Ch. 18 ➳ Protestation of Innocence

Louis POV

Natürlich war ich mehr als überrascht, als Harry am Freitagabend vor meiner Wohnungstür stand, mit Teddy im Schlepptau. Aber ich hatte nicht eine Sekunde gezögert und sie sofort herein gelassen, die große Reisetasche deutete darauf hin, dass sie Hilfe brauchten und diese würde ich vorallem Harry und Teddy niemals verweigern. Zudem tat mir selbst etwas Gesellschaft auch ganz gut, die Wohnung war so leer und still ohne Finn, lud mich quasi schon dazu ein, alles zu überdenken und machte mich damit wahnsinnig. Sowohl Mittwoch als auch Donnerstag waren Liam und Niall in meinem Umfeld, auch Harry und Teddy, mit denen ich Fußball gespielt hatte, sie beschäftigten mich, sodass ich gar nicht zum nachdenken kam.

Aber sie beide mussten auch noch ihrem eigenen Leben nachgehen, Liam hatte viel mit seinem Medizinstudium zu tun und Niall besuchte übers Wochenende seine Familie, wollte das wegen mir erst absagen, weshalb ich sie am Freitag nicht belästigen wollte. Da war es fast schon Schicksal, dass Harry am Freitagabend kam, auch wenn seine Gründe nicht sonderlich schön waren, wie ich erfuhr. Das seine Mutter ihren Job verloren hatte und sie sich trotzdem nicht um Teddy zu kümmern schien, obwohl sie nun eigentlich die Zeit hatte, war ganz schön hart. Und das Harry dann neben der Schule und sich um seinen kleinen Brüder zu kümmern, auch noch arbeiten gehen musste, ich wusste nicht, wie er das alles bewerkstelligte, wenn er erst Abends Zuhause war. Dazu noch die Sache mit seinem Vater, ich hatte zwar geahnt, dass Harry eine unschöne Geschichte hatte, aber bei ihm schien wirklich alles zusammenzukommen und irgendwie wollte ich ihm helfen, noch mehr unter die Arme greifen, auch wenn er der Meinung war, dass ich schon genug tue.

Finn hatte sich bis jetzt immer noch nicht gemeldet und trotz das ich ihm auch nicht schreiben sollte, war ich einmal schwach geworden und hatte ihm eine kurze Nachricht gesendet, dass ich ihn vermisse. Danach hat er mich blockiert, was mich wieder zum weinen gebracht hatte. Ich wusste nicht, warum ich mir das überhaupt antat, aber ich liebte Finn, also was sollte ich schon tun, außer mein bestes zu versuchen, das nochmal mit ihm zu klären und ihn womöglich zurückzugewinnen? Aber selbst mein bestes war nicht genug und er gab mir keine Chance. Umso erleichterter war ich um Harrys Anwesenheit, die mich aber auch ganz schön aus der Bahn warf.

Als wir so auf meinem Bett lagen und er sich mir anvertraute, während Teddy nebenan schlief, es fühlte sich so an, als würden wir uns schon ewig kennen. Ich fühlte mich geborgen und wohl, gut aufgehoben in seiner Nähe. Seine grünen Augen zogen mich in ihren Bann und selbst wenn ich gewollt hätte, ich konnte nicht wegschauen. Für einen Moment war Finn vergessen, ich konnte ihn ausblenden und mit Harry wurde der Schmerz erträglicher. Als dieser dann auch noch seine Hand auf meine Wange legte, fing mein Herz an, schneller zu klopfen, mein Körper kribbelte und es war genau die Nähe, die ich gerade brauchte, um Finn zu überwinden.

Ich sehnte mich einfach nach körperlicher Nähe, nach einer Wärme, an die ich mich zum einschlafen kuscheln konnte und Harry gab mir dies, in genau diesem Moment. Ich hatte gemerkt, wie wir uns näher gekommen waren und den Fakt einfach ausgeblendet, wollte mich darauf einlassen, um mich endlich mal wieder wohl und geliebt zu fühlen. Seine Lippen sahen so einladend aus, schrien nicht regelrecht nach Finn und auch wenn das wohl der ganz falsche Weg war, meinen Ex-Freund zu vergessen, in diesem Moment wollte ich einfach nur menschliche Nähe erfahren. Doch bevor es dazu kommen konnte, klopfte es an der Tür, Teddy unterbrach uns und im Nachhinein war ich darüber sehr erleichtert, sonst hätten wir sicher einen Kuss geteilt, den wir beide bereut hätten.

