34|Eisdusche gefällig?

Ob ich heute Früh einen "Ups, es ist ja schon Freitag"-Moment hatte und eigentlich schon gestern updaten wollte? Vielleicht...

Anyways, ich hoffe, dieses Kapitel macht die Verspätung wieder gut hahaha 🤭👀

Ganz egal, wie oft ich meine Hände an dem Handtuch über meinen Schultern abwischte, sie blieben feucht und klebrig, genauso wie ich das leichte Zittern einfach nicht unter Kontrolle bekam. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mein Magen schien sich seltsam einzudrehen, als ich mir schließlich einen Ruck gab und den Riegel der Umkleidekabine beiseite schob, um die Tür zu öffnen und nach draußen in den Gang zu treten.

Mit meinem Rucksack und meiner Jacke in der einen, und meinen Winterstiefeln in der anderen Hand sah ich mich suchend nach einem freien Schließfach um. Viele waren um diese Uhrzeit nicht mehr besetzt -ich vermutete, dass die meisten der anderen Besucher hier eher Rentner oder passionierte Sportschwimmer waren- und so wurde ich schnell fündig und verstaute meine Sachen, ehe ich die Metalltür wieder schloss und beinahe einen Herzstillstand erlitt, als Zayn plötzlich wie aus dem Nichts neben mir stand.

"Hey, hier bist du", sagte er, während ich mich noch von dem Schock erholte. "Ich hab dich schon gesucht. Diese Umkleiden sind echt jedes Mal ein halbes Labyrinth, findest du nicht? Hier, soll ich dir kurz helfen?"

Beim letzten Satz deutete er auf das Schlüsselband in meinen Händen, das ich eben noch geistesabwesend vom Spind abgezogen hatte.

"Uhm... sicher", meinte ich überfordert und hielt ihm meinen Arm hin, damit er das Band ordentlich an meinem Handgelenk befestigen konnte. "Danke."

"Kein Problem." Er lächelte mich an. "Bist du dann soweit? Sollen wir reingehen?"

Ich nickte bloß. Zayns Anblick raubte mir schlichtweg den Atem - zusammen mit der Fähigkeit, vollständige Gedanken zu bilden. Er war dünner, als ich erwartet hatte, hatte jedoch trotzdem den deutlichen Ansatz eines Sixpacks vorzuweisen und selbstverständlich noch mehr Tattoos auf seinem Oberkörper verteilt.

Fast schon manisch zwang ich mich dazu, es bei diesem einen Auschecken zu belassen, als wir zusammen die Duschen betraten und uns einmal kurz unter das Wasser stellten, ehe wir wieder nach draußen gingen. Ich widerstand dem Bedürfnis, mein Handtuch so um mich zu schlingen, dass auch mein Bauch bedeckt war, während Zayn das seine nur lässig über seine Schulter geworfen hatte und mir die Glastür zur Schwimmhalle aufhielt.

Einen Dank murmelnd trat ich ihm voran in die Chlorwolke, die uns entgegen schlug, zusammen mit dem typischen Schwimmbad-Rauschen, das einem jedes Mal während des Aufenthalts die Ohren flutete. Wie schon vermutet, sah ich überwiegend Schwimmer in dunklen Badekappen und Brillen, die die abgesperrten Bahnen entlang kraulten. Im freien Bereich tummelten sich Brustschwimmer im Rentenalter, eine einzige jüngere Frau unter ihnen. Kinder waren keine mehr hier.

"Wollen wir uns da drüben auf zwei Liegen packen?", fragte Zayn mich und nickte mit dem Kinn in Richtung des Warmwasser-Erlebnisbeckens.

Es war kein wirkliches Erlebnisbecken (außer, man war mit einer großen Truppe hier und hielt sich nicht an die Schwimmbadregeln... hatte ich mir sagen lassen), eigentlich befanden sich hier nur eine Rutsche, ein paar dieser Massageliegen und ein eher unspektakulärer Strudel, dessen Strömung einen kaum vorwärts brachte, wenn man mehr als 30 Kilo wog. Es war trotzdem das größte "Erlebnis", das man als junger Erwachsener in dieser Badeanstalt bekam.

