Kapitel 8


Grummelnd suchte Chuuya in der Jackentasche seines Mantels nach seinem Wohnungsschlüssel. Dazai mit dem er eigentlich nach Hause gegangen wäre, hatte ihn sitzen gelassen. Natürlich für eine Frau die er sich angelacht hatte, für wen auch sonst. Chuuya's Gedanken hingen aber größtenteils daran, dass er den Abend höchstwahrscheinlich alleine mit dessen Schwester verbringen müsste und das kotzte ihn nun schon wahnsinnig an. Zwar hätte er seinen Abend auch in einer Bar mit dem ein oder anderen Gläschen verbringen können, doch erstens war alleine trinken unglaublich langweilig und zweitens hatte er schon zwei Gläser mit Dazai nach seinem letzten Auftrag getrunken. Auch wenn er es hasste dass sein bester Freund ihn damit aufzog dass er nichts vertrug, wusste Chuuya besser als jeder andere dass diese Aussage der Wahrheit entsprach.

Erleichtert seufzte der Mafioso auf als er es endlich geschafft hatte den richtigen Schlüssel aus seiner Tasche zu ziehen. Murrend zog er seine Schuhe aus, während er die Tür öffnete. Anders als gestern kam ihm keine singende Stimme Kazuko's entgegen, sondern nur Stille. Nein, nicht ganz, etwas anderes traf auf seinen Gehörgang. Das Geräusch von leisem Schluchzen. Sein Blick fiel in den Gang. Vor ihm im dunklen saß Dazai's Schwester. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt und ihre Knie zu sich gezogen. Ihre Haare standen zerzaust zu allen Seiten ab. Ihren Körper zierten edle Sachen in schwarz und weiß, etwas das er trotz der Dunkelheit erkennen konnte. Sein Kopf schrie ihn an, er sollte dies alles ignorieren und an ihr vorbei gehen, als ob er sie nicht gesehen hätte zu seinem eigenen Schutz. Sein Herz allerdings konnte es nicht. So sehr er auch versuchte die Braunhaarige zu hassen, so böse konnte er nun doch nicht sein. So warm und rein war sein Herz noch.
Chuuya machte das Licht mit Hilfe des Schalters links neben ihm an.

Er ging vor Kazuko in die Hocke, doch die Braunhaarige schien ihn nicht zu bemerken.

„Hey Kazuko. Was ist passiert?"

Sanft hatte der Orangehaarige seine Hand auf ihrem Bein abgelegt und rüttelte sie sanft.
Langsam hob Kazuko den Kopf. Chuuya sah in zwei glasige blaue Augen, deren Augäpfel sich schon rötlich gefärbt hatte von so vielen weinen. Ihr Mascara war verwischt und lief wie ihre Tränen bis zum Kinn über ihr Gesicht.
Stumm schluchzte sie weiter während ihr Blick weiter dem Mann vor ihr galt.
Der Mafioso hingegen versuchte scharf nachzudenken. Hatte sie etwas erzählt? Was könnte es sein, weshalb sie sich so elend fühlte?

Wie ein Blitz durchzog es ihn, als ihm alles wieder einfiel.

„War das Gespräch heute so schlimm?"

Lauter schluchzte die Braunhaarige auf, daraufhin nickte sie kräftig. Ohne nachzudenken schlang Kazuko ihre Arme um ihren Gegenüber. Sie brauchte grade Jemanden der da war, egal wer. Schluchzend drückte sie ihren Kopf an seine Brust während ihr hektischer Atem nicht abklang.

Völlig überfordert war Chuuya erstarrt. Sein Körper fühlte sich heiß und kalt zugleich an. Sein Verstand schrie ihn an, sie sofort weg zu schubsen. Doch sein Herz war wie auch schon zuvor zu weich. Der Duft ihres Parfüms stieg ihm in die Nase. Erinnerte ihn zurück an seine geliebte Yu, die den selben Duft besaß, zumindest roch es eins zu eins gleich. Behutsam drückte Chuuya sie an sich. Ihr Duft, genauso wie die Tatsache dass er schon zwei Gläser Rotwein intus hatte, ließen seinen Verstand vernebeln. Beruhigend strich er ihren Rücken auf und ab, während sich seine Augen schlossen. Diese Wärme die er schon so lange nicht mehr gespürt hatte nahm ihn vollständig ein. Das erste Mal seit langem fühlte er sich wieder gebraucht. Seine Gefühle die er abtöten wollte kamen wie ein Rudel Wölfe zurück und stürzten ihn nieder.

„Danke, Chuuya", hörte er die Stimme der Braunhaarigen schniefen die ihn zurück ins hier und jetzt beförderte. Die ihn erinnerte, dass sie nicht Yu war.

Sofort löste er sich von ihr. Er wollte aufstehen, aber konnte nicht, er hatte nicht mitbekommen, dass Kazuko sich auf seine Beine gesetzt hatte. Es schien als wäre der Orangehaarige gefangen. Gefangen mit ihr und seinen unaufgeräumten Gefühlen von denen er nicht wusste wo er sie einordnen sollte.

„Kein Ding...äh...zieh dir doch mal was anderes an. Dann kannst du mir erzählen was passiert ist."

