Ch. 38 ➳ Debate
Louis POV
Zwar war ich durch Liams Vermutung ein wenig darauf vorbereitet worden, was bei Harry los sein könnte, aber das dies sich nun tatsächlich bestätigte, schockierte mich. Ich war nicht darauf gefasst gewesen, dass seine Stimme so hart und hasserfüllt klingen konnte und das er glaubte, ich würde nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, erschrak mich umso mehr. Was musst der Junge vor mir schon alles durchgemacht haben? Dinge, die er mir sicher noch verschwieg, weil er glaubte, damit vor mir schwach zu wirken. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ich fand keine richtigen Worte und entschied mich schlussendlich, Harry nah an mich heranzuziehen, um ihn einfach im Arm zu halten und ihm dadurch zu versichern, dass ich bei ihm war und das ich bei ihm bleiben würde.
,,Ich werde mich nicht von dir fern halten, geschweige denn gehen, hörst du? Ich bin hier für dich, ich werde immer für dich hier sein." Ich drückte ihm einen Kuss auf den Stück Stoff, der sein Schlüsselbein bedeckte und endlich erwiderte Harry die Umarmung, legte seine schützenden Arme auch um mich. ,,Warum?", hauchte Harry zittrig, ,,Bisher ist jeder früher oder später gegangen. Selbst mein eigener Vater hat es nicht mehr mit mir ausgehalten. Wenn Zayn oder du mich verlassen würdet, ich könnte es euch nicht übel nehmen. Ich bin nutzlos, zu nichts zu gebrauchen..". Ich drückte ihn nur noch enger an mich, wollte diese Worte, diese Lügen, die er über sich selbst glaubte, aus seinem Mund nicht hören.
,,Ich bin aber nicht jeder und Zayn auch nicht. Wir werden dich nicht verlassen, das kann ich für uns beide sagen. Freunde sind füreinander da, egal wie schwierig die Zeiten sind", nach diesem Satz drückte ich Harry einen kurzen Kuss auf die Lippen, wollte uns einander etwas zum Atmen geben und ihm zeigen, dass wir beide doch weitaus mehr als Freunde waren und ich ihn deshalb erst Recht niemals verlassen wollen würde. ,,Ich liebe dich Louis", mein Herz flatterte bei diesen Worten auf und anstatt etwas zu sagen, verband ich unsere Lippen noch einmal miteinander, er sollte nicht glauben, dass er mir nicht wichtig war.
,,Warum hast du nicht eher mit mir geredet Harry? Vielleicht hätte ich schon eher irgendwie für dich da sein können, dir irgendwas abnehmen können oder wenn du nur hättest reden wollen, dann auch das. Ich hätte mir jede Sorge angehört und versucht, den passenden Rat zu finden. Merk dir jetzt bitte, dass du immer mit mir reden kannst." ,,Ich hab mich geschämt Louis, so sehr geschämt und wollte erst Recht nicht dich wundervollen Menschen mit meinen Problemen belasten. Meine Mutter war früher ein wundervoller Mensch, der steckt da noch immer irgendwo drinne und ich habe mir Vorwürfe gemacht, fühle mich schuldig, dass Teddy ohne Vater und ohne richtige Mutter aufwachsen muss."
,,Du bist nicht Schuld und du belastet mich auch nicht. Irgendwas müssen wir tun Harry." ,,Wir?" Er zog seine Augenbrauen fast schon skeptisch in die Luft. ,,Natürlich, jetzt wo ich davon weiß, lass ich dich doch erst Recht nicht im Stich. Ich unterstütze dich wo ich kann", murmelte ich und zeichnete sanft Muster auf seine Handinnenfläche, die er mir plötzlich entzog. ,,Ich will und brauche dein Mitleid nicht Louis, ich schaff das auch allein. Ich schaffe das seit drei Jahren allein." Ich wusste, dsss Harry eine Mauer um sich herum aufgebaut hatte, nun erkannte ich sie eindeutig und auch wenn Zayn nichts genaueres wusste, nun wunderte es mich nicht mehr, dass er Harry so vor mir schützen wollte. Aber ich war bereit, Harry Stein für Stein zu helfen, diese Mauer abzubauen, damit er endlich wieder sorgenfrei lächeln konnte.
,,Die letzten drei Jahren hattest du mich nervigen Klumpen auch noch nicht am Bein. Und natürlich möchte ich helfen, weil mir eure Situation leid tut, aber noch mehr möchte ich helfen, weil Teddy und du mir ans Herz gewachsen seid. Wenn du das nicht für dich zulassen kannst, dann lass es wenigstens für Teddy zu. Denk daran, dass er endlich wieder vollständig ein Kind sein könnte und die Sorgenfalte auf deiner Stirn nur noch eine ferne Erinnerung für ihn wird, bevor sie vollständig verblasst." Wieder ergriff ich seine Hände und diesmal ließ er es geschehen, erwiderte sogar den Druck leicht. ,,Deswegen wollte ich mich nie verlieben", Harrys Stimme klang ernst, aber sein leichtes Lächeln beruhigte mich. ,,Ich will dich da nicht mit reinziehen, aber genauso wenig kann ich dir widerstehen", raunte mein Gegenüber weiter und ließ mich stolz lächeln. Das war schonmal ein Anfang.
