Ch. 1 ➳ Hard times

Harry POV

Müde schloss ich die Zimmertür meines Bruders und mir, um mich zum Lernen noch etwas an den Küchentisch zu setzen. Immerhin stand morgen ein Test an, der für meinen Notendurchschnitt wirklich wichtig war, weswegen ich ihn nicht verhauen durfte. Nur leider war Teddy heute verdammt quengelig gewesen und erst nach zwei Gute-Nacht-Geschichten eingeschlafen, weshalb  die Uhr jetzt schon Viertel vor elf anzeigte und mein Körper mich eigentlich anflehte, mich ebenfalls ins Bett zu werfen und meine Augen zuzumachen.

Um noch etwas wach bleiben zu können, machte ich mir einen Kaffee und ließ mich am Küchentisch nieder, um meine Mathenotizen vor mir auszubreiten und meinen Lernplan weiterhin durchzugehen. Seufzend beugte ich über dem Gekritzel, welches ich teilweise selbst nicht richtig entziffern konnte, aber ich wollte im Unterricht einfach so viel mitschreiben, wie es nur irgendwie ging.

Eine knappe halbe Stunde später, hörte ich ein rumpeln vor unserer Wohnungstür und mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich ein kurzes Stoßgebet in den Himmel schickte. Dann stand ich vom Stuhl auf, kramte meine Zettel zusammen und begegnete schon wenig später meiner Mum auf dem Flur. Sie wankte ein wenig und ich musste ihr dabei helfen, sich aus ihrer Jacke und ihren Schuhen zu schälen, doch ein Blick in ihre Augen war genug und ich wusste, dass sie heute nur getrunken hatte.

"Na komm, ich bringe dich ins Bett", flüsterte ich, als sie sich am Stuhl festkrallte und ausrutschte, woraufhin der Zusammenstoß einen lauten Knall verursachte, von dem ich hoffte, dass er Teddy nicht aus dem Schlaf geholt hatte.

Müde nickte sie mir zu und legte einen Arm um meine Schulter, woraufhin ich sie zu ihrem Zimmer brachte und sie sogar dazu bringen konnte, sich irgendwie ihren Schlafanzug anzuziehen. Sie murmelte immer wieder Dinge vor sich her, doch ich hatte gelernt, dies einfach zu ignorieren und öffnete stattdessen das Fenster einen Spalt, damit es hier drin morgen nicht allzu schlimm roch. Es war zwar Anfang Januar und deswegen noch relativ kalt, jedoch packte ich meine Mutter einfach in zwei warme Decken ein und gab ihr dann einen Kuss auf die Stirn, ehe ich mich wieder auf dem Weg zur Küche machte.

Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es nun bereits Mitternacht war und in spätestens sechs Stunden, musste ich mein Bett verlassen und Teddy und mich fertig machen. Das bedeutete, ich könnte noch eine halbe Stunde lernen, bevor ich ins Bett ging und bevor ich oder meine Müdigkeit es sich anders überlegten, setzte ich mich noch einmal hin, trank ein Glas warme Milch und verinnerlichte meine Notizen.

Die Zeit beim Lernen verging schnell und nachdem ich noch meine Zähne geputzt hatte, öffnete ich vorsichtig die Tür zum Zimmer meines Bruders und mir, um ihn ja nicht zu wecken, jedoch wurde ich durch seine Nachttischlampe überrascht und seufzte einmal, ehe ich die Tür wieder schloss und mich zu meinem kleinen Bruder auf das Bett setzte.

"Wieso bist du denn wieder wach?", fragte ich ihn sanft und fuhr ihm durch die braunen Locken, die Zayn immer so sehr an mich erinnern. Um ehrlich zu sein, behauptete mein bester Freund, dass mein kleiner Bruder die exakte Miniaturfigur meinerseits sei.

"Irgendwas hat laut geknallt", nuschelte er und vergrub sein Gesicht wieder im Kissen, ehe er die Bettdecke etwas höher zog und mich mit traurigen Augen anblickte. Seine Augen waren wohl der einzige Unterschied, den wir beide hatten. Ich hatte die grünen Augen unserer Mutter bekommen, während er noch einen braunen Touch unseres Vaters besaß. "Ist Mami jetzt hier?"

Ich strich ihm noch einmal vorsichtig über die Stirn, ehe ich nickte und ihm mit meinem Daumen über den Nasenrücken fuhr. Lächelnd schloss er die Augen und ich erinnerte mich daran, wie unser Vater damals diesen Trick angewandt hatte, um Teddy zum schlafen zu bringen. Naja, das war jetzt aber auch schon wieder vier Jahre her.

Nach ein paar Minuten, schien mein kleiner Bruder jedoch tatsächlich eingeschlafen zu sein und ich knipste seine Nachttischlampe aus, um zu meinem Bett rüber zu gehen und mich meinen Klamotten zu entledigen. Letztendlich zog ich mir mein Schlafshirt über und schlüpfte ebenfalls unter die Bettdecke, um endlich meine müden Augen zu schließen und ins Land der Träume einzusteigen.

*****

"Hast du alles? Deine Lunchbox und deine Tasche?", fragte ich Teddy, während ich mir den letzten Bissen des Toast in den Mund schob. Es tat mir Leid, dass er in seinem Alter bei vielen Dingen schon selbst die Verantwortung übernehmen musste, aber sonst würden wir wahrscheinlich noch viel mehr Dinge vergessen, als jetzt sowieso schon.

"Ja, ich gehe noch Mami Tschüss sagen", meinte er aufgeregt und wollte schon auf ihre Zimmertür zulaufen, als ich seinen Arm ergriff und ihn sanft zurückhielt.

