Ch. 3 ➳ Little White Lies
Harry POV
"Ich hasse Montage", seufzte Amalia, als sie ihre Sachen ablegte und nun dazu bereit war, meine Schicht an der Kasse anzutreten.
Grinsend holte ich die Kassette aus der Hülle und nahm meine Trinkflasche, als ich aus dem kleinen Kassenbereich austrat und meine Freundin sich auf dem Stuhl breit machte, welcher nach einer Stunde schon nicht mehr wirklich bequem war. Die Leute schienen das Geschehen bereits neugierig zu beobachten und warteten nur darauf, dass Amalia nun die Kasse öffnen und die Menschen sich hier anstellen könnten. Ich verdrehte die Augen und stützte mich ab, während Amalia sich anmeldete.
"Wieso das denn?", fragte ich also nach, um das Gespräch aufrecht zu erhalten und meine Freundin schaute mich mit einem Blick an, der mich hätte töten können, wenn sie nicht kurz danach von mir abgelassen hätte.
"Weil die Menschen sich denken 'Oh, ich konnte gestern nicht einkaufen gehen also werde ich heute all das nachkaufen gehen, was mir gestern gefehlt hat'. Und weil Montag ist, sind die Menschen auch noch müde und total schlecht gelaunt, weswegen sie es liebend gern an uns auslassen."
"Ich könnte schwören, du hättest gerade dich selbst beschrieben", gab ich grinsend zurück und sie streckte mir die Zunge raus, ehe sie die Kasse eröffnete und ich mich auf dem Weg zum Chef machte, um das Geld in meiner Kassette zu zählen.
Tatsächlich ging das genauso schnell wie sonst und da mein Chef wusste, dass es für mich wirklich wichtig war, den Bus zu erwischen, verabschiedete ich mich schon mal von ihm und Amalia, welche einmal so tat, als würde sie sich erschießen, weswegen ich grinsend den Laden verließ, der dafür sorgte, dass unsere Familie sich noch normal ernähren konnte.
Die Busfahrt verging relativ schnell und es dauerte nicht lange, da schaute ich bereits auf das bunt angemalte Haus, welches ich heute Morgen verlassen hatte. Irgendwie machte sich ein komisches Gefühl in mir breit, als mir bewusst wurde, dass mein kleiner Bruder sich hier wahrscheinlich besser fühlt, als Zuhause. Ich wollte wirklich, dass sein Leben so gut wie nur irgendwie möglich verlaufen könnte und würde wirklich alles für ihn tun.
Seufzend betrat ich das Gebäude, hielt einer Mutter die Tür auf, welche mehr mit ihrem Handy als mit ihrem Kind beschäftigt war und es deswegen wahrscheinlich auch nicht für nötig hielt, sich bei mir zu bedanken, ehe ich endlich bei der neuen Gruppe meines Bruders ankam und sah, wie dieser mit Louis in einer Ecke saß und Dominosteine aneinander reihte.
"Hey Großer", begrüßte ich ihn und sobald Teddy meine Stimme hörte, sprang er auf und rannte mir in die Arme. Grinsend nahm ich ihn hoch und spürte sofort, wie mein Herz sich vor Freude zusammenzog, als ich den kleinen wieder in meinen Armen hatte und wusste, dass er sicher vor allem war, was ihm in irgendeiner Weise weh tun könnte. "Ich hab dich vermisst. Wie war dein erster Tag? Hast du schon Freunde gefunden?"
Sobald ich ihm diese Fragen gestellt hatte, zeigte sich sofort die Sorgenfalte auf seiner Stirn, die ich durch mich kannte, weswegen ich etwas stutzig wurde und ihn auf dem Boden absetzte. Mein kleiner Bruder hingegen, schien kurz nachzudenken, ehe er wieder ein lächeln auf den Lippen hatte und ein "Gut", antwortete, bevor er zu seinem Haken ging und seine Hausschuhe eigenständig zu seinen Stiefeln wechselte.
"Hey, vielleicht hast du es ja jetzt nicht ganz so eilig", grinste Louis und stemmte die Hände in die Hüften, weswegen ich lachte und mich auf einem der kleinen Stühle nieder ließ. So langsam spürte ich die Kopfschmerzen, welche aufgrund des wenigen Schlafes auftraten und ich massierte mir die Schläfe, ehe ich seufzte und zu dem hübschen Mann aufschaute. Dieser sah mich immer noch mit den tiefen blauen Augen an und hatte ein interessiertes lächeln auf den Lippen, während ich kurz auf meiner Unterlippe kaute und dann seufzte.
