Chapter 2
𝙿𝙾𝚅: 𝙹𝚒𝚜𝚞𝚗𝚐
Mein Kopf pocht unerbittlich während ich versuche meine Augen zu öffnen. Es fällt mir schwer, da mir das Licht der Neonröhren von der Decke der Jungstoiletten genau in die Augen scheint. Ich schaffe es dann doch irgendwie und schaue zuerst auf mein Handy, um die Uhrzeit herauszufinden. Es leuchtet 10:15 Uhr auf dem Sperrbildschirm des Gerätes. Das bedeutet ich war 25 Minuten zu spät. Bevor ich mir meinen Rucksack schnappe, sehe ich nochmals in den, schon teilweise zerstörten, Spiegel.
Meine Lippen sind aufgeplatzt und bluten ein wenig. Ich habe zudem ein blaues Auge und ein paar Kratzer auf meiner Wange und meinem Hals. Auch habe ich Schmerzen im Abdominalbereich, aber das ist mir relativ egal. Ich richte kurz meine Haare und nehme dann anschließend meinen Rucksack und verlasse gestresst dieses stinkende Loch.
Völlig außer Atem komme ich vor dem Raum an. Ich klopfe und als ich ein dumpfes 'Herein' vernehme, öffne ich die Tür und verbeuge mich während ich ein leises 'Entschuldigung' ausspreche. Ich spüre förmlich den brennenden Blick meiner Physiklehrerin auf mir, allerdings schickt sie mich nur auf meinen Platz, da sie, allem Anschein nach, meine Wunden gesehen hat. Ich saß in der letzten Reihe, also konnte ich ungestört an meinen Songtexten arbeiten. Ich schreibe eigentlich so gut wie immer im Unterricht Songs, denn so konnte ich wenigstens für 45 Minuten runterfahren, und mal nicht im Selbstmitleid versinken, so wie ich es ständig tue.
Musik half mir schon immer, meine Ängste und wirren Gedanken zu vergessen. Durch Musik war ich frei, konnte einfach mal abschalten und musste mich auf nichts weiter konzentrieren. Ich hörte immer Musik, wenn es mir möglich war. Ohne Musik verfiel ich in Stress, denn Stille war etwas, was mich zermürbte. Ich fühlte mich ohne jeglichen Geräusche ausgebrannt, und doch hasste ich Geräuschchaos und laute Geräusche.
Ich schreibe weiter Lyrics auf, die in meinem Kopf umher schweben, und vergesse alles um mich herum. Den Unterricht hatte ich von Anfang an nicht verfolgt, denn diese restlichen 15 Minuten Unterricht empfinde ich als pure Zeitverschwendung, wenn ich sie nicht für's Songtexte schreiben benutzen würde. Nach dieser relativ langen Zeit kommt sowieso nichts mehr gescheites aus dem Mund meiner Lehrerin, also lasse ich das Aufpassen, wie immer wie gesagt, einfach komplett bleiben.
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