11|Mordlust und Tränen

Eigentlich war ja geplant, das Kapitel erst morgen hochzuladen, aber eine gewisse Person hat mich dazu gebracht, das ganze etwas vorzuziehen 👀 Wie lange ihr dann auf Kapitel 12 warten müsst, kann ich noch nicht sagen, das kommt ganz darauf an, wie viel ich heute im Zug noch schaffe. Aber wenn es mehr als eine Woche wird: blame KiriHoran77 (for legal reasons ist das ein joke, please don't be mean to her, ich war selbst zu ungeduldig, um noch einen Tag länger zu warten)

And now get ready for the Dramaaaaa!!!

Heute musste wohl irgendein lahmer Rentnertreff stattfinden, denn das Freizi war voll mit Herrschaften Ü60, die in Grüppchen zusammen standen und sich unterhielten. Ich nahm sie alle kaum wahr, als die schwere Eingangstür hinter mir zu fiel und ich mich nach Zayn umsah.

Ich entdeckte ihn im hinteren Teil vom Gang, wo er fast schon gelangweilt durch sein Handy scrollte und dabei auch noch unverschämt gut aussah. Das und seine Gleichgültigkeit an allem, was um ihn herum passierte, machte mich noch wütender, als ich sowieso schon war und mit großen Schritten stürmte ich auf ihn zu.

"Du!", spuckte ich ihm entgegen, als ich nur noch wenige Meter von ihm entfernt war und hob meine Hand, um sie mit Schwung in seinem Gesicht zu platzieren. "Du verfluchtes Arschloch!"

Er zuckte zusammen und wich zurück, sodass meine Fingerspitzen seine Wange nur streiften. Wütend holte ich noch einmal aus, um ihn diesmal richtig zu treffen, jedoch reagierte Zayn diesmal schneller und hielt meine flache Hand kurz vor seinem Gesicht fest.

"Lass mich los, du Penner!", zeterte ich und trat sogar nach ihm, als er einfach kurzerhand sein Handy zu Boden fallen ließ und auch nach meinem anderen Handgelenk griff.

"Du hast mir heute schon genug versaut!", schimpfte ich während ich versuchte, mich aus seinem Schraubstockgriff zu lösen. "Erst ruinierst du mir den Nebenjob und dann hältst du mich davon ab, mich zu rächen!"

Die Leute um uns herum, die ihre Gespräche eingestellt hatten und nun erschrocken zusahen, waren mir völlig egal. Sollten sie doch schauen!

Ich wollte Zayn endlich mal meine verdammte Meinung geigen, schließlich hatte er mich lange genug runtergemacht, dieser blöde, dämliche, nervige, arrogante, selbstverliebte Scheißkerl!

All meine wütenden Gedanken auf ihn, all die Gemeinheiten, die er zu mir und -in meiner geglaubten Abwesenheit- über mich gesagt hatte, fluteten meinen Kopf, ließen mich wie besessen gegen seinen Griff ankämpfen und ihn, wenn ich mich tatsächlich kurz lösen konnte, erneut überstürzt angreifen, nur um von seinen ausgestreckten Armen aufgehalten und weggeschubst zu werden, bevor ich ihn erreichen konnte.

"Ich hasse dich!", zischte ich ihn nach endlosen Versuchen nur an, schwer atmend und das Gesicht vermutlich rot vor Wut und Erschöpfung, aber etwas in mir weigerte sich, ihn in Ruhe zu lassen. "Ich hasse dich so sehr, ich wünschte, ich wüsste nicht, dass du existierst! Du machst alles kaputt und kannst für nichts davon gerade stehen, du scheiß Feigling!"

Zayn sah von meinen Worten tatsächlich überrascht aus, aber ich konnte dafür keinen zweiten Gedanken verschwenden, ehe ich wieder mit grimmiger Miene auf ihn losging.

Meinem Erzfeind entwich ein leises "Fuck", als er meinen Hieb nach ihm nur gerade so mit Mühe aufhalten konnte und seine Finger schlossen sich erneut um mein Handgelenk, sodass ich nicht mehr direkt zu dem geplanten zweiten Schlag ansetzten konnte und frustriert und wild zappelnd wehrte ich mich gegen diese Bewegungseinschränkung, während ich ihn weiter wütend verfluchte und beleidigte.

Mit einem halben Ohr bekam ich mit, wie Harry zusammen mit Louis im Freizi-Flur auftauchte und irgendwo hinter mir "Niall, stopp!" schrie, aber ich hatte nur einen flüchtigen Blick in seine Richtung übrig, ohne ihn überhaupt richtig wahrzunehmen, ehe ich weiter wütete.

