Ch. 39 ➳ Youth Welfare Service

Harry POV

Das Gespräch mit Louis, verlief auf jeden Fall anders als geplant. Davon, dass ich ihm eigentlich nichts erzählen wollte, ist letztendlich nicht viel übrig geblieben. Aber was sollte ich denn auch tun, wenn er mir immer wieder sagte, dass er für mich da war und mir helfen wollte? Auch wenn ich das bis zum Schluss nicht ganz glauben konnte, war es mir eben doch wie Balsam über die Seele gelaufen und es tat ja auch irgendwie gut, mal alles zu erzählen. Nicht nur das bisschen, was ich Zayn oder Amalia erzählt hatte, sondern die ganze Geschichte.

Außerdem bekam ich so irgendwie das Gefühl, dass die Bindung zwischen Louis und mir noch ein bisschen fester geworden ist, als vorher. Ich schien ihm so viel zu bedeuten, dass er mir mit meinen Problemen helfen wollte und obwohl es mir noch schwer fiel, diese Hilfe anzunehmen, wusste ich irgendwie, dass ich ihn eh nicht mehr abwimmeln konnte. Auch war es viel zu schön, von ihm in den Arm genommen und geküsst zu werden, als das ich es für einen weiteren Wutausbruch in Kauf genommen hätte, dies zu verlieren. 

Das Louis das Jugendamt vorschlagen würde, war mir jedoch von Anfang an klar gewesen. Nicht nur, weil es seine Verpflichtung und sein Job war, dies zu tun, sondern auch, weil es das Richtige war. Ich wusste es und trotzdem, war es nunmal nicht ganz so einfach, die eigene Mutter dort vorzuführen und ihr zu Unterstellen, dass sie ihre Kinder nicht erziehen konnte. Immerhin war dies alles nicht ihre Schuld, sondern die meines Vaters und ich fand es unfair, dass sie nun dafür hinhalten musste. Jedoch musste ich Louis Recht geben; ich wollte besseres für Teddy. Ich wollte ihm irgendwie das Gefühl von Familie vermitteln. Zwar war unsere Bindung immer, von Anfang an aufgrund der Ereignisse sehr eng gewesen, aber zu einer Familie gehörte nun einmal mehr als ein Bruder. Und das wusste er ja auch, sonst würde er nicht immer wieder nach unserer Mutter fragen.

Dankbarkeit, aber auch Angst davor, wie ich ihm das jemals zurückgeben könnte, machten sich in mir breit, als Louis mir anbot, dass wir für eine ungenaue Zeit bei ihm unterkommen könnten. Natürlich, hatte Teddy mich schon öfter danach gefragt und er liebte es, wenn wir dort waren, aber dann direkt da wohnen? Louis und ich hatten nicht einmal richtig geklärt, was das nun zwischen uns war und, je nach dem was jetzt passierte, würde ich vielleicht ab heute Nacht jede Nacht in seinem Bett schlafen? Neben ihm. Meine Haut kribbelte bei dem Gedanken, als wir aus dem Büro gingen und direkt zu Niall, welcher bereits am Tischkicker auf uns wartete.

"Hey, kann ich irgendwie helfen?", fragte er und spielte währenddessen weiter mit Teddy. Dieser war so in seinem Element, dass er das Gespräch gar nicht mitbekommen würde und ich war mal wieder Dankbar dafür, dass er ein paar Kindliche Eigenschaften eben doch hatte.

"Ja, das kannst du tatsächlich", antwortete Louis lächelnd und griff nach meiner Hand, weswegen ich seine direkt fest drückte und ein kurzes lächeln auf Niall' Gesicht feststellen konnte, bevor Louis weiter sprach. "Harry und ich müssen schnell jemanden aufsuchen. Ich weiß noch nicht, wie lange das dauern wird, aber es wäre lieb, wenn du Teddy vielleicht mit zu mir in die Wohnung nehmen könntest? Ich gebe dir den Schlüssel und ihr könnt euch natürlich überall bedienen. Harry und ich kommen dann später, sobald alles erledigt wurde, nach."

