Ch. 2 ➳ White Knight
Louis POV
Wenn ich etwas wirklich hasste, dann war es mein Wecker. Er war schrill, laut, raubte mir den Schlaf und vor allem kündigte er an, dass die Nacht für heute schon wieder vorbei war. ,,Guten Morgen Lou", hörte ich die fröhliche Stimme meines Freundes Finn und bevor ich meine Augen öffnen konnte, lagen seine weichen Lippen schon auf meinen. Mein Herz klopfte fröhlich in seiner Nähe, aber ich war einfach noch zu müde. ,,Morgen", brummte ich, vergrub mich tiefer in meiner Decke, wieder bereit dazu, einzuschlafen. ,,Ich hab dir einen Tee gemacht." Ich hörte Finn die Tasse auf meinen Nachtschrank stellen und streckte mit geschlossenen Augen meine Arme in seine Richtung. ,,Komm zu mir", bat ich, hörte ihn nur lachen. ,,Lou, wir müssen beide bald zur Arbeit", sein Protestversuch war schwach und ich wusste, ich hatte ihn bald soweit, dass er nachgab.
,,Nur kurz, bitte", ich verzog meine Lippen zu einem Schmollmund und nur Sekunden später senkte sich die Matratze und ich wurde von Finn in die Arme genommen. ,,Gleich viel besser", murmelte ich glücklich, schmiegte mich an seine Brust. ,,Ich liebe dich Louis", auch wenn Finn und ich jetzt schon lange zusammen waren und unsere Beziehung von Anfang an einen festen Stand hatte, diese drei Worte zu hören war immer wieder unglaublich. ,,Ich liebe dich auch", ich öffnete zum ersten Mal seit heute richtig meine Augen, nur um seine Lippen zu finden und ihn zu küssen.
Wir hatten uns in der wohl schwersten Zeit meines Lebens kennengelernt. Meine Mutter hatte Leukämie und es war einfach nicht mehr zu ertragen, wie sehr sie litt. Deshalb kam sie ins Krankenhaus, wo Ärzte sie überwachen konnten und wo sie rund um die Uhr die nötigen Medikamente erhielt. Am selben Tag ihrer Einlieferung hatte ich Finn kennengelernt. Ich wollte nicht vor meinen Schwestern und meinem kleinen Bruder weinen, ich wollte für meine Mutter stark sein und hatte mir deshalb einen ruhigen Platz in irgendeiner Ecke des Krankenhauses gesucht, um mich dort meinem Zusammenbruch vollkommen hinzugeben.
Finn hatte mich gefunden. Er arbeitet dort als Krankenpfleger und obwohl wir zu diesem Zeitpunkt Fremde waren, hatte er mich einfach in den Arm genommen und getröstet. Ich war siebzehn, er zwanzig, das Ereignis war schon drei Jahre her und seitdem waren wir unzertrennlich. Er half mir, mit der Krankheit meiner Mutter umzugehen, wenn die Ärzte mal wieder etwas in ihrer komplizierten Fachsprache erklärten, erklärte er danach meinen Geschwistern und mir alles ganz verständlich. Als meine Mutter dann von uns ging, hatte Finn die ganze Zeit vor dem Zimmer gewartete. Ins Zimmer selbst wollte er nicht. Er wollte, dass wir uns als Familie in Ruhe verabschieden können und ich hätte ihm nicht dankbarer sein können.
Er war für mich da gewesen, sobald ich mich getraut hatte, meine Mutter zu verlassen, in der Hoffnung, ihr all die wichtigen Dinge noch vor ihrem Tod gesagt zu haben. Die Wochen und Monate danach waren hart, aber durch Finn wurden sie erträglich, er lenkte mich ab und als wir zusammen kamen, war ich das erste Mal wieder richtig glücklich. Nachdem ich die Schule beendet hatte, zogen wir gemeinsam in eine kleine Wohnung, ich begann meine Ausbildung als Kindergärtner und er arbeitete weiter als Krankenpfleger. Mittlerweile hatte ich die Ausbildung fertig, aber sonst hatte sich an unserer Situation nichts geändert, ich war verdammt glücklich.
