2|Von Freunden und nicht-Freunden
Ich schlief, ohne zu träumen. Gegen 16 Uhr wachte ich in einer komplett verrenkten Position auf. Ich hatte tatsächlich fast fünf Stunden durchgeschlafen... was bei meinem verkaterten und kaputten Zustand aber eigentlich auch kein Wunder war.
Das Ziehen in meinem Hintern war vorhanden, aber stark zurückgegangen, der Restalkohol hatte sich bis auf ein Minimum verzogen und die Kratzer spürte ich nicht mehr - was immer Liam mit meinem Rücken gemacht hatte, ich liebte ihn dafür!
Ich brauchte noch etwa zehn Minuten, um mich aus dem Bett zu bewegen, dann streckte ich mich und zog mit viel Schwung die Jalousie auf. Der Himmel hatte sich zu meiner Erleichterung etwas verdunkelt und die Sonne schien nicht mehr direkt in mein Fenster.
Mit den Fingern fuhr ich mir ein paar Mal durch meine komplett verstrubbelten Haare, dann verließ ich den Raum.
Ich hörte Stimmen aus Sandys Zimmer, das uns gleichzeitig allgemein als Wohnzimmer diente, und öffnete die Tür. Etwas überrascht wurde ich von vier Augenpaaren angestarrt. Auf der uralten, gammeligen Couch (die wir kurz nach unserem Einzug vor ihrem Tod auf dem Wertstoffhof bewahrt hatten) saßen, mit jeweils einem Colaglas vor sich, Liam, Harry, Sandy und Josh.
Etwas verlegen verschränkte ich die Arme vor der nackten Brust. Ich hatte nicht mit Josh geschlafen, jedoch war es mir trotzdem (oder vielleicht auch gerade deswegen?) unangenehm, dass er mich jetzt so sah.
"Wir hätten nicht so früh mit dir gerechnet", meinte Harry und stand auf, "Ich hab schon mal alles grob erklärt, du kannst dich ja dazu setzen."
Ich nickte. "Gleich. Liam, kannst du dir vielleicht nochmal meinen Rücken anschauen?"
"Klar", meinte mein bester Freund sofort. Ihm war natürlich sofort aufgefallen, dass mir die Situation mit Josh unangenehm war.
"Was ist mit seinem Rücken?", hörte ich meinen Exfreund fragen, während Liam mich zurück in mein Zimmer schob.
"Nichts Schlimmes", erwiderte Sandy.
"Sieht doch wieder ganz gut aus", meinte Liam zufrieden, "Dann kannst du ja doch ein T-Shirt anziehen."
"Danke, Liam." Ich ging zu meinem Schrank und zog ein schlichtes Shirt heraus. Als ich es mir überstreifte, kam Josh in den Flur, stellte sich in meine Tür und sagte: "Ich mach mich dann mal auf den Weg. Wir sehen uns ja Freitag." Er hob die Hand und verließ die Wohnung.
"Es ist immer noch so komisch...", meinte ich. Liam legte mir eine Hand auf die Schulter, ich schüttelte meinen Kopf, um meine Gedanken frei zu bekommen, und wir gingen ins Wohnzimmer zurück.
Ich ließ mich auf die Couch fallen und angelte mir die Colaflasche vom Tisch.
"So, Haz. Erzähl' mal, was gibt's zur Party zu sagen?", fragte ich, "Außer natürlich, dass es deine bisher fetteste werden wird."
"Ich hab das Freizi gemietet", sagte er und grinste mich breit an. Wie ein kleiner, stolzer Junge.
"Du hast was?" Etwas entgeistert sah ich ihn an.
"Das Freizeitheim. Du hast schon richtig gehört."
"Wie viel Geld hast du denn dafür hingebrettert?", wollte ich wissen. Die Dinger waren schweineteuer - auch für einen Abend.
Harry zuckte mit den Schultern. "Robin hat noch was dazu gegeben. Jetzt bin ich zwar pleite, aber es wird die geilste Party meines Lebens. Wir haben alle Räume und Lou hat schon zugesagt."
