Ch. 26 ➳ Angel and Devil
Louis POV
Trotz das Harry und ich das mit seiner schlechten Laune schnell geklärt und ich gehofft hatte, dass das Drama um Liebe nun erst einmal vorbei sein würde, schnitt ich mich gewaltig. Der Kuss von Harry auf meine Stirn brachte mich gewaltig aus dem Konzept. Vielleicht war das seine Absicht gewesen, mich um den Finger zu wickeln, ich wusste es nicht, aber gerade fühlte ich mich wie ein Fisch an zwei Angeln. Die eine gehörte zu Finn, der sie aber am Steg liegen gelassen hatte und gegangen war und die andere gehörte zu Harry, der mich für sich haben und Finn loswerden wollte, obwohl dieser sowieso nur noch in meinem Herzen einen Platz hatte. Diesen versuchte ich langsam aber sicher frei zu machen, denn das Finn nicht mehr zu mir zurückkehren würde, dessen war ich mir in den Wochen nach der Trennung schon bewusst geworden.
Ich musste ihn unbeabsichtigt wirklich ziemlich verletzt haben, aber zu dem Zeitpunkt hatte er bloß Hirngespinste gehabt. Ich hatte nichts für Harry empfunden, doch nun war ich mir dem nicht mehr so sicher. Als hätte der bloße Kuss auf meine Stirn jede einzelne Nervenzelle in meinem Körper angeregt, nur damit ich darüber nachdachte, was ich für ihn empfand, ob da unterbewusst nicht doch noch etwas mehr war als Freundschaft. Ich dachte über jede einzelne Sekunde nach, die Harry und ich miteinander verbracht hatten, vorwärts und rückwärts und doch kam ich am Ende immer wieder auf die gleiche Lösung. Ich hatte keine Ahnung.
Womöglich empfand ich etwas für Harry, vielleicht aber auch nicht, ich war mir dessen total unsicher. Ich genoss jedes Treffen, jedes Mal wenn wir uns sahen, aber ob das mittlerweile die freundschaftliche Grenze überschritten hatte, konnte ich nicht sagen. Vielleicht, ohne das ich es gemerkt hatte. Er war so ein süßer, liebenswerter, freundlicher Junge, wer mochte soetwas schon nicht? Zudem war er wirklich gutaussehend, nahezu ungewollt heiß, makellos und das konnte ich auch sagen, ohne etwas für ihn zu empfinden. Es war eine ganz objektive Beobachtung. Doch was ich mit dieser Beobachtung anfangen sollte, war auch noch ungewiss.
All diese Gedanken hatten mir den Schlaf geraubt und mich am nächsten Tag ziemlich müde beim Kindergarten antanzen lassen, doch ich versuchte mich für die Kinder zusammenzureißen. Harry gegenüber verhielt ich mich normal, nicht mehr so freundschaftlich distanziert, weil das ihm ja auch schlechte Laune bereitet hatte, aber immer noch alles auf einer nicht zu nahe kommenden Ebene. Zumindest schien Harry nicht aufzufallen, dass ich mich irgendwie anders verhielt, auch wenn ich mich seltsam fühlte, weil nun die ganze Zeit Hintergedanken in meinem Kopf herumwuselten. Einige schrien sogar davon, nicht nur von Harry auf die Stirn sondern auch auf den Mund geküsst zu werden.
Es war wie mit Engel und Teufel auf der Schulter. Der Engel sagte mir, ich solle erst einmal das mit Finn vollständig verarbeiten und Harry solange keine falschen Hoffnungen machen, um ihn nicht zu verletzen, während mir der Teufel dazu riet, einfach mal zu gucken, was passiert, wenn ich mich auf Harry und seine Gefühle einlasse, meinen Hintergedanken nachgehe. Eigentlich sollte ich mit der Version des Engels vollkommen zufrieden sein, doch der Vorschlag des Teufels zog mich an, warum nicht einfach mal probieren? Vielleicht hätte ich dann tatsächlich Gewissheit, was meine verrückten Gefühle mir zu sagen versuchten.
Das Wochenende wurde nicht besser, ständiges Hin und Her, bei dem auch meine Freunde mir nicht helfen konnten. Sie waren genauso unterschiedlicher Meinung wie Engel und Teufel, Liam als ersteres, Niall als letzteres. Dafür schrieb mir Harry am Samstag eine Nachricht auf WhatsApp, was mich wieder zum Lächeln brachte und mich für kurze Zeit davon ablenkte, dass er der Grund für mein inneres Chaos war. Er erzählte mir darin, dass er gestern mit Teddy bei Zayn übernachtet und nochmal mit diesem gesprochen hatte, was die Sache mit dem Lückenbüßer angeht. Natürlich machte es mich glücklich, dass Harry einen besten Freund hatte, dem er sich so anvertrauen konnte, trotzdem hatte ich Sorge, dass Zayn es noch irgendwie schaffen könnte, das Harry nichts mehr mit mir zu tun haben möchte, auch wenn das sicher nicht seine Absicht ist.