Nachdem ich meinen Tee im Bett ausgetrunken hatte, machte ich mich fertig. Finn musste schon los, wenn er seine Frühschicht nicht zu spät antreten wollte und auch ich musste eine Stunde vor Öffnung im Kindergarten sein, falls Eltern ihre Kinder mal früher bringen mussten. Heute wurden zusätzlich die Gruppen neu gemischt, die Kinder lernten einander neu kennen und es war eine gute Übung, um ihre sozialen Fähigkeiten zu steigern. Dafür musste jedoch auch noch einiges vorbereitet werden, was Niall, Lea, meine Arbeitskollegen, und ich über die Weihnachtstage geplant hatten.
Draußen war es kalt, Finn hatte mir extra Mütze und Handschuhe rausgelegt, da ich die gerne mal in unserer Wohnung verlor und nicht wiederfinden konnte. Deshalb schlüpfte ich schnell ins Auto, drehte die Heizung auf und fuhr dann zu meinem zweitliebsten Ort, nach Finn. Ich liebte meinen Beruf und hatte mich wahrscheinlich durch meine vielen Geschwister, um die ich mich kümmern musste, aber auch immer gern gekümmert hatte, für diesen Beruf entschieden.
Pünktlich um sieben Uhr betrat ich den Kindergarten, einige Betreuer sah ich schon durch die Gegend wuseln und etwas für ihre neuen Kinder vorbereiten. Sowas war schlussendlich auch für uns Betreuer etwas aufregendes, schließlich lernten wir heute neue Kinder, neue Namen und neue Charaktere kennen. In meiner Gruppe waren es fünfundzwanzig Kinder, alles mögliche dabei, im Alter von drei bis sechs Jahren. Niall wartete schon im Gruppenraum auf mich und Lea bastelte in unserem Pausenraum noch die letzten Namensschilder zusammen. Der blonde Ire und ich waren beste Freunde, hatten beide die Ausbildung hier gemacht und haben uns dadurch kennengelernt. Das wir beide zusammen eine Gruppe leiteten, machte alles nur noch besser.
,,Louis, klebst du schonmal die Namensschilder an die Jackenhaken und hängst überall einen von den kleinen Stoffelfen daran? Ich bau dann schonmal den Stuhlkreis auf und stimm die Gitarre." Ich nickte Niall zu, nahm mir den Karton mit bunten Klebeetiketten, einem Edding, der Namensliste der Kinder und den Stoffelfen darin und trat damit auf den Flur. Wir hatten uns für die Elfen als unseren Gruppennamen und unser Maskottchen entschieden, weil sie das Gute verkörperten, sie waren naturverbunden, friedfertig und außerdem stellten sich die Kinder Elfen immer als Fabelwesen vor, die Blumen bewohnten, ähnlich wie Feen und das war ganz süß, wie ich fand. Zunächst schrieb ich auf die bunten Etiketten die Namen der Kinder, ehe ich diese unter die Jackenhaken klebte. Zusätzlich erhielt jedes Kind ein anderes Symbol, was zum Thema der Elfen passte, egal ob Blumen, Wälder oder einen Regenbogen, einfach alles, was irgendwie zur Natur gehörte. Fünfundzwanzig unterschiedliche Symbole, die in Form eines Stickers neben dem Namen festgehalten wurden, für fünfundzwanzig unterschiedliche Kinder.
Nachdem ich dann noch an jeden Haken einen Elf hing, den die Kinder sich an ihre Taschen machen konnten, sah ich zufrieden auf meine Arbeit und brachte den Karton vorerst in die Küche, wo Lea gerade das letzte Namensschild anfertigte. Ich verquatschte mich kurz mit ihr, bis mir einfiel, dass Niall vielleicht noch Hilfe brauchen könnte, deshalb ließ ich sie ihre Arbeit in Ruhe zu Ende machen und verschwand wieder auf den Flur. Ich kam gerade zurück in den Gruppenraum, da betrat ein junger Mann mit einem Kind an der Hand den Raum. Sie ähnelten sich wie ein Ei dem anderen, bloß die Augenfarben waren unterschiedlich, das grün in den Augen des jungen Mannes erinnerten mich an ein vierblättriges Kleeblatt.