Harry war mir gerade sowas von egal, ich wollte nur endlich Gerechtigkeit und meine verdiente Rache für das ganze Arschloch-Verhalten, das ich über mich hatte ergehen lassen müssen. Ich wollte für all das einen verfluchten Ausgleich, der mir in diesem Moment allerdings schwerer gemacht wurde, als ich geglaubt hatte.

"Fuck, lass mich doch endlich los!", giftete ich Zayn an und kämpfte verbissen gegen seinen Arm an, mit dem er mich noch immer auf Abstand hielt und damit erfolgreich daran hinderte, ihm mit meiner Faust ein neues Gesicht zu verpassen. Ich nahm all meine Kraft zusammen und riss meine linke Schulter nach hinten, aber gerade als ich es geschafft hatte, mich zur Hälfte aus seinem eisernen Griff zu befreien, wurde mein Arm schon wieder festgehalten - diesmal aber von Louis, der plötzlich direkt neben mir stand und viel kräftiger war, als er aussah.

"Niall, es reicht", sagte er und sah mich mit einem so ernsten Blick an, dass ich unter normalen Umständen wohl tatsächlich inne gehalten hätte. Gerade aber machte er mich damit nur noch wütender.

"Was hast du mir denn schon zu sagen?", fauchte ich ihn an und versuchte, ihn und Zayn von mir los zu kriegen, indem ich meine Arme nach innen drehte.

Louis bekam ich nicht so leicht abgeschüttelt, aber Zayn rutschte bei der Bewegung mein Unterarm aus den Fingern und vollkommen intuitiv holte ich aus.

Ich sah, wie er das Gesicht verzog, noch ehe ich wirklich spürte, dass ich ihn mit meinen Fingerknöcheln tatsächlich getroffen hatte und mitten in meiner Bewegung erstarrte ich. Harry schrie entsetzt meinen Namen und für ein paar Sekunden wie betäubt beobachtete ich, wie Zayn sich mit schmerzerfüllter Grimasse den Handrücken unter seine Nase hielt.

Mit einem Schlag schien sich mein gesamtes Bewusstsein auf nur wenige Zentimeter um mich herum zusammenzuziehen, ich hörte meinen Herzschlag laut und schnell in meinen Ohren pulsieren, nahm die heftigen Atembewegungen meiner Brust aus dem Augenwinkel wahr. Alles außerhalb meines direkten Blickwinkels schien wie ein schlechter Photoshop-Filter zu verschwimmen, aber ich sah sowieso nur meinen Gegenüber an, der mit zusammengebissenen Zähnen immer wieder "Fuck" murmelte, bis Harry auf ihn zugestürmt kam, sich zwischen uns schob und panisch fragte, ob Zayn schwer verletzt sei.

Louis griff nach auch nach meinem anderen Arm, sagte irgendwas, schrie mich vielleicht auch an, aber ich konnte nur auf Harrys Rücken starren. Das wilde Muster auf seinem Shirt ließ mich leicht schwindeln und ich musste mehrmals blinzeln, aber das Karussell in meinem Kopf wollte nicht aufhören, während ich gleichzeitig nicht wegsehen konnte.

"Niall! Fuck, warst das du?" Erst die laute (und fassungslose) Stimme meines besten Freundes brachte mich dazu, orientierungslos meinen Kopf zu drehen. Während ich mich noch fragte, wo zur Hölle Liam auf einmal hergekommen war, spürte ich schon den Druck zweier kalter Hände, die die warmen von Louis an meinen Armen ablösten und diese fest hinter meinem Rücken hielten.

Erst diese Berührung riss mich aus meiner geräuschverschluckenden Blase und ließ mich vollends darüber bewusst werden, wo ich war und wie viele Menschen sich um mich herum befanden. Ich sah in erschrockene, neugierige und verurteilende Gesichter und wollte plötzlich nur noch eins: ihnen allen entfliehen. Raus aus diesem Gebäude, am liebsten gleich raus aus dieser Stadt.

Ich holte tief Luft -gefühlt das erste Mal an diesem Tag bewusst- und verließ mich auf meinen Fluchtinstinkt aus dieser Situation.

"Shit, Niall! Hast du noch nicht genug?", fuhr mich mein bester Freund an, als ich Anstalten machte, mich aus seinem Griff zu lösen.