"Da drüben passt", gab ich Zayn also eine Antwort und trottete ihm hinterher am Beckenrand entlang in Richtung der Plastikliegen. "Bist du eigentlich häufiger hier?", wollte ich wissen, als er sein Handtuch auf einer von ihnen ablegte. Kurz haderte ich mit mir, dann aber zog ich mir mein eigenes Badetuch von den Schultern, um es auf der Liege neben ihm auszubreiten. Kurz glaubte ich zu sehen, wie Zayns Augen über meinen entblößten, blassen Oberkörper huschten, direkt sah er mir aber wieder ins Gesicht.

"Zu Anfang meiner Zeit hier, ja. Und davor ab und zu, wenn ich mit meine Familie Sasha mal besucht hab. Aber im letzten Jahr bin ich so gut wie nie dazu gekommen." Er legte den Kopf etwas schief. "Wie kommst du drauf?"

Ich zuckte etwas hilflos mit den Schultern. "Du wirkst sehr zielstrebig. Ich hab mich nur gefragt, wie vertraut du mit der Umgebung bist."

Mir selbst war die Halle ja auch nicht unbekannt -immerhin hatte ich hier schon mit siebzehn jede Menge Scheiße gebaut, Liam dabei immer als meine Rückendeckung-, aber so durchgeplant, wie Zayn gerade wirkte, fühlte ich mich trotzdem noch lange nicht.

Dieser lachte nun einmal kurz auf. "Die Halle ist seit meiner Kindheit nicht mehr renoviert worden, ich hatte also genug Zeit, um mich mit ihr vertraut zu machen", sagte er. Dann wurde er etwas ernster. "Und was die Zielstrebigkeit angeht, ist ein großer Teil einfach nur so tun als ob. In Wahrheit sterbe ich nämlich gerade vor Nervosität und geb mein bestes, um wenigstens so zu wirken, als hätte ich alles im Griff."

Ich war mit diesem Geständnis heillos überfordert. So sehr ich Zayns Ehrlichkeit schätzte, katapultierte sie mich auch vollkommen raus, denn ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich darauf antworten sollte. Gab es überhaupt etwas, das ich dazu sagen konnte, ohne es typisch Niall-mäßig peinlich zu machen?

Nicht, dass meine Alternative besser war. Das stellte ich allerdings erst fest, als ich anstelle einer verbalen Antwort nur einen nervösen Lacher von mir gab und mir verlegen durch die Haare fuhr, um überhaupt was zu tun. Große Scheiße, dass ich damals in der zwölften Klasse diesen Kommunikationskurs geschwänzt hatte und mit Liam durch den McDrive gefahren war, um uns die guten Happy Meal-Spielzeuge zu sichern, bevor die kleinen Kinder sie alle an sich reißen konnten.

Das bereute ich jetzt zutiefst, denn auch wenn dieser Kurs auf dem Papier elend langweilig geklungen hatte, hätte er mir vielleicht zumindest in Momenten wie diesem eine kleine Stütze sein können. Und mit Momenten wie diesem meinte ich Gespräche, in denen es tatsächlich darauf ankam, seine Gefühle auszusprechen, ohne dabei auf die sarkastische Schiene auszuweichen oder das ganze in einen Witz zu verwandeln. Definitiv nicht mein Spezialgebiet. Und wohl auch mit der Hauptgrund, warum ich mich so schwer damit getan hatte, die Beziehung mit Josh zu beenden, obwohl sie in meinem Kopf eigentlich schon längst vorbei gewesen war.

Ein Räuspern von Zayn erinnerte mich daran, dass es vermutlich nicht die beste Idee war, mit meinen Gedanken noch länger bei meinem Exfreund zu verweilen - und, dass ich ihm ja eigentlich immer noch antworten wollte.

Allerdings war es mein Gegenüber, der nun wieder das Wort ergriff: "Tut mir Leid. Das war... sehr aus dem Blauen, kann das sein?" Wieder ein leises Räuspern. "Ich wollte dich nicht mit meiner Gefühlslage überfordern, oder so. Es ist nur... ich hab es einmal dadurch verkackt, dass ich mich komplett verstellt hab, also will ich jetzt lieber gleich so ehrlich wie möglich mit dir sein. Ich will es definitiv nicht seltsam machen, also sag, wenn es zu viel ist."