"Werde ich auch noch erfahren, was hier los ist?" Niall's Gesichtsausdruck war skeptisch und das konnte ich nachvollziehen, weswegen ich Louis sofort zunickte, als er mich fragend ansah. Ich konnte nicht von ihm verlangen, dies alles nun für sich zu behalten, wenn seine Freunde uns schon dabei behilflich waren, etwas dagegen zu unternehmen. Natürlich hieß das nicht, dass ich es gut fand oder dabei sein wollte, wenn sie das Gespräch führen, aber ich hoffte einfach, dass sie mich danach nicht anders behandeln würden.

"Ich erzähle die später davon. Also ist das in Ordnung?"

Niall bestätigte Louis' Frage mit einem Nicken und ich verabschiedete mich noch kurz von meinem kleinen Bruder, welcher total begeistert davon war, dass er noch etwas mit Niall unternehmen konnte. Ich denke, gerade dadurch das ihm die Familie gefehlt hat, ist er über jede weitere Person in seiner Umgebung dankbar und natürlich ist es noch schöner, wenn diese auch mit ihm spielen und kindgerechte Dinge tun, für die ich leider sonst eher weniger Zeit hatte.

Die Fahrt zum Jugendamt verlief schweigend, während ich mir in meinem Kopf ausmahlte, was sie mich dort wohl fragen würden und was ich erzählen sollte. Natürlich war mir bewusst, dass ich eigentlich alles erzählen musste, aber ich hatte einfach zu viel Angst davor, was sie mit meiner Mutter tun würden. Wenn Teddy sie jetzt nämlich noch im Gefängnis besuchen müsste, wäre es das endgültig mit dem Versuch, eine normale Familie aufzubauen und ihm ein Elternteil zu bieten, welches da sein würde.

"Haz? Wir sind da", holte mich Louis' Stimme aus meinen Gedanken und ich schaute nach links, um ihm direkt in die Augen zu sehen. Er hatte mir bereits die Beifahrertür geöffnet und ich fragte mich, wie tief ich in meinen Gedanken gehangen haben musste, damit ich das nicht mitbekommen hatte. Nachdem Louis meine leichte Abwesenheit bemerkte, legte er seine Hände an meine Wangen und beugte sich zu mir nach unten, damit er mir einen kurzen Kuss auf die Lippen drücken konnte, welcher immer noch die Schmetterlinge in meinem Bauch erfreut tanzen ließ. Die Neuheit dieser Sache war noch lange nicht verflogen und ich fragte mich, ob dieses tolle Gefühl wenn er mir Nahe war, wohl lange bleiben würde oder vielleicht sogar niemals weggeht. Falls er wirklich die Person ist, mit dem ich eine Beziehung eingehen könnte.

Wir mussten drinnen nicht einmal wirklich lange warten, bis wir in ein Besprechungszimmer gebeten wurden und Louis mich still fragte, ob er mich begleiten oder draußen warten sollte. Natürlich wollte ich ihn dabei haben, immerhin war er der Grund für diese ganze Sache und ich bin mir sicher, dass ich in einigen Punkten seine Hilfe benötigen würde. Außerdem musste er dafür da sein, dass ich nichts verschwieg und nichts vergas. Mir ist klar geworden, dass das wirklich wichtig für Teddy war.

Nachdem die nette Frau sich als Nadine vorgestellt hatte, kramte sie ein paar Unterlagen heraus und widmete mir dann ihre ganze Aufmerksamkeit, nachdem sie mich dazu aufgefordert hatte, meine Geschichte zu erzählen.

