13. Betrayed
~Starring at the ceiling in the dark, the same old empty feeling in your heart, cause love comes slow and it goes so fast~
- Let her go, Passenger
Gibt es etwas schlimmeres als die Mischung aus Kopfschmerzen und Licht? Wahrscheinlich nicht. Die Krankenschwester schien das allerdings nicht so zu sehen. Nachdem Jake mich auf einer Liege abgesetzt hatte, kam sie zu mir und funzelte mir volle Kanne mit einer Lampe ins Gesicht. Um meine „Reflexe zu überprüfen". Liebend gern hätte ich ihr gezeigt, dass sie bestens funktionierten, indem ich ihr eine reinsämmelte, aber leider schmierte in dem Moment mein Kreislauf ab und ich kippte zur Seite. Vom Rande meines Blickfeldes krochen schwarze Schatten auf mich zu und das letzte, was ich sah, war Kims besorgter Gesichtsausdruck und die großen Augen des Einhorns, das mir, jetzt wo ich so darüber nachdachte, seltsam bekannt vorkam. Dann wurde alles schwarz.
Mein Traum war so verstörend, dass ich ihn euch leider nicht genau beschreiben kann. Ansonsten würdet ihr Albträume bekommen und dafür hab ich nicht unterschrieben, sorry. Ich kann euch nur erzählen, dass es um ein paar Clowns, einen sehr großen Lippenstift in der Farbe Cherry-Kiss und das Einhorn ging, das mich nun verfolgte, seit diese lästigen Kopfschmerzen begonnen hatten.
„Fluffy!" Mit diesem Wort wachte ich auf. Panisch blickte ich mich um und stellte fest, dass ich mich in meinem Zimmer befand. Auf einem Stuhl neben meinem Bett saß meine Mum und schaute mich besorgt an.„Schatz, geht's dir gut?", fragte sie und runzelte die Stirn. Als ich noch jünger gewesen war, hatte ich ihr mal gesagt, sie sehe aus wie eine Klingonin, wenn sie so das Gesicht verzog. „Mum, Fluffy hat eine Diät gemacht und jetzt ist er beziehungsweise sie total hochnäsig geworden und hält sich für was besseres. Er verfolgt mich, Mommy." Mit großen Augen schaute ich sie an. „Dr Cullen hat schon erwähnt, dass Halluzinationen eine Nebenwirkung von Migräne sein können. Hast du denn immer noch Kopfschmerzen?" Ich schüttelte den Kopf, denn abgesehen von einem leichten Schwindelgefühl, schien es mir wieder gut zugehen. „Na gut dann schlaf noch ein bisschen und ruf mich einfach, wenn irgendwas ist. Ich muss jetzt mal Mittagessen kochen und nachher kommt Dr Cullen nochmal vorbei um zu schauen wie es dir geht." Sie küsste mich auf die Stirn und verließ mein Zimmer. Ich ließ mich zurück in die Kissen sinken und schlief wieder ein.
Nach ein paar Stunden glücklicherweise traumlosen Schlafes, wurde ich durch ein Klingeln geweckt. Leicht orientierungslos tastete ich nach meinem Wecker, aber dieser hatte mich nicht aus dem Schlaf gerissen. Halb kletterte, halb fiel ich aus dem Bett und schlurfte zu meiner Schultasche, um mein Handy zu suchen.
„Hallo?"
„Hey El, hier ist Jacob, wie geht es dir?"
„Mir ist schwindelig und ich bin ein bisschen orientierungslos, aber das ist bei mir ja immer so."
„Na das klingt doch schonmal besser als vorhin. Du warst da heute morgen echt crazy drauf. Hast die ganze Zeit irgendwas von Einhörnern gelabert."
„Ach ja Fluffy, aber der ist inzwischen wieder weg." Ich schaute mich noch einmal prüfend in meinem Zimmer um, doch da war nirgends ein Einhorn, das mich feindselig beobachtete oder mit einem Lippenstift rummachte.
„Okay, also wie auch immer... Quil, Embry, Jared, Paul, vor allem Paul und Kim wünschen dir gute Besserung und ich soll dir ausrichten, dass bei Jared am Samstag eine Party steigt und du, wenn es dir bis dahin wieder gut geht, auch eingeladen bist."
Ehrlich gesagt war ich nie ein besonders großer Fan von Partys gewesen. Überall betrunkene Leute, laute, ziemlich schlechte Musik und dazu kam dann noch, dass ich, wenn ich tanzte aussah, wie eine Ente deren Schwanzfedern in Brand stehen. Anderseits würde Kim mich eh dazu zwingen mitzukommen.
„Ich weiß nicht... vielleicht komme ich, aber ich kann dir nichts versprechen."
„Ach bitte El, Paul kommt auch."
„Und wie kommst du jetzt auf die Idee, dass mich das motivieren könnte hin zu gehen."
„Ich dachte, dass ihr... Also nach dem, was in der Bibliothek zwischen euch passiert ist, dachte ich..."