"Oh mein Gott", entfuhr es mir heftiger als gewollt, "Nein, ich- was? Du bist nicht-" Ich brach ab, bevor ich noch schlimmer über meine Worte stolpern konnte und schloss kurz die Augen, um mich zu sammeln. "Du machst es absolut nicht seltsam. Ich bin nur wirklich nicht gut mit diesem ganzen..." Etwas planlos deutete ich ein paarmal zwischen uns hin und her. "Sachen aussprechen und so. Du weißt schon."

Ein Schmunzeln zupfte an Zayns Mundwinkeln. "Ja, ich glaube, so langsam ist das auch bei mir angekommen."

Mir entwich ein Schnauben. "Arsch. Ich versuche hier gerade, auch mal ehrlich zu sein."

Das Schmunzeln wandelte sich in ein etwas sanfteres Lächeln. "Man kann übrigens auch in aufgelockerter Stimmung ehrlich miteinander sein, wusstest du das? Das macht es meistens sogar einfacher, Sachen auszusprechen."

Ich verdrehte die Augen. "Und wo hast du auch noch Psychologie studiert?", wollte ich wissen. Im nächsten Moment biss ich mir mit einem stummen Mist! auf die Zunge. So viel zu meinem Vorhaben, die sarkastische Schiene zu meiden.

Zayn allerdings lachte nur. "Keine Psychologie, aber du kannst dir gar nicht vorstellen, auf was für philosophische Gespräche man in den Kunsträumen kommen kann. Und ehrlich gesagt hab ich eine Menge meiner klugen Sprüche auch von Fanny."

Jetzt konnte auch ich mein Grinsen nicht mehr unterdrücken. "Von der Windmaschine, meinst du?"

"Ugh, ist das dein Ernst?" Zayn kämpfte offensichtlich damit, eine unbegeisterte Miene zu wahren. "Du machst dich schon wieder darüber lustig?"

Ich giggelte. "Das muss ich. Es ist so bescheuert, dass ich nur darüber lachen kann." Meine Hände machten eine Bewegung, als würden sie ein Banner nachfahren. "Zach und die Windmaschine - ab morgen im Kino. Ich stell mir dich in so einem Power Ranger-Outfit vor, weißt du? Das pinke würde sich echt gut mit deinen Haaren machen. Vielleicht könnte man dir noch ein paar kleine Zöpfchen-"

Weiter kam ich nicht, denn Zayn hatte mich aus dem Nichts gepackt und drängte mich in eine Richtung, sodass mir nur noch ein erschrockenes Quieken entfuhr. Es kam so plötzlich, dass ich die ersten paar Sekunden gar nicht daran dachte, mich irgendwie zu wehren und als ich realisierte, was er vorhatte, war es schon zu spät.

"Nein, vergiss es!", sagte ich mit großen Augen, "Zayn! Nein!"

Ich hörte ihn an meinem linken Ohr lachen, während wir der Eiswasser-Dusche immer näher kamen. Das Teil war wohl für die ganz hartgesottenen Schwimmbadbesucher kreiert worden - diejenigen, die vor dem Bahnenschwimmen noch einen Kick brauchten, oder so. "Genauso kalt war bei der Titanic das Wasser auch", hatte ein Kumpel von Liam und mir damals behauptet und wir Jungs hatten es uns natürlich zur Challenge gemacht, wer von uns es am längsten darunter aushielt, ohne ein Geräusch von sich zu geben. Ich hatte nie gewonnen.

Die Dusche befand sich extra abgetrennt hinter einer hellen Wand (wohl, damit die vorbeigehenden Leute nicht von eisigen Tropfen getroffen wurden, wenn man unter dem Wasserstrahl einfach nicht stillstehen konnte), deren Eingang Zayn ansteuerte.

"Du hast es nicht anders gewollt", sagte er und festigte seinen Griff um meinen Oberkörper noch ein wenig mehr, als ich verzweifelt herumzappelte und mich zu befreien versuchte - ohne Erfolg natürlich. Ich hatte ganz vergessen, welche Kraft Zayn in seinen Armen zu haben schien.