"Eigentlich lief immer alles gut in unserer Familie. Ich hatte eine tolle Kindheit, Eltern die mich lieben und ich hatte halt einfach.. eine Familie. Aber als mein kleiner Bruder geboren wurde, ging es lediglich noch ein Jahr so weiter und an seinem ersten Geburtstag, ist mein Dad verschwunden und seitdem nie mehr aufgekreuzt." Tatsächlich hatte ich beschlossen, denen vom Jugendamt nichts von den Briefen zu erzählen, da ich es einfach zu Privat fand und ja auch gar nicht wusste, was darin stand. Außerdem hatte ich die Hoffnung, dass sie uns dann vielleicht nicht dort hinschicken würden, auch wenn das wahrscheinlich absurd war. "Nachdem mein Vater verschwunden war, fiel unsere Mutter in ein tiefes Loch. Anfangs trank sie lediglich, kümmerte sich wenig um meinen Bruder, aber ging wenigstens noch arbeiten. Wir sind umgezogen, in eine kleinere Wohnung, weil unsere Mutter das Haus mit ihrem geringen Einkommen natürlich nicht zahlen konnte, also fing ich mit sechzehn direkt an, arbeiten zu gehen und Geld zur Miete beizusteuern. Nun ist es jedoch seit einem Jahr bereits so, dass meine Mutter..", ich sah kurz zu Louis, um etwas Kraft zu sammeln, denn nun von den illegalen Drogen zu sprechen, die meine Mum nahm, würde ihr noch mehr versauen, als sowieso schon und in Gefahr bringen. Doch Louis nickte mir aufmunternd zu und griff nach meiner Hand, die sich hilfesuchend in meinen Oberschenkel gekrallt hatte, weswegen ich einmal tief durchatmete und dann weiter sprach. "Dann fing meine Mutter damit an, illegale Drogen einzunehmen. Das einzige, was ich beobachten konnte, waren Kokain und zurzeit Heroin.. ich kenne mich damit ja auch nicht aus."

Die Frau vom Jugendamt nickte und schrieb sich ein paar Dinge auf, ehe sie nach ihrem Telefon griff und meinen Blick suchte, bevor sie tatsächlich einen Anruf tätigte.

"Ich hoffe, dir ist klar, dass ich leider dazu verpflichtet bin, die Polizei zu verständigen?", fragte sie mich und ihre Stimme klang dabei so liebevoll, dass ich nur kaputt nicken konnte und meine andere Hand ebenfalls um Louis' legte. "Sobald dies geschehen ist, werden sie zuerst zur Wohnung eurer Mutter fahren und sie sehr wahrscheinlich erstmal mitnehmen. Wir fahren jetzt aber ebenfalls hin und du kannst ein paar Sachen zusammenkramen. Ich kümmere mich währenddessen darum, dass du und dein Bruder einen Schlafplatz im Heim habt."

"Sie können beide bei mir wohnen", unterbrach Louis sie und setzte sich etwas aufrechter hin, als sie ihn fragend ansah. "Ich kenne die beiden Brüder nun schon länger und hatte sie in schlimmen Nächten bereits aufgenommen. Ich stelle mich gerne zur Verfügung." Ich strahlte Louis nach dieser Aussage an und bekam nur ein lächeln mit roten Wangen zurück, ehe die Jugenamt-Mitarbeiterin uns ebenfalls ein lächeln schenkte und nickte.

"Das ist ja noch besser. Ich werde euch natürlich in die Wohnung begleiten und ich würde sagen, wir fahren jetzt gleich los."

Louis und ich nickten zur Bestätigung und hörten ihr noch dabei zu, wie sie die Polizei verständigte, ehe wir uns auf den Weg zu den Autos machten und dann zu meinem Zuhause fuhren.

Während der Fahrt wurde mir etwas schlecht, da ich nicht wirklich wusste, was ich erwarten sollte und Louis versuchte mich zwar zu beruhigen, jedoch klappte dies nicht so richtig. Und ganz schlimm wurde es, als wir an unserem Mehrfamilienhaus ankamen und ich dabei zusehen konnte, wie die Polizisten meine Mutter abführten und ich ihr noch nicht einmal richtig Auf Wiedersehen sagen konnte.

[...]

Jetzt geht plötzlich alles ganz schnell... mal sehen, was sie dort noch so vorfinden werden..

Wer Interesse hat; ich habe gerade eine neue Larry Story veröffentlicht. Sie heist „Yesterday is Gone" und ist ab sofort auf diesem Account zu finden. Vielleicht möchtet ihr ja vorbei schauen, auch, wenn ich sie alleine schreibe (:

Maybe we see each other there 🥰👋🏼❤️

xoxo Michelle

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