Ich wollte ihn anbrüllen, sagen, dass er mich verflucht nochmal einfach loslassen sollte, aber obwohl ich atmete, hatte ich das Gefühl, dafür nicht genug Sauerstoff in den Lungen zu haben, weshalb ich bloß verbissen zappelte und zerrte und seinen Händen doch nicht entkommen konnte.

"Fuck, Ni-", fluchte Liam mit zusammengebissenen Zähnen, als ich ihm in meiner versuchten Flucht ungewollt (aber ohne, dass es mir leid tat) fest gegen das Schienbein trat und immer noch nicht aufhörte, mich von ihm loszureißen versuchte. "Okay, wir gehen raus", sagte er bestimmt und zog mich unsanft in Richtung Veranstaltungssaal, in dem nur eine Woche zuvor der Großteil von Harrys Geburtstagsparty stattgefunden hatte.

Liam bugsierte mich die fünf Stufen hinunter und es grenzte wahrscheinlich an ein Wunder, dass wir trotz meinem Gezappel nicht fielen und uns sämtliche Knochen brachen. An der Fensterfront, die zum äußeren Teil des Freizi-Grundstücks führte, standen ein paar ältere Leute und glotzten uns mit großen Augen an. Meine selbsterklärte Leibgarde (denn ob er in diesem Moment noch mein bester Freund war, musste ich definitiv nochmal überdenken) rief ihnen zu, dass sie die Glastür öffnen sollten und einer von ihnen kam dem tatsächlich direkt nach, sodass Liam mich grob nach draußen schieben konnte.

Die kalte Winterluft traf mich wie ein Schnellzug, ließ mich schnappend einatmen und pustete durch meine Luftröhre direkt in meine Lungen. Und plötzlich konnte ich wieder reden.

"Lass mich los!", schrie ich Liam an, während er versuchte, mich weiter in Richtung des Zaunes zur Grundschule zu zerren.

"Damit du wieder rein rennst und Zayn meuchelst? Vergiss es!", erwiderte er wütend und festigte seinen Griff um meine Arme noch mehr. "Was ist denn in dich gefahren? Du bist ja vollkommen tollwütig!"

"Lass mich einfach los, Liam!" Ich ruckte herum und wand mich, konnte dem Schraubstockgriff meines besten Freundes aber immer noch nicht entkommen.

Verdammter Fitnessjunkie! Verdammter Zayn! Und verdammte Selbstbeherrschung, die sich genau in dem Moment in Luft auflöste, als Harry und Louis zusammen mit meinem Erzfeind aus der Tür traten, wobei letzterer sich ein Taschentuch unter die Nase hielt und alle drei genau in unsere Richtung schauten. Mein Blick traf auf Zayns und mit Schrecken stellte ich fest, dass meine Augen anfingen, sich mal wieder mit Tränen zu füllen. Fuck. Fuck, fuck, fuck, nein!

Ich hörte vollkommen auf, mich zu bewegen und spürte, wie Liam vor Überraschung seinen Griff etwas lockerte. Dann zog ich mit einem Ruck meine Arme nach vorne, befreite mich von meinem besten Freund und rannte los.

"Niall! Scheiße!", rief er mir hinterher und versuchte, mich wieder zu fassen. Als er jedoch kapierte, dass ich nicht in Richtung Zayn, sondern zum Sportplatz rannte, schien er inne zu halten.

Mir war das nur recht. Während ich durch den Torbogen entkam und so schnell ich konnte am Zaun entlang lief, um Abstand zwischen mich und Zayn zu bringen, begannen die Tränen zu laufen und wenige Sekunden später heulte ich so stark, dass meine gesamte Umgebung nur noch verschwommen wirkte. Ich schluchzte laut auf und fuhr mir mit meinem Unterarm über die Augen, ohne auch nur minimal langsamer zu werden. Irgendwie schaffte ich es zum hinteren Tor des Schulhofs und kletterte drüber. Es war Samstag Mittag und ich hoffte einfach, dass der Hausmeister nicht ausgerechnet jetzt den Pausenhof abchecken würde.

Weinend und schwer atmend ließ ich mich zwischen ein paar kleinen Büschen auf den harten Boden fallen und zog die Beine an. Ich schlang meine Arme um meinen Körper und legte meine Stirn auf meinen Knien ab, während ich weiter haltlos schluchzte. Ich konnte nicht einmal sagen, wieso ich weinte, aber vermutlich war es einfach alles zu viel gerade.