"Krass", brachte ich heraus. Ich war bisher immer nur wegen unnötigen Stadtveranstaltungen im Freizeitheim gewesen und hatte noch lange nicht alles gesehen.
"Ich brauch dich dann nur Samstag früh zum Aufräumen", grinste Harry.
Ich verdrehte die Augen. "Wer kommt alles?"
"Ich glaub, so 80 Leute", meinte Harry, "Ihr, die Mädels, meine Uni-Leute..." Harry zählte es grob an seinen Fingern ab, dann sah er mich entschuldigend an. "Zayn kommt auch - und nein, du wirst dich deswegen nicht davor drücken, zu kommen!"
Ich stöhnte auf und ließ meinen Kopf nach hinten auf die Lehne fallen.
Zayn.
Na super, das konnte ja was werden! Ich hatte bei unserer ersten Begegnung einen unglaublich schlechten Eindruck bekommen - und ihn seit über 2 Jahren nicht mehr gesehen, da wir uns irgendwie beide erfolgreich um eine erneute Begegnung gedrückt hatten. Vor Harrys erstem Geburtstag, auf den wir beide eingeladen waren, hatte ich eine so heftige Grippe, dass ich nur noch röchelnd und schwitzend in meinem Bett gelegen hatte. Letztes Jahr war er im Ausland gewesen.
Die restlichen Zusammentreffen hatten wir immer wieder zufällig -oder auch nicht ganz zufällig- durch einige After-Party-Morgende, Knieverletzungen, diverse Krankheiten und "Ich-hab-schon-was-vor's" verhindert.
"Ist er immer noch so ein großes Arschloch wie früher?", fragte ich.
Harry verdrehte die Augen, aber Liam stand mir bei. "Du kannst nicht bestreiten, dass er sich Niall gegenüber wie ein Idiot benommen hat." Gelinde gesagt.
"Ja, ich weiß bis jetzt nicht, was er für ein Problem mit dir hatte. Aber egal, was zwischen euch war, ich hatte nie einen Grund, ihn nicht als guten Freund zu akzeptieren", antwortete Harry, "Hoffen wir, dass er sich gebessert hat."
Ich schwieg und trank die Cola leer, während sich die anderen drei weiter über die Party unterhielten ("Ihr dürft alle eine Begleitung mitbringen, außer Liam. Du kriegst nämlich endlich deinen Arsch hoch und sprichst mit Sophia.").
Schließlich verabschiedete sich mein Freund. "Ich schwör's dir, wenn du Freitag nicht da bist, schleif ich dich persönlich hin!", drohte er mir.
Ich wusste, Harry meinte das ernst. Ich hatte keine Chance, seine Party zu schwänzen. Natürlich würde ich das nicht tun, es war immerhin sein einundzwanzigster Geburtstag und er war einer meiner besten Freunde. Tatsächlich war Zayn der einzige Grund, warum ich keine hundertprozentige Lust hatte, in ein paar Tagen im Freizi zu erscheinen.
Vielleicht konnte man mich kleinlich nennen, da unser erstes Treffen nun doch schon eine ganze Weile zurück lag, aber er hatte sich nie dafür entschuldigt und ich war ein Mensch, dem eine positive Atmosphäre im Bekanntenkreis einfach wichtig war. Und mit Zayn hatte ich die nicht.
Nur leider war er einer von Harrys ältesten Freunden, die beiden kannten sich schon seit Anfang der Mittelschule und ich würde einen Scheiß tun und Harry seine langjährige Freundschaft versauen, nur weil der Typ zu mir eben ein dummer Pisser war.
Ich beschloss, die Gedanken an Zayn einfach ganz weit nach hinten zu schieben -wie schlimm konnte es schon werden, richtig?- und mich auf das aktuelle Problem zu konzentrieren: Den Namen meines One-Night-Stands herauszufinden.