"Mama schläft noch, sie war gestern spät zuhause. Wenn wir später wiederkommen, kannst du ihr von deinem Tag erzählen, okay?" Ich sah in seinen Augen, dass es überhaupt nicht okay war, jedoch nickte er und begann damit, sich seine Schuhe anzuziehen, als ich nach einem Glas Wasser griff und eine Schmerztablette nahm, um eben beides ins Zimmer unserer Mutter zu bringen.

Diese schlief noch tief und fest, weswegen ich einmal seufzte, ihre Bettdecke etwas richtete und dann mit leisen Schritten ihr Zimmer verließ. Dann schnappte ich mir meinen Rucksack und nahm meinen Bruder an die Hand, ehe wir zusammen das Mehrfamilienhaus verließen und unten an der Haltestelle auf den Bus warteten.

Es war kurz nach Sieben, deswegen waren noch nicht wirklich viele Menschen draußen unterwegs. Eigentlich müsste ich, wenn ich alleine fahren würde, auch erst in einer Dreiviertelstunde los, aber da ich meinen Bruder erst zum Kindergarten begleitete und dann von dort aus zur Schule ging, war Teddy meistens der erste in seiner Gruppe und ich der letzte in meiner Klasse; aber es funktionierte. Zumindest meistens.

Mein Bruder fröstelte und ich nahm meinen Schal ab, um ihm diesen noch zusätzlich umzuhängen, ehe der Bus auch schon vor uns hielt und ich meine Karte vorzeigte. Die Monatskarten.. etwas, dass mein Dad wohl bezahlte, auch wenn ich nicht wusste, wie. Ich konnte meinen Bruder auf diesen kostenlos mitnehmen, da er noch unter sechs war und das war wirklich das größte Geschenk, was ich hatte.

Während der Fahrt, kuschelte sich Teddy an meine Brust und döste für ein paar Minuten noch vor sich hin, ehe wir an der richtigen Haltestelle ankamen und ich mich leider dazu aufraffen musste, ihn zu wecken. Dies fiel mir heute besonders schwer, da ich natürlich wusste, dass er letzte Nacht nicht besonders viel Schlaf gehabt hatte und er sollte definitiv immer so fit sein, wie es nur irgendwie geht.

Wir stiegen aus dem Bus aus, bedankten uns einmal beim Fahrer und liefen dann die letzten paar Meter zu Fuß, ehe wir endlich in das warme Gebäude traten und die Wangen meines Bruders aufgrund des Wärmeumschwungs eine knallrote Farbe annahmen.

Dadurch, dass heute sein erster Tag in einer neuen Gruppe war, war Teddy etwas aufgeregt und suchte mit mir nach seinem Namen, wo ein Haken hing und außerdem eine kleine Überraschung für den ersten Tag in der neuen Gruppe. Schon nach wenigen Minuten hatten wir endlich den passenden Ort gefunden und ich sah, dass mein kleiner Bruder das Symbol des Regenbogens hatte und außerdem, hing ein kleiner Elf an seinem Haken, den er sofort begeistert in die Hände nahm und hin und her schwang.

"Lass mal sehen", bat ich ihn und hockte mich vor ihn, um mir den Elf genauer anzusehen, ehe ich ihn an Teddys Rucksack befestigte und ihm einmal über die Wange strich. "Jetzt sieht jeder, zu welcher Gruppe du gehörst."

Die grün-braunen Augen strahlten mich an und dann wechselten wir seine Stiefel mit den Hausschuhen, ehe ich ihn noch in die neue Gruppe begleitete. Es gab also ebenfalls drei neue Betreuer, an die mein Bruder sich gewöhnen musste und ich hoffte, dass es besonders schnell gehen würde, denn der Kindergarten war so ziemlich das Einzige, was ihn irgendwie ablenkte und Freude bescherte.

"Sie sind der Vater?", holte mich eine warme Stimme aus meinen Gedanken und ich schaute direkt in blaue Augen, die liebevoll aufblitzten, als ich den Kopf schüttelte.

"Nein, nur der große Bruder. Mein Name ist Harry und das ist Theodore, er geht ab heute in diese Gruppe", erwiderte ich und reichte dem Erzieher die Hand, welche er sofort annahm. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich bemerkte, wie klein sie im Gegensatz zu meiner war.

"Theodore, das klingt ja niedlich. Ich bin Louis, sein Betreuer."

Ich nickte noch einmal, ehe ich einen Blick auf die Wanduhr warf und mir das Herz in die Hose rutschte. Ich musste jetzt wirklich los, wenn ich den nächsten Bus zur Schule noch erwischen wollte, sonst wäre der Test für mich eh gelaufen.

"Teddy, ich bin dann weg, okay? Wir sehen uns später", rief ich noch einmal und mein kleiner Bruder stand auf, um mich noch einmal fest zu umarmen. Ich flüsterte ihm ein paar beruhigende und aufbauende Worte ins Ohr, ehe ich wieder aufstand und ihm ein letztes sicheres Lächeln gab.

"Bis später dann", sagte auch Louis und ich erwiderte seine Worte, ehe ich mich im Schnellschritt aus dem Kindergarten bewegte und mit größter Not, gerade noch so meinen Bus erwischte.

[...]

Willkommen zu unser neuen Story; dieses Mal keine Kurzgeschichte :3

Euch erwartet hier am Anfang alle drei Tage, und dann wenn wir alles fertig haben, alle zwei Tage ein neues Kapitel (:

Hannah, die liebe yourssincerely1D wird die Rolle des Louis' übernehmen und darauf könnt ihr euch schon freuen c:

Lasst eure Gedanken für die Story da, was erwartet ihr, was wollt ihr lesen? ❤️

xoxo Michelle

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