, das Harry und Teddy ihre Mutter irgendwann mit einer Überdosis auffinden würden. Auch als Harrys Mutter abgeführt wurde, es war deutlich zu erkennen, dass sie wieder unter Drogeneinfluss stand, war ich bei ihm, hielt ihn so fest ich konnte und gab ihm die Möglichkeit sich an meiner Schulter auszuweinen. Tränen vergoss er nicht, wahrscheinlich war dies ein viel zu großes Zeichen von Schwäche für ihn, aber so wie er aussah, zeriss es ihn auf jeden Fall im Inneren und brach auch mir das Herz.
Bisher hatte ich immer nur vor Harrys Zuhause gestanden, nie hatte ich die Möglichkeit oder Einladung bekommen, es zu betreten und nun hatte ich natürlich auch verstanden warum. Auf den ersten Blick wirkte alles sogar relativ sauber, ich war mir sicher, dass auch Harry dafür verantwortlich war und es andernfalls aussehen würde, wie ein Saustall. Die ganze Zeit über hielt ich Harrys Hand, während er mich und Nadine durch die kleine Wohnung führte. In der Küche stand nur ein wenig dreckiges Geschirr in der Spüle, wahrscheinlich vom Frühstück heute Morgen, dass Harry wegen dem Zeitdruck noch nicht hatte aufräumen können.
Das Schlafzimmer seiner Mutter roch nach abgestandenem Alkohol. Hier war alles durcheinander. Ein Wecker, der vorher sicher auf dem Nachtschrank gestanden hatte, lag auf dem Fußboden, das Glas war zersprungen, verteilte sich auf dem Fußboden und Teddy hätte hier nur Barfuß durchlaufen müssen, dann hätte er sich wirklich ernsthaft verletzen können. Die Türen ihres Kleiderschranks standen offen, die wenigen Klamotten lagen eher auf dem dreckigen Fußboden, als das sie ordentlich im Schrank zusammengefaltet waren. Beim Betreten des Badezimmers wurde mir sofort unglaublich schlecht und ich musste die Nase zuhalten. Es roch nach Erbrochenem, der Spiegel war zersprungen und hing nur noch am seidenen Faden an der Wand. Vielleicht waren das die Folgen daraus, wenn man nicht sofort neuen Stoff in sich pumpte.
Der Anblick schockierte mich und ich wollte gar nicht weiter reingehen, drückte stattdessen Harrys Hand fester, während Nadine sich einen Haufen an Notizen machte, als auch Fotos schoss. Doch es wurde noch schlimmer. Nachdem wir in Harrys und Teddys Zimmer gewesen waren, dass nicht nur sehr klein war, sondern das sie sich auch noch teilen mussten, dafür aber immerhin das schönste und liebevoll eingerichteste der ganzen Wohnung war, betraten wir den letzten Raum des Hauses, das Wohnzimmer. Sofort schossen mir die Tränen in die Augen, ich wollte stark bleiben für Harry, aber ich konnte nicht. Sie flossen über meine Wangen und es wurden immer mehr, je weiter ich mich umguckte. Leere Spritzen lagen auf dem Holztisch, Bücher lagen auf dem Boden, die vorher sicher ordentlich im Regal sortiert gewesen waren und ein Fernseher aus dem letzten Jahrhundert stand in der Ecke, von dem ich nicht glaubte, dass er noch funktionierte, geschweige denn überhaupt angeschlossen war.
,,Es tut mir so leid", murmelte ich und umarmte Harry, meine Tränen tropften auf sein Shirt und als er das bemerkte, entzog er sich mir ein Stück, nur um mir die Tränen wegzuwischen. ,,Hätte ich nur schon eher gewusst, was los ist. Ich hätte..-." ,,Hör auf Louis, ich wollte nicht, das irgendjemand davon erfährt. Dich trifft keine Schuld." Er küsste meine Stirn und ließ mich schwer seufzen. ,,Ich denke, ich habe vorerst alles. Ich werde nachher nochmal mit der Polizei hier vorbei kommen, um jegliche Drogen und Spritzen zu entsorgen, sodass sie sich nicht mehr darum kümmern müssen", sprach Nadine und ich bedankte mich bei ihr, nachdem Harry nichts sagte. Sie bekam den Schlüssel von Harrys Mutter, um wieder in die Wohnung zu können und während sie mir noch ein paar Fragen stellte, ob ich mir wirklich sicher war, Harry und Teddy aufzunehmen, packte Harry Sachen für seinen kleinen Bruder und sich selbst.