,,Also gut, was schlägst du vor? Wie kann man mir verkorkster Persönlichkeit helfen?", fragte Harry, dass in seiner Aussage für ihn selbst etwas Wahrheit mitschwang, machte mich fertig, aber das würden ich ihm noch irgendwie austreiben. Er musste lernen, dass er weder verkorkst, noch komisch, noch eine verlorene Seele war. Er war ein toller Mensch, der mein Herz im Sturm erobert hatte und wenn es sein müsste, würde ich es ihm liebend gern jeden Tag aufs Brot schmieren. ,,Erstmal schlage ich vor, dass du aufhörst so von dir zu sprechen und zweitens, du sagtest gerade, ich wäre der Grund gewesen, weshalb du noch lächelnd in den Tag starten kannst und du bist der Grund für mich. Wärest du nicht da gewesen, sobald Finn sich von mir getrennt hat, wäre ich in ein tiefes schwarzes Loch gefallen."
,,Das glaube ich nicht. Du hast doch noch Liam und Niall", erwiderte Harry, dennoch zuckten seine Mundwinkel nach oben. ,,Doch, das kannst du ruhig glauben. Und mit Liam und Niall wäre es nicht dasselbe gewesen. Niemals könnten sie mir solche Zuneigung geben, wie du es getan hast, zumal Liam auch mit Finn befreundet ist und sicher versucht hätte zu vermitteln. Aber genug davon, ich würde wirklich vorschlagen, dass wir jetzt zum Jugendamt fahren und uns dort die nötige Hilfe suchen, damit auch deiner Mutter geholfen werden kann."
Sofort fiel Harrys Lächeln und er schüttelte den Kopf. ,,Nein, das ist unmöglich. Es muss eine andere Lösung geben, aber Jugendamt ist keine Option." Harrys Gesicht sah verzweifelt aus und machte mir Sorgen. ,,Aber warum denn nicht? Die werden dir helfen können. Du hättest so viel weniger Druck, der auf deinen Schultern lastet", versuchte ich, Harry zu überzeugen, der immer noch den Kopf schüttelte. ,,Teddy und ich müssten zu unserem Vater ziehen. Keine Ahnung, wo der wohnt, aber es wäre sicher weit weg von dir und das ertrage ich neben meinem Vater erst recht nicht. Ich brauche dich, nicht meinen Erzeuger. Und wer weiß, ob wir unsere Mutter dann jemals wiedersehen, nachher verbieten sie es." Harry rollte vor lauter Sorgen wieder eine Träne über die Wange und sofort drückte ich ihn an mich, um ihn zu beruhigen.
,,Du bist volljährig, du darfst entscheiden, wo du wohnen möchtest und Teddy wird sich auch äußern dürfen und mit Sicherheit sagen, dass er bei dir bleiben möchte. Ihr könntet zu mir ziehen, solange, bis deine Mutter eine Therapie macht und danach wird dann alles besser, da bin ich mir ganz sicher. Wenn wir zusammenhalten und du erlaubst, euch zu helfen, geht es schon bald wieder bergauf", ich streichelte Harrys Wange, doch die Sorgenfalte verschwand noch nicht. ,,Das kann ich nicht annehmen, du hast schon so viel für uns getan. Das ist dein Zuhause, das möchte ich nicht auch noch mit Teddy einnehmen."
,,Harry, nun lass es doch zu, lass mich dir helfen, bitte", ich küsste ihn verzweifelt, auch wenn das kein Argument war, ich hoffte ihn damit zu ermutigen. ,,Ich nehme euch gerne bei mir Zuhause auf. Du kannst selbstverständlich bei mir im Bett schlafen und Teddy, dem machen wir ein Zimmer aus Finns altem Arbeitszimmer, sollte das alles länger dauern", für mich war das vollkommen selbstverständlich, Harry das anzubieten. Er war mehr als ein Freund für mich und ich wollte ihm helfen. Ich konnte verstehen, dass er nicht zu seinem Vater möchte, aber zu seiner Mutter kann er auch nicht zurück, erst Recht nicht mit Teddy.
,,Was hab ich nur getan, um so einen Engel wie dich zu verdienen?" Der Lockenkopf streichelte meine Wange, ließ meinen Körper kribbeln und zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. ,,Ich bin mit Sicherheit kein Engel, aber du verdienst das beste und deshalb versuch ich auch, dir zu geben was ich kann, auch wenn es vielleicht nicht genug ist..", seine Lippen pressten sich auf meine und unterbrachen mich damit. ,,Machst du Witze? Du tust mehr, als ich jemals verlangen würde. Aber wenn wir jetzt zum Jugendamt gehen sollten, was machen wir mit Teddy? Er soll das nicht mitbekommen." ,,Ich rede kurz mit Niall, okay? Der passt sicher gerne auf ihn auf und dann machen wir uns auf den Weg."
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Hättet ihr an Louis Stelle auch so gehandelt und Harry das Jugendamt empfohlen? Und hättet ihr es an Harrys Stelle angenommen?
All the love xx
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