Liam lag mir auch die nächsten Tage in den Ohren, dass ich das doch gar nicht vergessen haben dürfte und wie unverantwortlich ich eigentlich sei, schließlich könnte mich der Kerl ja mit sonst was angesteckt haben. Er war leider ein dauerbesorgter Mensch, und so lieb es auch gemeint war, irgendwann ging es mir gehörig auf den Sack - ich hatte den Namen ja nicht mit Absicht vergessen. Es war schlussendlich Sandy, der Liams Nerverei ein Ende setzte, indem er bei einem gemeinsamen Abendbrot einschritt, als mein bester Freund gerade den Mund voller Essen hatte und nicht widersprechen konnte.
"Jetzt lass dem Jungen doch mal ein bisschen Spaß, Daddy", sagte er augenverdrehend. Alle aus unserem Freundeskreis nannten Liam so und inzwischen war sich niemand mehr sicher, ob es sexuell oder ernst gemeint war. Ich erinnerte mich nicht mal daran, wann wir damit angefangen hatten, aber es war mittlerweile so normal für uns, dass es keiner hinterfragte.
"Freu dich doch einfach, dass er anscheinend guten Sex hatte. Außerdem haben sie verhütet, du hast doch am Morgen auch die Gummis rumliegen sehen, oder? Ich hoffe by the way für dich, dass du deinen Boden zwischendurch mal sauber gemacht hast, Nialler. Eure Hinterlassenschaften will ich nämlich definitiv nicht an den Socken kleben haben."
Mit knallroten Wangen bestätigte ich die Grundreinigung meines Zimmers (inklusive Bettwäsche und Fußboden) und hoffte, Sandy würde jetzt nicht auch noch raushauen, dass er die Kondome gezählt hatte oder so, das hier war schon peinlich genug!
Gott sei Dank tat er dies nicht und nach einem ergebenen Seufzer von Liam ließen wir das Thema auch endgültig fallen. Zumindest bis zu dem Donnerstag vor Harrys Party.
***
Sandy hatte meinen besten Freund und mich zum WG-Einkauf verdonnert; außerdem hatten wir Harry versprochen, Bier, Wodka und Erdnussflips mitzubringen und schnell hatten wir uns dazu entschlossen, das ganze einfach miteinander zu verknüpfen. Nun saßen wir zu zweit in Liams Auto auf dem Weg zum Supermarkt und ich versuchte verzweifelt, den Kabelbruch seines AUX-Kabels zu finden, damit ich es richtig halten konnte und wir wenigstens eigene Musik hatten.
"Wir kaufen ein verdammtes Klinkenstecker-Kabel, wenn wir eh schon da sind!", schnaubte ich, als ich endlich den blöden Bruch gefunden hatte und Liams Autoradio nach mehrmaligen Knacken schließlich meine Musik von sich gab.
Mein Nebenmann lachte. "Ist ja gut, entspann dich. Aber mach diesen blöden Song weg. Keiner hier will Naughty Boy hören."
"Wir sind zu zweit, Liam", merkte ich an, entsperrte dann aber trotzdem mein Handy.
"O, P, R, S..." Murmelnd scrollte ich durch die Interpreten in meiner Playlist. "T...W..."
Dann riss ich die Augen auf. "Das war's!", schrie ich und ließ meine rechte Hand klatschend auf Liams Oberschenkel sausen.
"Fuck! Niall! Ich fahre!", fluchte mein bester Freund und warf mir einen wütenden Blick zu. "Was war was, du dämliche Nuss?", fügte er etwas ruhiger an.
"Ich erinner mich wieder!"
"An was er-oooh!" Liam schien ein Licht aufzugehen. "Du meinst seinen Namen?"
Ich nickte. "Und? Wie heißt er?", wollte er aufgeregt wissen.
"Zadd."
"Wie der DJ?" Er warf mir einen irritierten Blick zu.
"Nein. Mit A." Ich musste kurz lachen, da mir in diesem Moment einfiel, dass ich ihn genau das gleiche gefragt hatte.
"Wie bist du denn da jetzt drauf gekommen?", fragte Liam.
