9|Aufräumarbeiten
"Oh Gott, ich hasse mein Leben so sehr", stöhnte Liam, sich an den Kopf fassend. "Warum zur Hölle haben wir nochmal zugesagt, Harry beim Aufräumen zu helfen?"
Ich gab ein gackerndes Lachen von mir. "Weil wir gute Freunde sind, mein Lieber. Außerdem würde Harry das gleiche für uns tun."
Mein bester Freund seufzte theatralisch auf und massierte sich die Schläfen. "Ich versteh nicht, warum diese scheiß Aspirin nicht endlich wirkt. Ich hab das Gefühl, irgendwer da drinnen zerhämmert mir gerade die Schädeldecke."
Ein bisschen schlecht fühlte ich mich schon, dass ich keinen Versuch unternahm, mein breites Grinsen zu verstecken, aber es war einfach zu witzig, nicht derjenige zu sein, der litt. Dabei hatte es Liam mit dem Kater noch ganz gut getroffen, besonders wenn man Sandy ansah, der in sich zusammengesunken auf seinem Bussitz saß und mit leichenblassem Gesicht starr auf die Fensterecke sah.
Ich wusste gar nicht, was er alles gesoffen hatte, dass es ihm wirklich so verdammt dreckig ging, aber in Anbetracht dessen, dass er letzte Woche nach meiner Night-out ein so großer Penner gewesen war, hatte ich ihn heute Morgen erbarmungslos aus den Federn geworfen. Bei seinem momentanen "wenn ich mich nicht arg zusammenreißen würde, würde ich jetzt einfach kotzen"-Blick tat mir das zwar mittlerweile etwas Leid, aber ein kleiner Teil von mir sah es auch als verdiente Rache an, und solange er sich nicht wirklich hier im Bus erbrach, war es auch einfach ziemliches Comedy-Gold, wie er verzweifelt nach einem festen Punkt im im Samstagsverkehr schwankenden Fahrzeug suchte.
"Was meinst du, wer taucht tatsächlich alles zum Aufräumen auf?", richtete ich mich bewusst nur an Liam, da ich stark bezweifelte, von Sandy irgendeine Antwort zu bekommen.
Aber auch mein bester Freund zuckte bloß desinteressiert mit den Schultern. "Perrie vermutlich nicht", sagte er dann trotzdem noch, was mich einem Kicheranfall erliegen ließ.
Ja, unsere blonde Freundin hatte sich gestern gut abgeschossen (und vermutlich war Jade mit ihr gnädiger als ich mit unserem Mitbewohner).
Ob Zayn wohl da sein würde? Ich war mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, wie betrunken er tatsächlich gewesen war, als wir uns in der Nacht von Harry verabschiedet hatten, denn wirklich Anzeichen, dass er dicht gewesen war, hatte es nicht gegeben. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte er aber nicht gerade wenig Alkohol zu sich genommen, also vertrug er entweder mehr, als ich angenommen hatte, oder es fiel ihm einfach leichter, seinen Rausch vor anderen zu verstecken.
Warum dachte ich eigentlich wieder über Zayn nach? Wenn er wirklich da war, würde ich ihn eben einfach ignorieren, so einfach war das! Mich über mich selbst ärgernd biss ich meine Zähne zusammen, im gleichen Moment machte der Bus eine Vollbremsung, sodass ich beinahe aus meinem Sitz flog und auf Liams Schoß gelandet wäre, hätte ich mich nicht festgehalten.
Sandy neben mir gab einen gequälten Laut von sich, gefolgt von einem unterdrückten Würgen.
Alarmiert sah ich zu meinem besten Freund, der meinen Blick nicht weniger panisch erwiderte. Oh nein! Keiner von uns würde jetzt kotzen müssen!