Nadine wollte in den nächsten Tag nochmal mit Teddy sprechen und sich außerdem melden, um uns zu informieren, wie es mit Harrys Mutter weitergehen sollte. Nach diesen aufwühlenden Ereignissen wurden wir dann aber auch erst einmal entlassen und konnten zu mir in die Wohnung, wo Niall mit Teddy gerade Memory spielte. Da Harry mir das Okay gegeben hatte, erklärte ich Niall was los gewesen war, sagte aber nur, dass die Mutter Probleme hatte, ihr jetzt aber geholfen werden würde. Für Harry ließ ich die genauen Details mit den Drogen vorerst weg, ich würde auch nicht wollen, das jemand das alles über mein Leben erzählte und Harry hatte schon genug Sorgen. Bevor Niall ging, bot er noch an, gerne jedes Mal wieder auf Teddy aufzupassen, was wir dankend annahmen.
Nach einem gemeinsamen Abendessen, fanden wir uns dann auch schon bald im Bett wieder. Teddy war glücklich, vorerst hierbleiben zu dürfen und schlief, bis wir eine andere Lösung gefunden hätten, auf dem Sofa in dem Wohnzimmer, was ihn aber ganz und gar nicht störte. Harry und ich lagen in meinem Bett, er war ziemlich still, während ich an die Decke starrte und immer wieder vor mich hin seufzte. Der Tag hatte uns ziemlich geschafft, es war so viel passiert, es war ein entscheidender Einschitt in Harrys Leben, denn dieser Tag könnte es vollkommen verändern, zum positiven wandeln und ich war unglaublich stolz, dass er sich darauf eingelassen hatte.
Ich drehte mich zur Seite und kuschelte mich an ihn, küsste seine Brust. ,,Du bist so stark", murmelte ich, ,,und so unglaublich tapfer. Nicht jeder hätte geschafft, was du geschafft hast. Aber nun liegt die Last nicht mehr allein auf deinen Schultern, es wird sich alles zum Positiven wenden." Harry drehte sich zu mir und hielt meine Hände in seinen. ,,Danke, dass du für uns da bist, dass du das hier für uns tust. Das hätte nicht jeder getan und dafür liebe ich dich noch mehr." Harry brachte mich zum Lächeln und ich schenkte uns einen kurzen Moment der Liebe, in Form eines Kusses, ehe ich ihn fragend ansah. ,,Dazu hätte ich noch eine Frage, glaubst du nicht, Zayn wäre auch für dich da gewesen, würde er die Wahrheit kennen?"
Harry seufzte. ,,Doch natürlich, aber das ist das Problem. Er hat ja selber keine Zeit und auch keinen Platz. Er lebt bei seinen Eltern und muss durch sein Studium auch viel lernen. Ich wäre eine reine Belastung, so wie ich es jetzt auch für dich bin. Und ich habe es ja auch ganz gut alleine geregelt bekommen." ,,Harry, du bist keine Belastung, sondern ein Geschenk und Zayn hat sich so um dich gesorgt, als du dich nicht mehr bei ihm und mir gemeldet hast, glaubst du nicht, dass er die Wahrheit verdient hat? Er ist doch dein bester Freund und wird für dich da sein." Wieder seufzte Harry. ,,Ich überlege es mir, okay?" ,,Okay, ich möchte dich natürlich zu nichts drängen, ich glaube nur, dass das die Situation für dich noch um einiges leichter machen würde." Ich küsste ihn ein letztes Mal für heute, um die Situation zu besänftigen und kuschelte mich dann an ihn, um in einen wundervollen Schlaf zu fallen.
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Glaubt ihr, es geht für Harry jetzt langsam bergauf, nachdem das "geklärt" worden ist? Und wird er über Louis Worte nachdenken und sich auch Zayn anvertrauen? :(
All the love xx
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