"Ich hab den echten DJ in meiner Playlist und als ich den Namen gesehen hab, hat es geklickt." Ich zuckte mit den Schultern. "Ist jetzt aber eigentlich auch egal, schließlich kann ich allein mit 'Zadd' eh nicht viel anfangen."
Irritiert sah ich zu meinem Nebenmann, als der plötzlich anfing zu lachen.
"Aha." Liam feixte. "Erst war es bloß ein One-Night-Stand und auf einmal hättest du gerne mehr Informationen zu ihm, um was genau zu machen?"
"Was", piepste ich, "Nein!" So hatte ich das doch gar nicht gemeint. Ja, es war guter Sex gewesen und ich war die letzten Tage deutlich befriedigter und entspannter gewesen, obwohl ich eine Menge Unistress hatte, aber das hieß ja nicht, dass ich ihn jetzt auf jeder sozialen Plattform suchen würde, nur um auf gut Glück wieder mit ihm zu vögeln. "Musst du denn immer alles verdrehen, was ich sage?"
"Ach Nialler, ich verarsch dich einfach nur gerne, das weißt du doch", erwiderte er grinsend, "Und vielleicht bin ich auch ein bisschen eifersüchtig auf deinen Zadd. Immerhin liebe ich dich und du denkst seit Tagen an nicht anderes, als seinen Schwanz, das sieht man dir doch aus zehn Meter Entfernung an!"
"Halt die Fresse, Liam!", schrie ich mit rotem Gesicht und schlug ihm den linken Oberarm blau.
"Au! Niall! Nia-a-all, ich fahre!"
"Dann fang nicht mit sowas an, du Arsch! Außerdem lachst du, du dämlicher Klops, also kann es nicht so schlimm sein", keifte ich ihn an und schlug weiter auf ihn ein.
"Du lachst doch selber, du Trottel", kicherte er und schaffte es, mich mit einem Arm abzuwehren.
Wir kabbelten uns weiter, bis wir auf den Supermarktparkplatz fuhren und Liam mir befahl, die Klappe zu halten, weil er mit Geräuschen im Hintergrund nicht einparken konnte.
Ich verdrehte die Augen. Er war unmöglich.
Schließlich war aber auch diese Hürde geschafft und wir stiegen aus. "Holst du den Einkaufswagen?", bat er mich und etwas widerwillig machte ich mich auf den Weg, während er sich daran machte, den Kofferraum etwas aufzuräumen, damit unsere Einkäufe später auch reinpassten. Nachdem ich ca. eine Minute nach einer Münze gesucht, und schlussendlich eine in meinem Portemonnaie gefunden hatte, zog ich den Wagen heraus und schob ihn zu meinem besten Freund, nur um ihn ihm böse grinsend gegen den Fußknöchel rollen zu lassen.
"Au! Niall, verdammte Scheiße!", fluchte er und klemmte mich unter seinen Arm, während er gleichzeitig den Wagen in Richtung Eingang schob. Lachend versuchte ich, mich zu befreien und schaffte es irgendwie, in seinen rechten Nippel zu kneifen. Liam gab einen unmännlichen Schrei von sich und schubste mich in die Schiebetür. Wir hätten vermutlich so weiter gemacht, wenn uns nicht vier alte Leute und ein Kassierer strafend angeschaut hätten.
Kichernd zupften wir unsere Klamotten gerade und versuchten, möglichst elegant ins Geschäft zu gelangen.
Mein bester Freund überließ mir den Einkaufswagen und begann, mit gerunzelter Stirn den Einkaufszettel zu studieren.
"Seit wann braucht Sandy Avocados?", wollte er wissen, "Wenn das so weiter geht, müssen wir ihn noch rausschmeißen, keiner braucht Avocadofresser in der Wohnung."
"Die sind für mich, du Arsch!" Wieder boxte ich ihm gegen den Arm.
Liam sah mich entsetzt an. "Seit wann magst du Avocados? Wirst du Vegetarier? Bist du krank?" Dramatisch hielt er seine Hand an meine Stirn.