Mit einem schnellen Blick auf die Anzeigetafel des Busses stellte ich fest, dass wir sowieso fast an unserem Ziel waren - die letzte Haltestelle würden wir auch laufen können! Hastig sprang ich auf und griff nach Sandys Arm, um ihn schwankend auf die Beine zu ziehen, als ich den nächsten Stopp schon vor uns sah. Liam folgte mir etwas langsamer, stützte unseren Mitbewohner dann aber am Rücken, als ich ihn zur mittleren Tür und, als sich diese zischend öffnete, nach Draußen dirigierte.
Ich konnte die Augen der wenigen Fahrgäste im Bus und auf dem Gehweg auf mir spüren, als ich nicht lang fackelte und Sandy zum Mülleimer neben dem Haltestellen-Unterstand zog. Es war zwar definitiv nicht die sozialste und appetitlichste Lösung, aber erstens glaubte ich kaum, dass unser Kumpel seinen Würgereflex noch so lange zurückhalten konnte, bis Liam und ich eine geeignetere Stelle zum Hinkotzen gefunden hatten, und zweitens war sein Mageninhalt dann wenigstens schonmal im Abfall und keiner von uns würde sein Erbrochenes noch vom Bürgersteig kratzen müssen.
Ein stummes Stoßgebet entwich meinen Lippen, als sich der Bus ohne uns wieder in Bewegung setzte und einen Großteil der gaffenden und angewiderten Blicke mitnahm, denn im nächsten Moment beugte sich Sandy über die Öffnung im Mülleimer und kotzte sich die Seele aus dem Leib.
"Oh fuck...", murmelte ich und tätschelte ihm hilflos die Schulter, während er immer wieder würgte und spuckte.
"Ich hab ein Wasser mitgenommen", sagte Liam neben mir und hielt eine Flasche hoch. "Eigentlich für mich, aber ich glaube, Sandy braucht es mehr. Hast du vielleicht Taschentücher mit? Ich hab voll verplant, welche einzustecken."
"Ääh", machte ich und tastete meine Hosentaschen mit einer Hand ab. "Shit, nein." Ich sah mich nach einer Person in unserer Nähe um, die man eventuell um ein Taschentuch bitten konnte, aber da tippte mich schon jemand von der Seite an.
"Lange Nacht gehabt, hm?", fragte mich eine rundliche Dame mit verschmitztem Lächeln und hielt mir eine ganze Packung Papiertücher vor die Nase.
"Kann man so sagen", meinte ich und versuchte, nicht zu grimassenhaft zurück zu lächeln, als ich ihr die Tücher aus der Hand nahm. "Dankeschön", sagte ich und zog eins heraus, um es Sandy, der zumindest für's Erste mit dem Reihern fertig zu sein schien, in die Hand zu drücken.
Erschöpft nahm er es an und wischte sich damit über den Mund, ohne es überhaupt auseinander zu falten.
"Ist schon alles draußen? Oder kommt da noch was?", fragte ich ihn und gestikulierte gleichzeitig in Liams Richtung, mir das Wasser zu geben.
"Weiß nicht", nuschelte Sandy, den Blick noch immer (fast schon konzentriert) auf die Mülleimeröffnung gerichtet - vielleicht, um sie beim nächsten Mal nicht doch noch zu verfehlen.
"Willst du dir den Mund ausspülen?", wollte ich wissen und hielt ihm die mittlerweile geöffnete Flasche hin.
Er zuckte einmal schwach mit den Schultern, nahm sie dann aber doch an und richtete sich schwerfällig ein Stück auf, nur um kurz in dieser Position zu verharren, "Oh Gott" zu murmeln und sich erneut über den Mülleimer zu beugen, um eine weitere Ladung Mageninhalt loszuwerden.
Oh Gott traf die Lage ganz gut. Liam und ich sahen uns nur mit einer Mischung aus Resignation und Ekel an - wir konnten schließlich nicht besonders viel machen und wussten beide nur zu gut, dass die "raus damit!"-Option in dem Fall immer die bestmögliche war.