Mir war bewusst, dass ich gerade alles andere als einen guten Auftritt geleistet hatte. In meiner rasenden Wut auf Zayn hatte ich keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, wer mich alles sehen und was tatsächlich passieren konnte, aber auch wenn ich mir jetzt, mit mehr als 100 Metern zwischen mir und dem Freizi, ins Gedächtnis rief, dass diese Geschichte durchaus Konsequenzen für mich haben könnte, tat es mir nicht Leid, ihm eine verpasst zu haben. Er hatte es immerhin über zwei Jahre herausgefordert und es war nicht komplett aus der Luft gegriffen, dass mir irgendwann der Geduldsfaden riss.

Das heute war einfach nur der letzte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Zayn hatte mich vollkommen bewusst gestichelt und provoziert, in dem Wissen, dass ich keine einzige Chance auf diesen Job hatte, wenn ich darauf einging und versuchte, mich gegen ihn zu wehren. Er hatte es mir ganz offensichtlich mit Absicht versaut, vermutlich weil er es nicht hatte ertragen können, eine solche Situation verstreichen zu lassen, ohne mich in irgendwelche Scheiße zu reiten. Scheinbar reichte es ihm nicht mehr, nur mein Äußeres zu bekriteln, er musste mir jetzt wohl auch noch die Freude an meinem gesamten restlichen Leben nehmen.

Wütend kickte ich mit meinem Hacken in die gefrorene Erde unter meinen Füßen.

Ganz egal, wie lange ich darüber nachdachte, ich begriff einfach nicht, wieso er mich so hasste. Ja, ich hatte bei unserer ersten Begegnung nicht den besten Modegeschmack und Haarstyle gehabt, ja ich war tollpatschig und aufgekratzt gewesen; ich konnte mir auch vorstellen, dass meine Art ihm irgendwie auf die Nerven gegangen war, er war einfach deutlich ernster und erwachsener gewesen als ich, aber das alles waren keine Gründe, mich wie Dreck zu behandeln.

Wieder fingen die Tränen an, stark zu laufen und ich rieb mir über die Arme. Liam und auch Louis hatten einen verdammt festen Griff gehabt und ich war mir sicher, dass sich meine Haut dort noch bläulich verfärben würde - genauso wie an meinen Handgelenken, wo Zayn mich festgehalten hatte.

Gottverdammt, Zayn. Ich schniefte und wischte mir die Nase an meiner Hose ab. Sein Verhalten war einfach unfair, ich hatte ihm schließlich nie etwas getan, jedenfalls nicht grundlos. Er hatte immerhin angefangen!

Ich wusste nicht, wie lange ich noch mit verschränkten Armen und dem Kopf auf meinen Knien auf dem Grundschulpausenhof saß und mich halbwegs abregte, über Zayn und sein Verhalten nachdachte und wieder wütend wurde. Irgendwann konnte ich aber einfach wirklich nicht mehr sitzen, ganz egal wie viel ich herum ruckelte und meine Sitzposition zu verändern versuchte. Außerdem wurde mir der Boden langsam zu kalt (oder vielleicht nahm ich es auch nur endlich wahr) und auch mein restlicher Körper schien sich nicht mehr selbst aufzuwärmen, sodass ich mich mit zitternden Beinen erhob und ein paar kleine Schritte machte, um wieder etwas mehr Gefühl in ihnen zu bekommen.

Ich fand ein Taschentuch in einer meiner Jackentaschen (vermutlich noch von der Dame, die uns letzte Woche ausgeholfen hatte, als Sandy am Busstopp seinen Restalkohol losgeworden war), putzte mir damit geräuschvoll die Nase und wischte den Rotz ab, den ich mir zuvor in meinem klitzekleinen Breakdown an die Knie geschmiert hatte, dann atmete ich mehrmals tief ein und aus, ehe ich mich daran machte, das Schulgrundstück auf dem gleichen Weg zu verlassen, auf dem ich es auch betreten hatte. Es stellte sich als deutlich schwieriger heraus, mit eingefrorenen Gliedmaßen und ohne komplett aufgelöst zu sein, über das Tor zu klettern, aber ich schaffte es mit nur ein paar Kratzern mehr auf die andere Seite.

Zurück zum Freizi wollte ich nicht gehen, auch wenn das der einzige Weg war, von dem ich wusste, dass der Durchgang zur Straße definitiv geöffnet war. Zu unwohl fühlte ich mich bei dem Gedanken, dass Zayn noch da sein könnte und auch von keinem der anderen Besucher dort wollte ich je wieder zu Gesicht bekommen werden.