Ich schlug sie weg und verdrehte die Augen. "Nein, bin und werde ich nicht. Harry hat neulich Guacamole gemacht und ich hab festgestellt, dass es nicht schlecht schmeckt, okay?! Und jetzt hör auf, so eine schockierte Bitch zu sein, du Dramaqueen!"
Nach einem erneuten Lachanfall schafften wir es tatsächlich, die meisten Sachen auf unserem Einkaufszettel in den Einkaufswagen zu verfrachten. Schließlich kamen wir nach unserem Ladenrundgang kurz vor den Kassen an. Während Liam zwei Bierkästen und den Wodka auf unseren Wagen verfrachtete, ging ich schon weiter zu den Knabbersachen und studierte angestrengt die verschiedenen Tüten.
"Nehmen wir die Billigen, oder die Leckeren?", wollte ich etwas verzweifelt von meinem besten Freund wissen, als er neben mir auftauchte.
Liam beugte sich etwas vor und besah sich die Preisschilder der Erdnussflipstüten.
"Niall, das sind 13 Pence Unterschied!", pflaumte er mich an.
"Ja, bei einer Packung!", rechtfertigte ich mich, während ich auf meinem Handy schon die Taschenrechner-App öffnete, "Aber du willst Harry nicht nur eine Tüte Flips mitbringen, und bei vier Tüten sind das dann... 52 Pence, und davon kann man sich schon fast einen Billigkaffee leisten!" Triumphierend hielt ich meinem Nebenmann die Rechnung unter die Nase.
Dieser sah mich nur kopfschüttelnd an. "Du bist so ein Student, das ist nicht zu fassen."
Beleidigt schaute ich zu ihm hoch. "Gut, dann zahlst du halt die blöden Erdnussflips."
Gegen 12 Uhr hatten wir es geschafft, die Einkäufe in Liams Opel zu verstauen und machten uns auf den Heimweg, wobei ich mit gerunzelter Stirn den mal wieder viel zu langen Einkaufszettel durch las. Liam hatte nicht unrecht, ich war so ein Student, aber Liam hatte auch Geld. Es hatte mich damals in der Oberstufe schon immer etwas gestört, wenn mein bester Freund unser Essen allein bezahlt hatte und ich nicht genug hatte, um es ihm zurück zu geben. Er hatte immer nur lässig abgewunken und gesagt, solange er es freiwillig macht, müsste ich ihm gar nichts zurück geben.
Seine Familie war recht wohlhabend, aber jedes meiner Vorurteile hatte sich beim ersten Aufeinandertreffen mit ihnen in Luft aufgelöst. Seine Mum liebte es, für die Familie zu kochen und fing fast an zu weinen, als ich ihr Essen gelobt hatte. Sein Dad schenkte mir regelmäßig Karten für Fußballspiele und ließ mich vor meiner ersten Fahrstunde in seinem Auto fahren, um mir etwas die Angst zu nehmen. Liams ältere Schwestern arbeiteten als Erzieherin und Tierärztin und benahmen sich auch genauso, wie man es erwartete.
Zugegeben, sie erfüllten ziemlich viele Stereotypen einer heteronormativen Familie, aber auch meine Sorgen bezüglich ihrer Meinung über meine Homosexualität erwiesen sich als unbegründet. Sie waren einfach eine von Grund auf liebevolle und herzliche Familie.
Woher sie das viele Geld hatten, hatte ich nie gefragt, aber da Liam sowieso nie raushängen ließ, dass er nicht unbedingt arm war, ließ auch ich das Thema in meinem Kopf recht schnell unter den Tisch fallen.
Mit der Zeit hatte ich mich an den Gedanken gewöhnt, dass Liam nichts Materielles zurück haben wollte, wenn er uns Abends die Pizza bezahlte. Alles, was er wollte war, dass seine Freunde eine gute Zeit hatten und er mit dem Gedanken ins Bett gehen konnte, ihnen einen Gefallen getan zu haben. Liam hatte das Herz am rechten Fleck, auch wenn er noch lernen musste, dass den Leuten um ihn herum hauptsächlich wichtig war, dass er überhaupt dabei war und sich in die Gruppe integrierte. Er vertraute zu wenig darauf, dass er selbst genug war.