"Ach herrje", sagte die Dame neben mir mitleidig, "Der wird wohl so schnell keinen Alkohol mehr trinken, was?"
"Ääh", machte ich, denn auch, wenn das für normale Personen vermutlich eine logische Schlussfolgerung war, war das hier vor uns immer noch Sandy, den wohl die wenigsten, die ihn wirklich kannten, mit diesen naheliegenden Gedankengängen in Verbindung bringen würden - ganz besonders nicht, da es um Alkohol ging.
Zu meiner Erleichterung blieb es mir erspart, eine richtige Antwort darauf zu geben, denn die Dame hatte sich schon wieder abgewandt und kramte in ihrer Handtasche nach irgendwas, ehe sie sich wieder zu uns drehte. Überrascht sah ich sie an, als sie mir ohne Umschweife ein paar Kaugummistreifen in die Hand drückte. "Hier, das hilft vielleicht noch ein bisschen", meinte sie, "Gute Besserung. Und trotzdem schönen Samstag."
"Oh, danke!", sagte ich, auch an Sandys Stelle (er war noch immer etwas mit Würgen beschäftigt und so ganz sicher, ob er überhaupt mitbekommen hatte, dass noch jemand neben uns stand, war ich mir eh nicht). "Auch, äh... hierfür." Ich hielt den Kaugummi hoch.
Die Dame tätschelte liebevoll meinen Arm. "Sehr gerne. Und für so einen netten jungen Mann wie Sie es sind, sowieso."
Ich schaffte es, peinlich berührt aufzulachen, während meine Wangen vermutlich einen deutlichen Rotschimmer annahmen. Liam, der schräg hinter mir stand, schnaubte leise, wohl in einem kläglichen Versuch, sein prustendes Lachen zu unterdrücken.
Mit einer wortreichen Verabschiedung ihrerseits (Liams Grinsen, als er "Vielen Dank, schönes Wochenende" sagte, war kaum zu überhören), drehte sie sich schließlich um und trippelte den Gehweg entlang von uns weg. Ich wartete noch, bis sie außer Hörweite war, dann erst sah ich zu meinem besten Freund, der sich eine Hand auf den Mund presste und scheinbar alles gab, um seinen Lachanfall hinauszuzögern.
"Holy shit", sagte ich mit einem irritierten Kichern. "Das war... interessant. Nett, aber peinlich. Ich weiß noch nicht ganz, was überwiegt."
Nun konnte Liam sich nicht mehr halten und musste sich vor lauter Gelächter auf seinen Knien abstützen. "Ich kanns nicht erwarten, Harry davon zu erzählen, dass du von einer mittelalten Frau angeflirtet wurdest", sagte er zwischen zwei Lachern, ehe er sich mit gleichzeitig belustigter und wehklagender Miene an den Kopf griff. "Oh Gott, lachen ist nicht gut für meinen Kater."
Hämisch sah ich ihn an. "Das ist nur gerecht, du blöder Sack. Und ich wurde hier gerade sicher nicht angeflirtet!"
Liam grinste. "Das wird aber nicht das sein, was Harry erfahren wird."
Ich trat nach ihm. "Du bist ein dummer Arsch!", sagte ich, als er meinem Fuß trotz Kopfschmerzen und Restalkohol geschickt auswich.
Ich hätte ihn wohl verfolgt und sicher gestellt, dass ich ihn doch noch treffen würde, aber in diesem Moment sah Sandy mit Gott sei Dank nicht mehr ganz so käseweißem Gesicht wie vorher vom Mülleimer auf und machte ein irritiertes Geräusch, sodass ich wieder an seine Seite trat und ihn besorgt musterte.
"Wie geht's?", fragte ich und friemelte an der Taschentuchpackung herum, um ein neues herauszuholen.
Unser Kumpel zuckte mit den Schultern. "Tot", krächzte er, "Aber weniger tot als vorhin noch. So ein bisschen Benjamin Button-mäßig."