"Ich bringe Teddy morgens vor der Schule vorbei und muss daher schnell den nächsten Bus erwischen, um nicht selber zu spät zu kommen", antwortete ich also ehrlich, immerhin hörte sich das nicht allzu komisch an und er würde das sicher nachvollziehen können. Wobei ich auch irgendwie geahnt hatte, dass die nächste Frage wohl oder übel kommen würde.
"Kann ihn eure Mutter oder euer Vater nicht zur Schule bringen?", fragte Louis nach und setzte sich vor mir auf den Boden, um mir anscheinend zu zeigen, dass er nichts gegen ein längeres Gespräch einzuwenden hatte. Doch ich wollte ihm wirklich nicht den wahren Grund für mein Verhalten erklären, immerhin wusste das keiner und erst Recht nicht, würde ich irgendeinem wildfremden Erzieher davon erzählen. Deswegen drehte ich mich einmal zu Teddy um, nur um zu sehen, dass er damit begonnen hatte, mit einem Mädchen mit ein paar Barbies zu spielen, weswegen ich wieder zu Louis schaute und lächelte.
"Nein, leider nicht. Unsere Mum muss Morgens sehr früh aus dem Haus und da es zeitlich mit der Busroute klappt, habe ich mich angeboten. Dann kann ich Morgens noch etwas mehr Zeit mit ihm verbringen. Meine Eltern leben getrennt, deswegen kann unser Vater ihn auch nicht bringen", sagte ich und fühlte mich nicht ganz so schlecht, da wenigstens nur die Hälfte gelogen war, doch dann kam mir Teddys Verhalten von eben wieder in den Sinn und ich runzelte die Stirn. "Ist heute alles okay gewesen?"
"Ja", antwortete Louis, jedoch wussten wir beide, dass die Antwort viel zu schnell kam, weswegen er seufzte und mit den Schultern zuckte. "Theodore hat sich mit dem Spitznamen vorgestellt, den du ihm gibst und viele der anderen Kinder haben sich über ihn lustig gemacht. Aber ich bin mir sicher, dass dieses Verhalten nicht von Dauer sein wird und wenn es nicht besser wird, werde ich natürlich selbst dafür sorgen, dass sich etwas ändert", versicherte mir der Wuschelkopf und ich wollte gerade antworten, da spürte ich ein Gewicht auf meinem Rücken und ein Kinn auf meiner Schulter, weswegen ich grinste und unter die Beine meines kleinen Bruders griff, um ihn besser festhalten zu können.
"Danke", antwortete ich dann ehrlich, stand mit Teddy auf dem Rücken auf und verabschiedete mich dann von Louis, ehe wir den Bus nach Hause nahmen.
*****
Sobald wir Zuhause ankamen, machte ich mich daran, das Abendessen zu kochen, während Teddy sich vollkommen auf unsere Mutter stürzte. Ich hatte natürlich vorher nachgesehen, wie ihr Zustand war, damit Teddy keine komischen Verhaltensweisen entdecken könnte und tatsächlich, war sie bisher nur angetrunken und noch Kontaktfähig.
Ich hörte meinen kleinen Bruder lachen, als unsere Mutter ihn durch kitzelte und auch auf meinen Lippen entstand ein lächeln, als ich die Reste der Tomaten in den Mülleimer schmiss und fast im selben Atemzug die Einwegspritzen entdeckte, die noch ganz frisch zu sein schienen, denn heute Morgen waren sie noch nicht dort gewesen.
Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus, als ich den halb vollen Müllsack raus nahm, einen Knoten rein machte und direkt nach unten in die Mülltonnen brachte. Müde strich ich mir übers Gesicht, ehe ich wieder in unserer Wohnung ankam und die Teller und das Besteck raus suchte, um es auf unserem Esstisch zu verteilen. Außerdem gab ich allen noch ein Glas Wasser und rief die beiden dann zum Essen, weswegen sie wenig später erschienen und ich in die Roten Augen meiner Mutter schaute, die seltsam glücklich wirkten.
"Guten Appetit", sagte Teddy laut, nachdem er unsere Hände ergriffen hatte und unsere Mum und ich erwiderten die Worte, ehe wir zu Essen begannen und mein Bruder von seinem ersten Tag erzählte.
Ich hingegen hatte lediglich die benutzten Spritzen im Kopf, die ich bisher noch niemals hier im Haus gesehen hatte, denn bisher, war es immer nur Alkohol gewesen.
[...]
Kapitel drei ist damit offiziell beendet. Harry hat unseren Louis etwas belogen und Amalia habt ihr auch kennengelernt (natürlich :3)
Wie gefällt euch die Geschichte so far? Wir freuen uns, dass ihr alle Finn gut leiden mögt (:
Ich wünsche euch einen schönen Abend; See you soon ❤️
xoxo Michelle
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