Ich hingegen hatte das Gefühl, zu viel darauf zu vertrauen, dass die Leute wirklich meinetwegen mit mir abhingen - auch wenn ich nicht wusste, weswegen sonst, ich hatte schließlich nichts. Seit ich nicht mehr bei meinen Eltern in Irland wohnte, besaß ich Geld kaum einen Monat lang; das meiste auf meinem Konto ging für die Wohnung drauf. Wenigstens um das Studium musste ich mir -zumindest das Budget betreffend- nicht zu viele Sorgen machen. Ich zahlte lediglich meine Materialien und das WLAN, den Rest übernahmen Gott sei Dank meine Großeltern.
Liam und ich schafften es, bis halb eins zurück in der WG zu sein und begannen damit, die Einkäufe einzuräumen. Dabei sangen wir lauthals und schief zu *NSYNC mit und lachten uns halb kaputt. Das liebte ich an meiner Freundschaft mit Liam: wir konnten zusammen einfach absolut peinlich, kindisch und zu 100% wir selbst sein, ohne dass es irgendwem unangenehm sein musste. Er war mir schon in den ersten gemeinsamen Wochen unglaublich wichtig geworden und ich war mir sicher, dass es sich niemals ändern würde, wie viel er mir als bester Freund bedeutete. Angefangen bei unserer ersten gemeinsamen Party, auf der wir viel zu viel Bier getrunken hatten und am Ende nebeneinander kotzend in den Büschen hockten, über unsere Filmabende, in denen ich kuschelnd in seinen Armen lag, weil ich mich nicht gut fühlte, bis hin zu seinen Ratschlägen, als ich wegen meiner Beziehung mit Josh halb verzweifelte.
Auch jetzt, als wir gerade unseren Kühlschrank einräumten und ich tief in meinen Gedanken versunken war, ließ er mal wieder den besten Freund raushängen.
"Du machst dir wegen irgendwas Sorgen", stellte er fest, "Ist es wieder wegen dem Geld? Du musst mir nichts zurück geben."
Ich schüttelte den Kopf und seufzte. "Wegen Harrys Party." Okay, hauptsächlich wegen Zayn, aber so wie ich Liam kannte, hatte er das auch schon überrissen.
Er legte die Butterpackungen, die er eben noch einräumen wollte, auf den Tisch, kam zu mir und platzierte seine Hände auf meinen Schultern.
"Hör zu, ich weiß, du hast irgendwie Angst vor einer Begegnung mit Zayn, er hat es schließlich letztes Mal echt verkackt. Aber erstens sind seitdem zwei Jahre vergangen, ihr seid beide um einiges erwachsener geworden und zweitens: sollte er trotzdem einen dummen Kommentar loslassen, kriegt er es mit mir zu tun, okay?"
"Aww, Liam." Ich grinste ihn an und schlang meine Arme um ihn.
Er erwiderte die Umarmung, löste sich dann jedoch von mir und sagte: "Komm, lass uns das Zeug noch einräumen und dann pflanzen wir uns mit Chips in mein Bett und ziehen uns fünf Folgen Riverdale rein!"
Wir schafften tatsächlich fast acht Folgen, und obwohl mich mein bester Freund damit erfolgreich abgelenkt hatte, lag ich am Abend unter meiner Decke und konnte nicht verhindern, dass ich wieder etwas Bammel vor dem morgigen Tag hatte.
Hello friends! Morgen geht es nach über einem halben Jahr Pause (dank Lockdown) wieder bei meinem Minijob los. Ich hab ganz minimal Panik davor, weil ich gleich mal für eine Kollegin einspringen darf und 5 superwichtige Aufgaben von ihr übernehme, die ich vorher noch nie gemacht hab... und außerdem hab ich highkey keinen Bock, mich wieder mit Kunden rumschlagen zu müssen, tbh. Also wünscht mir Glück, ich kann es gebrauchen 😅
Love, Irishkween ❤
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