Ich lächelte schwach. Immerhin konnte Sandy schon wieder dumme Sprüche reißen, wenn auch qualitativ noch minderwertigere, als die, die wir von ihm gewohnt waren. "Ist denn wenigstens jetzt alles draußen?", wollte ich wissen, während ich ihm das frische Papiertuch reichte, das er diesmal sogar entfaltete, bevor er sich damit den Mund abwischte.
"Ich denke schon", sagte er mit immer noch rauer Stimme, aber er schien nicht mehr kurz vor dem Ersticken zu stehen, was mich persönlich sehr erleichterte.
Ich hatte schon eine ganze Weile nicht mehr miterlebt, wie jemand auf die unschöne, grobe Weise den Restalkohol von der Vornacht loswurde - wenn, dann war für gewöhnlich ich das arme Schwein gewesen, das hatte kotzen müssen (aka letzte Woche).
Sandy hob die Wasserflasche, die er noch immer in der Hand hielt und überraschenderweise noch nicht verschüttet hatte, an seinen Mund, um ihn auszuspülen und mehrmals zu gurgeln, ehe er es wagte, ein paar kleine Schlucke zu nehmen.
"Besser?", fragte ich ihn, als er sie schließlich absetzte und sich erneut mit dem Taschentuch über das Kinn und die Mundwinkel fuhr.
Er seufzte auf und wischte auch noch den Rand des Mülleimers ab, ehe er das eingesaute Tuch schließlich wegwarf. "Ja", sagte er dann und drehte sich -zwar mit den Augenringen des Todes, jedoch mit deutlich mehr Farbe im Gesicht als noch vor ein paar Minuten- zu uns um. "Ich werde zu 100 Prozent protestieren, wenn mich irgendwer tatsächlich zum physikalischen Aufräumen zwingen will, aber ich bin auf jeden Fall in der Lage, zumindest bis zum Freizi zu kommen." Er zögerte. "Zumindest, wenn einer von euch beiden so lieb ist, mir seinen Arm anzubieten... ich hab das Gefühl, meine Beine bestehen aus Wackelpudding."
***
"Ihr seid spät dran!", warf uns Harry vor, als wir die Treppen in den Saal runter stiegen (Sandy musste noch immer ziemliche Puddingbeine haben, denn er klammerte sich dabei am Geländer fest, als würde sein Leben davon abhängen).
"Sorry", sagte Liam und zeigte mit dem Daumen auf unseren Nebenmann. "Der Held hier musste reihern und wir sind einen Halt früher ausgestiegen."
"Oh Gott." Harry zog eine Grimasse und sah zu Sandy, der mittlerweile auf die Stufen gesunken war und den Kopf auf seine Handballen gestützt hatte - scheinbar hatte ihm die frische Luft besser getan als die leicht abgestandene hier im Freizi... oder er wollte sich erst jetzt erlauben, eine Sitzgelegenheit auch anzunehmen, weil er wusste, dass er so schnell nirgendwo mehr hin musste.
"Ist er okay?"
Ich wedelte mit der Hand. "Der wird schon wieder. Tatsächlich wollten wir ursprünglich auch einen Bus früher nehmen, aber ein gewisser Mr. Payne musste unbedingt für eine halbe Stunde das Bad blockieren."
Mein bester Freund gab ein "Ey!" von sich. "Du weißt, wie das am nächsten Tag läuft, wenn man Bier getrunken hat... wortwörtlich."
Harry seufzte nur auf und murmelte "Definitiv TMI", während ich begann, lauthals zu lachen.
"Außerdem war das definitiv keine halbe Stunde, ich war maximal zehn Minuten im Bad", ließ sich Liam wieder vernehmen.
"Kann schon sein, aber man konnte das Bad auf jeden Fall eine halbe Stunde nicht betreten, weil man sonst wahrscheinlich einfach an dem Gestank verreckt wäre."
