Ch. 24 ➳ Rebound

Louis POV

Als Harry sagte, worüber Zayn sich bei ihm sorgte und was dadurch bei ihm wiederum schlechte Laune verursachte, wurde mir etwas mulmig im Bauch. Natürlich war sein kleiner Angriff an mich nicht nett gewesen, aber es hieß ja nicht umsonst, das man blind vor Wut sei. Doch Zayns Sorge wiederum, Harry sei nur ein Lückenbüßer verstand ich nicht so richtig. Eigentlich hatte ich schon beim Kinobesuch darauf geachtet, Harry nicht näher zu kommen, als Freunde es tun würden. Mein Verhalten war kontrolliert, jedes Mal, wenn wir einander begegneten und uns trafen, aber ich empfand es als richtig so.

Ich wollte ihm keine falschen Hoffnungen machen, auch wenn er ein sehr süßer Junge und genau mein Geschmack war, solange es wegen Finn noch in meinem Herzen ziepte, hielt ich es wie Liam für besser, erst einmal nur eine Freundschaft zu führen. Aber genauso wie Niall sah ich es auch so, besser nicht auf dem Sofa zu verrotten, sondern wieder rauszugehen und neue Seiten des Lebens zu entdecken und kennenzulernen. Damit kam ich am besten über Finn hinweg und Harry war eine große Hilfe.

,,Oh..", entfloh es schlussendlich meinem Mund, um auf Harrys Aussage einzugehen. ,,Ich habe nie ansatzweise daran gedacht, dass du ein Lückenbüßer für Finn bist", fügte ich ehrlich hinzu, denn dies entsprach der Wahrheit, ,,fühlst du dich als Lückenbüßer?" Ich hoffte, Harry würde diese Frage verneinen, ansonsten wüsste ich nicht, was ich mit mir anfangen soll. Ich gab mir wirklich alle Mühe, dass es nur auf freundschaftlicher Ebene blieb, es eben nicht zu etwas kommen würde, wo einer von uns zwei sich wie auf der Ersatzbank fühlen würde, aber scheinbar hatte es bei Zayn noch einen anderen Eindruck gemacht. Das erklärte vielleicht auch, warum er nur abgehackt mit mir sprach, wenn er Teddy Dienstags abholte oder mich vollkommen mied. Er hatte Angst, dass ich seinen besten Freund verletzen würde, wobei das niemals in meiner Absicht gelegen hatte, aber wer weiß auch schon, welche Gefühle Harry ihm mir gegenüber genannt hatte.

Ich hatte auch schon überlegt, einen glatten Schnitt zu machen, den Kontakt zu Harry zu beenden, um es ihm leichter zu machen, seine Gefühle für mich zu vergessen, doch zwei Sachen machten mir einen Strich durch die Rechnung. Die erste war, dass wir wegen Teddy sowieso in Kontakt stehen müssten und zweitens war ich viel zu gern mit Harry befreundet, um das zu beenden. Ich wollte für ihn da sein, ihn, wenn auch nur kurz, umarmen und ihn dabei unterstützen, was Teddy anging. Vielleicht war es egoistisch von mir, Harry weiter meiner Nähe auszusetzen, vielleicht würde das Harry aber auch eine ganze Menge Schmerz ersparen, denn wenn ich den Kontakt beenden würde, für uns beide würde etwas zusammenbrechen, doch gemischt mit seinen Gefühlen, würde er sicher noch eine ganze Ecke mehr Schmerz empfinden. Der Junge jagte mich durch ein Gefühlschaos, ohne es überhaupt zu wissen, aber ihn traf auch keine Schuld.

,,Nein", antwortete Harry schließlich und ließ mein Herz erleichtert aufhüpfen, ,,wir sind Freunde, ein Lückenbüßer wäre für mich etwas anderes", murmelte er weiter und ich wusste worauf er anspielte, aber zum Glück war nichts dergleichen der Fall. Wären wir gleich nach der Trennung von Finn zusammen gekommen, ohne das ich etwas für Harry empfand, dann wäre er viel eher ein Lückenbüßer. ,,Aber wenn du es nicht so siehst, wieso hast du dann so schlechte Laune?", traute ich mich zu fragen und schob ein, ,,Wenn ich fragen darf", hinterher, um nicht wieder von Harry angemacht zu werden.