Ich begrüßte ihn sofort und stellte gleich die wichtigste Frage, um die Familie des Kindes kennenzulernen. Es war wichtig, sich mit dem Umfeld und der Situation des Kindes zu befassen und dessen Bezugspersonen kennenzulernen, um eine bestmögliche Betreuung bieten zu können, schließlich wollten wir, dass die Kinder sich hier wohl fühlten. ,,Sie sind der Vater?", fragte ich und setzte wie immer ein liebevolles Lächeln auf. Es überraschte mich wenig, als der Junge den Kopf schüttelte, er sah zwar nicht jung aus, aber doch noch zu jung für ein eigenes Kind. ,,Nein, nur der große Bruder. Mein Name ist Harry und das ist Theodore, er geht ab heute in diese Gruppe", antwortete er mir und ich wusste nicht warum, aber seine Stimmlage verpasste mir eine kribbelnde Gänsehaut.
Ich umfasste seine sanfte, größere Hand, um ihn nochmal richtig zu begrüßen. ,,Theodore, das klingt ja niedlich. Ich bin Louis, sein Betreuer." ich beugte mich zu dem braunhaarigen Jungen hinab und reichte auch ihm die Hand, die er aufgeregt ergriff. Neue Leute kennenzulernen war für die Kinder immer spannend. Leider verabschiedete sich der große Lockenkopf daraufhin schon. Ich persönlich fand es immer schöner, wenn man sich noch kurz mit den Eltern oder Geschwistern über die Kinder austauschte, aber er verschwand wie ein Wirbelwind, nannte seinen kleinen Bruder dabei liebevoll Teddy und mit diesem war ich gleich darauf allein. Im Hintergrund klimperte Niall mit seiner Gitarre und ich ergriff Teddys Hand, um ihn zum Stuhlkreis zu bringen.
,,Darf ich dich auch Teddy nennen oder ist dir Theodore lieber?" Ich setzte mich im Schneidersitz vor den kleinen Jungen, der sich mit großen Kulleraugen im Raum umgeschaut hatte. ,,Teddy, so nennt Harry mich immer", erzählte der braunhaarige Lockenkopf, ehe er einmal herzhaft gähnte. ,,Na kleiner Mann, nicht genug geschlafen?" ,,Doch doch", erwiderte Teddy sofort und rieb sich mit seinen Fäusten den letzten Sand aus den Augen, ehe er aufsprang und Niall beim Gitarre spielen zusah. Nach und nach wurden alle Kinder von ihren Eltern gebracht, Lea war mittlerweile auch im Raum und verteilte die Namensschilder.
Die meisten der Kinder waren aufgeregt, spielten aber relativ schnell miteinander, sei es mit den Bauklötzen, mit Barbie oder den Holzlokomotiven. Wir gaben ihnen ein paar Minuten, um sich aneinander zu gewöhnen, riefen sie dann in den Stuhlkreis, um mit einem spielerischen Lied einander kennenzulernen. Mit Klatschen, stampfen und dem Rufen der Namen klappte das ganz gut, so lernten auch wir flott, welcher Name zu welchem Kind gehörte.
Doch als Theodore sich mit seinem niedlichen Spitznamen vorstellte, wurde er prompt von einigen Kindern ausgelacht und so kippte die harmonische Stimmung in der neuen Gruppe schnell.
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Damit auch von mir ein Herzliches Willkommen zu diesem Buch von Michelle und mir ( yourssincerely1D ). Die viele gute Rückmeldung hat uns total gefreut und wir hoffen sehr, dass es euch auch weiterhin gefallen wird❤
Was sagt ihr zu Louis Freund Finn? Und wie wird das wohl mit Teddy im Kindergarten und zwischen Louis und Harry weitergehen?
All the love xx
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