„Paul hat es dir ERZÄHLT!?", schrie ich entgeistert in den Hörer. Wie kam er bitte auf die Idee das einfach so in der Gegend herumerzählen?
„Naja, mehr oder weniger..."
„Aha, und wem hat er noch mehr oder weniger davon erzählt?"
„Jared, Embry, Quil, Seth und Leah."
Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Aus irgendeinem, dummen Grund schossen mir plötzlich Tränen in die Augen.
„Weißt du was, ich komme nicht zur Party", sagte ich und legte auf.
Ich fühlte mich benutzt und verraten. Als wäre ich eine von Pauls tausend Freundinnen. Ich war so dumm gewesen und hatte gedacht er hätte sich geändert. Ich hatte tatsächlich gedacht der Kuss würde im etwas bedeuten.
Am Abend kam Doctor Cullen und sagte, dass ich wieder gesund sei, aber er verschrieb mir dennoch ein Medikament, falls ich nochmal einen Anfall bekam. Außerdem reisten heute meine beiden Lieblingsonkel ab und ich würde die zwei wirklich vermissen.
Die restliche Woche über verbrachte ich damit Paul und eigentlich alle außer Kim zu ignorieren, was wirklich schwierig war, weil sie immer noch an Jared klebte. Jake versuchte bestimmt fünfzig mal mit mir zu reden, aber ich blockte immer ab. Er schickte mir im Unterricht sogar Zettelchen, die ich allerdings jedes mal demonstrativ zerriss. Paul hatte nie Anstalten gemacht mit mir zureden, aber ich spürte seine Blicke in meinem Nacken. Wenn ich mich dann aber umdrehte, schaute er schnell wieder weg.
Es war Samstag Mittag und wie zu erwarten versuchte Kim mich seit einer halben Stunde zu überreden mit auf die Party zu kommen. Sie lag neben mir auf meinem Bett und redete ununterbrochen auf mich ein. „Warum willst du überhaupt, dass ich mitkomme. Du stehst wahrscheinlich eh nur die ganze Zeit mit Jared in der Ecke rum."
„Also wenn es dir darum geht, dann kann ich dir hoch und heilig versprechen, dass ich den ganzen Abend nicht von deiner Seite weichen werde."
„Schön, und was genau soll mir das bringen, wenn Paul dann mit einer anderen rummacht."
Ich entspreche nur äußerst ungern Cliches, aber ich muss zugeben, dass ich die letzte Woche über mindestens fünf Eisbecher gegessen habe.
„Das wird er nicht."
„Ja klar, und selbst wenn ist es mir egal, weil ich eigentlich nicht auf ihn stehe."
Kimm begann zu lachen: „Ja klar, deshalb hast du auch mit ihm geknutscht und hörst nicht auf über ihn zu reden."
„Ich hör nicht auf über ihn zu reden, weil er mich so wütend macht, außerdem habe ich mich dazu entschiedenhabe nicht mehr in ihn verliebt zu sein."
„Ja genau, das kann man auch einfach so entscheiden."
„Okay, dann beweise ich es dir halt. Ich gehe auf diese Party und zeige dir, dass ich nicht mehr in in verliebt bin."
„Es war zwar ein Umweg, aber wir sind jetzt immerhin soweit, dass du mitkommst. Was willst du denn anziehen?"
„Einfach irgendwas"
Nach tausend verschiedenen Outfits stellte sich heraus, dass ich nichtmal „einfach irgendwas" besaß. Außerdem waren mir die Hälfte meiner Klamotten zu klein und ich weigerte mich ein Kleid anzuziehen, in dem mir der halbe Busen aus dem Dekolletee fällt. Ich schlug Kim gerade vor, dass ich einfach nackt gehen könnte, doch sie antwortete nicht, denn sie steckte bis zur Hälfte in meinem Kleiderschrank. Ich wollte sie gerade fragen was denn bitte mit ihr los sei, als sie ein weißes Kleid aus meinem Schrank zog. „Wo hast du das her?", fragte sie begeistert.
„Keine Ahnung, ich glaube das hab ich mal vor Jahren gekauft, aber es ist mir zu groß."
„Es WAR dir zu groß. Bitte, bitte, bitte du musst es anprobieren."
„Ist ja gut." Ich verdrehte genervt die Augen und sie warf es mir grinsend zu.
„Oh mein Gott, du siehst einfach umwerfend aus." Kim klatschte begeistert in die Hände.
Zweifelnd stellte ich mich vor meinen Spiegel. Das Kleid reichte mir bis zu den Knien und der Hälfte meiner Unterarme. Ich musste zugeben, dass es gar nicht mal so schlecht aussah. „So, jetzt müssen wir es nur noch richtig aufstylen. Ich hab da eben einen Gürtel gesehen, der würde super dazu passen."
Passend zu dem Kleid fand ich noch ein paar braune Lederstiefel und dazu trug ich einen bunten boho Schal, den ich über alles liebte. Meine Haare ließ ich so wie sie waren. Als ich in dem kompletten Outfit vor dem Spiegel stand, umarmte mich Kim von hinten.
„Du wirst sie umhauen."
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