Nunja, zumindest würde diese Eisdusche eins meiner Probleme beseitigen, das sich durch die unerwartete körperliche Nähe zu Zayn und seine Hände auf meiner Haut bemerkbar machte.

Darauf, herauszufinden, in welchem Verhältnis diese eine positive Sache zu dem allgemeinen Erlebnis stand, konnte ich allerdings verzichten, aber viel Mitspracherecht blieb mir bei der Sache leider eh nicht. Gnadenlos bugsierte mich Zayn hinter die Wand und unter die Dusche und drückte auf den Regler, der das Wasser anließ. Im gleichen Moment gab er mich frei und versuchte, sich selbst vor dem eisigen Nass zu retten, aber so einfach machte ich es ihm auch wieder nicht. 

Bevor er die Flucht ergreifen konnte, schnappte ich geistesgegenwärtig selbst nach seinem Arm und zog ihn mit einem Rück zurück, sodass er das Gleichgewicht verlor und stolperte. Seine Brust kollidierte mit meiner und wir beide schnappten nach Luft, als der Wasserstrahl unbarmherzig kalt mit unseren Körpern in Berührung kam und mir einen Schock vom feinsten gab.

Automatisch versuchte ich, mich an die Wand in meinem Rücken zu drängen und den Tropfen zumindest annähernd zu entkommen, aber Zayn hielt mich genauso fest, wie ich ihn und so blieb mir nichts anderes übrig, als unter dem prasselnden Wasser stehen zu bleiben, bis die Dusche nach ein paar Sekunden von selbst stoppte. Klatschnass, bibbernd und mit vor Kälte dröhnendem Kopf öffnete ich blinzelnd die Augen und sah meinen Gegenüber an, dessen Mund offen stand und der völlig perplex zurück schaute.

"Das... das war so nicht geplant", brachte er zähneklappernd heraus und nun konnte ich mich nicht mehr halten. Mein Lachen klang ein ganzes Stück atemloser, als ich gedacht hatte und meine Lungen fühlten sich an, als würden sie in den nächsten paar Sekunden einfach implodieren, aber bei dieser ganzen Situation blubberte es einfach aus mir heraus, ohne dass ich es unterdrücken konnte.

"Du bist wirklich eine einzige, verdammte Plage, weißt du das?", sagte Zayn in meinen Lachanfall hinein, aber weil er dabei selbst breit lächelte, nahm ich seine Worte nicht zu ernst.

Noch immer tropfte ihm Wasser von den Haaren, die ihm nun in einzelnen, nassen Strähnen in die Stirn hingen, sich hier und da in seinen langen, dunklen Wimpern verfingen (ich wollte gar nicht wissen, wie viele Frauen ihn darum beneideten), seine markanten Gesichtszüge umrahmten, ihn damit wie ein eigenes Kunstwerk wirken ließen, gleichzeitig aber auch so menschlich, so nah, so berührbar.

Ich realisierte erst, dass ich mich auf ihn zubewegt hatte, als wir uns schon küssten.

Nur zu deutlich spürte ich seine Finger, die sich in meine Seiten drückten, mich näher zu ihm zogen, bei ihm hielten. Meine eigenen Hände lagen flach auf seinem Bauch, die Muskeln unter meinen Handflächen waren hart, angespannt. Seine Haut fühlte sich warm an, fast schon glühend, aber vermutlich lag das nur am Temperaturunterschied zum kalten Wasser vorher.

Unsere Lippen auf den jeweils anderen waren fordernder und wilder als das, was wir bisher gewohnt waren. Es war, als müsste dieser Kuss die gesamten letzten Tage ausgleichen, die wir uns nicht gesehen hatten. Die wir uns nicht angefasst hatten.

Zayns Griff um meine Taille verstärkte sich und ich ließ es zu, dass er mich ein Stück zurück drängte, bis ich mit dem Rücken gegen die Wand hinter mir stieß. Ein leises Keuchen entkam mir bei der Berührung meiner nackten Haut mit dem kalten Stein, doch sofort war da wieder Zayns Mund, um es zu verschlucken. Seine Zunge fuhr über meine Unterlippe -ein vorsichtiges Herantasten, ob er es wagen konnte, unseren Kuss zu vertiefen- und ich gab bereitwillig nach, öffnete meine Lippen, kam ihm entgegen.