,,Weil es sich, seit ich dir von meinen Gefühlen erzählt hab, so anfühlt, als wären wir wieder am Anfang." ,,Das tut mir leid Harry, ich..ich wollte nur nicht, dass du dir mit irgendwas falsche Hoffnungen machst. Du bist wirklich toll, interessant und absolut mein Typ, aber das mit Finn ist einfach noch nicht ganz überwunden. Es wird aber besser, nur so lange..ich möchte einfach nicht unbeabsichtigt mit deinen Gefühlen spielen." ,,Ich glaube, ich kann ganz gut auf meine Gefühle aufpassen", auch wenn Harrys Stimme harsch klang, war mir klar, dass er es nur so betonte, um sich selbst zu schützen. ,,Wenn dem so ist", erwiderte ich also, machte auf Harry einen Schritt zu und umarmte ihn einfach. So lange und so fest, wie vor seinem Ausbruch der Gefühle und als ich ihn erleichtert aufatmen hörte, fühlte es sich endlich mal wieder richtig an, sich nicht zu kontrollieren, sondern seinem Herzen zu folgen.

,,Ist jetzt alles wieder in Ordnung? Wollen wir nun den Auflauf machen? Teddy ist sicher schon am verhungern und ich übrigens auch", fragte ich Harry, nachdem er sich irgendwann von mir gelöst hatte, da ich ihn entscheiden lassen wollte, wann er genug von der Umarmung hatte. ,,Ja, es geht mir besser. Danke Lou." ,,Keine Ursache", erwiderte ich schmunzelnd und gemeinsam bereiteten wir den Auflauf zu, der eine halbe Stunde in den Ofen wanderte und danach endlich von uns verzerrt werden konnte. Pappsatt saßen wir alle am Tisch und als Teddy seinen Saft leer getrunken hatte, stand Harry auf.

,,Danke für das Essen Louis, aber ich denke, wir gehen dann mal besser. Teddy muss bald ins Bett und ich noch Hausaufgaben machen." Ich nickte, verbarg, dass ich den Abend gerne noch mit ihm ausklingen hätte wollen. ,,Du sag mal Harry, wollen wir vielleicht Nummern austauschen? Ich hab ja nur die von eurem Haustelefon und so könnten wir auch über Whatsapp schreiben, wenn es mal was wegen Teddy gibt oder so." Die Frage kostete mich ein wenig Überwindung, ich wollte nicht, dass Harry sich zu viel darauf einbilden würde, auch wenn es doof klang. ,,Ähm..", stotterte Harry und sah auf seine Finger, die er nervös ineinander verknotete. ,,War das eine doofe Frage? Tut mir leid wenn...-", fing ich an, doch wurde von Harry unterbrochen.

,,Ich hab kein Whatsapp-fähiges Handy." ,,Was?", entfloh es mir, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass jemand aus der heutigen Generation nicht mit der modernen Technik ausgestattet war. Doch als ich über Harrys Situation nachdachte, machte das schon Sinn. Er seufzte, stand auf und ging zu seiner Jacke in den Flur, nur um gleich darauf mit einem Tastenhandy in der Hand wiederzukommen. ,,Deswegen konntest du mir auch zu Anfang kein Bild von Zayn zeigen?", stellte ich fest und erhielt ein Nicken als Antwort. Harry sah beschämt zu Boden, als ich das kleine Ding aus der Steinzeit in meinen Händen drehte. ,,Einen Moment."