Sobald Harry Theodore am Montag in den Kindergarten brachte, schien der Kleine voller Energie und spätestens da hätte ich gemerkt, dass er irgendwo anders als Zuhause geschlafen haben musste, denn sonst war er immer ziemlich müde. Mittlerweile umarmte der Junge mich immer zur Begrüßung, freute sich riesig mich zu sehen und das Leuchten, dass dabei in Harrys Augen entstand, weil sein kleiner Bruder sich so wohl fühlte, machte auch mich glücklich. Sobald Harry weg war und wahrscheinlich schon im Bus saß, auf dem Weg zur Schule, zupfte Teddy an meinem Hosenbein und bekam dadurch meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
,,Warum bist du nicht bei den anderen im Gruppenraum Teddy?", fragte ich den braunhaarigen Lockenkopf, welcher mich breit grinsend anschaute. ,,Ich hab eine Frage", sprach er und lächelte weiter, auch wenn es so aussah, als würde er es verstecken wollen. ,,Dann erzähl mal, was du wissen möchtest", forderte ich ihn auf. ,,Wann können Hazza und ich dich mal wieder besuchen kommen?" Er stellte mir seine Milchzähne zur Schau und brachte nun auch mich zum Lächeln. Ich fand es süß, dass er fragte, dies zeugte davon, dass er sich bei mir wohl fühlte und ich in meinem Job alles richtig machte. ,,Das weiß ich nicht, aber Harry und du seid immer willkommen und könnt immer vorbeikommen, wann ihr möchtet. Weshalb fragst du?"
Ich kniete mich zu Teddy, um mit ihm beim Gespräch auf Augenhöhe zu sein. ,,Weil Harry dann glücklich ist und ich mag es, wenn Harry glücklich ist, dann bin ich auch glücklich", kicherte er und strahlte herzlich. Der Junge unterschied sich ein wenig von den anderen in seinem Alter, aber wenn ich daran dachte, was wohl alles bei ihnen Zuhause los war, war es klar, das er etwas schneller erwachsener wurde, nicht nur an sich und Spielsachen dachte, sondern auch wollte, dass es Harry bei all dem Stress gut geht. ,,Ich bin auch glücklich, wenn ihr bei mir seid", erwiderte ich und wuschelte Teddy durch die Locken. ,,Ich weiß", kicherte er und ließ mich schmunzeln. ,,Ich kann ja nachher einmal mit Harry sprechen und ihn fragen, wann ihr beide wieder vorbei kommen könnt."
Dass der Kleine wohl eher gemerkt hatte, was Harry für mich tat, als ich selbst, musste schon etwas heißen. Aber es war schön zu hören, dass ich Harry spürbar glücklicher machen konnte, denn er tat schlussendlich dasselbe für mich. ,,Außerdem, wenn wir bei dir sind und Harry mehr lacht, sieht er nicht mehr aus wie ein alter Mann", nun prustete ich los und Teddy lachte ebenfalls über seinen Kommentar. ,,Dein Bruder ist doch jung, wieso glaubst du, er würde wie ein alter Mann aussehen?" ,,Weil er sonst hier", Teddy zog eine Linie über seine kleine Stirn, ,,eine Falte hat und das haben sonst nur Opis." ,,Achja? Schaumal", ich zog meine Stirn in Falten, ,,bin ich nun auch ein Opi?" ,,Ja", Teddy krümmte sich vor Lachen und als ich deshalb begann, ihn zu kitzeln, rannte er schreiend vor mir weg. Das ich ungewollt wieder über den Stirnkuss nachdachte, versuchte ich zu verdrängen.
Ich wurde nervöser, umso später es wurde und umso näher die Zeit rückte, die Harrys Rückkehr bedeutete. Natürlich fand ich es schön, was Teddy zu mir über seinen großen Bruder gesagt hatte, aber das meine Gefühle stark danach riefen, dass für Harry zu erwidern machte mir Angst. Und ich glaubte, langsam aber sicher, gewann der Teufel auf meiner Schulter, denn ich wollte Gewissheit, ich wollte nun wissen, ob ich etwas für Harry empfand oder nicht, ob mir nur der Kuss auf die Stirn gefallen hatte oder die Person dahinter mein Herz zum flattern gebracht hatte. Deshalb rief ich Harry, sobald er kam, um Teddy abzuholen, ins Büro, während Niall noch auf seinen kleinen Bruder achtete.
,,Teddy hat heute etwas zu mir gesagt", fing ich an, während ich mich an den Schreibtisch lehnte. Harry bekam große Augen, schien genau zu wissen was, tat dennoch so, als hätte er keine Ahnung. ,,Ja? Teddy redet viel, wenn der Tag lang ist", Harry lachte nervös und fuhr sich durch die Locken. ,,Er hat gesagt, dass ich dich glücklich mache und du dann mal nicht wie ein alter Opa aussiehst", grinste ich und bekam von Harry seine Zunge rausgestreckt, auch wenn der erste Teil des Satzes seine Wangen rot werden ließ. ,,Und ich hab darüber nachgedacht, dass auch du mich glücklich machst und ich deshalb gerne etwas ausprobieren würde", ich kam Harry näher, seine grünen Augen strahlten mir entgegen.
Es war falsch, dass wusste ich, nun nutzte ich doch seine Gefühle für mich aus, aber meine eigenen Gefühle machten mich ebenfalls wahnsinnig und ich konnte das Chaos nicht ausstehen. Zudem fühlte ich mich schlecht, weil Finn doch von Anfang an Recht zu haben schien, er schien mögliche Gefühle meinerseits für Harry eher erkannt zu haben, als ich selbst, bevor ich überhaupt darüber nachgedacht hatte, dass sie existieren könnten. ,,Tut mir leid", murmelte ich schließlich, denn mir tat es wirklich leid, ihm vielleicht falsche Hoffnungen zu machen. Doch ich konnte nicht anders, vergaß den Engel und hörte auf den Teufel, sodass ich auch das letzte Stück überbrückte und meine Lippen mit Harrys verband.
___
Nun hat Teddy tatsächlich mit Louis darüber gesprochen...und Louis hat Harry geküsst, was sagt ihr dazu? Hättet ihr eher auf den Engel oder auf den Teufel gehört?😳
All the love xx
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top