Dadurch, dass Teddy in der Nacht zwischen uns gelegen hatte, kamen Harry und ich uns körperlich auch nicht mehr so nahe, was ich auch als besser so empfand. Ich wusste nicht, was mit mir los war, welche Pferde mit mir durchgegangen waren, aber Harry näher zu kommen, nur um Finn zu vergessen, war der falsche Weg. Sowas hatte Harry nicht verdient, er hatte sich sicher nur in der Pflicht gefühlt, irgendwie für mich da zu sein, selbst wenn er mich dafür küssen müsste. Denn eigentlich hatte er ja jemanden, für den er etwas empfand und wahrscheinlich wollte er sich mit mir auch einfach von den unerwiderten Gefühlen ablenken.

So entspannt, wie wir alle drei in den Schlaf geglitten waren, begann der nächste Morgen leider nicht, auch wenn ich auf ein schönes Frühstück zu dritt gehofft hätte. Wach wurde ich dadurch, dass jemand immer wieder an meinem Körper rüttelte, versuchte meine Augenlider zu öffnen und sobald ich meine Augen auch nur einen Spalt öffnete, erkannte ich den kleinen Theodore. Seine Wangen feucht, viele weitere Tränen tropften aus seinen Augen und sein kleiner Körper erzitterte durch seine Schluchzer immer wieder. Sofort war ich hellwach. ,,Hey Teddy, was ist los?", fragte ich besorgt, nahm den Kleinen in meine Arme und entdeckte keinen Harry in der Nähe. Bevor ich aber eine Antwort erhalten konnte, ertönten laute Stimmen, was den Kleinen zusammenzucken ließ. Die eine Stimme gehörte Harry und die andere, meiner vermeintlich großen Liebe, Finn. Adrenalin vermischte sich mit dem Blut in meinen Adern und vorsichtig wischte ich die Tränen von Teddys Wangen.

,,Kannst du das bitte so klären, wie du im Kindergarten immer alles regelst?" Teddy schniefte und seine zerbrechliche Stimme tat mir im Herzen weh. ,,Natürlich, wartest du bitte hier? Es ist gleich vorbei." Der Junge nickte und schnell stand ich auf, folgte den lauten Stimmen in die Küche. Finn hatte sich bedrohlich vor Harry aufgebaut, aber auch dieser ließ sich nicht kleinkriegen und starrte ebenso wütend zurück. ,,Finn, was machst du hier?" Meine Stimme ließ beide Männer zu mir sehen, mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich Finn in seine wunderschönen Augen sah, denen ich damals im Krankenhaus schon verfallen war.

,,Eigentlich wollte ich meine letzten Sachen holen, aber ist ja schön zu sehen, wie schnell du mich ersetzt hast. So viel dazu, dass du nichts für Harry empfindest und mich liebst. Ich wusste von Anfang an, dass ich Recht hatte", enttäuscht spuckte Finn mir diese Worte vor die Füße und ich wollte mich am liebsten lauthals wehren, dachte dann aber an Teddy, wie er weinend im Zimmer nebenan saß und deshalb schüttelte ich bloß den Kopf. ,,Ich bin bloß wieder das, was du an mir so hasst, ein Gutmensch und helfe meinen Freunden. Ich habe dich nicht ersetzt, ich hab versucht dich zu erreichen, aber daran warst du ja nicht interessiert. Und jetzt, pack bitte deine Sachen und geh, es tut so weh, dich zu sehen. Vergiss nicht, wer hier wen verlassen hat."