"Na, danke auch", grummelte mein bester Freund, während Harry neben uns nicht ganz zu wissen schien, ob er sich die Ohren zuhalten oder einfach mitlachen sollte.
"Oh mein Gott", sagte Liam dann plötzlich, als wäre ihm noch was eingefallen und als er begann, trotz Kater breit zu grinsen, wusste ich auch, was als nächstes kommen würde.
"Sag es nicht!", warnte ich ihn mit bösem Blick, aber natürlich hörte er mal wieder nicht auf mich.
"Ich wollte dir noch erzählen, dass Niall auf dem Weg hierher von einer mittelalten Frau angemacht wurde!", sagte er zu Harry, der die Augenbrauen hochzog und zu mir sah.
Ich verdrehte die Augen. "Wurde ich nicht", widersprach ich genervt, "Glaub Liam diesen Scheiß doch nicht. Sie war einfach nur nett und wollte helfen, weil Sandy am Kotzen war."
"Sie hat nur mit dir geredet und dir sogar Kaugummis geschenkt", hielt Liam dagegen, "Und sie hat dich einen netten jungen Mann genannt, obwohl du gar nichts gemacht hast."
"Ach, halt doch die Fresse!", sagte ich ärgerlich und verschränkte die Arme vor der Brust, während mein bester Freund nur albern giggelte.
"Um fair zu bleiben", mischte Harry sich jetzt ein und zuckte beiläufig mit den Schultern, "Wenn ich eine mittelalte Frau wäre und euch drei Chaoten irgendwo sehen würde, würde ich vermutlich auch am ehesten Niall anmachen."
Ich funkelte ihn an. "Wie darf ich das denn jetzt verstehen? Der Mustertyp hier ist ja wohl eher Liam."
Harry grinste. "Kann sein, aber du hast einfach dieses church-boy-Gesicht. Mittelalte Frauen stehen auf sowas. Unschuldig, jugendlich, squishy... du hast einfach eine liebe Ausstrahlung."
Empört klappte meine Kinnlade nach unten. "Du erzählst mir hier also gerade, dass ich das ultimative Babyface hab? Na danke auch, das hilft mir, mich attraktiv zu fühlen!", maulte ich ihn an, "Und wo zur Hölle hast du überhaupt den dummen Begriff Church-boy-Gesicht her? Der kommt doch nie im Leben von dir!"
Ich sah mich im Saal um, um einen potentiellen Täter für diese absolute Beleidigung zu finden (auch, wenn ich sowieso schon stark Louis im Verdacht hatte), aber die erste Person, auf die mein Blick fiel, war leider kein anderer als Zayn, der nur ein paar Meter von uns entfernt mit einer großen Mülltüte in der Hand dastand und direkt zu uns schaute.
Blitzartig drehte ich meinen Kopf wieder zu Liam und Harry, bevor ich begriff, dass nicht ich derjenige war, der sich seltsam fühlen musste - er war es, der uns beobachtete wie ein Stalker.
"Ach, ist ja auch egal!", sagte ich schroffer als beabsichtigt und sah auffordernd zu Harry, "Wir sind ja hier zum Aufräumen, also was muss noch alles gemacht werden?"
Ich sah, wie der Lockenkopf mit Liam einen Blick austauschte -vielleicht in der Annahme, dabei unauffällig zu sein, aber ich war ja nicht blöd-, schien dann jedoch zu beschließen, nichts weiter dazu zu sagen, weshalb auch ich die Sache gekonnt ignorierte und stattdessen darauf wartete, von Harry weitere Anweisungen zu bekommen.