Deshalb wandte ich mich nach links und lief über die große Rasenfläche am Zaun entlang in Richtung Straße. Ungefähr 50 Meter weiter trennte mich ein hoher Maschendrahtzaun von einem löchrigen Gebüsch, auf dessen anderer Seite, wie ich wusste, die Straße war, auf der auch irgendwo ein Bus abfahren musste. Ein zufällig offen stehendes Tor sah ich nicht (das wäre wohl auch zu schön gewesen), aber ich hatte Glück und fand eine zerschnittene Stelle in einer Ecke der Umzäunung, durch die ich mich quetschte. Ich glaube, dabei mit meiner Jacke irgendwo hängen zu bleiben und ein leises, besorgniserregendes Krck zu hören, dem gerade aktiven Teil meines Gehirns war das allerdings ziemlich scheißegal.

Ein junges Pärchen mit Kinderwagen sah mich erschrocken an, als ich auf der anderen Seite des Gebüsches vor ihren Nasen auf den Gehweg stolperte, aber ich zupfte mir nur meine Kleidung zurecht, entfernte ein Blatt aus meinen Haaren und nickte ihnen höflich zu, ehe ich so würdig, wie es mir eben möglich war, in Richtung der Bushaltestelle spazierte.

Ich fuhr nicht nach Hause, stattdessen blieb ich im Bus sitzen, kostete meinen Studententarif voll aus und ließ mich bis in die Stadt bringen, wo ich mir bei einem chinesischen Takeaway etwas zum Mittagessen holte, ehe ich mich damit auf ein paar Stufen setzte und innerlich die vorbeilaufenden Passanten verurteilte. Es ließ mich definitiv nicht besser fühlen und im Nachhinein tat es mir auch jedes Mal ein bisschen leid, aber so hatte ich eine Beschäftigung, die mich davon abhielt, über meine eigene beschissene Lage nachzudenken.

Als ich das nächste Mal auf mein Handy sah, war es fast halb drei und mir wurden mehrere Benachrichtigungen angezeigt: drei wütend klingende Nachrichten von Liam, wo ich war und dass ich gefälligst Heim kommen sollte, eine Sprachmemo von Harry und einen kleinen Textblock von Louis.

Ich öffnete Whatsapp und ignorierte die beiden ersteren, tippte aber den Chat mit dem Barkeeper an und las, was er geschrieben hatte:

"Hi Niall. Harry neben mir ist ziemlich angepisst und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich denken soll, aber ich will dir wenigstens ein Update geben. Zayn will nicht sagen, worum es bei eurem Streit ging, aber er weiß definitiv, warum du sauer warst/bist. Keine Ahnung, ob ER es ist, auch wenn er meiner Meinung nach ein Recht darauf hat. Er ist zwar Gott sei Dank nicht wirklich verletzt, aber du hast ihn verdammt ungünstig getroffen und scheinbar kann es da relativ leicht zu Nasenbluten kommen (ich bin kein Arzt, aber das hat irgend so ein Typ im Freizi gemeint). Schmerzen hatte er aber auf jeden Fall trotzdem und sein Shirt ist by the way auch eingesaut... ich hab das Gefühl, das hat ihn mehr geärgert als seine Nase, aber naja. Ich hoffe mal, dich interessiert zumindest, dass er dich nicht wegen Körperverletzung oder so anklagen wird.

Louis"

Ich gab ihm keine Antwort, obwohl er natürlich sehen würde, dass ich seine Nachricht gelesen hatte. Louis war ein cooler Typ und auch wenn mir klar war, dass er gerade definitiv nicht auf meiner Seite war, hatte ich die Hoffnung, dass er es dabei auch belassen würde.

Harry und Liam allerdings... natürlich war mir klar, dass sie die Situation nur nach dem beurteilen konnten, was sie auch wirklich gesehen hatten, aber andererseits wussten sie auch beide ganz genau, wie arschig Zayn von Anfang an zu mir gewesen war - da lag es doch wohl nicht fern, dass ich tatsächlich einen guten Grund hatte, auf ihn loszugehen!

Seufzend sperrte ich mein Handy wieder und ließ es zurück in meine Jackentasche gleiten, dann rappelte ich mich von meiner Steintreppe auf und sah mich nach einem Mülleimer um, um die Abfälle meines Mittagessens loszuwerden. Anschließend zupfte ich meine Kleidung zurecht -die gute Jeans und das Poloshirt, die mir am Ende überhaupt nichts gebracht hatten- und machte mich extra langsam und widerwillig auf den Weg zurück zur WG, um mich dem Unvermeidlichen zu stellen. 

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