Mir fiel etwas ein, ich legte Harrys Handy auf den Tisch und ging in mein Wohnzimmer, wo ich in der Kommode kramte, bis ich fand, was ich suchte. Mein altes Smartphone, es war ein Samsung Galaxy S3, hatte seine Dienste für mich geleistet, aber war in soweit eigentlich noch voll funktionstüchtig, nur durch die Jahre etwas langsamer geworden. Ich schnappte mir den kleinen Karton und ging in die Küche, wo ich ihn Harry überreichte. ,,Was ist das?", fragte er, öffnete die Box und bekam große Augen. ,,Nein Louis, das kann und will ich nicht annehmen. Das ist viel zu teuer."

,,Bitte Harry, ich möchte das du es nimmst und behälst, es ist ein Geschenk. Die Generation ist nicht mehr die neuste und es ist etwas langsam, aber für WhatsApp reicht es auf alle Fälle." Ich holte ihm das Handy aus der Verpackung und steckte es an die Ladestation. ,,Ich weiß, doch gar nicht, wie man sowas benutzt, dass hier reicht mir", erwiderte Harry, hielt sein Tastenhandy in die Höhe. ,,Kommt gar nicht in die Tüte, hiermit kannst du viel schneller kommunizieren, stell dir nur mal vor, es gibt einen Notfall wegen Teddy. Bei mir verstaubt das Ding nur im Schrank, bei dir hätte es einen durchaus wichtigen Nutzen." Damit schien ich Harry, wenn gleich er auch immer noch etwas zwiegespalten schien, überredet zu haben.

Nun gingen die Brüder doch noch nicht nach Hause, sondern während Teddy im Wohnzimmer Fernsehen schaute und dabei vermutlich einschlief, erklärte ich Harry alles, was er wissen musste. Nur die groben und wichtigen Details. Zudem speicherte ich ihm meine Nummer sofort ein und neben Zayn war ich dann einer seiner Whatsappkontakte. Über Harrys Nummer schrieb ich dann mir, damit ich ihn auch erreichen konnte und umso mehr Harry das Handy benutzte, umso mehr schien er reinzukommen, wie all das funktionierte. ,,Danke Louis, wirklich. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie viel mir das bedeutet, ich bin einfach sprachlos gerade."

Harrys Reaktion war so süß, dass ich nicht aufhören konnte zu grinsen. ,,Das ist doch selbstverständlich Harry. Hast du alles soweit verstanden oder noch irgendwelche Fragen?" ,,Ich denke, momentan ist alles klar. Aber sonst kann ich dir ja nun schreiben", er strahlte über beide Ohren, als er das sagte und machte auch mich damit unheimlich glücklich. ,,Genau, das kannst du nun. Ich erwarte auch eine Nachricht, sobald ihr sicher Zuhause angekommen seid." ,,Aber natürlich", erwiderte Harry grinsend und nachdem er seinen kleinen Bruder aufgeweckt hatte, der tatsächlich eingenickt war, standen wir an der Haustür, um uns zu verabschieden.

Teddy hatte mich zum Abschied umarmt und nun stand Harry vor mir, den ich ebenfalls umarmen wollte, doch mit einem Mal legte er seine Hände an meine Wangen und küsste meine Stirn. Sofort stieg mir die Hitze ins Gesicht und mein Herz fuhr Achterbahn, was natürlich nicht an Harry, sondern an der allgemeinen Situation lag. Ein Kuss auf die Stirn..wessen Knie wurden da nicht weich? Ich starrte Harry mit großen Augen an, der schüchtern lächelte. Dadurch musste auch ich wieder lächeln. ,,Auf Wiedersehen Harry, bis morgen." ,,Bis morgen Lou und danke nochmal", er nahm Teddy bei der Hand, sie liefen die Treppen des Wohnhauses hinab und kaum waren sie außer Sichtweite, schloss ich die Tür, nur um mich gegen diese zu lehnen. Ich hatte ohne es zu bemerken die Luft angehalten und schnell atmete ich mehrmals tief durch, um meinem Körper wieder Sauerstoff zu schenken. Was war das gewesen?

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Da traut Harry sich ja was..wie findet ihr das? Und die Sache mit dem Handy?
Danke wie immer, für die ganze Unterstützung❤
All the love xx

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