Die kamen auch, nachdem er sich einmal geräuspert hatte: "Nachdem ihr ja später als erwartet gekommen seid, ist der meiste Müll schon weggeräumt, aber der gesamte Fußboden müsste noch gefegt werden... und vielleicht gleich noch gewischt, wenn ihr eh schon dabei seid. Ich will nicht, dass sich irgendwer bei mir beschwert, wenn es nicht sauber genug ist. Uhm... macht er mit?" Fragend nickte Harry in Sandys Richtung, obwohl die Antwort ziemlich offensichtlich war, so elendig, wie unser Kumpel auf den Treppenstufen saß.
"Glaubst du doch selber nicht", meinte Liam, ehe er aufseufzte und zu mir sah. "Na gut, ich fege und du wischst?"
Resigniert nickte ich. Natürlich hatten wir beide nichts anderes erwartet, als wir Harry die Zustimmung für unsere Mithilfe beim Aufräumen gegeben hatten, aber eine schönere Samstagsbeschäftigung konnten wir uns trotzdem vorstellen.
Unser Freund händigte uns Besen und Wischmopp aus und nach einem kurzen "Hallo" an die restlichen paar Leute, die beim Saubermachen mithalfen (neben Zayn waren nur Cara und zwei weitere Typen dabei, Ordnung zu schaffen, außerdem noch Tim und sein Kumpel, die das DJ-Pult aber schon fast komplett abgebaut hatten und danach wohl nicht mehr bleiben würden), machten wir uns etwas widerwillig an die Arbeit. Wir begannen draußen im Steinflur und reinigten uns vom Eingang bis zu den Stufen vor, was überraschend gut klappte, da Liam den ganzen Dreck vor sich her fegte und ich ihm mit dem Mopp einfach in Schlangenlinien folgte.
Das Konzept klappte leider nicht mehr so ganz, als wir im großen Saal weitermachen wollten und ich musste auf der letzten Stufe warten, bis mein bester Freund mit dem Besen eine gewisse Fläche sauber gemacht hatte, um mit dem feuchten Tuch hinterher wischen zu können.
Seufzend stützte ich mich auf den Griff des Wischmopps und zog mein Handy aus der Hosentasche, um gelangweilt meine Nachrichten und Mails zu checken. Eine bestimmte neue E-Mail sprang mir dabei ins Gesicht und hastig klickte ich darauf, um sie zu lesen, während sich meine Augen aufgeregt weiteten.
"Oh mein Gott!", quietschte ich, als ich am Ende der Nachricht angekommen war.
Liam sah sofort alarmiert zu mir. "Was ist los?", wollte er wissen.
Ich hob den Kopf und strahlte ihn an. "Ich hab die Zusage!"
Sein verkatertes Gehirn ließ meinen besten Freund nur ziemlich langsam auf meine Worte reagieren und ich verdrehte über seine fragend gerunzelte Stirn die Augen.
"Für das Vorstellungsgespräch, du Lahmarsch. Vielleicht erinnerst du dich daran, dass ich mich vor zwei Wochen für diesen Nachhilfejob beworben hab."
"Oh Gott, doch, ja, natürlich!" Liam beeilte sich, wild zu nicken (auch, wenn er danach dank Kater schmerzerfüllt das Gesicht verzog). "Also hast du endlich eine Rückmeldung gekriegt?"
Ich grinste breit. "Hab ich. Hier, hör zu: Hallo Mr. Horan, vielen Dank für Ihre Bewerbung. Ihr Lebenslauf sowie Ihre Zeugnisse klingen sehr passend, weshalb ich Sie wenn möglich gerne nächste Woche zu einem persönlichen Gespräch und einem Kennenlernen mit meinem Sohn einladen würde. Bitte geben Sie mir zeitnah Bescheid, welche Tage für Sie in Frage kommen, sodass wir einen Termin ausmachen können. Ich freue mich, von Ihnen zu hören. Sasha blablabla - ist das nicht cool?"
Mit leuchtenden Augen, sah ich zu Liam auf, der an einer imaginären Zugpfeife zog.