Ganz am Rande piepste mir mein inneres Stimmchen zu, dass wir uns noch immer in einem öffentlichen Schwimmbad befanden und unsere makeout-session möglicherweise auf einen späteren, passenderen Zeitpunkt verschieben sollten, der deutlich präsentere Teil meines Kopfes allerdings war viel zu eingenommen von besagter makeout-session, um nun auch noch auf rationale Gedankengänge zu hören, geschweige denn, danach zu handeln.

Wann war ich das letzte mal so geküsst worden? So begierig, so sinnlich, als wäre ich etwas, das man voll und ganz auskosten musste. Ich wusste es nicht mehr (nur, dass es ganz sicher nicht von Josh gewesen war), aber das konnte zum Teil auch einfach daran liegen, dass die momentane Situation mein Gehirn etwas kurzschließen ließ und meine Fähigkeiten des Denkens auf Höhlenmensch-Niveau herabsetzte.

Zayn konnte küssen. Er küsste verdammt gut und auf eine nervig-eifersüchtige Art und Weise störte es mich, dass er andere Leute zum Üben gehabt haben musste. Leute, die nicht ich waren.

Allerdings -daran gab es keine Zweifel- hatte auch ich meine letzten Jahre alles andere als keusch verbracht, ich durfte mich also eigentlich über gar nichts aufregen. Und abgesehen davon standen wir nun außerdem in einer Eiswasser-Dusche, abgeschottet von jeglichen Schwimmbadbesuchern, und machten miteinander rum, beschweren konnte ich mich also erst recht nicht.

Einzig ein Problem hatte ich: mein Körper reagierte unüberraschend darauf, geküsst zu werden, als gäbe es kein Morgen. Das kalte Wasser war nicht lange genug gelaufen, um eine dauerhafte Hilfe dafür zu sein, meine Anziehung gegenüber Zayn zu verstecken und ich war mir ziemlich sicher, dass auch ihm bald auffiel, welche physische Wirkung er auf mich hatte.

Bald entpuppte sich als sehr bald, als Zayn noch ein winziges Bisschen näher trat und unsere Mitten aneinander stießen. Ein zischender Atem entwich mir bei der unerwarteten Berührung und einzig die Tatsache, dass ihn die Situation ebenfalls nicht ganz kalt zu lassen schien, hinderte mich daran, zurückzuweichen. Zayn hörte nicht auf, mich zu küssen, drückte sich stattdessen sogar noch weiter an mich - und ich tat es ihm gleich, meine Haut in Flammen und mein Bedürfnis danach, ihn auf irgendeine Weise zu berühren, immer weiter wachsend.

Unweigerlich stellte ich mir die Frage, wie weit er gehen würde. Es war ziemlich offensichtlich, dass ihn das Ganze hier genauso anmachte wie mich, aber wo würde er die Grenze ziehen, wenn ich es nicht tat?

Denn ob (und vor allem wo) ich sie selbst ziehen würde, konnte ich in diesem Moment auf keine rationale Weise beurteilen, zu einnehmend war die Spannung zwischen unseren Körpern, zu unfokussiert meine Gedanken. Vermutlich ließ es sich darauf schieben, dass sich meine Hände selbstständig machten, noch bevor ich es richtig realisierte, und seinen Bauch hinab fuhren, bis ich mit den Fingern an den Bund seiner Badehose stieß.

Im gleichen Atemzug stoppte Zayn unseren Kuss so abrupt, dass auch ich sofort in jeglicher Bewegung erstarrte, als hätte jemand meine persönliche Pause-Taste gedrückt.

Oh Gott, dachte ich, während mich schon wieder die Panik überfiel. War ich hiermit zu weit gegangen? Hatte ich irgendein Stoppschild komplett übersehen? 

Das einzig beruhigende war, dass Zayn trotzdem nicht vor mir abrückte. Zwar brachte er seinen Schritt etwas auf Abstand, seine Hände aber blieben auf meiner Taille liegen, ebenso schwebte sein Gesicht noch immer kurz vor meinem, als ich die Augen öffnete und ihn unsicher ansah.

Er erwiderte meinen Blick, seine Iriden durch die Beleuchtung fast schwarz, seine Pupillen geweitet. Dann räusperte er sich und sagte leise: "Wir sollten das vermutlich nicht weiterführen."