Kazuko nickte und stand von Chuuya auf. Nur eine Tür weiter verschwand die Braunhaarige in ihrem Zimmer.
Erleichtert seufzte der Mafioso auf. Er konnte immer noch nicht fassen was hier so eben passiert war. Eilig sprang er auf bevor Kazuko zurück kam und lief in sein Zimmer. Dort angekommen zückte er sofort sein Handy.

C: »Dazai! Hilf mir! Jetzt!«

Chuuya atmete erleichtert aus als sein Partner nur nach wenigen Sekunden abnahm.

D: »Was ist denn los? Du schreist so als ob das Haus in Flammen stehen würde. Ist was passiert?«

C: »Ja, deine Schwester ist passiert! Sie saß heulend im Gang als ich nach Hause gekommen bin. Irgendwas ist bei ihrem Gespräch wohl schief gelaufen aber ich weiß nicht was, also komm jetzt.«

D: »Ich bin in 10 Minuten da, versuch so lange sie zu beruhigen.«

Aufgelegt. Seufzend raufte sich Chuuya die Haare. An manchen Tagen verfluchte er seine Anziehungskraft für Probleme, doch heute würde er dieser am liebsten mit einem Boxhandschuh ins Gesicht schlagen. Nervös lief der Hutträger auf und ab. Er wusste nicht wie er das regeln sollte, ohne wieder auf längst verschüttete Gefühle zu stoßen. Tief atmete er ein und aus, bevor er sich einen leichten Schlag auf die Wange gab.

*Komm schon, du bist erwachsen, stell dich nicht so an.*

Schnell zog der Mafioso noch andere Klamotten an, dann ging er in die kleine Wohnküche. Kazuko saß auf ihrem neuen Platz auf der Eckbank. Ihr Blick glitt starr auf die hölzerne Tischplatte. Erst als sie das Geräusch der Tür hörte hob sich ihr Kopf.

„Willst du was trinken?", murmelte Chuuya leise, doch die Braunhaarige hatte alles verstanden.

„Ja, einen Tee bitte."

Chuuya nickte, füllte etwas Wasser in den Wasserkocher und brachte es zum kochen.

Nur wenig später saß Chuuya Kazuko und ihrem Himbeertee gegenüber der süßlich duftete. Etwas nervös tippelte der junge Mann mit seinen Fingern auf seinem Bein. Gemein zu sein um seine Gefühle los zu werden, war wesentlich einfacher als dabei nett zu sein.

„Erzähl, was ist passiert?"

Kazuko's Blick senkte sich noch weiter als wolle sie dem ihres Mitbewohners ausweichen.

„Ich hatte zwei Gespräche. Das erste lief ganz gut, aber da ich keine Ausbildung hatte, konnten sie mich nicht nehmen. Und die zweiten haben mich behandelt wie ein Haufen Dreck. Sie sagen ohne Ausbildung könnte ich nie etwas erreichen und so wie ich wäre bräuchte ich selbst das nicht probieren, sondern lieber putzen gehen oder so weil man da nichts falsch machen könnte. Mein äußeres Erscheinungsbild würde auch nicht dazu passen."

Chuuya's Augen weiteten sich etwas. Sein Blick fiel genauer auf die junge Frau vor sich. Für ihn selber, war sie wahnsinnig hübsch, nicht nur weil sie Yu ähnlich sah, nein, sie hatte etwas eigenes was ihn auf gewisse Art und Weise in ihren Bann zog.

„Das stimmt nicht".

Kazuko hob verwundert den Kopf.

„Ich habe dich zwar noch nie arbeiten sehen, aber ich glaube nicht dass du für die Arbeit nicht geeignet bist, also lass dir keinen Scheiß einreden."

„Danke, Chuuya", sanft lächelte die Braunhaarige ihn an, worauf der Mafioso aber sofort ihrem Blick auswich.

Keinen Moment später hörte man wie die Wohnungstür aufsprang. Dem Orangehaarigem fiel ein Stein vom Herzen als Dazai nur Sekunden später außer Atem neben ihm in der Tür stand.

„Na endlich wurde aber auch Zeit, die Rolle des Therapeuten passt nicht zu mir, jetzt kannst du weiter machen", brummte der Mafioso, während Dazai seine Schwester herzlich in die Arme nahm. Ohne weiteren Kommentar flüchtete der Orangehaarige aus der Küche in sein Zimmer. Kaum hatte er dies betreten rutschte er mit dem Rücken an der weiß gestrichenen Holztür hinunter. Seine rechte Hand an die Schläfe haltend sah er zu Boden. Es überforderte ihn. Alles. Kazuko, seine alten Gefühle zu Yu, nicht zu wissen wie er sich am beste verhalten sollte und nun auch noch diese aufkommende Wärme als Kazuko ihm so nahe war. Etwas das nicht sein dürfte. Gefühle die vernichtet werden müssen, bevor sie ihn erneut in den Abgrund zogen.

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Uff uff uff wie das wohl noch weiter geht mit den Beiden. Aber immerhin kann sich Kazuko nun sicher sein, dass Chuuya wirklich ein gutes Herz hat😌

Nächstes Kapitel kommt voraussichtlich Mittwoch oder Donnerstag😊 bis dann und vielen Dank an jeden einzelnen fürs lesen 🫶👋

(1363 Wörter)

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