,,Ich sollte mich da nicht einmischen, aber du solltest Louis wirklich glauben, Finn. Wir sind nur Freunde", beteuerte Harry und das er das nach dem beinahe entstandenen Kuss noch sagte, zeigte mir, dass auch er wohl nicht mehr wollte, als Freundschaft. Zum ersten Mal sah ich zu Harry, der am Herd stand, neben ihm auf dem Teller lag ein Stapel an Pancakes, der Tisch war für drei Personen gedeckt und mir ging das Herz auf, dass er sich scheinbar so bedanken wollte. ,,Du hast es erfasst, du solltest dich da nicht eimischen. Ich weiß ja, was ich sehe", fuhr Finn nun wieder den Lockenkopf an. ,,Gut, ich denke, Teddy und ich werden dann mal lieber gehen. Dann kannst du in Ruhe deine Sachen packen", sprach Harry, versuchte die Situation etwas runterzubringen.

Auch wenn ich das nicht wollte, nickte ich schwerenherzens, es war die einzige Möglichkeit, damit Ruhe einkehren konnte. ,,Teddy ist im Schlafzimmer", murmelte ich, was Harry nicken ließ. ,,Wir sehen uns Montag." ,,Tut mir leid, dass das schon wieder so geendet hat", flüsterte ich in sein Ohr, als wir uns zum Abschied umarmten, was Finn dazu brachte, die Hände zu ballen. Seine Eifersucht auf Harry musste enorm sein, dass aus dem sonst so ruhigen, liebenswürdigen Mann, so ein wütender Mensch wurde.

,,Bist du jetzt zufrieden?", frage ich gereizt, als die Haustür ins Schloss fiel und Harry und Teddy damit weg waren. Ich verschränkte die Arme und versuchte, so stark wie möglich zu wirken. ,,Was hat er bloß, was ich nicht habe? Was kann er dir bieten?", erwiderte Finn stattdessen und sah fast schon traurig aus. ,,Du verrennst dich total in diesem Hirngespinst. Wir sind nur Freunde, er hatte ein Problem und ich hab ihm und vorallem seinem kleinen Bruder geholfen."

,,Nein, er benutzt seinen kleinen Bruder nur, um an dich heranzukommen, wie ich es dir schonmal gesagt habe. Wenn du das verstehst, können wir gerne nochmal über ein Uns reden." ,,Da gibt es nichts zu verstehen Finn, vielleicht solltest du das mal verstehen. Weißt du, wie weh das tut, dich hier zu sehen, nachdem du mein Herz zerquetscht hast und sich dann auch noch sowas anhören zu müssen?" Ich kämpfte erneut gegen die Tränen an und fuhr mir einmal durch die Haare, um mich selbst abzulenken. ,,Meinst du, mir tut das nicht weh?" Erneut blickte Finn enttäuscht auf mich herab. ,,Ich pack jetzt meine Sachen und dann stör ich nicht weiter."

Ich sagte dazu nichts mehr, hatte keine Kraft mehr, mich gegen Finn aufzulehnen und ließ mich auf den Stuhl in der Küche fallen, während mein Ex-Freund ohne einen Blick zurück die Küche verließ, im Schlafzimmer seine Klamotten packte und danach auch ohne eine Verabschiedung die Wohnung wieder verließ. Seufzend blickte ich auf den Stapel an Pancakes und wünschte mir das Harry jetzt nicht gegangen wäre, ich hätte gerne eine Umarmung von ihm gehabt oder mit ihm, als auch mit Teddy gefrühstückt, die Ablenkung hätte ich jetzt nötig. Lange nachdem Finn gegangen war, wagte ich mich wieder ins Schlafzimmer, wollte schauen, was er von seinen Sachen mitgenommen hatte, als ich auf meinem Bett einen zusammengefalteten Zettel vorfand. Hatte Finn ihn mir dagelassen oder doch Harry? Nervös schaute ich auf das Blatt, ehe ich es mit zitternden Händen ergriff, es entfaltete und durchlas.

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So schnell kann sich das alles wieder wenden, gestern Abend war noch alles in Ordnung und am Morgen folgt das böse Erwachen... :( Aber was meint ihr, wer hat da den Zettel zurück gelassen und was steht drauf?
All the love xx

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