Mir entwich ein peinlich berührter Lacher. "Richtig", antwortete ich, meine Stimme noch immer viel zu atemlos. "Öffentliches Schwimmbad und so, ähm..." Bei dem Gedanken daran, wer uns hier eigentlich alles erwischen konnte, verzog ich das Gesicht. Definitiv nicht der beste Ort zum rummachen.

"Das meinte ich nicht", sagte Zayn und - oh. Oh Gott.

Mir verrutschte der klägliche Rest meines peinlichen Lächelns, als mein Herz mehrere Meter nach unten sackte und im Fallen meinen Magen mitzunehmen schien. War mit "das" etwa unsere seltsame keine-Ahnung-was-wir-da-haben-Beziehung gemeint? Hieß das, ich konnte einfach gleich wieder meine Sachen packen, weil Zayn sich doch spontan gegen mich entschieden hatte?

Diesem schien nun allerdings bewusst zu werden, wie ich seine letzten Worte aufgefasst hatte, denn seine Augen weiteten sich erschrocken. "Das meinte ich auch nicht!", stellte er hastig klar, "So meinte ich das definitiv nicht. Also, uhm... ja, das öffentliche Schwimmbad ist vielleicht ein Argument, aber ich... also... ich will auch..." Er brach ab, sichtlich frustriert damit, die Worte nicht herauszubringen, und atmete einmal tief durch. "Ich will nichts überstürzen, Niall", sagte er dann und sah mich nun seinerseits unsicher an.

Überrascht wanderten meine Augenbrauen in die Höhe. Mit einer solchen Aussage hatte ich nun ehrlich gesagt nicht gerechnet - gerade auch deshalb, weil doch ein großer Teil unserer letzten Aktivität auch von ihm ausgegangen war.

Und schon wieder schien er meine Gedanken zu lesen, denn er sagte: "Ich weiß, das gerade eben geht auch mit auf mein Konto. Ich... hab mich vielleicht etwas mitreißen lassen, aber, uhm..." Er nahm eine Hand von meiner Haut, um sich damit die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen. "Ich mag dich, okay? Und ich würde das ganze hier gerne etwas langsamer angehen."

Verlegen wich er meinem Blick aus, während ich ihn für ein paar Sekunden nur ansah, ehe ich schließlich sagte: "Okay."

"Okay?", wiederholte Zayn fragend und schaute verunsichert wieder zu mir, als könne er nicht ganz einschätzen, ob meine Aussage positiv oder negativ gemeint war.

Mir entwich ein kleiner Lacher, dann nickte ich. "Ja. Das ist okay. Dann gehen wir es langsam an." Ein Mount Everest-großer Teil Anspannung schien bei diesen Worten von meinem Gegenüber abzufallen und um die Stimmung wieder etwas aufzulockern, gab ich ihm scherzhaft einen leichten Stoß vor die Brust. "Hey, dachtest du etwa, ich hau ab, nur weil du nicht sofort auf's Ganze gehen willst? Vergiss es, du hast mich jetzt am Hals, ob du willst oder nicht!"

Zayn lachte einmal zaghaft auf, wurde jedoch direkt wieder ernster, als er sagte: "Oh, ich will definitiv."

Mein Herz machte einen Hopser und ich scheiterte bei dem Versuch, nicht wie ein Vollidiot zu grinsen. "Darf ich dich denn trotzdem noch küssen?", fragte ich dann und sah Zayn mit schiefgelegtem Kopf an, was ihn kurz aus der Bahn zu werfen schien.

"Ja, ich- ja. Natürlich", antwortete er perplex, ehe er sich wieder fing und mich anlächelte. "Ja, das kannst du. Definitiv. Nur, ähm..." Er räusperte sich. "Nur warte jetzt vielleicht zehn Minuten, bis du es wieder tust, bevor ich meine Prinzipien doch noch über Bord werfe."

Die Aussage kam so unerwartet, dass ich völlig überrascht losprustete und auch Zayn grinste - allerdings nur noch so lange, bis ich sagte "Also ich bin eher für Option B" und die Eiswasser-Dusche ein zweites Mal über uns zum Laufen brachte. 

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