"Geil, mann! Du rockst das, komm her!" Er ließ seinen Besen an die Wand gelehnt stehen und kam auf mich zu getänzelt, um mich von der Treppe herunter und in seine Arme zu ziehen und lachend ließ ich es zu, als er anfing, mit mir zusammen auf und ab zu hüpfen und dabei die erste Strophe von "Don't stop me now" zu singen - nur Gott wusste, warum, aber vermutlich schlug die Mischung aus Kater, Schlafmangel und Restalkohol nun endgültig zu und machte meinen besten Freund zum fünften Mitglied von Queen.
Viel brauchte es nicht, um mich von seiner Laune anstecken zu lassen und schon bei "I'm gonna go, go, go, there's no stopping meeeee" sangen wir zusammen und zogen die Aufmerksamkeit des gesamten Raumes auf uns.
Harry schüttelte grinsend den Kopf, Cara ließ ein Lachen vernehmen (auch, wenn sie ein generell etwas zerzaustes Erscheinungsbild abgab und definitiv nicht super fit sein konnte), auch Tim und sein Kumpel sowie die beiden anderen Freunde von Harry sahen schmunzelnd zu uns und sogar Sandy hatte seinen Kopf gehoben, um uns ein schwaches Lächeln zu schenken. Die einzige Person, die natürlich nicht mal annähernd amüsiert wirkte, war Zayn.
Liam ließ mich wieder los und strich sich räuspernd das Shirt glatt, ehe er ein halbherziges "Sorry" in den Raum warf und wieder nach dem Besen griff, um seine Arbeit immer noch leise Queen-Songs singend fortzusetzen, während ich ihm belustigt dabei zusah und immer mal wieder meine background-vocals zum Besten gab - zumindest solange, bis ein gewisser schwarzhaariger Griesgram mit seinem vollen Müllbeutel an mir vorbei und scheinbar in Richtung Eingang stapfte.
"Stört es euch, mal ein bisschen runter zu fahren?", wollte er pissig wissen, "Das ist Unterhaltung, auf die ich grad echt keinen Bock hab."
Ooh, ist da etwa doch jemand noch verkatert?, dachte ich schadenfroh.
Gestern Abend hätte mich dieser Spruch wahrscheinlich dazu veranlasst, einen Streit mit ihm vom Zaun zu brechen, aber jetzt sah ich ihn nur als Einladung, ihm so sehr wie möglich auf den Sack zu gehen - das durfte ich mir ja wohl mal erlauben!
"Hmm, eigentlich stört uns das schon", sagte ich und zuckte in einer entschuldigenden Geste (die ich sowas von nicht ernst meinte) mit den Schultern. "Wir haben nämlich gerne Spaß, also sorry, aber das wird nicht passieren."
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn herausfordernd an und nickte zu der blauen Plastiktüte in seiner Hand. "Hast du nicht sowieso noch was zu tun?", fragte ich versucht gleichgültig, ehe ich mich wieder abwandte und von meiner Stufe hüpfte (ich war selbst überrascht darüber, wie lässig mir das gelang), um endlich damit zu beginnen, den Boden zu wischen.
Von Zayn kam keine bissige Antwort mehr und selbstgefällig grinsend schob ich meinen Mopp vor mir her, während ich Liam die background-vocals für "Good old-fashioned lover boy" lieferte.
Ein letztes Aufeinandertreffen von Niall und Zayn... richtig? 👀
Ich bin ab Donnerstag bei meinen Verwandten an der Ostsee (8 Stunden Zugfahrt, was freu ich mich schon drauf... hoffentlich kann ich die Zeit wenigstens gut zum Schreiben nutzen), weil meine jüngste Cousine ihren 18. Geburtstag feiert, ich weiß also noch nicht 100 pro, ob ich es schaffe, das nächste Kapitel wie geplant hochzuladen, aber ich werd mir Mühe geben :)
Have a wonderful week und all the love ❤
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